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AUSGABEN UND ABHANDLUNGEN
AUS DEM
GEBIETE DER ROMANISCHEN PHILOLOGIE.
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AUSGABEN UND ABHANDLUNGEN
AUS DEM
GEBIETE DER ROMANISCHEN PHILOLOGIE.
VlltÖFfENTUCHT
VON
E. STENGEL.
IIL
BEITRÄGE ZUR KRITIK DER FRANZÖSISCHEN
KARLSEPEN.
MARBURG.
N. G. ELWERT'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG.
1881.
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BEITRÄGE ZUR KRITIK
DER
FRANZÖSISCHEN KARLSEPEN.
VON
H. PERSCHMANN, W. REIMANN, A. RHODE.
MIT VORWORT VON E. STENGEL.
f
MARBURG.
N. G. ELWERTSCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG.
1881.
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Vorwort.
EHe in diesem Heft vereinigten Arbeiten sind in der gleichen
Reihenfolge, in welcher sie hier stehen, bereits als Dissertationen
unserer philosophischen Facultät erschienen, die erste und letzte
ihrem ganzen Umfang nach, die mittlere mit Ausnahme der
interessanten und umfangreichen Anmerkungen. Auf meine Bitte
hat Dr. Reimann ausserdem für dieses Heft zu allen drei
Arbeiten ein Register abgefasst, um Punkte allgemeineren oder
dem eigentlichen Thema fernerliegenden Interesses, welche in
denselben zur Sprache gebracht oder berührt worden sind, schärfer
hervorzuheben. Zweck dieses Vorwortes ist es, nicht sowohl
die Mängel und Verdienste der einzelnen Abhandlungen hervor-
zuheben — das überlasse ich lieber der unbefangenen Kritik —
als den Leser kurz über das, was sie bieten wollen zu orientiren
und einige eigene Bemerkungen hauptsächlich zur ersten Arbeit
hinzuzufügen.
Alle drei Arbeiten beschäftigen sich mit Epen der Karls-
sage und rechtfertigt sich damit ihre Vereinigung unter dem
Gesammttitel : »Beiträge zur Kritik der französischen Karlsepen. €
Im übrigen sind sie freilich unabhängig von einander, ja ihrer
Anlage und ihrem Ziel nach grundverschieden.
Perschmann hat es mit der Stellung der ältesten Bs.
des Rolandsliedes (0) innerhalb der gesammten Ueberlieferung
zu thun. Diese und die damit zusammenhängenden Fragen
haben schon so viel Staub aufgewirbelt, dass Gefahr vorhanden ist,
der freie Blick der Forscher könne darunter leiden, oder habe
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schon darunter gelitten. l ) Perschmann wollte daher vorurtheilsfrei
zunächst den Thatbestand feststellen und dann die sich daraus er-
gebenden Schlüsse ziehen. Er untersucht deshalb möglichst
Fall für Fall, berücksichtigt aber nur die Stellen, in welchen
die andere Ueberlieferung (mindestens je ein Vertreter von zwei
nach Rambeaus und meiner Ansicht unabhängigen Redactionen)
geschlossen 0 gegenüber tritt 2 ) und behauptet, dass an keiner
dieser Stellen 0 der andern Ueberlieferung vorgezogen werden
müsse, an vielen Stellen ihr sicher nachstehe. Besonders
durch Herbeiziehung der Parallelstellen sucht er das Letztere
zu erweisen und 0 gegen sich selber zeugen zu lassen. Man
sollte meinen, dass die mittelst eines solchen Verfahrens
gezogenen Schlussfolgerungen, wenn ihre Prämissen nur im
Einzelnen zutreffen, zwingend seien. Doch ist ein namhafter
Rolandskritiker, den L. Gautier Epop. fr. III 2 542 nicht als
'jeune 6rudit 4 hätte bezeichnen sollen, nämlich F. Scholle offenbar
anderer Ansicht. Sein nach Veröffentlichung von P/s Arbeit
erschienener jüngster Aufsatz (Gröber's Zeitschr. IV., 2. 3.) lie»e,
falls die darin vorgetragenen Ansichten sich bewahrheiteten,
den Werth der Parallelstellen nicht nur sehr zweifelhaft, sondern
geradezu negativ erscheinen. Scholle hebt nämlich hervor, wie leicht
es den Sängern altfranzösischer Epen war, aus einem 10 Silbler
1) Ich erlaube mir hier die bezeichnende briefliche Aeusserang eiltet
in allgemeinem Ansehen stehenden Collegen, dessen Namen ich Mtflrltoh
verschweige, herzusetzen : 'Ich gestehe, dass ich mich schon seit zu langer
Zeit in den Oxf. Text hineingelebt habe, als dass ich so viele, wenn auch
noch so berechtigte Eingriffe in die von ihm gebotene Ueberlieferung
ohne einigen Widerstand annehmen könnte, indessen die Wahrheit ist
mir werther als die Oxf. Hs., und wenn einmal die ganze Lehre in einer
Ausgabe verkörpert vor mir stehen wird, so soll es mich freuen alter
Voreingenommenheit zu entsagen*. Sobald nur die Förster 'sehen Abdrücke
erschienen sind, werde ich versuchen, eine derartige kritische Ausgabe
herzustellen.
2) S. 8. Z. 21 ist statt 'gegenüber zurücksteht' einlach 'gegenüber
steht' zu lesen. Freilich ist P. noch dieser und jener Fall entgangen,
den er hätte behandeln müssen.
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durch leichte ISodification einen neuen zu fabrixiren, oder aus
dem eisten Theil eines und dem zweiten eines andern
einen dritten 10 Silbler herzustellen und will beobachtet haben,
dass fast alle Pluszeilen und Plusüraden, welche sowohl eine oder
mehrere Hss. gegenüber 0 y wie 0 gegenüber einer oder mehreren
anderen Hss. bieten, auf eine derartige Entstehung hindeuten.
Fast kein derartiger Zusatz enthält nach Scholle einen neuen
Gedanken, fast alle können daher füglich ausgelassen werden.
Auslassungen dürfen daher in solchen Fallen nur dann für eine
der Rolands- Redactionen angenommen werden , wenn die Zu-
sätze der anderen nicht ähnlichen oder gleichen schon ander-
weit vorhandenen Zeilen entsprechen.
Es sei mir verstattet, Schölle's Theorie von meinem Stand-
punkt aus etwas zu beleuchten. Ich will mich hier nicht
auf eine Widerlegung der Ansicht einlassen , dass jene Zusätze
keine neuen Gedanken bieten. Für viele trifft es ja sicherlich
zu. Aber ist darum Scholle's Schlussfolgerung berechtigt? Ich
meine nicht. Finden sich doch unter den Zeilen von 0, welche
als Zusätze nach Scholle nicht aufzufassen sind, nicht wenige,
die ebensowenig neue Gedanken und ebensowenig neue Form
aufweisen, wie die anderen, und ist es doch gerade charakteristisch
für den Stil des ältesten Epos, dass in monotoner Weise der-
selbe oder ein ähnlicher Gedanke an verschiedenen Stellen sich
auch in denselben oder wenigstens in einen sehr ähnlichen
Ausdruck kleidet. Das einzige Erforderniss , welches zu stellen
wir berechtigt sind, ist, dass die betreffenden Zusätze keinen
Widersinn in sich schliessen; ob sie an der Stelle, wo sie stehen,
nothwendig sind, darüber steht nicht unserem Geschmack,
sondern dem der Hörer des 11. Jahrh. das Urtheil zu 8 .) Dass
3) Allerdings vermieden es auch die mittelalterlichen Dichter, Verse
and Verstheile derart zu wiederholen, dass dadurch eine Härte oder ein
Widersinn entstand; anders die tTeberarbeiter und Schreiber. Sie bekunden
im Gegentheil die Tendenz, die von dem Dichter mit Fug und Recht
verwandten ähnlichen Bedewendungen einander vollkommen anzugleichen.
Ich wOl hier nur einen recht drastischen Fall aus dem Alexis anführen,
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aber diese gegen Wiederholungen von halben und ganzen Zeilen
wirklich nichts einzuwenden hatten, geht aus Gedichten wie dem
auf den h. Alexius zweifellos hervor. Die fünfzeilige Strophe des-
selben gestattet nicht die Echtheit derartiger Zeilen anzuzweifeln.
von L 17 c 'Dane an eisit danz Alexis acertes' begegnet der erste Vera-
theil schon 15d, wo aber nach AP 'Dune en eist fors ( mit Po. zu emendiren
ist, und das um so eher als die entsprechenden Verbalformen ebenfalls
das Praesens zeigen. Hier hat also der Schreiber L die ursprüngliche
Lesart von 15 d 1 durch 17 c 1 ersetzt. Dieselbe Absicht bekundet der
Schreiber P in 43a, wenn er L 'Eist de la nef durch 'Dunt issi de la neF
ersetzt. Noch deutlicher tritt das gleiche Verfahren L 17 c 1 zu Tage.
Die Lesart L ist mehr als anstössig, da es doch einer Betheurung mittelst
'acertes' dafür wahrlich nicht bedurfte, dass Alexis aus dem Schiffe
herausging. Die andern Hss. bieten denn auch 'aterre' statt *acertes* und
Pa. adoptirt ihre Lesart. Offenbar floss hier also dem Schreibor von L der ihm
vorschwebende zweite Verstheil von 80b in die Feder, wahrend ihm
vielleicht, als er 80b* seinerseits niederschrieb, 17c* einfiel und das den
Flexionsfehler 'danz* statt 'dan 4 , der freilich auch 23d begegnet, in 30b*
veranlasste. Die gleiche Beminiscenz führte die Ersetzung von 'saint*
durch 'danz 1 in L 114c herbei. Dass hier 'saint' allein am Platze ist, geht
daraus hervor, dass sonst Alexis von 67 b, d. h. vom Augenblicke seines
Todes an, in L stets 'saint' titulirt wird, wahrend er vorher nur 'danz*
als Titel führt. Auch die Schreiber der späteren Hss. haben diese
Scheidung streng beobachtet, doch hat P gleich zu 75b 'danz* gegen
'sainz' LASM und umgekehrt 39a. Der Jongleur hingegen, welcher die
Tiradenredaction S verfertigte, ersetzte fast durchweg 'danz* durch 'sains'
(ersteres hat er nur 20b ;23d beibehalten), nirgends aber 'sainz' durch 'danz*,
offenbar, weil er als Laie sich auch den lebenden Alexis nur als Heiligen vor-
stellte. Sehr beachtenswerth ist übrigens, dass diese Wirkung des
Analogiegesetzes sich in vorstehenden Fällen immer nur bei je einem
Abschreiber oder Ueberarbeiter geltend macht. Die Möglichkeit, dass
sie sich auf mehrere von einander unabhängige Schreiber gleichzeitig
erstrecken könne, d. h. also, dass mehrere Schreiber eine und dieselbe
Aenderung am Originaltext selbständig vornehmen konnten, ist in solchen
Fällen allerdings nicht zu läugnen, wird sich aber sicherlich nur höchst
selten und in untergeordneten Punkten (vgl. S.XVU Anm., S.41 Z. 2462)
thatsächlich verwirklicht haben. Solche Ausnahmen bestätigen daher nur
die Regel, wonach gleiche Fehler eine gemeinschaftliche Vorlage -vor-
aussetzen, während Scholle für den Roland jene Möglichkeit, allerdings
unter Zuhilfenahme secundärer mündlicher Einflüsse in regelrechte Wirk-
lichkeit umsetzt, um sich so dem lästigen Zwang jener Re_gel auf das
leichteste entziehen zu können.
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IX
Wie soll man sich aber auch vorstellen, dass verschiedene
Sanger oder Schreiber a tempo beim Vortrag oder beim Ab-
schreiben sich an ähnliche andere Stellen des Gedichtes erinner-
ten und mit Hülfe derselben die gleiche Zeile, die gleiche Tirade
fabrizirten und an gleicher Stelle interpolirten? Scholle sucht
diese bedenkliche Schwierigkeit in Zeitschr.IV, S. 213 durch ein
Nebeneinander mündlicher und schriftlicher Fortpflanzung zu
erklären. Ein von einem Sänger verfertigter Zusatz fand Beifall
und wurde deshalb von irgend einem Hörer in eine ihm
zur Verfügung stehende Hs. eingetragen , deren Text sonst von
der Redaction jenes Sängers völlig unabhängig war. Dass diese
Erklärung auf den oder jenen einzelnen Fall passen könnte —
der positive Beweis ist allerdings nicht geführt und dürfte auch
schwer zu führen sein — , will ich gern zugeben, dass sie aber
für alle oder nur für die Mehrzahl der vielen Zusätze zutreffe,
erscheint schon wegen der von Scholle selbst betonten inhaltlichen
Unbedeutsamkeit vieler Zusätze höchst unwahrscheinlich. Dass
das Unwahrscheinliche unter besonderen Umständen einmal ein-
tritt, macht es darum aber im allgemeinen nicht wahrscheinlicher,
berechtigt keineswegs zur Annahme, dass auch das Unwahr-
scheinlichste so und so oft eingetreten sei.
Es ist unwahrscheinlich, wenn auch möglich, dass zwischen
Z. 24 und 25 0, welche nach Perschmann zu lauten hätten:
'Blancandrins fut molt savies Chevaliers De vasselage fut asez
aprisiez 4 erst nachträglich und selbständig oder durch secundäre
Beeinflussung eine Zeile eingeschoben wurde, in V A : 'Blanga
oit la barbe et lo vis cler 4 in n 2: *hvitr af haeru 4 , in dR 426 ff:
4 vor alter muoser neigen, 427 sin bart was ime gevlohten, 428
also er ze hove wole tohte 4 , in dS 1001 4 der was alt unde grä
. . . 106 im was gevlohten sin bart 4 in AK 406 , 54 *Sin alder
dat was reyne und vrye 4 , möglich namentlich deshalb, weil der
Zusatz OFT 7 fehlt und in V* n dRSK zwar im allgemeinen
derselbe , aber doch überall Verschieden ausgedrückt ist , auch
leicht durch Z. 48 veranlasst werden konnte; aber unwahr-
scheinlich bleibt es doch und zwar um so mehr, als statt
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Z. 48 OF«! 'Et par la barbe ki al piz me ventelet\ dR 506:
4 sö mir thirre min bart» =« &K 407, 65 auch VV bieten: 4 E
par ma barbe dont Ii pels est mestez' also auch ihrerseits an-
deuten, dass Blancandrin als alter Mann aufzufassen ist. Stand aber
eine das besagende Zeile nach Z. 24 0, so brauchte die Angabe Z. 48
nicht ausdrücklieh wiederholt zu werden. Z. 48 = 0 V 4 dR scheint
mir daher geradezu die Einfügung einer Zeile nach Z.S5 zu befür-
worten. Wie lautete diese Zeile aber? Nur zwei Worte von
V 1 'Blanga' und 4 barbe' sind, das eine durch n dS, das andere
durch dRS gesichert, das Assonanzwort von F* ist fehlerhaft,
kann also nicht verwandt werden. Ich conjicire: 'Blanche ot
la barbe, recereelet le chiefc mit Bezug auf dRS und 3161 O*,
vgl. auch Alexander- Bruchst. Z. 67. Scholle lässt die Uqber~
einstimmung von dR unbeachtet und behauptet nicht ganz rich-
tig, den ersten Halbvers von F 4 habe auch n; der Vers von F*
ist nach ihm enstanden aus 317a 1 , 3503 1 + 1159*. Aber ab-
gesehen davon, dass der zweite Halbvers von F* jedenfalls
unrichtig ist, somit selbstverständlich dem Verfasser von F 4 oder
von dessen Vorlage zu verdanken ist, könnte der erste Halbvers
ebenso gut aus 117* entstanden sein, zumal auch 118 0: HJent
ad le cors et la cuntenance fier 1 naoh F* F: ,Cler ot le vis
le cors grant et plenier* nach dR 683 'sin antluzze was
wunnesam« lautet (F 4 und n haben ihn gar nicht).
Wie sehr ich es aber für wahrscheinlich halte, dass einzelne
Ueberarbeiter neue Verse nach Scholleschem Recept verfaast
haben , und dass selbst der Verfasser der mittelst der Ueber-
lieferung erschliessbaren Rolandsliedredaction auf ähnliche Weiae
manches seinem ihm wahrscheinlich nur mündlich bekannten
Originale hinzufügte (ich erinnere an das, was Dönges über die
Traumgesichte Karls, Perschmann über das Hornblasen Rolands
ausgeführt haben, und namentlich auch an die evidente
Benutzung der Tir. 2 seitens des Verfassers der Tir. 189 ==
Z. 2570 ff.), so wenig kann ich mich doch entschliessen, an-
zunehmen, es hätten mehrere Sänger selbständig die gleichen
Zusätze an gleicher Stelle auf obige Weise hinzugedichtet, oder
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auch nur, es seien die von Scholle als Zusätze bezeichneten
zahlreichen Verse und Tiraden in verschiedene Hss. durch
secundäre Beeinflussung nebenhergehender mündlicher Tradition
geratben, es repräsentire also die jedesmal kürzeste Fassung
auch da die älteste, wo mehrere Redactionen mit ausfuhrlicherem
Text ihr gegenüber stehen. Der von mehreren sonst unab-
hängigen Hss. gebotene, ausführlichere Text stand vielmehr
dann meiner Ansicht nach durchweg auch in der Vorlage der
kürzeren Fassung, nur dass diese letztere vielleicht hier und
da — ebenso selten etwa wie Gelehrtenconjecturen unserer
Tage — spätere Eindringlinge nach eignem Gutdünken glücklich
beseitigt haben mag und so hier und da der älteren
Fassung entsprechen könnte, ohne doch direct aus ihr ge-
flossen zu sein. Die nächste Aufgabe der Rolandsliedkritik
ist aber nicht, sollte ich meinen, die Urgestalt des Rol. her-
zustellen — was sicher immer nur in sehr bescheidenem Maasse
gelingen wird — sondern die Gestalt, auf welche die uns er-
haltene Ueberlieferung zunächst führt Dass diese in erster
Linie zu erschliessende Vorlage eine schriftliche war, hat
Perschmann S. 28 und vor ihm schon Th. Müller wahrscheinlich
gemacht; was Scholle dagegen vorbringt, (Zeitschr. IV. 214) ist
nach seiner eignen Ansicht zu hypothetisch. Für die einzelnen
Hss. wird eine schriftliche Vorlage schwerlich in Zweifel gezogen
werden; für 0 ergiebt es ausdrücklich die Versetzung der Z.
2242. Doppelquellen für einzelne Hss. anzusetzen, ist jedenfalls
zulässig, so für K(vgl. u. S. 92, Anm.) ; für V 4 dagegen wohl nur in-
sofern, als V 4 die 'Vengeance Roland 4 statt des Schlusses von
0 adoptirte, ganz ebenso wie der Roman de Roncevaux. Diese
gewichtige Neuerung, welche V 4 mit ß gemeinsam hat, zwingt
aber keineswegs zur Annahme einer gleichen Vorlage beider auch
für die ersten 3682 Zeilen von 0, es wird vielmehr die Beliebt-
heit dieses secundären Schlusses zur Zeit der Abfassung von ß
und V 4 beide selbständig veranlasst haben , den alten Schluss
des Gedichtes zu beseitigen. Die Vengeance Roland ist jeden-
falls ebensowenig als Werk des Verfassers von ß wie des Ver-
fassers von V 4 aufzufassen.
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Ich will hier nur noch an einer wetteren Stelle. Scholle's
Ansicht prüfen: S. 205 meint Scholle nach 494 0 »zeigt sich
deutlich , dass in V 4 V n wirklich ein Einschub stattgefunden
habe. Sie haben einen Vers, wonach kein Heide auf das, was
Marsilies sagt, antwortet. Das passt nicht zu v. 495 0: 'Apres
parlat ses filz envers Marsilie', n: 'Da sprach Langalif , F 4
Tuti primiran responde Ii nef 1 . V bemerkte den Verstoss gegen
den Sinn und schrieb daher: 'Fors son neveu'.c Man sollte
hiernach meinen, Scholle hielte die Lesart V (und V) für die
meist geänderte, aber nein, er betrachtet die Pluszeile vielmehr
als durch Z. 22 eingegeben, während Z. 23 1 0 F 1 V auch
'Fors Blancandrin' bietet, gerade wie 495 nach V( V) 'Fors son
neveu' und nur durch Zufall nach Scholle Z. 23 V 4 n ausgefallen
ist. Was hindert uns aber daran , 494» 495 folgendermassen
zu reconstruiren : 'N'i at paien qui un sol mot ja die Fors
Adelrot qui ert Ii nies Marsilie' und anzunehmen, dass sie in
dieser oder in einer ähnlichen Fassung, wenn nicht in der ur-
sprunglichen, doch in einer derselben nahestehenden Redaction
gestanden haben 4 )? Die Härte, welche durch unmittelbare
Aufeinanderfolge von 494 u. 495 0 entsteht, ist fühlbar genug,
da sonst zwei derartige Reden nicht so ohne weiteres an einander
gereiht werden. Man vergleiche nur ausser 22 ff., 192 ff. in 0,
zu welch letzeren Versen unsere das Pendant abgeben. Die
Ueberlieferung geht für 495 so stark auseinander, dass wir auf
Conjiciren angewiesen sind, denn nichts ist verfehlter, als sich
in der Absicht, den Text von 0 durch die übrige Ueberlieferung
zu bessern, allzu ängstlich an eine einzige andere Redaction,
z. B. an V\ zu halten, statt nur an die durch mehrere Redactionen
gesicherten Elemente, welche dann angemessen zu ergänzen
sind. Wer einseitig Lesarten von 0 durch solche von V* oder
von einer andern Hs. ersetzen zu müssen meint, der wird aller-
4) Die Combinationschwierigkeit, welche sich aus der Ueberein-
stimmung von n und dB ergiebt und durch die Lesart von dS 2647: 4 Do
sprach sin oeheim Algalisee' noch verschärft wird, bat Perschmann unten
S. 15 bereits beseitigt. Scholle thut ihrer gar keine Erwähnung.
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dings oft nur schlechtere Lesarten einführen , oder den Werth
der andern Ueberlieferung bedenklich unterschätzen.
Es mag hiermit sein Bewenden haben. Ich glaube die Ansicht
Scholle's, welche Punkt für Punkt zu widerlegen nicht meine
Absicht sein kann, hinreichend beleuchtet zu haben und möchte
nur noch nebenher auf einige andere Aeusserungen desselben
Gelehrten, welche irreführen könnten, hinweisen. Scholle wirft
Rambeau mehrfach vor, dass er seine ganze Untersuchung auf
eine nicht bewiesene Ansicht gründe. Das ist unberechtigt,
denn R. hat sowohl die positiven Beweise, welche seine Arbeit
zu Tage förderte (die 0 und F 4 gemeinsamen fehlerhaften Ass.)
angeführt, als auch negativ dargethan, dass keine grammatisch
bedenkliche Assonanz von 0 nach dem von ihm vertretenen Hss.-
Verhältniss im Text belassen zu werden braucht. R. hat ferner
behauptet, und für einzelne Fälle erwiesen, dass bei vorsichtiger
Handhabung der Ueberlieferung auch eine Reihe alter Assonanz-
wörter wieder herzustellen sind, welche 0 beseitigt hat und
dass gegen keines der auf solche Weise wieder hergestellten
Assonanzwörter irgend welche berechtigte Bedenken erhoben
werden könnten. Scholle konnte also R. höchstens vorwerfen,
er habe seine Untersuchung auf eine nicht allseitig erwiesene
Ansicht gegründet und es war seine und anderer Gegner R.'s
Aufgabe, die letztere Behauptung desselben durch Beibringung
wenigstens einiger sie entkräftender Fälle zu widerlegen. Was
bisher m dieser Hinsicht vorgebracht ist, hat mich indessen nur
davon überzeugt, dass es mit den beiden Hss. Fund P, welche an
einigen Stellen Doppeltexte bieten, nicht ganz in Ordnung ist,
dass sie wohl aus zwei Vorlagen geschöpft haben werden;
doch bietet V, welche Hs. ja so eng mit V verschwistert ist,
nach meinen bisherigen Beobachtungen keinen Anlass zu
ähnlichem Verdacht. Zur richtigen Beurtheilung von V aber
wird es gut sein, den Förster'schen Abdruck der Originalhs.
abzuwarten, während die meisten bisher auf den durchaus
unzuverlässigen Abdruck des Anfangs in MichePs Ausgabe oder
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wie ich nuf die nach Förster'* Angabe ungenau« Piuriser Copie
angewiesen sind.
Scholle wirft Rambeau ferner vor, er überschätze den Werth
der Reimredaction , doch giebt er gelbst Zeitschr. IV. t 195
für eine Anzahl Reimtür., welche sich leicht aus den betreffenden
Assonantfir. herstellen Hessen, zu, dass sie wenig vom Original
abwichen. Wo sie es also ohne Reimzwang doch thun,
da sind ihre Abweichungen sorgfaltig gegen 0 abzuwägen,
aber auch sonst wird man das nicht unterlassen dürfen. Scholle
scheint sich das Verfahren des Reimbearbeiters nicht recht klar
gemacht zu haben, sonst würde er die Heranziehung seines
Machwerks zu eingehender Vergleichung auch für den Fall völlig
neuen Reimes nicht als unmöglich erklärt haben. Umstellung
und Erweiterung sind ja die beiden Hauptmittel des wenig ge-
schickten Reimschmiedes, selbst die alten Asson&wwörter sind
daher und zwar öfter und getreuer von ihm im innern der
Zeilen aufrecht erhalten, als man a priori zu glauben geneigt
ist. Ich hoffe, dass Scholle bei zusammenhängender Vergleichung
der Reim* und Assonan$hearbeitung dje Unterschätzung des
kritischen Werthes der ersteren ebenso aufgeben wird, wie er
in seinem letzten Aufsatz (Zeitschr. IV,, 195) bereits den kritischen
Werth von n weit höher taxirt, als noch im naclist vorhergehenden
(IV., 11), wo folgender Satz zu lesen ist; »Wenn auch mehrere
der Reimredactionen gegen 0 und F 4 übereinstimmen, so be-
weist dies nicht, dass ihre Quelle, die bei der Umarbeitung in
Reime vorlag, von 0 und F* wirklich abwich. Dies würde
kaum der Fall sein, wenn auch noch eine der Uebersetzungen
zu ihnen stimmte. Diese könnten sehr wohl eine aus 0 stammende
Vorlage gehabt haben, in der aber dprch theilweise oder voll-
standige Umarbeitung in Reime schon grosse Abweichungen
hervorgebracht waren«, während Scholle sich jetzt 195 dahin
ausspricht, dass eine eingehende Vergleichung nioht nur mit
F*, sondern auch mit n auch da stattfinden kam*, wo die
Reimredaction aus Reimbedürfnjss den Originaltext stark ver-
ändert hat. Ich hoffe auch, dass der erste der oben besprochenen
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XV
•
Fälle Scholle davon überzeuge , dass dB trete des Charakters
einer gereimten Ueberßeteung, zu einer Vergleichung einzelner
Verse wohl geeignet ist und schliesse diese schon übermässig
lang gewordene Erörterung mit dem Wunsch, man möge einige
grammatische u. orthographische Versehen Perschmanns nicht zu
streng beurtheilen und im Auge behatten, dass bei derartigen Recon-
structtonen auch Geübtere öfters straucheln ; jedenfalls vergesse
man nicht, dass seine Emendationen nur Vorschlage sind und
dass nur solche Bedenken der von P. verflochtenen Ansicht
gefahrlich sein können, die das Verfahren selbst betreffen. 5 )
5) Anmerkungsweise möchte ich hier noch die in Horninga interessantem
Aufsatz in den Rom. Stadien IV. S. 236 ff. angeführten Fälle des neutralen
Pron. il, welche das Rolandslied aurweisen soll, einer näheren Prüfung
unter Herbeiziehung der üeberlieferung, welche Horning unberücksichtigt
Hess, unterziehen. 2308 0 lauten: 'Ii emperere en Renceval parvient
2390 II nen i ad ne veie ne senter 2400 Ne voide tere ne alne piain
pied 2401 Que tl n'i ait o rranceis o paien. 1 (Man beachte die harte
Wiederholung von 'II nen i ad 4 und 'il n'i ait 4 , die fehlende Silbe in
2400 und die harte Ellipse in 2401 (wo 'mort' zu ergänzen ist). V* 2559 ff.
hat dafür: «Li eniperer est al camp reparier 2560 II no Ii traue ne via
ni senter 2661 Ne tant de tere che soit un plen pie mesurer 2562 Quil
niliojst pains o cristier* (Man beachte, dass 2560', 2561 s 2563 1 ohne weiteres
nicht in riohtige franz. Yerstheile umgeschrieben werden können), PLCV V
weiohen stark ab, doch klingt PL mit : 'Desoi au champ', deutlich an V 4 2559
an, ebenso Oi 'En reinoeuault treuve destourbier' an 7*2560, * 87 liest:
'Ixtlu sf&ar kom Karlamagnüs konungr til Runzivals ok reift aldrigi sva
alnar langt efta f>vers fötar, at eigi fyndi hann dau&an heiftinn mann
eja kristinn* (n stützt offenbar, O 2398, 2400* 'alne' und V* 2562* gegen
O 2401«), dB 6952 ff. liest: 'tbö kernen sie ze Runseval 6953 sie vunden
ane theme wale 6954 sft vile there taten, 6955 thaz fuoz niemen nemahte
gebieten 6956 ane thie baren erthe' (dB 6953 giebt V* 2560 1 , dB 6956
giebt 02401 »wieder). Hiernach dürfte folgende Reconstruction von 2399— 2401
angemessen sein (2398 O bleibt): 'El camp ne troeve ne veie ne sentier
Ne voide tere ne alne ne plein pied N'i veie (vgl. 'veist' = 'licist F 4 2562)
mort paien u crestien.' Unter keinen Umstanden ist eines der beiden
neutralen il von O als durch die Üeberlieferung gesichert zu betrachten* —
Auch 2418 O 1 'II nen i ad' darf nicht als gesichert angesehen werden,
obwohl auch PLO '11 n*i a prince' lesen, da diese Lesart ebenso wie die
von O aus der von V* 2611 überlieferten: 'Iiioes n'i oit' entstanden
sein kann und gegen die letztere nichts einzuwenden wäre. — Ebenso
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XVI
Die zweite Arbeit, die von W. Reimann, handelt von
der Chanson de Gaydon. Die Ch. de G. nimmt wegen der
vermittelnden Rolle, welche sie in der uns überlieferten Fassung
zwischen den nationalen Epen der älteren Zeit und den Karls-
Romanen der späteren spielt, eine bedeutsame Stelle in der
Geschichte des französischen Epos ein. Die Abenteuerlust, welche
für Huon de Bordeaux, so wie er auf uns gekommen ist, bereits
als Hauptmotiv aller Heldenthaten vom Dichter selbst anerkannt
wird , ist hier zwar auch schon eine recht starke Triebfeder,
aber hauptsächlich nur für die sich zeitweise in den Vordergrund
drängende Nebenfigur des Ferrant und in Episoden, welche
mit dem Hauptinhalt des Gedichtes zu deutlich contrastiren,
als dass man nicht versucht wäre, sie für spätere Zusätze oder
steht es 2467 1 ö, wo 'Nen i avoit' conjicirt werden darf, welches V A V
zu 'II o'i avoit' umgestaltete, während die andern Hss. noch stärker ab-
wichen, (in 2467 1 ist offenbar 'ne bärge ne ca)and' zu lesen). Sämmtliche
4 Fälle eines neutralen ü bei avoir, fallen also für das Rolandslied weg,
ebenso der Fall in 192* 0: 'il nus i cuvient guarde' wofür 'ci nns
cuvient grant garde' eingesetzt werden darf (die Ueberlieferung geht
auseinander). Anders steht es mit neutralem 41' bei 'est 1 ; hier ist es für
2349 , 2561 O gesichert in der Ausdrucksweise '11 nen est dreiz que',
ebenso 1443, 1684 (3742, 3904, 3907) 0 in der Wendung: 'II est eecrit',
nicht gesichert dagegen sind Wendungen, wie : 1743 'si est il asez tnieU,
884 '11 est jugiet', wo noch 7*837 n 18: 'Tuit sunt jugiet' zu ändern ist,
3522 'Cument qu'il seit', 61 'issi poet il ben estre', was zwar von V* 62
(Horning führt irrthümlich V k 78 an) gestützt wird, aber gleichwohl
durch 'bons conseilz i poet estre' zu ersetzen Bein wird mit Rücksicht
auf V 1 V 'bon coseilHer avez' und n 2 'petta er ftöfträd', 3913 'II ne
poet estre 1 . In den wenigen durch die Ueberlieferung gesicherten Fällen
könnte man zur Noth annehmen, dass das jüngere 'il' von den ver-
schiedenen Schreibern selbständig an Stelle des synonymen aber zu ihrer
Zeit bereits veralteten 'co* gesetzt worden Bei.
Als Resultat ergiebt sich uns also, dass das neutrale 'il* in der,
mittelst der Ueberlieferung festzustellenden, älteren Fassung noch kaum
vorhanden war, ein Resultat, welches sowohl eine consequente Herbei-
ziehung der Ueberlieferung bei allen grammatischen Untersuchungen
von neuem empfiehlt, wie auch meine Werthschätzung der Redaktionen
ß, y, d und der Hs. V* für die Rolandsliedkritik wiederum, wenn auch
nur indirekt, bestätigt.
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xvn
Erweiterungen zu halten ; ausserdem sind die Abenteuer Ferrant's
verglichen mit denen, welche Huon zu bestehen hat, ein Kinder-
spiel. Es fehlt bei ihnen vor allem noch der ganze orientalische
Wunderapparat. Auch in der Zeichnung der Personen selbst
Ifisst sich leicht die vermittelnde Stellung Gaydon's erkennen, und
endlich giebt auch die in dieser Chanson zu beobachtende
gleichzeitige Verwendung von Assonanz und Reim zu denken.
Die Herausgeber des Gaydon hatten zur Erklärung dieser
von ihnen nur theilweise erkannten Zwitternatur des Gaydon
nur wenig beigebracht, 'und es Hess sich sogar mit Fug und
Recht bezweifeln, dass sie bei Aufstellung ihres Textes richtig
verfahren, die beste Handschrift wirklich zu Grunde gelegt
hätten. Reimann hat sich der dankenswerthen Mähe unter-
zogen, alle diese Punkte klar zu stellen. Das verwickelte
Quellen verhältniss des Gaydon darzulegen, verlangte eine sehr
umfassende Leetüre, und diese ergab eine Menge interessante,
zum Theil überraschende Berührungspunkte verschiedener Ge-
dichte, nicht nur mit Gaydon, sondern auch unter einander.
Die Zahl der citirten Berührungspunkte wird sich bei fort-
gesetzter und wiederholter Leetüre ohne Zweifel noch ansehnlich
vermehren lassen, aber auch schon die jetzt beigebrachten Fälle
werden wesentlich dazu beitragen, dass den bisher noch fast ganz
unaufgehellten Wechselbeziehungen der Karlsepen und Artus-
romane sorgfaltiger nachgespürt werden wird. In dieser Be-
ziehung wird R/s Arbeit also den Ausgangspunkt für eine ganze
Reihe weiterer Untersuchungen bilden, deren einige auch bereits
von Mitgliedern des hiesigen romanischen Seminars in Angriff
genommen sind. Hier möge nachträglich auf eine von
Reimann erst später notirte Berührung zwischen Chevalerie
Ogier 11288 ff., 11769 ff. und Fierabras pr. 957 ff. fr. 525 ff.
hingewiesen werden. Es handelt sich an beiden Stellen um
eine heilkräftige Salbe, welche aus dem Besitz eines Heiden
in Folge eines Zweikampfes in den eines Christen übergeht.
Der vielen Berührungspunkte, die Fierabras mit Roland aufweist,"
will ich hier nicht gedenken, doch möchte ich ausdrücklich
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XVffl
hervorheben , dass das Rolandslied auf die späteren Epen
einen bisher durchaus nicht gebührend gewürdigten Einfluss
ausgeübt hat. (Vgl a. R S. 40 Anm.)
Die Arbeit A. Rhode's endlich beschäftigt sich mit einem
Abschnitt der so umfangreichen und in so vielen Beziehungen
interessanten Lothringer~Qe*te und bildet in gewisser Hinsicht eine
Fortsetzung zu Hub's Untersuchung, indem sie da, wo Hub abbrach,
einsetzt, d. h. bei dem Zusatz der Hss. NT zu der ersten, aber keines-
wegs ältesten Branche der Geste, zur Ghanaern de Herrn. Dieser
Zusatz ist Ton dem Dichter der Redaction NT hinzugefügt in
der Absicht, Henris und Garin enger mit einander zu verknüpfen.
Rhode zeigt, wie diese beiden Gedichte eigentlich so gut wie
nichts mit einander zu thun haben, wie der Dichter des Henris
nur einige Namen aus Garin herüber genommen hatte« und
wie der Gompilator, welcher beide in ein Gedicht zu vereinigen
suchte, nur wenige der gröbsten Widersprüche zwischen ihnen
beseitigen konnte oder wollte, statt dessen aber mit wahrhaft
erschreckender Naivität den Eingang des Garin für seinen Zu*
satz plagiirte. Diese Untersuchung stellt daher nicht nur die
ziemlich venvorrenen Ansichten, welche bisher über das Ver-
hältniss von Henris und Garin aufgestellt waren, richtig, liefert
nicht nur den Nachweis, dass Dum&il die Hs. N bedenklich
überschätzt hat , sondern gewährt uns auch einen erwünschten
Einblick in das Verfahren der altfranzösischen Gompilatoren
überhaupt. Eine Fortsetzung von Rhode's Arbeit, den Eingang
von Garin und die verschiedenen Umarbeiten desselben betreffend,
ist bereits in Angriff genommen.
Hier mögen noch zwei die Lothringer -Geste betreffende
Notizen Platz finden. Die erste betrifft die Redaction welche ich
1879 in Metz einer flüchtigen Durchmusterung unterwart; wobei
ich die interessante Entdeckung machte, jiass in derselben nicht
nur Henris, Garin, Girbers, sondern auch Yonet*) enthalten ist
6) Dieae Branche beginnt BL 306» mit folgender Vorbemerkung:
Et pour oe apres ee fait (nach Völlendüng der froheren Theile) je Phl'B
detttis nornmes ait sarefeie* retranes revirete et angriff» phmeon
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XK
Ich tferefehte, in weitere darauf bezügliche Erörterungen einzu*
treten, da der Text demnächst Gegenstand einer eingehenden
Untersuchung eines meiner Zuhörer werden wird.
Die zweite Bemerkung betrifft das Darmstädter Fragment des
Hervis, welches Dr. B. Schädel im Jahrbuch f. rom. u. engl.
Lit. Bd. XV. & 465 abgedruckt hat. Schon Hub hatte hervor-
gehoben, dass der Abdruck wohl mancherlei Ungenauigkeiten
der Hs. gegenüber aufweise, Herr stud. Rothermel bestätigte
diese Vertnuthung durch eine in Darmstadt vorgenommene
Collation, bei flüchtigem eigenen Besuch der Darmstädter Hof-
bibliothek überzeugte ich mich selbst davon und bat , die zwei
Blätter hier photographisoh aufnehmen lassen zu dürfen, was
mir von dem Bibliotheksvorstand Herrn Hofrath Dr. Walther
bereitwilligst gestattet, und durch alsbaldige Uebersendung an
unsere Universitätsbibliothek in dankens werther Weise ermöglicht
wurde. Nachstehend theile ich die Abweichungen des Schädelschen
ancienne jstoire voullume liure et cronique desirant et appetant pour
sauoir mon quelle fat la fin du roi Gilbert et de Tonnet son filz paireill-
ement de Hernault de Gerin et de Maluoisin. Et ce janiaix ce esmeust
plus 1a mortelle guerre laquelle tant de fois ce auoit racommencie come
en la precedante istoire aueis oy. Et samble que non et que a cest
heure la fin en ddust estre faicte paroe quil avoie du tout subiugues
et destmit leur annemis et ny auoit plus nulz grant personnaige de la
partie du dit Fromon. Mais las il ne ce auisoit point dung filz qui
auoit Hernault lequelle on appelloit Lowey qui estoit cousin a roy Gilbert
mais il estoit nepueulx a Fromondin et par lequelle ce reameust la guerre
et la generalle deatruction de ce noble lignaige comme cy apres votis
serait dit. Et pource apres ce que jeus asseis serchiez jez trouveis en
avlcune ancienne jstoire et cellon aulcuns aultre aeteur ce quil en avint
et coment parmi le dit Lowis et par le conseille de dame Ludie sa niere
ce reesmeut de nouvaulx la guerre la quelle ne print jamaix fin tant
quil en yeust nes vng en vie et que tout en fut destruit. Gar enfin en
moururent tous ezceptes le roy Gerin le quelle cen allait tenir a baix
en exille et ne sceut janiaix homme que deuint comme en lisant yous
trouYareis ce vous le Youlles oyr. Et jay ce que le liure ycy deuent
nommeis le Lourein Guerin nen mest rien touttesfois aultre jstoire des-
pandant de cest come jez dit deuent le mort(?) et aultre jstorien en ont
escript toutte en la fourme et manier ou aumains en substance come la
teneur sensuit
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XX
Abdruckes von der Hs. auf Grund meines photographischen
Abzuges mit und bemerke nur noch, dass die Hs. im 14.,
nicht im 13. Jahrb. geschrieben ist und dass die Blätter derzeit
die Bibliotheks- Nummer: 3133 tragen.
I» 1 Qnt ie vanrei — 4 Cains — 0 dont ie — 10 Elle le — 11. 14
16 Q 1 - 16 .p'p. — 17 Dono — 19 bamdi — 21 fbira a ligni — 24 roüur
Initial 27 Deu vgl jeu P> 21, II» 27 ceu II» 8, IIb 18 — Ib 2 .XL. -
8 tos — 14 Q* — 15 iwrit q* tenist — 22 gnt (ohne a) parante - 25
Q* — 26 mäbres — II» 1 Ha troit om — 2 mYt — 3 apelle 9 iai -
5 par — 10 .LX. — 14 Ou . . . apaleir vgl quareiz P> 17 — 16 moe e.
— 23 Por biauirf q' tant - 24 sitez — 29 OB font - IIb 2 anmofene
— 8. 16 q» — 13 oereetes — 14 .1. mes <)ter — - 17 tanremant a plort
— 22 sieet.
Marburg, den 26. Januar 1881.
JE. Stengel.
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Die Stellung
von
n der Überlieferung
des
altfhmzösischen Rolandsliedes.
Von
H. Perechmann.
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Einleitung.
Der Werth der Oxforder Hs. (0) ist seit ihrer Auffin-
dung für die Textkritik der Chanson de Roland sehr verschie-
den beurtheilt worden. Die extremen Ansichten vertreten
Boardillon ') und Ottmann. Ersterer hält 0 für das modernste
aller erhaltenen französischen Mss. des Rolandsliedes und
setzt es ins XIV. Jahrhundert *), während er es zugleich in-
haltlich (a. a. 0. p. 76) für 'le plus grand ramas de sottises qu'on
puisse voir' erklärt. Letzterer ist dagegen geneigt')? den
Schreiber von 0 oder dessen unmittelbarer Vorlage *zum Ro-
landsdichter selbst zu befördern. 1
Es dürfte unnöthig erscheinen, die Ansicht Bourdillons
zu widerlegen, da schon aus paläographischen Kriterien 0
nicht viel später als 1200 geschrieben sein kann, von den
Herausgebern sogar allgemein dem XII. Jahrhundert bestimmt
zugewiesen wird,' und 'le ramas de sottises 9 in V 4 4 ) oder im
Roman de Roncevaux zweifellos als 'plus grand 1 zu bezeichnen
ist Auch Ottmanns Ansicht ist bereits von ihm selbst in
seiner im gleichen Jahre erschienenen Dissertation *) gemildert,
indem er zugestanden hat, dass 0 diese und jene Entstellung
1) Le Roman de Roncevaux tradult en Francais par Jean-Louis Bonr-
dlllon, Dijon 1840. Introd. p. 75 f.
2) Er sagt a. a. O. : Loln d'dtre, comme il (sc. Michel) Je df t da Xlle
siede, ce manuscrit est da XIV»; je le regarde mßme comme le plus mo-
derne de tone et entr' autres preuves que je pourrais donner a l'appui, je
me bornerai k nne Beule, qui me paratt sans repüqne etc.
3) cf. Jen. Lit. Zeitg. 1879. No. 13. p. 178 — 9.
4) loh bezeichne die Hss. nnd Versionen, wie Stengel in der Jen. Lit
Zeitg. 1878. p. 632b vorgeschlagen hat.
5) Hugo Öttmann, Die Stellung von V 4 in der Uoberliefernng des alt-
französischen RolandsliedM. (Tnang.-Dlss ). Mnrbnrg 1879.
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2
des Textes aufweise, wofür* man auch nur auf die Correcturen
und Rasuren der H&, sowie auf die mancherlei evidenten
Flüchtigkeitsfehler des Schreibers hinzuweisen brauchte 1 ).
Von den Verfassern kritischer Ausgaben der chansons de
Roland ist in Praxi weder der eine noch der andere dieser
beiden Standpunkte eingehalten worden , sondern, indem sich
alle mehr oder weniger streng an 0 anschliessen, geben sie
doch gleichzeitig die Fehlerhaftigkeit derselben zu und besei-
tigen sie entweder mit Hilfe der anderen Versionen oder
durch Conjecturalkritik.
Dieses schwankende Verfahren der Herausgeber lässt es
wünschens werth erscheinen, die Stellung, welche O in der
Ueberlieferung einnimmt, einer genauen Erörterung zu unter-
ziehen ; denn erst nach einer solchen wird es sich bestimmen
lassen, welche Lesarten von 0 angezweifelt werden dürfen,
welche durch die anderer Redactionen zu ersetzen sind und
in welchen Fällen zur Conjectur Zuflucht zu nehmen ist. Die
unzweifelhaft vorhandenen Fälle, wo die gesammte, uns über-
kommene Ueberlieferung bereits Fehler aufweist, sind hierbei
zunächst ausser Acht zu lassen; vielmehr ist vorläufig mr
zu ermitteln, ob in einigen Fällen die gesammte oder nahezu
ganze Ueberlieferung 0 gegenüber zurückstehen rnuss, in
anderen den Vorzug verdient. Es stehen sich auch hier zwei
Auffassungen scharf gegenüber, nämlich die von Müller in
seiner III. Ausgabe der chans. de Rol. bestimmt ausgespro-
chene einerseits, und die von Stengel, Rambeau, Förster ver-
tretene andrerseits, welche letztere Gautier in seiner neuesten
Ausgabe sich zu eigen gemacht hat und auch durchgeführt
haben will 8 ),
Nach Müllers Ansicht zerfällt die ganze Rolandsüberlie-
ferung in zwei Redactionen, a und ß> welche ihrerseits aus
1) Nicht alle derartige Falle lassen sich durch die nicht minder ent-
stellte Ueberlieferung bessern, so z B. 2448. 416. 686. 1960. 2075. 2309
0, ebenso 490. 1962. 3424 O V\ wo nur durch Conjectur geholfen werden
kann.
2) Thatsache ist jedoch, dass Gautier sich praktisch an kein bestimm-
tes System gehalten bat, sondern ziemlich willkürlich, wie in seinen frühe-
ren Ausgaben, bei der Textconstitution verfahren ist; cf. 877. 1615. 2297.
66* 870. 894. 1261. 1297. 1914. 1954. 1916. 2322. 915. 1005. 2978.
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3
gemeinsamer Vorlage stammen. Die Redaction a soll von 0
allein; ß von V\ den gesammten Hss. der Reimredaction *)
und den ausländischen Bearbeitungen repräsentirt werden.
Müller nimmt also an, dass wenigstens einige isolirte Les-
arten von 0 vor der gesammten andern Ueberlieferung vor-
gezogen werden müssen *)•
Stengel, Rambeau, Förster 3 ) vertreten dagegen die An-
schauung, dass die gesammte Ueberlieferung in 4 oder 5
Redactionen zerfalle; dass a durch 0 und 7 4 ; ß durch die
Hss. der Reimredaction; y durch die nordische; d durch die
deutsche und holländische Bearbeitung (welche letztere aber
vielleicht auch als Redaction e aufzufassen wäre) repräsentirt
werde. Sie sind also der Ansicht, dass keine isolirte Lesart
von 0 (selbst wenn sie durch V* unterstützt wird) einer von
Vertretern wenigstens zweier der erwähnten Redactionen ge-
botenen vorgezogen werden dürfe.
Im Folgenden beabsichtige ich nun auf Grund des voll-
ständigen Thatbestandes beide Ansichten zu prüfen. Ich werde
also sämmtliche Fälle, in welchen 0 allein (oder OV 4 ) meiner
Auffassung nach der gesammten Ueberlieferung, oder einer
Combination mehrerer Redaktionen gegenüber zurücksteht,
zusammenstellen. Von solchen Fällen, wo eine wirkliche Com-
bination von wenigstens 2 Redactionen gar nicht vorhanden
ist, d. h. also, wo die sämmtlichen Hss. völlig auseinander-
gehen, sind nur einige, welche bei dem allgemeinen Interesse
der durch sie angeregten Diskussion nicht wohl mit Still-
schweigen übergangen werden durften, besprochen worden.
Ebenso sind auch von den zahlreichen Fällen, in denen bei
1541 etc. gegen cf. 979. 39. 123. 238. 600. 932. 1080. 1534. 51. 230.
612. 824. 884. 958,9. 1488. 198. 1756 etc.
1) Oder 2 Reimredactionen, wie Müller in Gröbere Zeitschr. III, 443
erklärt.
2) Auf die weiteren Complicationen dee Hss. Stammbaums, welche
durch Müllers Annahme einer oder mehrerer Nebenquellen ausser der Haupt-
quelle jeder Hs. entstehen, braucht hier keine Bücksicht genommen zu
werden.
3) Förster spricht sich über das Yerhiltniss der ausländischen Be-
arbeitungen zu den anderen Redactionen nicht aus; cf. Gröbers Zeitschr. II,
164 Anmerkung.
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4
fehlender anderer Ueberlieferung V* und die Beimredaction
O widersprechen (obwohl ich sie alle gesammelt habe) nur
einige, besonders interessante erörtert , da es mir jetzt nicht
sowohl darauf ankommt, das Verhältniss von 0 zu V 4 fest-
zustellen, als vielmehr das Verhältniss von 0 zur gesammten
andern Ueberlieferung; oder mit anderen Worten, da ich zu-
nächst eine Entscheidung der Frage, ob die gesammte Ro-
landsüberlieferung in zwei oder mehrere Redactionen zu zer-
legen ist, herbeiführen möchte.
Ich habe meist die Ueberlieferung lediglich citirt, ohne
den Wortlaut derselben anzugeben, da sonst die Arbeit einen
zu grossen Umfang erhalten hätte. Die meisten Texte sind
ja auch Jedermann zugänglich, oder werden es binnen kurzer
Zeit sein, da Ausgaben der noch unveröffentlichten Hss. der
Beimredaction von 6. Paris und Wend. Förster schon lange
in Aussicht gestellt sind. Ich benutzte für meine Arbeit die
von Prof. Stengel angefertigten Copien im rom.-engl. Seminar
zu Marburg.
Ursprünglich hatte ich eine andere Anordnung des Stoffes
beabsichtigt, indem ich zuerst die Fälle besprechen wollte, io
welchen die Assonanz und Silbenzählung der Verse, dann die,
in welchen die Reihenfolge der Zeilen; die, in welchen die
Anzahl der Verse und endlich die, in welchen Sinn und Aus-
druck des Textes der Ueberlieferung von 0 abweicht Ich
habe diese Anordnung indessen aufgegeben, da sie manche Un-
zuträglichkeiten durch Zerreissen innerlich zusammengehöriger
Stellen mit sich brachte und sich wenig practisch nützlich
erwies. Nur ganz gleiche Fälle habe ich im Zusammenhang
besprochen, durch Verweise aber angedeutet, wo mir analo-
ger Thatbestand vorzuliegen schien. Die Arbeit war im We-
sentlichen abgeschlossen als Scholle's Artikel über das Ver-
hältniss der verschiedenen Ueberlieferungen des afr. Rolands-
liedes zu einander' (Zeitschr. IV, 7 — 35) erschien. Da die
von mir vertretene Anschauung durch Scholle's Ausführungen
keineswegs erschüttert worden ist, so habe ich mich begnü-
gen müssen, nur bei wesentlichen Differenzen nachträglich
darauf Bezug zu nehmen.
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Z. 11 tduss statt 'en un verger suz Tumbre' 0 gelesen
werden: 'suz une olive . . . a lumbre' nach T*F Vn 484, n
dR 397—9. Abgesehen davon , dass der Ausdruck in 0 an
dieser Stelle einen gar wenig befriedigenden Sinn giebt, ist
in demselben eine tiefer gehende Unterscheidung nicht zum
Ausdruck gekommen. Z. 80. 93. 203. 366. 577b. 2571. 2705
ist 'olive' überall gesichert nur mit Bezug auf die Sarazenen
gebraucht, während Z. 114. 165. 168. 500* 1 ). 2357. (= V%
2375*. 2884 'pin* nur als Baum der Franzosen erwähnt wird.
Ferner muss in Uebereinstimmung hiermit Z. 383 nach V 4
V'Yn: l phT und Z. 501. 609 nach V 4 V V: ,olive' eingesetzt
werden. Ein einziges Mal (407) ist 'pin' in 0 Sarazenenbaum,
wo es aber mit den anderen Hss. durch ( d'or fin' zu ersetzen
ist 1 ). Mü/, Gau. 7 bleiben ZZ. 11,383,501,609 bei O.
Z. 24 u. 25 0 müssen nach V*Wn geändert und etwa
gelesen werden : 'Blancandrins fut molt savies Chevaliers, De
vasselage fut assez aprisiez'. Zur weiteren Stütze dieser Les-
art sind zu vergleichen Z. 636. 898*. 1516*. 1683*. 1872*.
Mü. a , Gau. 7 lesen wie 0.
Hinter Z. 30. 128. 183 0 muss jedes Mal eine Zeile ein-
gefügt werden, welche in V* V Vn d B erhalten ist. Es ist
freilich sonderbar, dass 0 sie an allen drei Stellen, welche
so evident parallel gebaut sind, unterdrückt ; an vielen Stellen
unseres Gedichtes spielen jedoch die Rosse eine hervorragende
Rolle unter Geschenken, cf. 479. 756. 1000 etc. Zur Ver-
vollständigung dieses Parallelismus ist in 0 nach Z. 39 eine
1) Ein Sternchen (*) rechts oben neben den Zahlen deutet an, dass
da» Wort, am welches es sich handelt, in der betreffenden ^eile gesichert ist.
2) Diese Beobachtung hat Prof. Stengel zuerst in der Jen. Lit. Ztg.
1878. p. 633 mitgetheilt ; ich habe hier nur die sämmtlichen Falle zusam-
mengestellt.
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6
weitere Zeile zu ergänzen, welch von 7*7 T VndB überlie-
fert wird; et 297* 432. 472*. 820. 2680* 3399. Aus der
auf diese Weise reconstruirten Passage Z. 38 — 41 ergiebt
sich, dass nach Z. 136 0 4 und nach 190 0 2 Zeilen ausge-
fallen sind, welche nach V*TVndB ergänzt werden müssen.
Ebenso nothwendig erweist sich eine Zusatzzeile nach 46 0,
denn die ausdrücklich wiederholte Anrede Z. 15. 47. 70 lässt
auf eine Z. 61*. 77* ähnliche beistimmende Bemerkung der
Barone nach 46 0 schliessen.
Z. 35 hat V 4 : 'In cest pars ele set agni ester* für 'En
ceste tere ad asez osteiet' 0 in einer ie-Tir. Wenngleich nun
V* noch von n 485,6 mit seinem „nun ist er 7 Jahre hinter
einander hier gewesen" gestützt wird, so muss man doch die
Assonanz 0 für allein richtig erklären und beibehalten, wäh-
rend im übrigen noch V'n zu bessern sein wird. Es lag
nahe, den präcisen Ausdruck von 0 durch das vage Verbum
substantivum zu ersetzen, zumal 'osteiet' von 'estet' lautlich nicht ,
zu weit absteht und dem 'estet* in Z. 2* 266* etc. verwandt ist I
Z. 37' ist durch Anwendung des bestimmten Artikels in
O um eine Silbe zu lang geworden, welche nach V*VV von j
Mü.', Gau. 7 beseitigt worden ist. Auch n und dB geben diesen
Ausdruck gewöhnlich ohne Artikel. Aus Z. 53*. 152. 2860*. i
3745 und V* 122 (= O 136) lässt sich entnehmen, dass der '
Gebrauch des Artikels in dieser Redewendung facultativ war.
Z. 39 muss statt 'Serez ses hom' 0 mit V V 1 V gesetzt |
werden 'Ses hom serez' und statt 'honur' 0 mit V*n 489,9 dB
481 'amur'. Aus Z. 86. 121. 136\ 2897. 3460*. 3770. 3801.
3893. 3810 ersieht man, dass im Rol. 'honur' niemals in Ver-
bindung mit 'ben' oder ,feid' formelhaft gebraucht wird, son-
dern dass nur 'paf amur e par ben' und 'par am. e par feid f
so stehen. Hinter Z. 39 ist nach V* V'VndB eine Zeile ein-
zuschalten. Mü.', Gau. 7 bleiben streng bei 0. j
Z. 45 ist für Tonur ne la deintet' 0 nach V*Wn 485,13
'd'Espaigne la d.' mit Bezug auf 59*. 697. 1029* zu lesen.
Mü.», Gau. 7 bleiben bei 0.
Z. 51 ist 'quant' 0 nach V* V V zu entfernen, weil da- I
durch die asserirende Verbindung von Z. 49 —51 zerstört I
wird. Mü. 3 , Gau. 7 bleiben bei 0.
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7
Z. 58 ist 4 les testes' O mit Mü.% Gau.' nach 7« 7' 7
»485,** durch 'la vie' zu ersetzen und 'perdent' in die Ass.
zu bringen.
Z. 66 bietet O zwei Namen 'Machiner e Maheu', wo nach
V*n 485,27, dB 275 f.: 'Baciel e Mattheu' einzusetzen ist. Mtt.',
Gau. 7 bleiben bei O.
Wo inhaltliche Bedenken nicht zugleich gegen eine Zeile
von O erhoben und geltend gemacht werden können, kann
das Fehlen derselben in den anderen Hsr. allein ihre Unecht-
heit nicht darthun. Vielmehr können derartige Zeilen sehr
wohl beibehalten werden, wenn sie auch für das Original des
Rol. nicht als gesichert zu betrachten sind. Es könnten da-
her folgende isolirte Zeilen von 0 in einer kritischen Ausgabe
der Chanson de Roland stehen bleiben: 87. 115 (cf. 168»).
326(?). 413. 442. 1264. 1266. 1419. 1500. 3239. — Obwohl'
2411 0 mit ungesichertem 'respundiet' in ie-Tir. (während Z.
632 'respundit' in i-Tir, gestützt steht) sonst fehlt, so ver-
langt doch das wohl gesicherte 'Deus dist Ii reis' der fol-
genden Zeile, welches bestimmt auf eine Unterbrechung
der Rede Karls hindeutet, die Beibehaltung der 0-Zeile.
Z. 123 muss man 'e dist al rei' 0 durch eine passendere
Anrede mit Vv'VndR entweder 'dreiz emperere' oder'Beau
sire reis' wiedergeben. Unter folgenden 33 Fällen der Anrede:
27. 196. 220. 232. 265. 329. 337. 387. 416. 428. 456. 496.
676. 766. 776. 832. 863. 876. 920. 962. 2441. 2487. 2685.
2688. 2754. 2790. 2831. 3414. 3630. 3709. 3908. 3824. 3841
findet sich die Form unserer Zeile noch 13 mal in 0, aber
nur 4 mal gesichert, nämlich Z. 232 (wo indessen Naimes Karl
gar nicht ausdrücklich anredet) 832 (VC haben 'sire, beau
sire roi') 920. 962; sonst ist die Anrede 'Dreiz emperere' oder
'Beau sire reis' (oder 'Sire, Sire amire' für die Sarazenfürsten).
Mü. 3 , Gau. 7 bleiben bei 0.
Nach 168 0 muss eine Zeile gesetzt werden, welche
F 7 7n überliefern, und welche mit Bezug auf Z. 115. 407*.
452*. 609. 2652*. 2804* ihre Berechtigung hat
Z. 171 ff. 0 herrscht eine starke Verwirrung in den Namen ;
leider fehlt 7* gänzlich. Ich möchte mich dahin entscheiden,
dass folgende Zeile mit V'VdR 1179 — 82 am besten vor-
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8
auszuschicken ist: 'Geffreid d'Anjou c sun frere Tierri' et 2883
(wo statt 'henri' 0 mit V 4 ß 'Tierris' zu setzen ist) 3818 (wo
Tierri' zu ergänzen ist) 3806. 3819. Ausserdem ist 171* nach
WdB ( 6ui de Gascoigne* herzustellen. Mü. 3 , Gau. 7 bleiben
bei O.
Aus Analogie zu Z. 20*. 742* muss eine Zeile nach 180 O
mit V'WndR ergänzt werden; auch kann bei dem deut-
lich hervortretenden Parallelismus mit Z. 249 — 51* eine von
V'VVn gebotene Zeile. 4 Par ceste barbe vus n'irez pas uan'
nach 271 0 nicht entbehrt werden. Hinter 282 0 muss in O
ebenfalls eine in V* V 1 Vn erhaltene Zeile ausgefallen sein,
welche mit Z. 245. 292. 253. 320 etc. parallel ist. Endlich
sind auch hinter 307 0 mehrere Zeilen in 0 7* ausgelassen,
welche V VnAR 1390 ff. erhalten haben, und mit denen ein
Parellelismus zu Z. 746 ff. bewirkt wird. Mtt. a , Gau. 7 haben
alle diese Zeilen nicht.
Z. 197 0 fehlt dem ersten Hemistich eine Silbe. Am
besten wird nach V'VVn 'Bien ad' einzusetzen und 'pleins' O zu
tilgen sein, während Mü. 3 und Gau. 7 ohne Noth 'pleins 1 O
gegen 'Bien' V'V'V aufrecht erhalten.
Z. 198 lese ich statt 'coiuibles' 0 noch V Vn 488,25,
dB 1211: 'Morinde'. Mü. 3 , Gau. 7 bleiben bei O.
Z. 202' 0 hat zwei Silben zu wenig. Nach V*V*Vn 488,27
muss mit Mü.', Gau. 7 zunächst 'vos' und nach Vn (dB P V)
Mi' eingefügt werden. Ferner bieten V V 'envoia' für 'veiat'
0, welches letztere Verb nicht für 'schicken' stehen kann.
Z. 230 muss 'apres ico 1 0 nach VV'Vnin 'devant Carlun'
geändert werden, sowie auch in 264. 774 0. Mü. 3 , Gau. 7
bleiben überall bei 0.
Z. 238 lese ich statt ( ses humes veneuz' 0 nach V*VV
(n 489,15) ( li donjon abatuz\ Mü.', Gau. 7 bleiben bei der Les-
art von 0, die Ottmann (p. 4) vertheidigt, weil 'donjon' sonst
nicht in 0 belegt ist
Z. 240 ist 'pecchet fereit' 0 durch 'granz torz sereit' nach
V*V*Vn 489,17 (usoend) zu bessern cf. 833*. 1950. Mü.*, Gau.'
lesen wie 0, fügen aber mit Recht eine von Vn 489,19 dB
1228 — 30 gebotene Zeile ein; nur hätten sie dieselbe nach
240 0 einfügen müssen, zumal auch 0 an dieser Stelle eine
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. 9
Lücke zeigt. Allerdings ist die ohnehin metrisch fehlerhafte
Z. 251 dann auch mit V*V'V zu ändern in : 4 Se par ostages
vos yoelt faire en sour', wodurch sie mit 242 0 in Verbindung
gebracht wird.
Z. 243 ist statt 'dient franceis' 0 mit V* V Vn 489,22
Tranceis respundent' zu lesen. Letzterer Ausdruck kommt
im Hol. an folgenden Stellen immer als Einleitung einer Ant-
wort vor, wie Ottmann (p. 4) richtig bemerkt : 2440*. 2487*.
2685* 2688*. 3558*. 946. 2754. 3400. 3414. 3630. 3761.
3779. 3837. 3951. 3982. - Dient 'franceis' (oder 4 D. paien')
steht gesichert in 18 Zeilen: 61. 77. 278. 334. 450. 467.
1501. 1536. 1547. 1561. 1585. 1609. 1669. 2060. 2115. 2146.
3275. 3299, wo 'dient' aber nur 2mal im Sinne von 'respundent'
angewandt ist. Zu der ersten Gruppe von Fällen muss
ohne Zweifel auch unsere Zeile gerechnet werden. Mü. 3 , Gau. 7
lesen wie 0.
Z. 248 0 und 259 0 wird man als Gontractionen je zweier
ursprünglicher Zeilen anzusehen haben, deren Elemente noch
deutlich in F 1 F 7 Vn 489,26 zu erkennen sind. Mü. 3 , Gau. 7
bleiben bei 0.
Z. 260 ist statt 'ne vos ne iP 0 nach V*VVn 490,5 'nesun
de vos' zu lesen. Ottmann vertheidigt die Lesart von 0,
welche Mü.', Gau. 7 beibehalten , weil sie viel lebendiger sei ;
doch zeigt auch 0 806. 3344* die weniger lebendige Wendung.
Z. 264 'levet del renc' 0 ist in einer an-Tir. wenigstens hart ')
auch spricht dagegen V*: 'est venut davanti' = V 9 Vn 490,6.
Nur dR 1332. 'Üf stuont Turpin' scheint 0 zu stützen, wie
Ottmann (p. 20) glaubt, obschon bei so nahe verwandten Sy-
nonymen und dem sehr freien Wortlaut der deutschen üeber-
setzung kaum daran zu denken ist. Ausserdem muss man
berücksichtigen, dass gerade die Wendung 'venir avant' im
Rolandsliede in ähnlichen Situationen sehr gebräuchlich ist,
cf. Z. 218*. 280*. 860* 943*.
Z. 267 0 muss vor 266 0 gestellt werden, wie V*W
dB 1346 — 49 verlangen, und wodurch auch der gramma-
1) cf. Rambeau, über die als echt nachweisbaren Assonanzen des Ox-
forder Textes der chans. de Kol. Halle 1878. p. 69 Anmkg.
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10 v
tische ÄDSchluss enger wird ; denn letztere Zeile enthält deu
Grund der Mühsalen und Gefahren, welche Karls Barone er-
dultet haben. Dem Sinne nach muss man sogar vor Z. 266
ein 'car' oder ( que' ergänzen. Mü. 3 , Gau. 7 bleiben bei O.
Z. 270 0 enthält 2 Zeilen des Originals, welche nach
V* V Vn etwa herzustellen sind: 4 Si Ii dirai alques de mun
semblant, Si voil vedeir ses murs e sun talant'. Durch diese
Kürzung wurde der Sinn der O-Zeile noth wendigerweise unklar;
denn das doppelte Moment in Turpins Worten, dass er einer-
seits Marsiliun seine Meinung sagen, andrerseits aber zugleich
erfahren will, was jener gegen Karl im Schilde führt, tritt
nicht mehr hervor. Mü. 8 , Gau. 7 haben nur 1 Zeile und zwar
hat Gau. 7 die erste der obigen Zeiten, wofür Mü/: 'Si conuistrai'
etc. vorschlägt.
Z. 274 ist Trane chevaler' 0 nicht so gut wie 'Seignur
barun' V\ 'S. Franzois' F 7 F, 'Godir höfdingar' n 490,12. Gegen
die Lesart von 0 spricht ausserdem die Beobachtung, dass in
folgenden Zeilen: 180*. 244. 252. 740. 1127*. 1165*. 1176*
3281*. 1472*. 1854. 1863. 1925. 1937. 2106. 3769. 3015.
2805. 3768. 2657. 1045. 3281. 3406. 3750. 15. 79. 943. 2509.
2986. 3335. 3722. 2742. 2857. 3339* 3627, wo entweder der
Kaiser zu seinen Baronen, oder ein Baron zu den übrigen
und dem Kaiser redet, sich nicht ein einziges Mal die in
unserer Zeile von 0 gebrauchte Anrede wiederfindet. Mü.',
Gau. 7 bleiben bei 0.
Hinter Z. 276 0 wird eine Zeile nach V^V^Vn zu ergän-
zen sein: 'Se mestiers est bien se poisse cumbatre'. Diese
Zeile erscheint um so nothwendiger, wenn man Z. 275* nach
den anderen Handschriften in ( un barun de barnage' emendirt.
Mü. 1 , Gau. 7 lassen die Z^ile aus.
Statt der beiden Zeilen 278,9 0 müssen nach V*V*Vn
3 Zeilen in folgender Reihenfolge eingeführt werden: ( Se lui
laissez (OV*) bien iert faiz eist messages' {VOV 4 : Stellung K 7 )
279. 'Dient Franceis nos ni savum plus savie' {V Vn V*0)
278. 'Seli reis voelt, bien est dreiz qu'il i alge' V*nV. Auf
diese Weise ist das von 0 gebotene falsche Assonanzwort
'faire' seinem Begriffe nach in der von V gebotenen Fas-
sung aufrecht erhalten und Schölle's Ansicht, dass faire'
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11
als solches beizubehalten sei, widerlegt. Dass sowohl 0 wie
V und n die letzten Worte Rolands, welche V 7 V* und dR
1368 ff. bezeugen, unterdrücken, darf bei der sonstigen Ver
schiedenheit derselben als zufällige Uebereinstimmung ange-
sehen werden. In V ist der Vers 279 nur versetzt, in Vi
dagegen mit kleiner Aenderung, welche indess an das erste
Hemistich der unterdrückten Schlusszeile erinnert, an der
richtigen Stelle bewahrt worden. In der Vorlage von V V
standen daher alle 3 Zeilen. In n scheint Z. 279 einfach be-
seitigt oder vor die Schlusszeile der Tirade gesetzt zu sein.
In OF* wurde die entstellte Z. 279* mit 278» vertauscht,
und die ganzen ZZ. 278,279 in 0 umgestellt, wesshalb
auch der letzte Vers ausgelassen wurde. Mü. s bleibt bei
0, während Gau. 7 trotz 'faire' (in a-Tir.), trotz des höchst
anstössigen Gebrauchs von 'laissier' (279), den er im
Glossaire auch gar nicht aufführt, und trotz des entgegen-
stehenden Zeugnisses V*Vn, die beiden von 0 gebotenen Zei-
len beibehält und nur nach F* umstellt, auch die dritte voi»
V'V gebotene Zeile zufügt
Z. 286 ist statt *por qu'iP 0 mit Mü.*, Gau. 7 nach V*n
490,24 ( por co qu'il' zu lesen.
Z. 287 0 muss wie in V*V 7 Vn vor Z. 285 gerückt wer-
den. Gleichzeitig wird aber auch eine Aenderung im Aus-
druck vorgenommen werden müssen, indem statt 'desfi les ci'
(=W) 0 nach (V*) V'V 'je le desfi' zu lesen ist; l les' ist
nicht, wie Ottmann (p. 21) will, beizubehalten, denn es ist
eben bisher nur von Roland die Rede gewesen. Z. 285 wird
natülich 4 Ne' 0 nach V*Wn in l et' zu verwandeln sein.
Warum hier Mü. B und besonders Gau.' bei 0 verbleiben
zu müssen glauben, ist nicht einzusehen ; um so weniger als
beide die hier vorliegende starke Tiradenumstellung von 0
(T, 21 — 25) anerkennen. Die von Mü.» zu Z. 285 für diese
letztere angeführten Gründe sind durchschlagend; nur hätten
Mü.' und Gau. 7 auch die Consequenzen der Umstellung im
einzelnen ziehen sollen. Z. 301, welche 0 auf Z. 297 folgen
Hess und dadurch in die Mitte der Tirade brachte, konnte
an der Spitze einer Tirade nicht mit 'Et' heginnen wie in 0.
Hier wird: ( Guenes se taist e fut mult anguisables' nach n
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zu bessern sein. Auch die folgende Zeile wurde vom Um-
steller entstellt Zunächst wird nach ndR 1383: 'Vers Bol-
lant vint, fierement le reguardet' einzufügen, danach mit
V'Vv 302 zu ändern sein: 'Del col desfiblet Ii cuens ses pels
de martre'. Das auffällige 'grandes' (cf. Eichelmann ') p. 24)
wird danach beseitigt, 3980 begegnet in 0 'od ses granz
pels de martre 9 ). Endlich ist noch ein weiterer Vers einzu-
fügen : 'Ireement getet les (cf. 464 0) en la place 9 (cf. 764).
Z. 300 0 fehlt überall sonst und ist wohl als ungeschick-
ter Zusatz eines Ueberarbeiters zu betrachten. Das Asso-
nanzwort 'estoet' steht hier zum dritten Male in derselben
Tirade, welche mit der vorhergehenden Zeile ursprünglich
abschloss. Mü. 3 , Gau. 7 behalten die Zeile bei.
Die Zusatzzeile nach 305 0, welche sich in V'VVdR
1651 — 54 findet, muss als eine berechtigte Vervollständigung
der Schilderung von Gueneluns Person angenommen werden.
Mü. 3 , Gau. 7 nehmen sie nicht auf.
% Z. 310 u. 31 1 0 : 'repaire' : 'contrire* in a . . e Tir. Diese
beiden Zeilen sind wahrscheinlich aus einer ursprünglichen
entstanden , für welche V A VV das richtige Assonanzwort
'damage' zeigen = 'skadi' n 491,15 und ähnlich dB 1397.
Das Assonanzwort 'repaire' 0 wird jedenfalls am Ende des
ersten Hemistichs der ursprünglichen Zeile gestanden haben;
cf. Ramb. a. a. 0. p. 20. 96 und Müller in Gröberns Zeitschr.
III, 450.
Die Zeilen 349 — 56 0 müssen nach Z. 365 gestellt wer-
den; denn das Weinen und Klagen der Angehörigen Guenelun's
was in ersteren geschildert wird, kann erst die Consequenz
der in den folgenden Zeilen erzählten Zurückweisung der
angebotenen Begleitung und wirklichen Abreise Gueneluns
sein. Die anstössige Darstellung von O ist freilich noch von
keinem Herausgeber beanstandet worden. — Natürlich be-
dingt die Umstellung auch eine kleine durch die Ueberlie-
ferung gebotene Textveränderung. Z. 357 wird nämlich nach
VVn: 'Dient si hume' gelautet haben.
1) Ueber Flexion und attributive Stellung de» Adjectlvs etc. Mar-
burg 1879.
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Z. 359 0 = 276 V 4 und 2861 O = 3044 V*: 'chevalier'
in $-Tir. rouss fehlerhaft sein; denn 'Chevalier' steht in ie-
Tir.in folgenden 20 Zeilen: 24* 99* 110. 752*. 802* 1143*
1311* 1518 (0,P*)- 1673 (0,^). 1688*. 1877* 2067* 2214*
2415* 2478* 2541*. 2669 (0, V*) 2797*. (3870. 3890). Trotz-
dem wollen Mü.' und Ottmann (cf. Jen. Lit. Ztg. 1879. p. 178)
wegen der obigen beiden, nicht gestützten Fälle schon für
das Original des Rolandsliedes Mischung von ie- und e-Tir.
annehmen, wogegen Ramb. (p. 21. 126), Gau. T und schon vor
ihm 6. Paris (cf. Romania II, 198) 'bacheler' für die richtige
Lesart an den 2 genannten Stellen halten. Sie stützen ihren
Vorschlag für Z. 2861 auf die Hs. G: 'bacheler'; für beide
Zeilen deutet 'drengr' n jedenfalls auf ein Synonymon von
'chevaler* hin, wenn es auch nicht, wie Rambeau anzunehmen
scheint, für eine durchaus angemessene Wiedergabe des alt-
französischen 'bacheler 1 gelten kann. Weiterhin kommt in Be-
tracht, dass kurz vorher in einer von P 4 ,/?,n,d gebotenen
Zusatzzeile nach 342 0 (also in derselben e-Tir.) das nordische
'manna' von F 4 272 durch 'basale' (= 'bacheler') ausgedrückt
wird. Der Grund, den Müller a. a. 0. gegen die Statthaf-
tigkeit von 'bacheler' in den 2 fraglichen Zeilen geltend machen
will, ist durchaus zurückzuweisen; denn eine genauere Be-
trachtung der beiden Stellen ergiebt, dass gerade 'bacheler'
in der Bedeutung 'junge Männer 1 im beabsichtigten Gegen-
satz zu 'che valer' = 'erprobte Ritter 1 am Platze ist. In Z. 2861
wird nämlich erzählt, wie sich die Waffengenossen Rolands
und dieser selber in ihrem jugendlichen Uebermuthe 'auf-
spielen' (= 'vanterent'), die glänzendsten Heldenthaten aus-
führen zu wollen. Zur Stütze dieser Auffassung sind ferner
zu vergleichen Z. 113* 3020*. 3197 (und Auberi cf. Tobler,
Mittheilungen aus altfrz. Hss. Leipzig 1871. p. 160. Z. 9 ff.).
Für Z. 359 aber ist der Gegensatz zu Z. 44 zu beachten, wo
Blancandrin es für besser hält, dass die Söhne der Saraze-
nenfürsten, seinen eigenen inbegriffen, die Köpfe verlieren,
als dass die Fürsten selbst Ehre und Ruhm einbüssen soll-
ten; Guenes dagegen will lieber allein sterben, als so viele
hoffnungsvolle, französische Jünglinge mit sich ins Verderben
ziehen : Der Dichter hat hier also wohl die barbarische Mo-
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ral der Sarazenen mit der christlichen Humanität contrastiren
lassen wollen.
Z. 384 1 ist mit V*Wn 493,30, dR 1840: 'vint i Rollant'
zu lesen statt 'vint i ses nes' 0. Mü. s , Gau. 7 bleiben bei 0.
Z. 414 0: 'lempereur' in ön-Tir. ist das einzige derartige
Assonanzwort in Tir. 33 (cf. Ramb. p. 195); daher besser mit
Mü. 3 , Gau 7 : 'Marsiliun' V*VVn 494,15 (perron F*).
Z. 420 ist statt 'respuns' 0 mit V 4 VV raisun (oreisun)
zu lesen. 'Respuns*, das sich nur an unserer Stelle im Rol.
findet, ist hier jedenfalls sinnlos, während 'raisun 1 in der Be-
deutung von 'Rede' hier wohl passt und auch sonst im Rol.
begegnet cf. 68*. 193*. 219 (07*)- 487 (OF*,). 875* 1231*.
2863*. 3325*- 3784. Mü. 3 , Gau. 7 bleiben bei 0.
Z. 423 0 ist statt *Par lui orrez' nach V* V 1 Vn 494,20:
Tar lui savrez 1 zu lesen, während Mü. 3 , Gau. 7 bei 0 bleiben.
'Nu vernim thu' dR 2011 kann 0 nicht stützen.
Nach Z. 431 0, welche mit VdR 2027 in 'Que vus tur-
nez vers la crestientet' zu ändern sein wird, würde ich mit
nV A eine Zeile einfügen: 'E Maumet, laissiez le vostre deu\
danach mit V'VdR 2036 eine weitere: 'Juintes voz mains,
seiez ßis commandez'. Ebenso noch 432 u. 433 0 mit V'V'V
ndR je zwei weitere Zeilen. Nach 432 0: 'L'altre meitiet, a
Rollant ad dunet, Mult orguillus panjunier i avrez'; nach
433 0, in welcher mit V 7 V gegen OF 4 'otrier ne vulez' um-
zustellen ist: 'En Sarraguce venra od sun barnet, Fera le
siege tant qu'ait pris la citet\ Mü. 8 , Gau 7 bleiben bei 0.
Z. 444 muss es heissen Tune meitiet' VVVdR 2070 statt
'cuntre dous deie' 0, was Ottmann (p. 19) für ursprünglicher
hält Man beobachtet aber zu Ungunsten Ottmanns, dass
'cuntre d. d.' sich nur an dieser Stelle in 0 findet, während
der 'alltägliche' Ausdruck noch einige Male vorkommt cf.
1205. 1264. 1484* 3433* Mü. 3 , Gau. 7 bleiben bei 0, letzterer
schreibt aber 'deiz' statt 'deie\
Z. 459* 0 muss nach V*V'Vn geändert werden: 'pur pour
de morir' (cf. 828*); denn 'se tant ai de leisir' 0 ist ein
deutlicher Lückenbüsser, anders Z. 141*. Durch die Lesart
der üeberlieferung wird auch wirkungsvoll an Gueneluns Rede
in Z. 290,1* erinnert Mü.', Gau. 7 bleiben bei 0. Im ersten
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Hemistich muss ebenfalls nach V* V 1 V mit Mü. 3 , Gau/ 4 jo'
entfernt werden. Für den Roland war ja die Aussetzung des
Personalpronomens als Subject noch nicht nothwendig ')•
Z. 485 0 nimmt die Wirkung des Briefinhaltes vorweg,
welche in passender Weise von der Ueberlieferung erst nach
487 0 eingeführt wird; denn an eine Wirkung der vorauf-
gehenden Bede Gueneluns kann hier nicht wohl gedacht
werden, da Marsiliun's Zorn gegen Guenelun schon verraucht
war. Statt 485 0 bieten V* VVndR folgende 2 Zeilen: 'Mar-
silie8 sout assez d'arz e de livres, Escolers fut de la lei paie-
nime\ Der Inhalt dieser Zeilen motivirt die Z. 487, wonach
Marsilies sich zum Lesen keines Giere bedient, wie andere des
Lesens unkundige Herrscher. Auch in anderen Chansons
z. B. in den Lothringern, wird die Schulbildung der Helden
ausdrücklich erwähnt Mü.\ Gau/ lesen wie 0.
Es kann auch kein Zweifel an der Echtheit der 3 Zeilen
obwalten, welche in V*VVndR hinter 487 0 folgen: Tlure
des oilz, sa barbe blanche tire En piez se drece, a halte
voiz escrie: Oez, seignur, cum mortel estultie', obwohl sie
Mü. 9 und Gau. 7 ignoriren und Ottmann (p. 5) in höchst subjec-
tiver Weise dagegen argumentirt; denn schon der Mangel jeder
Einführung der Rede Marsiliuns in 0 deutet auf eine Lücke hin.
Z. 495 scheint eine Gombinationsschwierigkeit vorzuliegen,
indem gegen 'filz' 0 von VVV 'nies', von n 496, 'Algalif und
von dB 2133 l öheim' geboten wird. Zunächst darf aus der
Lesart von n und dB kein Schluss auf eine gemeinsame Vor-
lage derselben gezogen werden; denn der deutsche Dichter
kann 'öheim' gesetzt haben, weil er 'nevuld' seiner Vorlage
falsch deutete, da ja im Mhd. ( neve ( bekanntlich = c 6heim' sein
kann und auch umgekehrt 3 ); ausserdem war den Schreibern
noch erinnerlich, dass der Algalif Z. 453 das Wort ergriffen
hatte, um Guenelun gegen die unwürdige Behandlung von
1) et H. Mor/, Wortstellung Im altft.Rol&ndsltede, Rom.Stnd. Hft. XI,
202 Ä. — Morf bat bei Auswahl der Beispiele (p. 204) O allein benotet.
2) et Mhd. Worterbach von Muller & Zarncke unter neve nnd öheim.
Im Afr. resp. Prov. scheint 'nncles' nnd 'cnsins' öfter verwechselt zu wer-
den, so im prov. Fierabras: 2472, 2612. (= fr. 2fil4, 2784) und im Ansels
de Mes.
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Seiten Marsilions in Schatz zu nehmen ; endlich war es jetzt
der Algalif, dessen Auslieferung in dem von Karl an Marsi-
lun gerichteten Briefe verlangt wurde (Z. 493) — was liegt
näher, als dass der Algalif, welcher dies hdrt, persönlich für
seine Sicherheit eintreten und sofort an Guenelun Rache neh-
men will. Mit Berücksichtigung dieser Momente ist die
irrige Darstellung von n und dR leicht erklärlich. Dass die
Lesart O hier besser sei, als die von F*F'F kann ich Ott-
mann (p. 5) nicht zugeben. Gerade eine Vergleichung von
Z. 495 — 98. 860—72. 874 — 78 und besonders 1190 — 94
lehrt mit Evidenz, dass der 'Neffe' Marsiliuns ein vorlauter,
prahlerischer Gesell war (nicht ein 'Held', wie Ottmann glaubt),
während Jurfalens, Marsiliuns Sohn, überhaupt eine mehr
als secundäre Rolle spielt. 504 0 nimmt er an der Berathung
Theil, ohne ein Wort zu reden, Z. 1 904 schlägt Roland ihm
den Kopf ab. Mü. s , Gau. 7 bleiben bei 0.
In Z. 495 O scheint schon 'apres 1 hinlänglich anzudeuten,
dass einige Zeilen vorher ausgefallen sein müssen, welche
V 4 V'Vn bieten. Weder Mü. 3 noch Gau. 7 haben sie.
Z. 497: Tant ad erret' 0 muss mit Mü.', Gau/ in: Tant
vos a dir nach V'V'V emendirt werden.
Nach 505 O müssen mit V* V VndR 2 Zeilen ergänzt
werden, obwohl keine stricte Uebereinstimmung betreffs der
Namen in der Ueberlieferung herrscht. Mü.', Gau. 7 haben
nichts.
Z. 508 0 = 444 F 1 : (= t ameneiz') 'amene* in ei-Tir. Die
Form des Imperativs von 'mener' kann in dieser Zeile nicht richtig
sein, weil Z. 357 4 menez' in e-Tir. richtig gebraucht ist WV
geben hier 'amenerois', was Rambeau (p. 24. 170) einsetzen
will. Dagegen kann indessen zweierlei geltend gemacht werden:
1) scheint n 496,12 durch sein ( fär J>ti eptir fionum' den Im-
perativ in 0 zu stützen, doch kann durch zahlreiche Paral-
lelstellen konstatirt werden, dass das Futurum statt des Im-
perativ gebräuchlich war cf. 37*. 79*. 80*. 81* 250* 255*
260* etc.; 2) ist fraglich, ob die ungekürzte Form 'amenerois'
für 'amerroiz' zulässig sei da in Z. 3204* ( merrez' erscheint,
!) cf. U. Freund, Ueber die Verbal flexion im AHfranzöstechen (Inang.-
Disaert.). Marburg 1878. p. wo analoge Contrartionen aufgezählt werfen.
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eine Form, die sich bei genauerer Betrachtung unserer Zeile
in der photographischen Wiedergabe von Stengel sogar auch
patäographisch als möglich ergiebt und desshalb unbedenk-
lich an unserer Stelle eingeführt werden kann. Ich lese dem-
nach: ( Dist Palgalifes e vus Ti ammerreiz'; während MQ. 3 ,
Gau. 7 bei O bleiben, nur dass Mü.» 'Ii* liest, was Förster
(Zeitschr. II, 167 zu Z. 9) durch ( lui' ersetzt sehen will. Da9.
von OW gestützte Ti' (oder 'Ii') = 'illum ibi* ist zwar hart,
liesse sich aber vielleicht in 'ci P ändern, worauf ( ca lo f V*
führt. — Was die Aenderung 'Palgalifes' anlangt, welche Mü,*
Gau? stillschweigend und Ottmann (p. 21) ausdrücklich miss-
billigen, so ist sie als durch nV*VV gestützt, nicht zu um-
gehen und darf nach der ganzen autoritativen Stellung des
Algalifen bei Marsiliun auch nicht beanstandet werden cf. 453*.
493*. 505* (wo V 4 Vf Vn den Algalif gegen 0 an erster Stelle
nennen). Man beachte auch, dass Dönges 1 ) die nicht un-
wahrscheinliche Vermuthung ausgesprochen hat, dass der Al-
galif and Baligant ursprünglich eine und dieselbe Persön-
lichkeit gewesen sei.
Z. 608 und 509 0 sind ohne eine von V^JTVndR ge-
botene Zeile: 'Li Sarrazins i 'st corruz ad espleit") logisch
unvereinbar. Mü. 3 , Gau. 7 haben sie nicht, bessern aber, ohne
sich dafür auf V*V zu berufen, Z. 509 1 den flexi vischen Fehler
von OV 4 ; der Sinnfehler in 0 (Guenes = Nom.) wird durch
V*VVn ohnehin beseitigt.
Z. 511 0 ist dem Sinne nach höchst anfechtbar, denn
'seinz dreit' ist ein ganz pleonastischer Zusatz zu ( tralsun'.
Ottmann's Polemik gegen die Originalität von V*VV scheint
mir sehr wenig gegründet. Falsch ist zunächst seine Auf-
fassung von 'entrois- PF, wo er 'ois' für ursprüngliches 'eis'
hält, was in diesen Hss. hätte 'eus' heissen müssen cf. Z. 612.
Ich fasse 'entrois' nur als eine Entstellung von 'endroiz* und
somit als Stütze für 'dreit' 0 ('in dreite' V A ). Ohne Zweifel
muss aber mit V A V 1 V 'en' statt 'seinz' O gelesen werden, so dass
1) E. Dönges, die Baligantepisode im Rolandsliede (Inang.-Dlssert).
Marbnrg 1880. p. 47. Anm. 126.
3) oder: ( l eurt a grant espleit*.
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der adverbiale Aasdruck 'en dreit' als gesichert erscheint
und als Verstärkung von ( la' anzusehen ist, von dem er aus
metrischen Gründen durch einige Wörter getrennt werden
musste. 'La endreit' ist analog zu ( or en dreit' zu fassen.
Mtt.\ Gau. 7 bleiben bei 0.
Z. 515 O muss nach V i V 1 V(nd) gebessert werden trotz
.Ottmanns Argumentation (a. a. 0. p. 6), wozu Belege aus
unserem und gleichzeitigen Epen fehlen. Aus dem Rolands-
liede folgt nur, dass Marder- und Zobelpelze gleich werth-
voll erachtet wurden; denn Z. 3940 trägt der Kaiser selbst
bei feierlicher Gelegenheit einen Marderpelz. Uebrigeis muss
die Zeile 515 im Zusammenhang mit den beiden folgenden ge-
bessert werden, da das hier einzusetzende Assonanzwort von
0 erst Z. 517 geboten wird und dort einen vollständigen
Widersinn ergiebt, wie derselbe recht deutlich aus der Art
wie Gau. 7 übersetzt in die Augen springt. Es wird nämlich
515 — 17 O zu lesen sein: 'Cez pelz de martre (V 4 VV) vus
duins (Vi VV 4 ) pur amendise (VVO) | Plus (FO en valt
Tors que ne funt eine cent livre | Hoi cest jur (P* cf. 2107*.
2751*) primes (V*V cf. 2845 0) l'uevre (VV) est faite et
complie'.
Hinter 517 0 bieten schliesslich V* VndR die Elemente
zu 2 weiteren Zeilen, welche zur bessern Veranschaulichung
der Situation dienen und daher sehr wohl am Platze sind
Diese beiden Zeilen mochten folgende Fassung gehabt haben:
'AI col (V*V) le cunte les pent (F) Ii reis Marsilies (V*dB)
| Pois Tad assis (F 4 n) delez Bei (n) suz Polive' (Fi).
Z. 520 0 : 'saeez' in 6-Tir. = n 496,25: 'fcat skaltu viU'
gegen 429 F 4 'G. cri por ver = G. por veir creez' F 7 F. Dass
die Assonanz in 0 mit der Verbalform 'saeez' falsch ist, wird
wohl allgemein zugegeben werden, auch darf man den Aus-
druck von n nicht als Stütze für dieselbe Verbalform betrach-
ten, da es eher für 'savrez' spricht. Nicht einmal den Ver-
balbegriff als solchen kann n hier stützen, da es leicht selb-
ständig 'glauben* durch 'wissen' ersetzen konnte. Vielmehr
bieten F 4 F 7 F das Richtige, welche Lesart auch Mü.\ Gau. 7 in
den Text einsetzen und wofür sie sich auch noch auf Z. 692
0, wo V* ebenfalls 'cri por ver' liest, hätten berufen können.
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Einzelne Zeilen sind noth wendig hinter 521 0 nach V* ViVn
mit Gau. 7 ; hinter 1977 0 nach V^VdBhV mit Gau. 7 , hinter
2175 0 nach V*VVCn mit Gau. 7 ('AI vent le met, pur bien
Ierefreidier'); hinter 2226 0 nach V*ßhL mit Gau. 7 Die bis ■
jetzt genannten Zeilen fehlen bei Mü.*. — Z. 1389 fehlt in 0
und ist nach V*ßhVdR mit Mü. 3 , Gau. 7 einzufügen.
Z. 526 0 hat eine Silbe zu wenig, die Mü. 3 , Gau. 7 durch
Conjectur ergänzen, indem sie mit Anlehnung an die Paral-
lelverse 541. 554: 'Tanz colps ad pris' lesen, doch ist 541
unecht und die Ueberlieferung ersetzt mit grösster Ueberein-
stimmung die ganze Zeile 526 durch: 'Hegnes cunquis, par
sa grant poestef = V^V^VndB, gegen welche Lesart nichts ein-
zuwenden ist cf. 3032*. 3408* (OF*P).
Z. 528 0: 'osteier' in 6 -Tir. gegenüber 'reposer' V 4 V =
'muothen und ruowen' dB 2237,8, obschon mit anders ausge-
drücktem Gedanken. Mü. 3 schlägt mit Recht vor die Lesart
von V+VdM zu adoptiren. — • Dieselbe Zeile wiederholt sich
wörtlich in 543 0 (cf. Ramb. a. a. 0. p. 128) 556 0. Warum
es nach Ottmann (p. 7) unmöglich sein soll, dass 529 0 =
439 F* (nicht 438 V A wie Ottmann) auf die nach V^VdR
reconstruirte Zeile 528 folgte, vermag ich nicht einzusehen,
da der Gedanke 'Carl ist kein Derartiger' sehr wohl dahin
ergänzt werden kann: 'dass er sich ausruhen wolle'.
Z. 537 — 49 0 = 446 — 457 V* (= Tir, 42) fehlt sonst
und stimmt bis auf die Assonanzwörter wörtlich mit Tir. 43
tiberein. Mü. 3 , Gau. 7 behalten sie bei. Ueber ihre Unechtheit
ist bereits gehandelt worden von Ottmann (p. 26) und Stengel
(Lit. Bl. I germ. u. rom. Phil. No. 3).
Nach 588 0 muss mit V 4 V^V eine Zeile: 'E vus aiez
tute vostre ost bandie' eingeschaltet werden, weil Guenes
bestimmt auf die 3 Kämpfe Marsiliuns hinweisen will. Genau
ist diese Disposition nur in n erkennbar und beobachtet, cf.
Ottmann p. 15. Mü. 3 , Gau. 7 haben nichts.
Tir. 46 0 (Z. 596 ff.) ist nach V A V 1 Vn lt am unrechten
Platze und gehört vor Tir. 45. Die Vorlage der gesammten
Ueberlieferung. scheint allerdings bereits den Anfang von
Tir. 46 verstümmelt geboten zu haben; denn es fehlt jede
Andeutung, dass Marsilies eine neue Frage an Guenelun richtet
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und dieser ihm erwidert. Vielleicht lauteten die ersten Zei-
len der Tir. 46 ursprünglich: 'Bei sire Guenes, dist Ii reis
dites m'or, | Qui porreit faire que Rollant i fust morz [ Guenes
respunt, sire 50 ferai jo | Lors perdra Carles le destre braz
del cors | Si remeindreit sis merveillus esforz | Jamais en chief
n'avreit corune d'or'. Bei diesem Wortlaut wäre es verständ-
lich, warum Marsilies Guenelun küsst. Z. 580, deren zwei-
tes Hemistich fehlt, wird wohl unter Anlehnung an n und
an 'cummencet' 602 OV 4 zu ergänzen sein: 'Recummence Mar-
silie\ da ja eine Pause in der Unterredung eingetreten war.
Z. 600 ist statt 'Tere majur* 0 nach F*n 497, 10 : Trestute
Espagne* zu lesen, was dem Sinne nach auch von WdR
2466 bestätigt wird. Für die Richtigkeit dieser Aenderung
spricht ferner, dass Tere majur' im Rol. Trankreich' bedeutet cf.
518* 952*. 1489* 1616 (= V 4 ) 1784*. 1985 (Trance dulce'
0 = l T. majur 1 F*). 907. Mü. 4 , Gau.'' bleiben bei 0.
Z. 602 wird dem Sinne durch die Lesart 0 offenbar ge-
schadet; man rouss daher mit WndB: 'comanda' statt
'cumencet' OV* und mit Mü. 3 , Gau. 7 : 'uvrir' V^VVndR statt
'venir' 0 lesen.
Z. 603 f. sind in 0 verderbt und lauteten vielleicht: (603)
'Co dist Marsilies, Guene (V 4 ) qu'en partum mais | (604) Cun-
seilz n'est pruz dunt hum a Chief de trait (V^W 4 ) | Bei sire
reis (in V 4 VV steht irrthümlich 'Guene* statt 'reis', wohl
ein alter Fehler, welcher durch den schnellen Wechsel der
Anrede entstand) dites que jo ferai, | (605) La mort Rollant
me jurrez entresait (wie Gau. 7 ) | En rereguarde cum trover
le porrai (V 4 V 1 V) | Desur ma lei vus jur quel combatrai
(F* V 1 Vn) | E se ne muir, certes, jel tuerai' (F*n). Z. 603
und 604 sind von Mü.' und Gau. 7 anders reconstruirt,
604* trotz V 4 V l V nicht eingeführt, 605 1 von MO.* ohne
Rücksicht auf V 4 V 1 V belassen, was Ottmann (p. 8) da-
mit vertheidigt, dass Guenes den Tod Rolands nicht schwören
könne, sondern nur seinen Verrath, doch ist eben Rolands
Tod in Marsiliuns Meinung die nothwendige Consequenz des
Verrathes, und ist daher dieselbe gleich selbst statt der Ur-
sache genannt. Man vergleiche übrigens Z. 1457 0, was Ott-
mann (p. 10) gegen V 4 C(P) vertheidigt. Ebenso hat sich Mü* bei
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Becoo8tructioD von 605 Ä nicht eng genug an VW ange-
schlossen und 605 bc gar nicht eingeführt, während Gau. 7 für
605** einfach die Lesart V 1 7 adoptirt
Z. 610 'livre avant' 0 7 gegen 'livre grant' V 4 = n 498,,
ist wohl nur als zufällige Uebereinstimmung zu betrachten;
denn einmal steht in 0 'ant' von 'avant' auf Rasur, andrer-
seits konnten leicjit mehrere Schreiber selbständig zu 'livre'
das Adjectiv 'grant' hinzufügen. Da aber die Stellung ( L
grant', wie sie 7* bietet und der Vers verlangen würde, an-
stössig wäre (cf. Eichelmann p. 29), so wird die Lesart 7m
abzuweisen sein. Mü. 3 , Gau. 7 bleiben desshalb mit Recht bei 0.
Z. 612 lese ich statt 'Co ad juret' 0 mit Mü. 3 nach V*\
'Sur lui jurat' = 'desor eus' 7, 'iluec* V 1 und dB 3371, n 498*.
Gau. 7 bleibt bei 0.
Z. 642 0 muss durch 4 andere Zeilen nach V*V*Vn er-
setzt werden, welche um so nöthiger sind, als 645 — 6 0 ge-
strichen werden müssen, mithin die ganze Tirade 52 nur aus 3
Zeilen bestehen würde. Ich schlage folgende Fassung der 4 Zeilen
vor: 'Li reis (On) Marsilies (7 4 7*7n) apella (OFT 7 ) un
paien (V 4 ) | Co fut (f"n) Valdins (7*7 7 n0), ses maistre tre-
soriers') (7*0n) | En tute Espagne (F*7n) nest (7 4 7t) hom
qui seit plus vieils (nV 1 ) | II Ii demande (7 4 n) cum avez
(estes?) espleitiet' (7*7*). | Weder Mü/ noch Gau- 7 nehmen
von dieser erweiterten Lesart der Ueberlieferung Notiz.
Hinter Z. 655 führen Mü/, Gau. 7 nach V 4 TVdR 2727
folgende Zeile ein : 'De meie part Ii livrez XX ostages', welche
durchaus nothwendig erscheint, da doch die 'ostages' nicht in
dem 'grant aveir' einbegriffen sein können; nur hätten Mü.',
Gau. 7 au 8 entgegengesetzten Erwägungen die entsprechende
ungesicherte Zeile 646 0 beseitigen sollen. Mü. 8 und
Gau 7 behalten aber Z. 645 u. 646 bei, Gautier lässt ihnen
gar noch 6 Zeilen nach 7 4 folgen, welche in der Fassung
7« durchaus überflüssig sind, da ihr Inhalt in der fol-
genden Tirade wiederkehrt, wie das schon Ottmann (p. 27)
1} Statt 'tresorler* bietet V 'chamberlens' and dB 2707 : 'Kameraren' ;
das letztere darf wohl alt freie Uebersetzung von 'tresorler', veranlasst durch
Belmnoth, anfgefasst werden.
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andeutet Es ist aber zu beachten, dass die Fassung von V*
in keiner Weise gestätzt ist, vielmehr aus F nur hervorgeht,
dass Marsilies ähnliche Worte zu seinem Schatzmeister sagte,
welche nach 643 O einzufügen wären. Doch sind dieselben
zu sehr entstellt, als dass wir mehr, als die eine Zeile, welche
auch V* bietet: 'Jamais niert jurs que ne vus duins del mien',
welche sich jedoch nicht unmittelbar an 643 0 anschloss, re-
construiren können. Ottmann hat Unrecht, den Zusatz von
V* dem Verfasser von V* selbst zuzuschreiben; denn er konnte
bereits in der Vorlage von OV* gestanden haben und von 0 be-
seitigt sein, wie ja auch nach 549 0 Verse in P* stehen,
welche in 0 fehlen, während offenbar die Vorlage von OV*
sie hatte (cf. Stengel, Literaturblatt, Sp. 106). Wenn Ott-
mann ferner die Benutzung einer Doppelvorlage seitens F*
als erwiesen erachtet, weil V* 575 ( jur' liest, ebenso wie
Vv zu 653 0, während es (V*) an letzterer Stelle mit
0 'anz' biete, so übersieht er einmal, dass V*V ^jor' in
ganz andrer Bedeutung verwenden; zum andern aber, dass
575 P 'jor' als echt anzusehen ist, da es auch V 1 an jener
Stelle bietet.
Z. 662 0: 'Galne' in fe-Tir. gegenüber 'valente' P =
'valence' V, während mitMü. 3 , Gau. 7 und wegen Z. 199*. 931*
1291 4 Valterne'= K 7 * 499,, anzusetzen ist. Während aber
Scholle (Zeitschrift IV, 9) hieraus auf eine gemeinsame Vor-
lage von P und V schliessen will, könnte P aus Unkennt-
nis von 'Valterne' 'valente' als Part Praes. eingeführt haben,
während V selbständig das ihm bekannte 'Valence 1 einsetzte.
Uebrigens ist nicht zu leugnen, dass V } wo es von seiner
nächstverwandten Hs. P abweicht, öfter aus einer P nahestehen-
den Nebenquelle geschöpft habe f ) (cf. Stengel, Literaturblatt
1) Ebenso Ist wohl die Combtnation V*V zu 258 O (cf. Ottmann p. 2)
zn betrachten, wo im Anschloss an Vn, ai6 OV* 207 OV* und 484*
{OVV) wohl statt O (V*) zu lesen ist: ( Se 11 reis voelt, prez sni alge al
palen', während V* mit V allein nothigen würden so lesen : *Mais jo Iral,
se vns me l'otriez | £ seP reis voelt, car aler i puls mielz', also eine neoe
Zelle einzuschieben nnd eine nähere Beziehung von V zun anzunehmen. Der
zweite von Ottmann a. a. O. angeführte Fall 308 O dürfte hingegen anders
aufzufassen sein. F T n haben hier selbständig den von OFVi gebotenen
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1880. Sp. 107). An unserer Stelle wird die Benutzung einer
V* verwandten Nebenquelle für V noch dadurch wahrschein-
licher, dass V zu 199* und 931* 0 ^alterne' kennt* was
übrigens auch V* Z. 1291 zeigt und Z. 931* zu 'Valanterne'
entstellt hat.
Z. 664 würde ich statt 'cent anz' 0 nach V'V'Vn 499, 10 :
*set anz 1 setzen. Mü.\ Gau. 7 lesen wie 0.
Z. 698 ist statt 'co dist Ii reis' 0 besser nach V 4 VVn
499,»: ( Carles respunt' zu lesen, weil Guenelun den Kaiser
angeredet hat, cf. ad 243. Mü. 8 , Gau. 7 lesen wie 0.
Von V*V*Vn wird nach 706 O eine weitere Zeile über-
liefert, welche unter Berücksichtigung von 717 0 mit Mü. 3 ,
Gau. 7 zu ergänzen ist.
Nach 722 0 ist eine Z. 837 ähnliche Zeile: 'Qu' entre ses
puinz Ii est fraite e croissie' (V*V haben zwar 'brisee', doch
darf dieses nicht in 'brisie' geändert werden, und hat V so-
mit hier wie anderwärts aus der Vorlage von V* geschöpft)
einzuschalten mit V*VVdR 3037, und Z. 723 nach V A V 7 V in
'cuntre le cieF zu ändern. Mü.', Gau. 7 bleiben durchweg
bei 0.
Statt 727 0 bieten V'V'VdR 3069 f. folgende 3 Zeilen:
( £n dous chaeines teneit un urs mult mal (cf. 2557*) | Si dure-
Vera aasgelassen. Die Anrede mit 'tu', welche V 4 verlangt, stimmt zur
sonstigen Anrede- Gueneluns an dieser Stelle, während die anpersönliche Er-
widerung Rolands (314 0, übrigens nicht getützt! eher wäre die person-
liche Anrede nach nW als gesichert zu betrachten) ganz im Einklang
mit dessen sonstiger Sprache gegen Guenelnu steht. — Dagegen gehören z.
B. hierher Z. 1803. 1807. 1984, in welchen Benutzung der Vorlage V 4
seitens V» vorliegt, wahrend aus 1980 sich eine nahe Verwandtschaft von
Fa zu O zu ergeben scheint. Ferner hat wohl auch P* ans der Vorlage von
V 4 geschöpft, wie aas Z. 1979 and vielleicht auch ausZ. 1986 zu folgen scheint.
Z. 1984 O (P») : 'Jamals niert hnm(e) kl tnn coro cautreuaillet' gegen V 4 ( Fa) :
Taut mar veistes proece e vasselage', erglebt sich die Fehlerhaftigkeit der Les-
art V 4 (ya) anmittelbar aus Tautologie mit der voraufgehenden gesicherten
Zeile. — Z. 1980 O (Va): '11 sancs tuz clers' gegen V 4 (Pa): 'Ii sancs ver-
meils* ist letztere Lesart als gesichert zu betrachten, weil sie auch von V 7
geboten wird. Schliesslich steht 1979 O(Fa): 'Teint fut (l'a) e pers' als
bessere Lesart der von V* (P*) gebotenen: 'Tot le vit teint' entgegen
(vgl. Fler. pr. 1962, Ar. 1928). Z. 1103, wo V 4 Fa ein richtiges Assonanz-
wort gegen 0 V P) bieten, hat Rambeau (p. 23) erledigt, nur sind dort V
und F» zu vertauschen.
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ment Ii morst el destre braz, | Que jusqu' a Tos Ii a trenchiet
la char.' Mü.\ Gau. 7 bleiben bei 0, Gau. 7 fügt nur Z. 727 b
ein.
Z. 734 0 ist hier im Hinblick auf die zwei späteren
Träume als eine ungehörige Zwischenbemerkung anzusehen.
W haben aber am Schluss der Tirade etwas ähnliches, wess-
halb die Zeile nicht beseitigt werden kann; sie bestätigt in-
dessen die Ansicht von Dönges (Anmkg. 65), wonach dieser
ganze zweite Traum erst nachträglich den Z. 2556 ff. nachge-
bildet sein soll.
Z. 761 —65 0 (Tir. 61) fehlen sonst und stehen, wie
Mtt.' mit Recht bemerkt, im Widerspruch mit Rolands Cha-
racter, insbesondere mit dessen Auftreten in der vorher-
gehenden Tirade, vgl. z. B. 762 mit 753 0. Die Zeilen sind
also Zusatz von 0. Gau. 7 glaubt dagegen, sie gehörten ur-
sprünglich nach 750 0, als Schluss der Tir. 59.
Hinter 791 0 scheint nach V*ßndR eine ganze Tirade zu
fehlen. Sie enthält die ausführliche Beschreibung davon, wie
sieb Roland auf einem Hügel rüstet Gau. 7 fügt sie ein,
während Mü* und Ottmann (p. 26) ihre Echtheit bestreiten,
wobei letzterer hauptsächlich geltend macht, dass es sehr un-
klug von Roland gewesen wäre, nicht gerüstet zu sein, da
noch keine Nachhut für das französische Heer bestellt ge-
wesen wäre. Nach Mü. 3 hingegen ist die Waffnung hinreichend
durch 792 0 angedeutet Der ursprüngliche Text ist hier von der
Ueberlieferung zu sehr entstellt, um mit Sicherheit hergestellt
werden zu können; doch dürfte P*n ihn im Ganzen getreu
wiedergeben , nur ist Z. 726 V* nach 728 zu rücken und V*
überhaupt mehrfach mit Hilfe von nViVC zu bessern, was
Gau. 7 nicht beachtet hat
Nach 796 0 ist mit V*VVn der Ausfall einer Zeile mit
den Namen Ive et Ivorie' zu konstatiren, welche auch Z. 2406*
vorkommen. Mü. 3 , Gau. 7 fügen sie ein.
Z. 798 a 0 muss durch 4 li Gascuinz Engeliers' nach F*F»
VCn 501, IO dB 3267 mit Mü. 1 , Gau. 7 ersetzt werden, et 1503*
1289* 2407*. 1494*
Z. 824 1 0 verlangen V*VVC n 501,* die Einfügung von
'que'. Mü. 8 , Gau. 7 nehmen es nicht auf.
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Z. 825 0 ist eine Reminiscenz von 773*; 1195 O von 597*,
1203, 1272, 1286; 1497 0 von 1249 0 (wo jedoch wohl als
zweites Hem. zu lesen ist 'e fait sun colp brandir' cf. 1509. 1957.
3929. Mü.\ Gau. 7 ändern 'mort' in 'molt', doch findet sich
letzteres nicht hei 'brandir', welches durch C an unserer
Stelle gesichert ist Z. 1203 0 meinte der Schreiber wohl
auch ( fait Ii brandir sun colp', eine ähnliche Verwechselung
et 866); endlich ist 2565 0 nur Reminiscenz von 2236*. Mü. 8 ,
Gau. 7 behalten sämmtliche Zeilen, obwohl nur 0 sie bietet,
bei, doch setzt Mü. 8 2565 in [].
Z. 837 ist für 'depecout' 0 mit V 4 ß: 'debrisoit' = 'braut
i sundr' n 502,, zu lesen cf. 1359* 3386*. 1200. 1205. 2313*.
2340*. Mü. 3 , Gau 7 bleiben bei 0.
Der Umstand, dass V 4 die beiden Zeilen 838 — 9 0 durch
drei ausdrückt, die zweite mit derselben fehlerhaften Assonanz
wie 838 0, während die zwei anderen richtige Assonanzwörter
aufweisen, und ferner der Umstand, dass V'V Elemente von
838 0 uad Anklänge an entweder 839 0 oder V A bieten, lässt
vermuthen, dass die erste und dritte Zeile von V die alte
Lesart am getreusten refleettrt, welche etwa lautete: 11 a
jugiet mun nevud en Espaigne | Entre tel gent qui guaire ne
l'ename'
Z. 845 ist *en ad oud' 0 zu ändern in 'en a pris V* VC
n 502„ ('hefir J»egit')« Mü. 3 , Gau. 7 bleiben bei 0, doch vgl.
man 876* 3059*. 3210.
Ueber 865 0 verweise ich auf Stengers Ausführungen im
Lit-Blatt für germ. u. rom. Phil. No. 3, p. 106 l
Z. 866 1 0 ist nach V'WnhV analog zu 876*. 3210*
zu bessern, während die Variante im Hem. II. 'cef V* = 'hals 1
(höfad B, b) n 503,3 gegen 'slah' h V 40 = dB 3555 = 'colps'
P (cf. 1203, wo 0 eine gleiche Verwechselung hat) als ein
Versehen zu betrachten sein wird, cf. 1948, wo 0 'cor statt
'colp' (7*) bietet und 3200*. Mü.*, Gau. 7 bleiben ganz bei 0.
Z. 870 muss statt 'porz d'espaigne' 0 mit Mü. 3 , Gau. 7 nach
V V YdB 3609 : *porz d' Aspro' gelesen werden. 'Porz d'espaigne'
findet sich noch 1103 0 fälschlich in einer a..e-Tir., wo
1) c£ Grober'« Zeitschrift III, 443.
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nach Vv 'p. d'Aspre' zu lesen ist; ferner 824 (= V 4 ) and
1152* Für dieselbe Sache wird auch gebraucht 'porz de
sizer' 583 0 (=V*), 719 (= V% 2939 (= F 4 ). An unserer Stelle
spricht noch für die Richtigkeit der von 0 abweichenden Les-
art, dass 'tute Espaigne' der voraufgehenden Zeile dadurch
als zwischen den & porz d'Aspre' und 'Durestant' liegend näher
bestimmt wird.
Z. 877 mu88 für 'XII de vos baruns* On 503, 10 , 7*7 61*
nach V*V 7 V mit Mü. s , Gau 7 : ( XI d v. b.' gesetzt werden, was
sachlich allein richtig sein kann. Doch ist der gemeinsame
Irrthum von Onh bei dem häufigen Gebrauch der Zahl 'zwölf
im RoL zu leicht begreiflich, um darum eine gemeinsame
Vorlage annehmen zu müssen.
Z. 834 1 0 ist nach V'VvOn 503, u zu ändern in Tuit
sunt jugiet\ Mü.*, Gau. 7 thun es nicht.
Z. 889 0: 'brigant' in a-Tir. kann nicht richtig sein.
V 4 ß,ndh bieten sämmtlich mehr oder weniger abweichende
Formen des ursprünglichen Namens 'BrigaT, welchen Mü.%
Gau. 7 unter Bezugnahme auf Z. 1261 mit Recht einsetzen.
Interessant ist zu beobachten, dass 7* an beiden Stellen
'BorgaT liest (cf. Ramb. p. 24. 87).
Z. 894 muss für 'Balaguez' 0 nach V*ßn 504, i, mit
Mü. 3 , Gau. 7 'Balaguer' gelesen werden (cf. 63. 200*).
Hinter 907 0 (dessen erstes Hemistich mit VtV zu än-
dern sein wird: 'Remaindra nos\ während Mü. 9 , Gau. 7 nur 'ai 1
von 0 unterdrücken) bieten V*ßn AJB34,5 eine weitere Zeile:
'Encor avrum France dulce a regner' ('regner' kommt als
Verb im RoL freilich nicht vor, also vielleicht trotz V* kB
eher: 'de France le regnet'). Mü. 8 , Gau. 7 haben sie nicht.
Z. 913 1 0 fehlt eine Silbe, welche nach V*VCn 504,i6ÄF
157 durch Ergänzung von 'humes' erlangt wird. Mü.', Gaa.'
bedienen sich dieser Emendation nicht, sondern lesen mit Be-
rufung auf Z. 1041. 3039: 'XX mille sunt', während G. Paris
(Rom II, 106) 'XX mille d'humes' vorschlug. Ans einer Ver-
gleichung folgender gesicherter Stellen ergiebt sich G.Paria 9
Vorschlag jedoch als unstatthaft, indem nach 'mille' niemals
ein 'de' folgt; cf. 13. 410. 842. 548. 561. 565. 587. 682.
1041. 1454. 2728. 2907. 2932. 3039. 3046. 3063. 3085. 3124.
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27
3461. 3053. 3070. 3078. 3219. 3402. 3530. 2578. — Id zwei
Zeilen (3019. 3196), wo von 0 'de' geboten wird, weist* es die
Ueberlieferung zurück. Der allerdings anstössige Hiat muss
für den Hol. zagegeben werden, wie das eine einschlägige
Untersuchung von B. Schneider zeigen wird.
Z. 915 ist statt ( ne se pieignet' 0 mit Mü. 3 , Gau. 7 nach
Vtßn 504,i7: 4 ne s'en plaigne' zu setzen (cf. 834* 2915*).
I. 930' möchte ich mit Rücksicht auf 599\ 2684*. 3236*
3538* 3639 'Jamais en Chief, nach V*Vn 503,28 zu lesen
vorschlagen. Jdü. 3 liest 'teste' statt 'chief , während Gau. 7 bei
0 bleibt.
Z. 932 a ist nach V*V (V 7 )n 505 A zu ändern in: Riehes
hom de sa tere'. Mü. 3 , Gau. 7 bleiben bei 0.
Z. 958—9 0, die Mü. 3 unverändert beibehält, haben nach
Vßn 505, w etwa folgenden Wortlaut: 'Femme nel veit, qui
vers loi n'esclargiet, | U voeille u nun, qui n'a talent de rire'.
Zu 959 1 vgl. 1419. 2168*. 2043*. 1626 (= V 4 ) 2220*. 3170*.
Gau/ emendirt auch, hält sich aber nicht streng genug an
die Ueberlieferung.
Z. 975 0 ist 'munigre' in ei..e-Tir. entschieden falsch ;
kann aber gelehrte Schreibart für gesprochenes 'Muneigre'
sein. Diese Schreibart stammt aus der Vorlage der geaamm-
ten Ueberlieferung, da ( nigre' in allen Texten wiederkehrt
(Seholle, Zeitschr. IV, 15 irrt, wenn er 'valneire' als Schreib-
art von V*n angiebt). 'Muneigre' geht nun, wie Ottmann
(p. 19) annimmt, auf 'Monegros' zurück und musste als Lehn-
wort vokalische Stütze erhalten. Später nahmen einige
Schreiber an Munigre' Anstoss, da sie, die etymologische Be-
deutung des Wortes erkennend, dasselbe als französisches
Assonanzwort in ei . . e-Tir. für unrichtig hielten, weil es
ihrer Auffassung nach 'muneir' lauten musste. Sie ersetzten
daher ,munigre' durch 'valnigre = 'Valneire'. So verfuhren
unabhängig von einander der Schreiber von V* und von tu
Es lag übrigens bei dieser Au&tssung um so näher 'munigre'
als einfache Entstellung von 'Valneire 9 anzusehen, da man
letzteres als Synonym von 'Valterne' auffassen konnte, welches
Wort in der That Hs. b von n eingesetzt hat 1 )* Ich löse also
1) Man vgl. auch 'Valnigra' Fierabraccia IV2 8,7 und 'Valnoble' fr.
Fier. 5871, ferner 'Montcler» st. 'Valuler' Hs. 1632 zu Euf. Ogter 514.
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die Combinationsschwierigkeit obiger Zeile im entgegenge-
setzten Sinne wie Rambeau, Mü.' und Gau. 7 Ganz abwt-
weisen ist Scholiens Zeitschr. IV, 15 wiederholte Vermuthang,
dass Tir. 78 und 79 ursprünglich zusammen eine i . . e-Tir.
gebildet hätten (cf. Ramb. p. 169). Interessant ist der vor-
liegende Fall besonders desshalb, weil er zur Annahme einer
geschriebenen Vorlage der gesammten Rolandsüberlieferung
führt, ebenso sprechen dafür andere alte Fehler, so 2158 O:
'desmailliet' = 7 4 F7£, welches durch Gonjectur in C und
weniger glücklich in P beseitigt ist, vgl. auch 604*. Doch rnuss
mansich vorsehen, überall, wo die Ueberlieferung unklar ist, alte
Fehler wittern zu wollen, wie das Müller zu thun geneigt ist Nur
dann, wenn, wie in obigen Fällen, Vertreter von wenigstens
zwei sonst unabhängigen Redactionen ausdrücklich schwerwie-
gende Fehler gemeinsam aufweisen, sind wir berechtigt, die-
selben als der alten Vorlage entstammend anzunehmen.
Z. 979 0 : 'esteit' in ei . . e-Tir. gegen 4 se sevre F 4 =
'dessevrer' V,n 506, 7 : ( A fcvi landi er hann er foeddr.' Hfl.*
conjicirt : 'humes esfreiet', was jedenfalls mit Rücksicht auf die
Verse 1977*- 2009* 3467* der von V*V 7 bezeugten Lesart
weichen muss. Rambeau (p. 169 f.) hält sie auch für wahr-
scheinlich und Gau. 7 setzt sogar die unveränderte Lesart von
V* in den Text, wiewohl dadurch der Zusammenhang ganz
unverständlich wird. Ich vermuthe folgende ursprüngliche
Lesart: 'En cel (cf. On) pais (cf. V'V'C) dunt (cf. OOn) Ii
buns (cf. V'VV 4 ) cuens (cf. V 7 ) 6e sevre'; woraus hervorgeht,
dass hier nicht, wie Ottmann (p. 3) und Scholle (Zeitsdlr.
IV, 21) annehmen, On zusammen gegen V*ß stehen.
Z. 990 1 ist die in 0 fehlende Silbe mit Mü.', Gau. 7 nach
V*V 7 n 506,u und hB 47 durch 'per' zu ergänzen.
Z. 1005 ist statt 'est' 0 mit Gau. 7 nach V'V'VhB 77 und
wegen *virent' der folgenden Zeile ft fu' zu setzen. Mü. s thut
es nicht.
Z. 1009 0 fehlt in sämmtlicben anderen Hss. und kann
demnach entbehrt werden. Der Vers ist ausserdem wegen
der Härte der Gäsur anstössig, welche durch die Emendation
Mü. 3 , Gau. 7 'ester' statt 'estre' nicht gehoben wird; 'Estre*
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würde übrigens sonst wohl ebenso am Platze sein cf. 332 0.
2929 OF\
Z. 1017 0: 'haut muntez' in ö-Tir. entschieden verderbt,
übrigens von jüngerer Hand wohl mit Anlehnung an 1028
auf Rasur nachgetragen. V* hat 'altor^'alcor' FT^autor'
C= 4 h«d einni' n 506,ift. Daher ist mit Mü.', Gau. 7 nach
V A ß 'halcur' als Assonanzwort einzuführen, zumal dasselbe
3698 O belegt ist (cf. Hamb. p. 196. 204).
Z. 1021 ist 'bruur' O mit Mü. 3 nach V*V 7 C in 'brunur'
zu bessern, was V in 'bondor' entsteint hat. Gau. 7 bleibt
bei 0.
Z. 1024 0: 'traitur* in ö-Tir. wäre als Wort selbst un-
anfechtbar; doch verlangt der Sinn, die Grammatik und der
Parallel vers 844* die Lesart von V* 4 traisor' = 'tralsunF'FC
= 'hefir fyriraetlat' n 506,2». Die Anfrage Mussafia's
(Zeitschr. IV, 105 Anmkg. 3), ob es nicht anginge ie felon
traitor' zu lesen, ist doch wohl durch die klare Hss. Combi-
nation erledigt Dass dadurch die Mischung zwischen reinem
und nasalem o vermehrt wird, kann keine Bedenken wach-
rufen, da dieselbe im Roland nicht zu leugnen ist (cf. Ramb.
p. 182—205). Ob mit Mü.' ( ad faite tralsun' oder mit Gau. 7
'ad feit la tralsun' oder nach Z. 844*: ( en ad feit traXsun'
zu setzen sein wird, ist hier nebensächlich; doch scheint das
letztere allein gestützt, da auch 1820 0 weder die Rection
des Particips, noch der Artikel gesichert ist; denn 0V l ver-
langen Rection, C den Artikel, während V'VPL fehlen: man
könnte daher auch ( il a fait tralsun' conjiciren. Die von
Mussafia angezogenen Stellen 178. 3748 fehlen in der Ueber-
lieferung, während der Mangel der Rection des Particips und
des Artikels nach 844* erlaubt ist.
Statt 0 Tir. 84—6 (Z. 1049—1081) mit den Assonanzen
auf : 6 , e an haben die andern Hss.
folgende Tir. auf
V*: 6, (— ) an + 6e
Vi: 6, V, ?, an ? ?
V: 6, an, 6e, V, (ez), (— ) + 6e + er
P:(-) V, (ez), (-) + 6e + er
C:(-) V,(ez), + & ?
w: 6, e, (— ) 4- 6e
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30
Vi fehlt in C. Hofmann's Copie, auf welcher Stengel's
mir verliegende Abschrift beruht, hier leider bis auf die 6* und
an-Tir. Ich kann daher die Angabe in Müller's Anmkg. zu Z.
1059, was Vi anlangt, nicht controlliren, doch ging wohl
auch hier wie in 0 der an-Tir. eine 6-Tir. vorauf, welche
nicht, wie Mü/ a. a. 0. angiebt, in VPC fehlt; wohl aber
fehlt, was Mü. 3 nicht sagt in PC die an-Tir. Eine Umstel-
lung hat, wie aus obiger Zusammenstellung ersichtlich ist,
in der Ueberlieferüng nicht stattgefunden, vielmehr eine Kür-
zung der vier Tiraden zu drei (resp. zwei), so dass in 0 die
6e-, P» die 6-, n die an-, PC die 6- und an-Tir. fehlen und {y*)V
nicht nur alle 4 Tir. bieten, sondern ebenso wie P (C hat
hier eine willkürliche Lücke) noch eine fünfte, aus der an-Tir.
fabricirte auf den Reim 'er' hinter der 6e-Tir. anfügen. Nur
V nahm die in seiner Vorlage nach der 6-Tir. stehende an-
Tir. heraus und setzte sie eigenmächtig unmittelbar nach der 6-
Tir. (was sich schon daraus ergiebt, dass 7fttr diese an-Tirade kei-
nen assonirenden, sondern einen mit V 1 wörtlich übereinstimmen-
den Text bietet), Hess dann aber hinterher einen assonirenden
Doppeltext der ass. 6e-Tir. folgen, während die reimende 6e-Tir.,
wie in ganz/9, erst auf die 6-Tir. nach einem voraufgehenden langen
Einschub hinter der reimenden 6- und an-Tir. hinterherfolgt
Die in 0 fehlende assonirende 6e-Tir. mochte folgenden der
Fassung V* nahestehenden Wortlaut gehabt haben: t Cum-
paign Rollant, car sunez la mesl6e | Si Torra Carles de France
l'emperere | Socorrat nus en l'estrange cuntree | Respunt Rol-
lant, ne placet deu le pere | Ne Marien, la sue dulce mere | Ainz
i ferrai de Durendal m'espee | Que tresqu'al puign en iert
ensanglent6e | Fellun paien, mar virent la jornee | Mielz voitt
morir que France en seit blasm6e\ Diese Schlusszeile wird
durch die Antwort Oliviers 1082 als echt ausdrücklich be-
zeugt.
Müller'8 Angabe in den 'Nachträgen', dass PViVC aus
der 6-Tir. nur zu Z. 1065 — 69 entsprechende Zeilen böten,
und dass die voraufgehenden Zeilen ihrer ez-Tir. der assoni-
renden 6-Tir. entsprächen, trifft nicht zu; denn P 1639—45
und die genau entsprechenden Stellen in VC {Vi fehlt mir
ja leider) decken sich weit eher mit 1059 — 62 0, als mit
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31
1051—53 Oy abgesehen davon, dass ja in V*V ein der 6-Tir.
entsprechender Text^ allerdings an weit früherer Stelle, er-
halten ist, welcher in P mit dem Anfang verloren ging und
in C zugleich mit einer Anzahl anderer Tiraden ausgelassen wor-
den ist. Wollen wir daher für den ursprünglichen Roh, wie auch
mir wahrscheinlich zu sein scheint, nur drei Aufforderungen und
drei Antworten Oliviers und Rolands zugeben, so wird gerade
die 6e - Tir. aufrechtzuerhalten und die 6-Tir. als Werk des
Interpolators der Baligantepisode aufzufassen sein. Der Inter-
polator hat übrigens auch die 6-Tir. bedeutend erweitert ; denn
F 4 , V 7 i ÜR 3066, hL 6 — 8, hV205fi nöthigen statt 1052 0
zu lesen : 'Si l'orrat Garles qui est passant as porz (cf. 1071.
1752°) | Je vus plevis que retornerat s'ost (cf. 1072) | Soccor-
rat nus, e il e ses esforz' (cf. 1061). Mir scheint njir die erste
dieser Zeilen ursprünglich echt Durch Streichung von 1059
bis 69 o und Kürzung der an-Tir. (1074, 1076, 1078—80 0
sind zu streichen, zumal dadurch die an-Tir. rein wird), wie
der vorstehenden 6e-Tir. (in welcher die drei dem letzten Vers
voraufgehenden Zeilen als späterer Reimzusatz erkenntlich
sind, und in welcher Z. 2 und 3 zusammen ursprünglich lau-
ten mochten: 'Soccorrat nus de France l'emperere', wird eine
wirksame Steigerung erzielt und jede unnütze Wiederholung
vermieden. Olivier fordert Roland auf l le cor, l'olifant, la
menfe' zu blasen; — Roland erwidert: ich würde thöricht
handeln, nicht gefalle es Gott, nicht gefalle es Gott und der
Jungfrau Maria.
Z. 1074 0 muss nach V 4 ß gegen Mü. 3 , Gau. 7 gestrichen, und
die folgende Zeile in: 'Que pur paien ja seie jocomant'mitGau.?
geändert werden, wodurch die Schwierigkeit, welche Mü.»
darin findet, *ne' von Z. 1075 0 mit unserm Verse in Zu-
sammenhang zu bringen, gehoben wird, und seine für den
Kol. anstössige Emendation sich als unnöthig erweist.
Z. 1080' ändere ich nach V 4 ß: ( se deu piaist vassalment'.
Gegen Ottmann's Argument (p. 9) braucht man nur auf 868*.
1336. 3108* hinzuweisen. Mü. 3 , Gau. 7 bleiben bei 0.
Z. 1152 lese ich statt 'passet' 0 nach V*ßn 508,n,
'entrez* cf. 365. 747. 2709.* 2855 ('cfotrez V*P statt 'venuz 1
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0, was die Assonanz verletzt), während Mü.*, Gau.* bei 0
bleiben.
Z 1215 ist statt 'datliun balbiun' 0 mit Vm 509,n:
'Dathan et Albirun' zu lesen, was Mtt.' thut. Die Lesart von
ß und dB 4218: 'Dathau e Abiron 9 bestätigt die Richtigkeit
von V 4 w; doch haben dB und ß hier unabhängig von ein-
ander 'Albirun' in 'Abiron* verändert. 'Abiron' in den Text
zu setzen, wie Gau.? nach G6nin thut, ist unzulässig, da ja
auch 'baZbiun 1 0 für 'Albirun* spricht.
Z. 1261 ist statt 'Engelers' 0 wegen 174. 1289. 1575*
1580* 1379,80* 2186* und nach ßn 510,*, dB 4495, hL,
hV mit Mü.*, Gauj: 'Gerins' zu lesen, weil dieser der Waffen-
gefährte 'Gerers' ist.
Z. 1297 ist 'Gualter* 0 sachlich unmöglich, obwohl schein-
bar von Hs. a in n gestützt, während jedoch B,b besser
'Hatun' bieten. Es ist jedenfalls mit Mü.\ Gau.* nach VY
'Otes' herzustellen = 'Astolfo' V\ 'Hatte' dB 4852.
Z. 1327 ist 4 cors ; 0 nach V*nhV 520 in 'chief zu än-
dern, während dB 5063 'beim' bat. Mü. 3 , Gau.? conjiciren
'coife\
Z. 1353 0 fehlt dem zweiten Hemistich eine Silbe, weil
0 'Malun' statt 'Malsardn' dB 5562 = 'Massaron' n w = t Man-
cheroene' hV 527 gesetzt hat. Die Combinationsschwierigkeit,
welche in V< 'Falsiron' = 'Fauseron' TVCL vorzuliegen
scheint, muss als zufällige angesehen werden, weil sachlich
diese Lesart unmöglich ist, denn 'Falsarun' ist schon 1213—30
getödtet worden. Wenn die richtige Form des Namens 'Mal-
sarun' = dBnhV war, wie auch Mü.*, Gau. 7 und Rambean
(p. 25) annehmen, so lag es, da dieser Name sonst nicht
mehr vorkommt, flüchtigen Schreibern nahe, ihn mit dem be-
reits zwei Mal dagewesenen und fast gleichklingenden Namen
'Falsarun' (879*. 1213*) zu verwechseln.
Z. 1372 ist mit ßn: 'trenchet Ii reime' (et Z. 2572) zu
verbessern und mit CV*n 51 1 ,23 zur Ergänzung des zweiten Hem.
l la' einzufügen. Wegen des ersten Hemistichs cfr. 1326 0 und
Z. 1995, wo zu lesen sein wird: 'Sil fiert (OV) sur (OPLCV
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gegen 4 en' F 4 7) reime (OVVL) 1 ) qui ad or est gemmez'
{PLV<V et 1373. 2288. 2500). Dagegen erscheint 1602.
3250 0 Hiat, doch ist die Lesart nicht gesichert.
Z. 1386,7 0 fehlen sonst und bilden einen massigen Zu-
satz. Die erste Zeile besteht noch dazu fast aus lauter Flick-
wörtern; gleichwohl behalten sie Mü.*, Gau. 7 bei.
Z. 1411 0 muss wegen des falschen Assonanz - Wortes
'esperance' in en . . e-Tir. (cf. Hamb. p. 52) als unechter
Zusatz beseitigt werden, da die Zeile ausserdem in allen an-
deren Hss. fehlt und da dem Verständniss und dem Zu-
sammenhange von Tit. III und 112 durch ihre Auslassung
nicht im Geringsten geschadet wird. Mü. 3 behält die Zeile
unverändert in seinem Text bei, während Gau. 7 'espairnance'
statt 'esperance' 0 conjicirt.
Nach 1437 0 konstatiren die Hss. V*ßn eine grössere
Lücke von 3 Tiraden, welche sich zugleich als eine Verletzung
des zu Z. 1320 f. 1396 f. und 1412 f. bestehenden Parallelis-
mus herausstellt Auch MO.' glaubt, dass ein Theil dieser
3 Tiraden dem Original angehörte; Gau.' bietet eine in man-
cher Hinsicht anfechtbare Reconstruction derselben.
Z. 1447 0 fehlt überall und darf als unnöthiger Zusatz
angesehen werden. Mü. 3 , Gau. 7 behalten ihn bei.
Hinter 1448 0 folgen nach V*FCL TVdB zwei Tiraden;
Mü. 3 meint, dass etwas Aehnliches dem Original angehört
habe; Gau. 7 fügt sie ein.
Z. 1469 ist für 'regretent' 0 mit Gau. 7 nach Y 4 CP£Ä 7 543
'reclaiment' zu setzen cf. 2886. Mü. 3 bleibt bei 0.
Z. 1488 ist statt 'espee' 0 nach V 4 ß und mit Bezug auf
629* mit Mü. 3 gegen Gau 7 'elme' zu lesen.
Z. 1505 ist für 'duinst' 0 nach V'ßnhV 591,2 'laist' zu
setzen. Mü. 3 , Gau. 7 lesen wie 0.
Z. 1534 lese ich statt 'des arguns' 0 nach V 4 Cn 514,n:
( al sablun'. Ebenso wird man 1229 zu emendiren haben.
Mü 5 ., Gau. 7 bleiben in beiden Fällen bei 0.
1) Wegen Elision des Artikels vor *elme* cf. B. Schneider in seiner
demnächst erscheinenden Arbeit über die Flexion der Substantivs im Afir.
3
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Z. 1541 muss statt 'Ii bers' nach V*ßn mit Mft.% Gau. 9
( le paien' gesetzt werden.
Nach 1559 0 ist mit V*ßn eine Zeile: Tieine sa banste
el camp Tad abatut' zu ergänzen, die zu 1534. 1498. 1295*.
1287*. 1273* 1250*. 1239. 1204 parallel ist. M<1\ Gau. 7 haben
sie nicht.
Z. 1615 fehlt in O und muss nach 7 4 Pn" mit Hü 3 ,
Gau. 7 eingeführt werden.
Mit den Tir. 127 und 128 (Z. 1628 ff.) beginnt, wie n'°
ausdrücklich hinzufügt, der dritte Kampf des Marsiliun gegen
die französische Nachhut unter Rolands Führung, so dass die
Anordnung von 0, nach welcher diese zwei Tiraden mitten
in den zweiten Kampf hineingeschoben werden, zu verwerfen
und die von V'V'VPn mit Mü 3 , Gau. 7 zu adoptiren ist
Ebenso muss ferner mit Mü. Ä , Gau. 7 . Tir. 125 vor 126 O ge-
rückt werden.
Z. 1556 0 = V 4 mit einer überschüssigen Silbe im I. He»
mistich, fehlt zwar in der anderen Ueberlieferung, darf aber
darum schwerlich beseitigt werden. Freilich ist der Vers in
der Fassung OV* nicht aufrecht zu erhalten; die Emendation
von Mü. 6 , Gau. 7 ist jedoch bedenklich, einmal weil 'oreille' da-
nach neutraler Plural wäre, welcher Gebrauch erst nachge-
wiesen werden müsste cf. 732. 1918. 2260, andrerseits weil
der Artikel auch vor den anderen Substantiven dieser Stelle
steht und dort beibehalten werden muss. Ich schlage dess
halb zu lesen vor: Tetit le cbief e les oreilles falves'.
Z. 1705 ist 'vergoigne* 0 nach V'ßn 517,2 und mit Be-
zug auf 1082* 1346*. 1718*. 681. 1063* 1174*. 1546 durch
'blasme' zu ersetzen. Mü. 8 , Gau. 7 behalten die Lesart von O bei
Z. 1741 ist ( cuntraliez' 0 mit Gau. 7 durch 'curruciez'
nach Vßn 517,19 zu ersetzen; denn 'cuntralier' kommt erat
1737* vor, wo es Mü. 8 auch in der Form 'cuntrarier' hat
Hinter 1752 zeigt O nach VTVPC eine Lücke von einer
Tirade. Sie enthält die Aufforderung Türpins, Roland zum
Blasen seines Hornes zu bewegen. Die gegen ihre Echtheit
erhobenen Bedenken Müllers und Ottmanns (p. 16) sind aller-
dings ziemlich zutreffend, sprechen aber nicht dagegeir, dass
die Tirade nicht in der, wie schon gezeigt, mehrfach inter-
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polirten Vorlage der geeammten Roland-Ueberüeferung ge-
standen haben könnte. Ueberdies will mir doch scheinen,
als müsste diese Tirade für den ursprünglichen Rol. auf-
recht erhalten und statt dessen die Zeilen 1743 — 51 0 be-
seitigt werden. 1752 1 0 würde dann zu ändern sein: ( Dist
Parcevesques, qui s'aperceit qu'ad tort: | Mais nepurquant,
se sonez est Ii cors etc. — Turpin würde mithin anfänglich
glauben, dass Rol. und OL den früheren Streit fortgesetzt
hätten, und Rol. sich noch immer weigere, sein Horn zu
blasen. Erst durch Oliviers Zustimmung (1752) würde Tur-
pin die veränderte Situation begreifen und demnach passend
in einer neuen Tirade seine eben ausgesprochene Ansicht
rectifiziren. Die Anfangszeile dieser neuen Tirade ist nur zu
errathen. Man beachte übrigens, dass 1743* fehlerhaft ist.
Z. 1756 ist 'Granz XXX 'Uwes' 0 nach PFVw 518,2 in
'Gr. XV V «u ändern. Mü. 8 , Gau. 7 lesen wie 0.
Z. 1765 wird statt ( qu'il tient, loie' 0, wie Mü.a, Gau. 7
lesen, wohl besser nach V'ßdR 6066 — 69: 'qu'il sonet, la
voiz' su setzen sein.
Z. 1830 — 41 0 (=Tir. 140) ist offenbar der zweitvor-
hergehenöen 6-Tir., welche in 0 und den Ausgaben mit der
nachfolgenden on-Tir. zusammengezogen ist, obwohl V*V* deut-
lich zwei Tiraden bieten, und der Sinn die Scheidung fordert,
an- und nachgebildet cf. besonders 1834 — 7 und 1812 — 15.
Mü.«, Gau.' behalten sie bei. Die ersten Verse geben nach Z.
1807 eine unnütze Situationsmalerei. Was soll überdies 1833
heissen? Gau. 7 übersetzt mit Förster: 'Und alle erwidern dem
Olifant' Förster iZeitschr. II.) zu 31 93,4 fasst 'racater' = 'blasen'
und bezieht sich auf Parten. 1814, doch steht dort 's'en racate\
welches 'erlöst, erheitert, vergnügt sich damit' bedeutet. 3194
ist in der Fassung 0 nicht gesichert; P* bringt 'ses
cumpaignun racatant' d. h. es braucht 'racater' activisch ; die
anderen Hss. weichen ab oder fehlen. Man kann daher aus
dieser Stelle die Bedeutung des Wortes nicht erechliessen,
zumal es nicht gerade angemessen erscheint, sich hier Gui-
nemans Gefährten Babel, den Inhaber von Rolands Schwert,
als ein 'grairie der' blasend vorstellen zu müssen. — Eher
ist zn vormuthon, dass hier stand: 'Les colps Bollant racate
3*
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36
sis cumpainz' (d. h. 'ersetzt sein Gefährte'). Man beachte auch,
da8S 3195 ff. genau 3018 ff. nachgebildet sind.
Z. 1848 0 fehlt sonst und steht im Widerspruch mit den
umstehenden Zeilen. Durch die Emendation und Uebereeteung
Gau. 7 wird die Zeile nur noch anstössiger. 1849 O ist me-
trisch fehlerhaft und auch dem Sinne nach als Jongleuraus-
ruf anstössig. Mü. 8 , Gau. 7 berichtigen die Zeile metrisch durch
Unterdrückung von 'humes'; VC dagegen fordern die pas-
sende Lesart: 'Mort sunt si hume, n'i ad fors sul seisante'.
Z. 1894 0 bietet ein falsches II. Hemistich. Mtl. 3 bessert,
indem er 'desfagun' (welches er jedoch nicht weiter belegen
kann) statt 'descunfisun' 0 setzt ; Gau. 7 liest nach Hofmann's
Vorschlag 'escundiscun'. Ich würde eher nach V*V ( raen$un'
zu emendiren vorschlagend
Z. 1914. 1943. 1954 ist 'Marganices' 0 mit Mü.», Gau.'
nach V*ßnhV in Talgalifes' zu bessern.
Z. 1915 4 al frere' 0 muss nach V k Vv mit Mtt. 9 , Gau. 7
in 'Alferne' geändert werden.
Z. 1924 0 ist nach P VL n 520,4 mit Mü.', Gau.* *ki'
einzufügen.
Z. 1980 lese ich statt 'parmi' 0 (= Mtt. 8 ) mit Gau. 7 nach
V'VPhV 1121: 'fors de'.
Z. 2001 bietet 0 eine überschüssige Silbe, weil es den
Gedanken unpersönlich ausdrückt, während nach V*V*PC
AJU164 und mit Gau. 7 'jo sui Rollanz' gesetzt werden muss.
Mü.8 liest dagegen *$o est ja Rollanz', offenbar in Anlehnung
an 2047 0, wo Mü. 8 und Gau. 7 bei 0 bleiben, obwohl auch
da V*ß HR 342 die unpersönliche Ausdrucksweise durch die
persönliche ersetzen und das mit um so grösserem Recht, als
2046*. 2049*. 2053* durchweg die erste Person aufweisen.
Der Hiat von 'co est' ist demnach an unserer Stelle besei-
tigt; ebenso lässt er sich beseitigen 334 0. Hier ist 'co estre'
hart, weil 'estre' bereits 332 O Assonanzwort ist, ohne frei-
lich weder dort noch hier gesichert zu sein. PP'F lassen
unter Hinzunahme von Z. £384*. 3100* vermuthen, dass 834*
O lautete: 'E deus veire paterne', Z. 1350 ist ausser dem
Hiat 'co est' die falsche Flexion von Carle = obl. 8g. an-
stössig (cf. 1234 0). Es wird nach V*ß 1349* und 1350 zu
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ändern sein: 'nostre gent sereit salve | Se pleust den, qu'or ci
fust Ii reis Carles'. 1774 0 ist nicht gesichert, überdies steht
'co* von jüngerer Hand auf Rasur und ist daher wohl mit Vi V
'grant merveille est' zu bessern. 2628 0 ist 4 co est' in 'co
für nach V*ViVC zu ändern. Zuzulassen ist der Hiat nur
1310, da 'chernuble' nach 1325* in Assonanz gesichert ist,
und 'ce est' auch VivPn (C 'cest* mit einer Silbe zu wenig)
lesen (7* bietet allerdings 'Co fu'). Da dieses jedoch der
einzige Fall des Hiats bei 'co est' im Roland ist, so wird der-
selbe wohl als alter Fehler anzusehen und vielleicht die Con-
jektur von 7* zu adoptiren sein.
Z. 2025 ist 4 a la tere' 0 mit Mü.'* Gau.' zu ändern in
'cuntre Orient' Vß = & i austr 1 n 520, ?5. Ebenso wird auch
in 2013 O zu ändern sein, wo es Mü. s , Gau. 7 unterlassen.
Z. 2054 muss statt 'enteodut' 0, wie Mü.» liest mit Gau. 7 ,
nach V A V*VChR 349: 4 conneu' gelesen werden.
Z. 2066* O hat eine Silbe zu wenig. Es muss dafür mit
V*VPhV 291 gesetzt werden: 4 fut mult ardiz e fier\ während
Mü. 3 , Gau. 7 lediglich 'molt' in 0 einfügen.
Z. 2096 1 muss die in 0 fehlende Silbe mit Mü/, Gau. 7
nach V*P durch 'sainz' ergänzt werden. hL 189 klingt
4 goede' an 4 bon* C an.
Z. 2112 lese ich statt 'sunent' 0 nach Viß dB 6681,2:
4 bruient\ Mü. 3 , Gau. 7 bleiben bei O.
Z. 2113 0 ist besser nach V*CPLdB 6697 £ zu ändern,
obwohl Ottmann (p. 14) die Lesart von 0 vertheidigt, indem
er sich auf Z. 2114 als Stütze beruft Ich frage aber, wie
stimmt dazu der Inhalt von Z. 2116 und 2146 und überhaupt
das ganze Verhalten der Heiden im Folgenden. Mü.', Gau. 7
bleiben bei 0.
Z. 2122 ist für 'rendent un estor' 0, was Mü. 8 , Gau.'
stehen lassen, nach V'ßhL 227,8 'funt un assalt 7 zu lesen.
Z. 2144 0 kann das metrisch falsche II. Hemistich durch
V*L(P) berichtigt werden, wonach es lautete: ( fel seit qui
vus faldra'. n 221,*o drückt den Gedanken anders aus, doch
dürfte sein 'er nti flyr tr& ödrum' eher Y*{P)L, als die Les-
art 0 stützen. Durch Vergleichuftg der Zeilen 1048* jnd
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3417* wird die Richtigkeit ersterer Lesart ausser allen Zweifel
gestellt Mü. 8 streicht nur 'ben', Gau. 7 'seit' von 0.
Z. 2146 0 wurde dem ersten Hemistich durch Umstellung
eine Silbe entzogen; 7*7 7 7w bieten es richtig und M<L J ,
Gau. 7 adoptiren es. Zur weiteren Stütze könnten zahlreiche
Parallelverse ad Z. 248 verglichen werden.
Z. 2202 kann der unrichtige Vers von O mit Hilfe von
CPL emendirt werden, welche die Nebenform 'cuntre' für
'encuntre' 0 setzen. Das tautologische 'Entro ses bra$ 7*
wird nicht durch n 322, 15 und hL 260 gestützt, da diese
Ausdrücke nur 'embracet' 0 wiedergeben.
Z. 2208 9 0 ist zu kurz; die Redactionen gehen hier aus-
einander, n 522,t« deutet mit O (cf. Z. 798. 1581. 1582)
auf 'al riebe duc Reinier', wie Mü.» liest; dagegen weisen
7*C"al prod conte Reinier' und ViVPLdB 6741 4 al bon
conte R.' auf, welche letztere Lesart Gau. 7 annimmt hL 259
hat nur 'graven'. Da nun aber 7*7 im folgenden Verse
•proz' aufweisen, so darf die Lesart 'bon' unberücksichtigt
bleiben und das 'guoten' von dB als selbständige Aenderung
aufgefasst werden. Da ferner 0 sehr wohl 'duc* für 'prod
conte' eingeführt haben kann, ohne dass in seiner Vorlage
'riches duc 1 stand, so liegt kein Grund vor, wegen des 'rika
hertuga' von n auf ein ursprüngliches 'riche duc' zu schliessen,
vielmehr stand dieses nur in der Vorlage von », deren Schrei-
ber es unabhängig von O einführte, da es ein synonymer
Ausdruck von 'prod conte' ist. Man beachte, dass 'duc' und
'conte' beständig auch in n verwechselt werden, und dass
'riches 1 ein fast ebenso geläufiges Epitheton ist wie 'proz'.
Z. 2209* bessern Mü.», Gau. 7 den metrischen Fehler in
0 nach 7 4 . Mü. 8 liest 'de Genes e Rivier', Gau. 7 : 'tresqu'a
Games el Rivier'. Zunächst ist aber 'val' 00 beizubehalten,
ferner darf 'dernier' C nur als Entstellung von 'de Runier'
0 angesehen werden. Demnach wird nur 'e le val' 0 statt
'del val' 0 zu setzen sein.
Z. 2213 O muss getilgt werden; denn das Assonanzwort
dieser Zeile 'esmaier', welches erst zwei Zeilen vorher steht
und die bis auf 'glutun' vollständige Uebereinstiinmung un-
serer Zeile mit 2211 lässt sie als eine konfuse Wiederholung
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so
erscheinen. Doch wird vor Z. 2211, welche, da von n ge-
boten, aufrecht zu erhalten ist, eine neue Zeile einzuschieben
sein; 'E pur osbercs desrumpre e desmaillier', welche zu-
sammen mit 2210 die kriegerische Tüchtigkeit Oliviers schil-
dert, der gegenüber in 2211—12 dessen ritterliches Handeln
gegen Feind und Freund gerühmt wird.
Es ist weder nöthig noch empfehlenswert*), mit Hamb,
(p. 21) Z. 2210* und Z. 2211 zu einer Zeile zusammenzu-
ziehen. Durch unsere Herstellung erledigt sich auch, was
Ottmann (Jen. Lit Ztg. 1879 p. 178) und Müller (Ztschr. III,
446) zu dieser Stelle bemerkt haben.
Z. 2235 0 erweist sich auch schon durch das Assonanz-
wort verdächtig, welches Z. 2239 in derselben Tirade wieder*
kehrt und darf als überflüssige Wiederholung eines beliebten
Gedankens (cf. Z. 2185. 1851. 2632) angesehen werden.
Mü.8 und Gau. 7 'behalten die Zeile.
Z. 2242 ist aus ganz äusserlicher Ursache schon hinter
Z. 1825 in O geratben, während es die Ueberlieferung und
mit ihr Mü. Ä , Gau. 7 an der richtigen Stelle bieten.
2260 kann 'cerveP 0 nicht 'la' vor sich haben, sondern
ist wie in C als Maskulin zu behandeln. Die Form 'la cer-
vel(l)e\ welche V< V* VPL bieten, kann nicht als Assonanzwort
in einer minnlichen e- (=&) Tir« stehen; 'la cervele' findet
sich im Rol. drei Mal: 1366* 2248.* 3617* dagegen 'Ii cervel'
nur zwei Mal: 1764. 1786 und zwar von OV^VC gegenüber
( la cervele* V*PL und 3928 in 0 allein. In letzteren drei
Fällen kann es jedoch ohne Weiteres durch 4 la cervele' er-
setzt werden, während 2248 'la cervele' als Assonanzwort ge-
stützt ist Daraus Hesse sich allerdings folgern, dass der
weibliehe Gebrauch des Wortes im Rol. allein gesichert sei;
doch dürfte auch die männliche Form, welche in unserer Zeile
allein richtig sein kann, dennoch zuzulassen sein. Aber schon
in der Vorlage der gesammten Rol .-Ueberlieferung stand
fälschlich dafür 'cervele', wie das 'la cervel' 0 hinreichend
andeutet
Hinter 2282 0 fügt Gau. 7 nach V*ßn 523, 15 eine Zeile:
Trist Ten sun puign, Rolant tir'a la barbe' ein. Mü. 3 und
Ottmann (p. 18) wollen darin einen unpassenden Zusatz er-
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40
kennen. Doch dürfte die Roland zugefügte Schmach hier
gerade am Platze sein. Ygl. Fier. fr. 2882 pr. 2655. Das
Abschneiden des Bartes galt sehr früh für den grOssten
Schimpf, wie aas der in den Floovant übergegangenen Stelle
der ( Ge8ta Dagoberte hervorgeht (et 'Darmstet ter, de Ftoovante'
und 'Bangert's* Beiträge zur Floovantsage). Wenn Ottmann meint
die Beschaffenheit der Rüstung schlösse aus, dass der Sarazene
Rolant beim Bart greifen konnte, so ist zu beachten, dass die-
ser zuvor 2280 Rolands Rüstung 'saisit' d. h. doch wohl, sie
ihm abreisen wollte, wobei der Bart jedenfalls frei werden
konnte, wenn er es nicht bereits vorher war, da Roland schwer-
lich als vollkommen gerüstet daliegend gedacht werden darf.
Ueberdies scheint mir ( £n cel tirer' 2288 0 geradezu auf
unsere Zwischenzeile zu deuten, zumal die ganze Zeile 3282
0 in: 'De pasmeisun Ii cuens Rollant repaire' nach V*n zu
ändern ist 1 ) was Mü.*, Gau. 7 freilich unterlassen (cf. 2233*
2270*.)
Z. 2297* O ist nach V'ßn 528,?», hL 326 mit Gau/ zu
bessern. Die Lesart 0, welche Mü. s aufrechterhält, scheint
mir veranlasst zu sein durch Reminiscenz des Schreibers an
1992. 2012, wo Olivier das Augenlicht verliert, damit der
Schlag, den er dem Roland versetzt, motivirt erscheine.
Z. 2822 muss statt 'Namon' O mit Mü.', Gau.? nach Pti
524,2 dB 6831: 'Anjou' gelesen werden.
Z. 2391 bieten Y*PLC 'desuz . . . ebne' für 'desur . . .
chef OdB 6916. Man vgl. 139 0 'en tint sun chef enclin*
und 3504 0 'en ad sun elme enclin (= 7 4 ), 3505 folgt dann
0 allein: 4 et en apres sin enbrunket sun vis', was an die Les-
art der Hs. C unserer Stelle anklingt. Danach dürfte zu-
nächst 4 elme' hier wohl am Platze sein. Ebenso aber auch
'desuz' statt 'desur* 0 ; denn Roland hat eben den Ann zum
Himmel gehoben (cf. n), neigt dann sein vom Helm beschwer-
tes Haupt und lässt den erstarrenden Arm auf dasselbe
niedersinken. Aehnlich steht im prov. Fier. 1876: ( desotz' im fr.
1792: 'desor'. Der Dichter schildert diese letzten Vorgänge
1) ßeillafig »ei hier auf die Interessante, offenbar dem Bolaud nach-
gebildete parallele Situation bei Begons Tod In der Chans, des Loherains
aufmerksam gemacht, welche ihrerseits im Auberi nachgeahmt worden ist.
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41
nur ihrem Resultat nach, cf. Ottmann (p. 31) und Seholle
(a. a. 0. p. 32), MO. 8 , Gau. 7 lesen wie O.
Z. 2450' 0 muss statt 'arester* mit Mü.», Gau.' nach
V*VVhL 402 'ester' gelesen werden, welches Z. 2459* in
der Form 'estant' ganz in demselben Sinne belegt ist
Z. 2462 wird 'enchalcent' 0 von P, kaum aber von
'jaghen' HL 418 gestützt. V*VV lesen *enmeinent\ 'Enchal-
cent' 0 ist offenbar eine Reminiscenz an 'chalcent' statt 'en-
chalcent' 2460 (PP). Dieselbe Reminiscenz 2460 0 veran-
lasste die 0 ähnliche aber nicht gleiche Lesart von P: 'De
prez les vont, Ii Franzois enchaussant'. 'Franzois' P nftthigt
nicht einmal zur Annahme, dass der Gorrector von 0 sein
falsches 'Franc 1 aus der Vorlage von P entnahm, vielmehr
nahm er es selbständig aus 2460; es wird daher mit Mü. 8 ,
Gau. 7 durch 'ferant' V*VVn 526,18 (feldu) zu ersetzen sein.
Das ganze IL Heinistich wird also lauten müssen, 'lea em-
meinent ferant 9 .
Eine Vergleichung mit den Zeilen 416,7* 2696,7*. 2711,2*.
2267,8*. 3490,1* spricht für Einführung einer von V'ßnhL
gebotenen Zeile hinter der mit Hilfe derselben Hss. zu än-
dernden Zeile 2468 O, was auch Mü. s , Gau. 7 anerkennen.
Z. 2475 ist 'festes' 0 nach V*ßn 526,92 dB 7065,6 mit
Mü.s, Gau. 7 in 'veistes' zu ändern.
Z. 2485 1 0 muss mit Mü. 8 , Gau. 7 nach V'ßhL 445 'lur'
gestrichen werden, wodurch das Hemistich berichtigt wird.
Z. 2497 ist statt 'espiet' 0 nach V*ßn 526,29 : 'escuz' zu
lesen. Mü. 8 , Gau. 7 lesen wie 0.
Z. 2525* 0 ist um eine Silbe zu kurz, da die zweisilbige
Form 'hnme' statt 'hum' n. s. für das Rolandslied entschieden
abzuweisen ist, cf. Z. 2559*. C 'come home travailliez' ist
wohl gleich 'come hom travailliez' mit Hiat Auf dieselbe
Lesart weist L: 'com honz travailliez' und n 527,4 'sem
lareyttr madr 9 ; doch dürfte weder C noch n als Stütze von
0 anzusehen, vielmehr mit Mü. 8 , Gau. 7 die Lesart F 4 : 'cum hom
qui est (=qui 'st) travailliez* zu adoptiren sein. WP bieten
ebenfalls einen Relativsatz: 'qui mult fu travailliez, cf. 427 0
(Lesart V 4 ). Die Schreiber von 0 CL und der Vorlage von n
mochten an der archaischen Äphärese von 'est' (vgl. 2001)
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42
Aiietoss nehmen ; es lag ihnen daher nahe, selbständig 4 qw
est' zu beseitigen. Doch könnte hier auch ein alter Fehler
vorliegen and ursprünglich gestanden haben : 'eume travailliez
hum', so dass dieser Vers ursprünglich die folgende Tirade
auf W begann. Schon Dönges (Amnkg. 65) hat wahrschein-
lich gemacht, dass der die Baligantepisode einleitende Traum
als Einschub zu betrachten sei. Verschiedene Härten des
Textes lassen wirklich den ersten Traum als Machwerk eines
ungeschickten Interpolators erscheinen, so die falsche Assonanz
2527 0: 'guarder' (cf. V*V guardez, P gaitiez). Derselbe
Ueberarbeiter d. h. also der, welcher die Baligantepisode in
den Roland einfügte, würde dann auch die folgende Tirade
(188) wenigstens im Eingang entsprechend umgeändert haben
und demnach der Fehler 2555 O ihm gleichfalte zur Last
fallen. Die Ueberlieferung deutet hier ziemlich sicher auf
einen alten Fehler. Mit Mü.» 'iceT 0 zu streichen, geht nicht
wohl an, da 'iceste', C 'celle' bieten; ebensowenig lässt
sich mit Gau.* W beseitigen, da es von V*VVPL gestützt
wird. Es stand eben ursprünglich etwas ganz anderes an
dieser Stelle, aber in der Vorlage von a und ß fand sich
schon ein falscher Vers ähnlich dem in 0, etwa: 'Apres kelle
H vint un altre avisiun'.
Z. 2539 0 ist neben Z. 2537 ein ganz sinn- und zweck-
loser Zusatz, was in gleicher Weise von Z. 3550 O gilt (cf.
3546 ff.) Gau. 7 behält beide, Mü.» den ersten Vers bei.
Z. 2554* 0 bekam durch Anwendung des passiven statt
des reflexiven Verbs eine Silbe zu wenig, welches letztere
von der Ueberlieferung F*K*F (n 527, 1 *) verlangt und von
Mü.*, Gau. 7 eingesetzt wird. Eine Vergleichung hierherge-
höriger Parallelzeilen zeigt, dass 'esveillier' im Aktiv stets
reflexiv gebraucht wird (cf. Z. 724* 786*. 2846*).
Z. 2616 steht in O allein und ist als gelehrte Anspielung
schon von Stengel, Jen. Lit. Ztg. 1877 p. 158 verdächtigt
worden. Mü. 8 deutet ihre Unechtheit durch Klammern an,
Gau.* behält sie bei.
Z. 2657 sieht Ottmann (p. 32) irrig eine Combinatioas-
schwierigkeit, die sich einfach dadurch löst, dass die von OP
{inv 'franche meisnie') gebotene Zeile, welche in P* fehlt,
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mit kleiner Aendernng im I. Hern beizubehalten, hinter der-
selben aber eine neue von V i V 1 VdE7\9d überlieferte ein-
zuschalten ist, was freilich weder Mü. 3 noch Gau. 7 thut.
Z. 2822 ist 'Bramidonie' 0 nach V*ßdR 7380 mit Mü. 3 ,
Gau. 7 in 'Bramimunde' zu ändern, ef. Dönges p. 10.
Z. 2829 wird 4 en seant' 0 von P gestützt, während 7*C
( en estant' bieten. Es lag sehr nahe, entere Lesart in letz-
tere zu ändern, und konnten die Schreiber von V* und C
selbständig darauf verfallen. Mü.*, Gau. 7 bleiben daher mit
Recht bei O.
Z. 2850 darf man nicht wie Mü. s , Gau. T die Lesart von
0 beibehalten, weil sie Widersprüche in der Darstellung in-
volvirt, sondern es muss statt ( si se desarment' 0 nach 7*
'adubent' = 'arment' C etwa: 'e si s'adubent' geändert werden.
Die Franzosen werden ohne Rüstung geschlafen haben und
mussten sich daher am nächsten Morgen von neuem waffhen.
Karl hatte sich dagegen nach Z. 2498* vollständig gerüstet
schlafen gelegt, er brauchte sich also jetzt nicht zu wappnen,
sondern nur seinen Schild etc. zu ergreifen. Demnach wird
2849 W A unter Anlehnung an 7*7 zu ändern sein: Tuis
se redrece si ad prises ses armes'.
Z. 2933—35 0 bieten drei männliche Assonanz Wörter in
einer i . . e-Tir. 2934 O fehlt in sämmtlichen anderen Hss.
und muss daher beseitigt werden, während Mü. 3 , Gau. 7 durch
Umstellung eine richtige Assonanz herstellen. Man wird
aber den Verlust dieser Zeile durchaus nicht empfinden, so-
bald man nach Anleitung der Ueberlieferung Z. 2933 und
2935 O emendirt hat, welche etwa lauteten: 'Ami Rollant
si mare fu ta vie | Ei tei ad mort France dulce ad hunie.
Z. 2978 ist 'est 4in que' 0, was nur an dieser Stelle im
Rol. vorkommt, nach V*P mit Gau. 7 durch 'est dreiz que'
zu ersetzen, cf. 228. 497. 1950*. 2349*. 2561*. 3974. 3932.
Mü. 1 bleibt bei 0.
3106 liegt eine Gombinationsschwierigkeit vor, indem
4 fou' 07' 7 gegen 'fornas' 7*P = 'ovene' dB 7913 steht.
Doch ist zu beachten, dass 'fou' leicht aus c forn' enstells sein
kann, . wie denn auch Michel in seiner Ausgabe wirklich
'fo[r]n statt 'fou 1 liest. 7? 7 4 feu* wird unabhängig von 0
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entstanden sein, zumal es in anderem Zusammenhang steht
Die alte Lesart war hier offenbar ( de la fornaise ardent'.
Mü. 8 , Gau. 7 bleiben bei 0.
Hinter 3146 0 muss der Name von Baligan ts Sehwert,
Treciuse', ergänzt werden, weil damit ein Gegensatz zu dem
Schlachtruf der Franzosen' Joiuse' (statt 'Munjoie') hergestellt
wird. Die Zeile wird durch V*ß dB 7991 bezeugt und von
MQ.', Gau. 7 ergänzt.
Z. 3164 muss statt 'barun' OC nach 7*P mit Mtt.', Gau/
'vassals' gelesen werden; die Grammatik verlangt in 0 'her' 1 )
als Nom. Sg., während in C 'barun' stehen durfte.
Z. 3193 verlangen V*P(ViV) 'bundist* statt 'sonetf 0,
welches Mü. 3 , Gau. 7 beibehalten. Ottmann (p. 12) will in
dieser Lesart eiuen gemeinsamen Fehler von V 1 und P sehen,
indem 'bundir' hier wegen des folgenden 'd'un graisle der',
(welches übrigens nicht gesichert ist, aber sonst im Gegen-
theil für den Gebrauch von 'bundir' in der vorhergehenden, con-
trastirenden Zeile sprechen würde) keinen passenden Sinn gebe.
Nach 3220 0 ist mit v*WVP eine Zeile: l Dunt Judas
fut, qui Deu traist, Ii orz' (cf. Bartch. Chrest 5 47,5) einzu-
fügen, was Gau. 7 thut, nur dass er statt 'Ii orz' F?F, 'pur
or' setzt. P. Meyer (Rom. VII, 435) weist darauf hin, dass
bei Albert von Aachen*) der Pass, welcher aus dem Thal von
Buten trot nach Tarsus führt: 'Porta Judae' heisse. Danach
liegt also kein Grund vor, den Vers mit Mü.' als der gemein-
samen Vorlage der ganzen Roland - Ueberlieferung fremd zu
betrachten.
Z. 3258 0: 'malp'se' in 6 . . e-Tir. gegenüber 'malposse'
F 4 = 'valpsie' (wohl statt 'valepsie) F 7 , 'valproissie' F* =
'Malprdse dB 8099, wonach mit Bezug auf Z. 2641 ') die Les-
art von Mtt.\ Gau. 7 : 'Malpruse' zu billigen ist
1) Simon, Deklination der Substantive im Rolandeliede p. 17 führt irr-
thümlich 'barun' eis S. 8g. auf.
9) cf. Wattenbach, Deutschlands Geichichteqnellen im Mittelalter p. 303,
wonach Alberts Werk bie 1121 reicht, während aber aelne Person nicht»
bekannt ist.
3) Dort müssen in 0 wegen der 6 . .e-Ass. 'marbrote' und 'marbrise'
innerhalb der Zeile vertauscht werden; »Mftbrosa» V* t 'Marbroie VV (Bessen-
conde O) — n,d,h fehlen.
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Z. 3257* 0 ist schon äusserlich in der Hs. verderbt und
durch Ausfall einiger Wörter unrichtig geworden. Mü.\
Gau. 7 fügen aus V 4 ( Joi e de' ein. dB 8105 ( vone Imanzen'
8107 'von den Malrftsen', VV 'de Marinonoisse (Mormoise)
et d'Eiglent', V A 'de Joi e de Marinoise' lassen eher vermuthen,
dass hier 'd'Iman (= Yemen?) e Marinoise' zu lesen sei.
Z. 3394 0= 3561 V 4 : 'ajostee' in ie . . e-Tir. kann un-
möglich richtig sein; denn Infinitiv und Particip Prät. von
'ajoster' finden sich nur in ^-Assonanzen cf. Z. 1461* 3322*.
919. 3562 etc. In der Ueberlieferung fehlt diese Zeile, welche
ein beweisender, gemeinsamer Fehler von 0 und V A ist, da
ausser der Assonanz auch die Silbenzahl in beiden Hss. falsch
ist Sie ist ganz zu entfernen, da sie offenbar aus Z. 3382
entstanden ist Mü.\ Gau. 7 conjiciren: 'fort e fiere'.
Höchst verwirrt und widersprechend sind in 0 die Zeilen
3546 — 51. Der Ueberlieferung zufolge müssen nämlich die
drei Zeilen 3546 — 48 ganz gestrichen werden *). Man be-
achte ausserdem die Fehlerhaftigkeit der Verse 3548 und 3549,
sowie den Umstand, dass 3546 0 zum grossen Theil auf Ra-
sur steht und offenbar aus 3544 0 ergänzt ist Zeile 3549
schliesst sich in der nach V'ßdR 8403 reconstruirten Form:
'Amboire d'Oiiferne jete mort devant sei 1 sehr gut an 3545 0
an. Aus Z. 3297 (= Alboin doliferne V\ Ambroine P; Amhoh
dB 8189,90) ergiebt sich nämlich, dass 'Amboire' der Name
des sarazenischen Bannerträgers ist; dieser wird also von
dem Bannerträger der Franzosen getödet — Z. 3550 0 fehlt
in der Ueberlieferung und ist offenbar nur durch Missver-
ständniss von 'Amboire' entstanden. Das in derselben gebo-
tene 'enseigne' gehört nach V*V'V und Z. 3297* in Z. 3551,
wo es 'gunfunun' zu ersetzen hat. Dieses letztere wird aller-
dings auch von P (Michel bat fälschlich ( cumpagntin' gedruckt,
wodurch Scholle's betreffende Annahme Zeitschr. IV, 10 fällt)
geboten; doch hat es P jedenfalls selbständig eingeführt, um
1) Scholle (Ztsrhr. IV, 10) behauptet zwar, dass 3548 und wahrschein-
lich auch 3547 in dK (= Km) enthalten seien, fahrt aber die betreffenden
Stellen nicht an. Wenn er dabei an 484,23 nnd 80 gedacht hat, so ist er
offenbar im Irrthum; denn erstere Zeile entpricht 3545 0 nnd die letzter«
Kann nichts beweisen.
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eine Wiederboluug des unmittelbar vorangehenden 'enseägne*
zu vermeiden* Mü.*, Gau. 7 bleiben trotzdem im Ganzen bei
0, indem sie nur 3548,9 metrisch berichtigen. Die Besse-
rungsvorschläge Müllers halten sich nicht an die Ueberlie-
ferung. Es ist unnöthig, dass 'Amboire' hier nochmals aus-
drücklich als Baligants Bannerträger bezeichnet wird, wie
auch Scholle (Zeitschr. IV, 10) annimmt, da er 3297* schon
als solcher erwähnt wurde. Anders stand es um l Geffrei\
welcher nur im Beginn des RoL (106 0) als Bannerträger der
Franzosen genannt war; abgesehen davon, dass die Baligant-
episode ursprünglich ja ein selbständiges Gedicht gebildet
haben könnte.
Z. 3666 O zeigt mit V A 3829 denselben metrischen Fehler;
doch ist zu beachten, dass 4 en* in 0 ein Interlineareintrag
ist. In VV fehlt 'en' und wird daher von Mü. 1 , Gau. 7 ge-
strichen; cf. 3980 0 wo die Ueberlieferung fehlt Nun lassen
aber Mü. 3 , Gau. 7 1634 0 'Ne creit en deu' unbeanstandet
P* fehlt zwar und VV lesen ( Ainc n'ama deu'; C dagegen
stimmt dort vollständig zu 0. Aehnlich wird Z. 3599 0 unter
Anlehnung an V*P zu bessern sein: Tuis crei en deu, pa-
terne omnipotente'. — Es darf daher schwerlich Z. 3666 ( en >
0 beseitigt werden. Eher wird durch Umstellung der Les-
art V 7 V ein richtiges Hemistich zu erzielen sein : 'En deu
creit Garles'. Einen alten Fehler anzunehmen, scheint hier
trotz der gleichen Wortstellung von OPPV nicht nothwendig.
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Schlussbemerkung.
Aas dem angegebenen Thatbestand ersieht (man, dass
einer isolirten Lesart von 0 gegenüberstehen:
1) ' die simmtlichen Hss. V, ß,n,d,h in ca. 22 Fällen,
nämlich Z. 546,6. 761—65. 825. 1195. 1203. 1272. 1286.
1497. 2565. 889. 1009. 1386,7. 1411. 1447. 1830—41. 1848.
2242. 2236. 2630. 3550. 2616. 2934.
2) die Hss. V*, ß,n,d oder besser sämmtliche Hss. mit
Ausnahme einer der ausländischen Bearbeitungen in ca. 43
Fallen: 11. 30». 128». 183». 39». 136»-*. 190»». 37. 39».
123. 180. 842» (cf. 359). 384. 432»". 433-*. 485». 487»» e . 505»».
508-9. 517»». 1977». 1389. 526. 600. 602. 612. 662. 791 f.
798*. 866'. 907». 913'. 990'. 1297. 1506. 1914. 1943. 1954.
2297'. 2468. 2468». 2475.
3) die Hss. V*, ß und je eine der ausländischen Bearbei-
tungen in ca. 110 Fällen: 24,5. 45. 46*. 58. 168». 271». 282».
197. 202. 230. 238. 240. 240». 243. 248. 259. 260. 284.
266—7. 270». 274. 275. 276». 278. 279. 279». 285—7. 287».
305». 810. 311. 349 — 66. 423. 444. 469. 495». 508'. 515-7.
520. 521». 2175«. 2226». 528. 596 f. 603 f. 642»»°. 655». 664.
698. 706». 722». 727 «*. 796». 824'. 837. 845. 870. 884'. 894.
915. 930. 932*. 958,9. 979. 1005. 1017. 1024. 1049—81.
1152. 1372. 1437 f. 1448 f. 1469. 1534. 1229. 1541. 1559».
1615. 1628 f. 1705. 1741. 1756. 1765. 1924. 1980. 2001. 2047.
2025. 2013. 2054. 2066'. 2096'. 2112. 2113. 2122. 2144. 2146.
2211—13. 2282». 2450'. 2485'. 2497. 2657». 2822. 2933.
2935. 3146». 3253. 3257'. 3546—51.
4) mehrere Hss. ohne V* oder ohne ß in ca. 14 Fällen:
35. 66. 171 f. 307». 198. 286. 414. 431. 431»*. 1215. 1261.
1327. 2283. 2322.
5) die Hss. V* ß, soweit sie behandelt sind, in ca. 28 Fäl-
len: 51. 241. 420. 497. 511. 588». 723. 838,9. 1021. 1074.
1080'. 1488. 1849. 1894. 1915. 334. 1349'. 1350. 2628. 2554'.
2850. 2978. 3164. 3193. 3220. 1634. 3599.
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48
Endlich sind ca. 30 Combinationsschwierigkeiten anter
den hierher gehörigen Fällen constatirt und besprochen
worden: 35. 87. 115. 326. 413. 442. 1264. 1266. 1419. 1500.
3239. 2411. 495. 610. 734. 865. 877.975. 1353.1556. 1752»
2202. 2208. 2209\ 2260. 2391. 2462. 2525. 2829. 3106.
Daraus muss nun meiner Ansicht nach folgendes Resul-
tat gezogen werden :
1) Jede Lesart von O ist einer Combination von FV? 3 y,d
gegenüber als fehlerhaft zu betrachten und muss durch die
von der Ueberlieferung gebotene ersetzt werden. Die Müller'-
sehe Annahme, dass die gesammte Boland-Ueberlieferung auaer
O einer und derselben Bedaction angehöre! ist also nicht zu
erweisen, während der Auffassung von Stengel, Rambeau,
Förster von wenigstens vier Redactionen nichts widerspricht ;
2) auch jede von 0 und V* gebotene Lesart ist einer
Combination von fty,d gegenüber für fehlerhaft zu halten, wie
sich aus folgenden Fällen ergiebt: 258 (s. S. 22 Anm.); 278-9;
359; 508; 602; 646» ff. (s.655); 1555; 2861; 3394.
Verseiohniss der ausser der Reihe erwähnten, naoh der
Ueberlieferung zu ändernden Beilen von O :
97
s.Z.
193
388
s.Z.
11
1196
s.Z.
825
2487
I.Z.
123
89*
30
387
123
1208
825
2565
895
46«
80
407
11
1929
1534
9698
9001
116
47
413
87
1249
826
9685
IIS
128*
30
416
123
1264
87
2688
193
136»-«
30
498
123
1266
87
2754
123
188«
30
442
87
1849-50-
2001
9790
128
190**
30
456
123
1389
621
9831
193
196
123
496
123
1419
87
2861
359
MO
123
501
11
1497
825
2883
171
964
230
580
596 ff.
1500
87
3194
1830 ff
965
123
609
11
1774
2001
3239
87
971»
180
648» ff.—
655
1977»
621
3414
193
982«
180
646-6
655
1995
1379
8630
193
807 Ä b
180
676
123
2G13
2025
3599
3666
826
87
766
123
2047
2001
8709
198
829
123
774
230
2175»
591
3808
198
384
2001
776
123
2226
591
3818
171
397
123
863
123
2411
87
3824
193
*42»
359
876
128
2441
123
3841
193
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Die Chanson.de Gaydon,
ihre Quellen
und die angevinische Thierry-Gaydon-Sage.
Von
W. Reimann.
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Vorwort.
Torliegende Arbeit verdankt ihre Entstehung den von Herrn
Prof. Stengel im Wintersemester 1877/78 zu Marburg gehaltenen
Vorlesungen über »Geschichte des französischen Epos«, das für
sie nothwendige Quellenrnaterial sammelte Verfasser während
eines längeren Aufenthaltes zu Paris im Jahre 1878 auf der
Nationalbibliothek daselbst, er betrachtet daher im Allgemeinen
die folgende Untersuchung nur als Vorarbeit für eine demnächst
zu veranstaltende kritische Ausgabe der Chanson de Gaydon.
Um den Rahmen einer eigentlichen Dissertationsschrift nicht zu
überschreiten, war es nöthig, sich an einzelnen Stellen kürzer
als erwünscht zu fassen, hoffentlich hat darunter die Beweiskraft
der beigebrachten Argumente nicht gelitten. Von wesentlichem
Nutzen zur Ausführung der gestellten Aufgabe war G. Paris'
Fundamentalwerk für das Studium der französischen Karlssage,
die »Histoire po&ique de Charlemagne«. Für freundlichste
Ueberlassung literarischen Materials sowie für manchen trefflichen
Wink ist Verfasser schliesslich ganz besonders seinem verehrten
Lehrer, Herrn Prof. Stengel, zu Danke verpflichtet.
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I.
lieber die Chanson de Gaydon im Allgemeinen.
Der Ch. de Gaydon geschieht zuerst besonders durch Fauriel
im Jahre 1832 kurze Erwähnung 1 ]. Anfangs- und Schlusstirade
derselben druckt 1837 Fr. Michel in seiner Rolandsausgabe ab.
Eine eingehendere Betrachtung findet die Ch. darauf durch
P. Paris in Hist. litt, de la Frapce, XXII, 425—434. 1860 ist
sie Gegenstand einer unter den Auspicien V. le Clerc's er-
schienenen Dissertation, betitelt : »De Gaidone , carmine gallico
vetustiore, disquisitio critica, auctore Simeon Luce.« Lutetiae
Parisiorum 1860. (angez. von P. Meyer in »Jahrb. für rom. und
engl. Literatur.« 1861, pag. 206), eine Schrift, die mit grossem
Fleisse namentlich die Characteristik der in der Ch. de Gaydon
auftretenden Personen behandelt, und Vorarbeit war zu der
1862 als tome 7 der Sammlung »Anciens poetes de la France«
erschienenen Textausgabe: »Gaydon, Chanson de geste publice
pour la premtere fois d'apr&s les trois manuscrits de Paris« par
MM. F. Guessard et S. Luce. Ganz den von Guessard selbst auf-
gestellten Textprincipien (cf. Gautier, »fipop. fran$.« L a f 255)
entgegen ist bei diesem Abdrucke nicht das palaeographisch
älteste Ms., in Jongleurformat, sondern die jüngere Foliohs. der
Ausgabe zu Grunde gelegt worden. Einige wenige Worte widmet
G. Paris unserer Dichtung (G. Paris, »Hisf. poet.« 323) und
eine kurze Analyse giebt Gautier in »fipop. fran?.« II. 1 460 ff.
= HI.« 625 ff.
Der von einem anonymen Verfasser überkommene Text
der Ch. de Gaydon befindet sich in 3 Mss. auf der Paris»
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53
Nationalbibliothek. Das älteste Ms. ist Ms. Suppl. fran<;. 2510.
Pergament ms. aus erster Hälfte des 13. Jahrh. Jongleurformat.
Höhe 19,4 cm auf 11,7 cm Breite. 159 Blatt, zu 30 Zeilen
die Seite, nur fol. la hat infolge des Initials 26 und ausnahms-
weise foL 47a 29 Zeilen; fol. 104 unbeschrieben, zwischen fol.
64 u. 65 (= vv. 3784-3843 d. Druckes fehlend) ein Blatt ab-
handen gekommen, ferner aber 2 Heftlagen = 16 Blatt zwischen
fol. 95 u. 96 (= vv. 5684—6638 d. Dr.) sowie der Schluss (die
letzten 440 Zeilen des Dr.). Theilweise unleserlich ist fol. la»
wie sich auch viele Rasuren, abgeblasste Partieen, vön fremder
Hand interliniirte Verse u. a. Correcturen vorfinden. Der Ein-
band hat Bl. 49 a— 51b die oberste Zeile ganz oder theilweise
abgeschnitten. Initialen einfarbig roth. Der schwankende
sprachliche Ausdruck, die grosse Unvollständigkeit und die
schlechtere Conservirung des ms. bewogen nach eigener Aussage
die Herausgeber, von einer Publication desselben abzusehen,
obgleich sie so nur ihren Textprincipien entgegenhandelten. —
Das zweite Ms. Fonds fr an?. 860, in Pergamentfolio, stammt
aus der 2. Hälfte des 13. Jahrh. Höhe 29,5 cm auf 21,5 cm
Breite. Findet sich als Nr. 2 (Blatt 37—92) jenes Sammelms.,
das als Nr. 1 von demselben Schreiber den Roman de Roncevaux
enthält, ist daher ebenso handschriftlich ausgestattet wie jene
Version P des Rolandsliedes. Jedes Blatt hat 4 Spalten zu je
48 Zeilen, nur fol. la hat infolge des Initials 44, die Schluss-
spalte auf 92 d 10 Zeilen. Zwischen Blatt 82 und 83 fehlt ein
Blatt Reichverzierte Initialen wechseln ab in blauer und rother
Farbe. Nur wenige Correcturen finden sich in der sauber
ausgeführten Hs. Die Vershemistiche meist durch Puncte ge-
trennt. Die gedruckte Ausgabe lässt 10 Zeilen aus 8 ]. — Fonds
fran<j. 1475 istPapierms.aus dem 15. Jahrh., in Kleinfolio, 28,7 cm
Höhe auf 20 cm Breite. Einband, in rothem Maroquin, zeigt
das Wappen Frankreichs nebst Chiffre Karls IX. 160 Blatt, es
fehlen 2 Blatt und der Schluss (= 350 Zeilen des Dr.), letzt-
genannten Mangel hat ein Besitzer, wahrscheinlich um den
4*
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54
Käufer zu tauschen, zu verdecken gesucht, indem er auf foL 160
die letzten Zeilen zu Gunsten einiger auf fol. 161 zugefügten
schlechten Knittelverse abänderte. Zeilenzahl variirt zwischen
24 und 37 die Seite. Copie, ziemlich nachlässig, weisst schwere
Fehler auf; Tiradenanfange oft ausgelassen oder nur sehr
schwach angedeutet.
Die Gh. de Gaydon vertheilt ihren Stoff in rund 10900 Zeilen
auf circa 250 Tiraden, die kürzesten Tiraden (es variirt die
Zeilenzahl der Tir. zwischen 8 und 200) finden sich in den
ersten 2000 resp. 3000 Zeilen und am Schlüsse, ein Umstand,
der von besonderer Wichtigkeit für die kritische Untersuchung
unseres Epos sein wird.
Berücksichtigt man nämlich eingehender die Versification
der Ch. de Gaydon, so fallt eine höchst beachtenswerthe Er-
scheinung auf. Die ersten 1840 Verse weisen noch ziemlich
ausgeprägt die Assonanz auf, richtiger würde es heissen, die
ersten 1500 Verse, denn die zwischen v. 1498 und v. 1840
liegende Partie der Gh. zeigt schon das Uebergangsstadium zu dem
mit v. 1840 anhebenden und von da ab unbedingt dominirenden
Reime. Dass in diesem Factum eine wichtige Handhabe für
die Scheidung etwaiger älterer oder jüngerer Theile unbedingt
vorliegen müsse, wurde vom Verfasser auf Grund des hand-
schriftlichen Materials bereits in der Beantwortung einer für
das Studienjahr 1878 von der philosoph. Facultät zu Marburg
ausgeschriebenen Preisfrage nachzuweisen versucht; die Heraus-
geber des Gaydon hatten nämlich dieses metrischen Unterschiedes
auch mit keiner Sylbe gedacht, und ganz irrig behauptete
Gautier in der 1. Aufl. seiner »£pop£es franst II., 461: Le
pofcme renferme 10887 vers qui sont des d&asyllabes rim&;
letztere sind freilich in der jüngst erschienenen 2. Aufl. dess.
Werkes DL, 625 schon zu »d&asyllabes assonanc6s« geworden.
»Mais ces assonancesc, fügt Gautier hinzu, »sont gänäralement fort
peu primitives, et offrent une tendance perp6tuelle ä la rime. Un
certain nombre sont absolument rim&«. Der erste Gelehrte, der
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55
andeutungsweise auf die eigentümlichen metrischen Verhältnisse
des Gaydon hingewiesen hat ünd die Möglichkeit eines Remaniement
aussprach, war P. Meyer in seiner »Phonetique Frangaiset 1870,
pag. 263 bei Gelegenheit einer Untersuchung über »an et en
toniquesc.
Nur ziemlich ausgeprägt, wurde hervorgehoben, tritt die
Assonanz in den ersten 1840 Versen auf, sie ist keineswegs so
streng durchgeführt, wie im ältesten Epos und weist in der
That ein beständiges Streben zur Angleichung an den Reim
auf, wie auch Gautier richtig bemerkt, trotzdem er den Leser
zu glauben verleilet, der Procentsatz von assonirenden Versaus-
gängen wäre erheblich höher, als er hier festgestellt worden,
denn nicht die Assonanz, der Reim bildet die Regel in dem
überwiegend grössten Theile der Chanson. Kleinere, auch
grossere Reimpartieen, die sich mitten in der Assonanzenredaction
vorfinden, lenken schon im Voraus die Aufmerksamkeit auf das,
um bildlich zu reden, von v. 1498—1840 noch im Kampfe mit
der Assonanz begriffene , alsdann aber einen bedingungsweisen
Sieg erfechtende reimende Metrum. Eine kleine Tabelle, in
der die vorkommenden Zahlen die Seiten des gedruckten Textes
bezeichnen, in der die Tirade anhebt, mag das Gesagte ver-
anschaulichen :
Assonanzen:
I. Reines a (von nasalem a vollständig geschieden): 44, 46.
46 zeigt schon entschieden Reimcharacter, von 102 Zeilen
(v. 1499—1601) 65 Reime auf a, 30 auf al. Die Angleichung
an den Reim war stellenweise sehr leicht, so weist BC: »contreual
en abatc in v. 1546 noch auf die ursprüngliche assonirende Weise
hin, A bringt durch Umstellung von abat und contreval leicht
die Reimangleichung zu Stande; v. 1551 AC: »Ii a prins de la
charc gegen J9, welches dem Reim auf a zu Liebe prins durch
anuoia ersetzt und in den Versausgang schiebt, derselbe Process
a. a. 0. — IL a vor Nasalen; 10. — III. Geschlossenes e:
1, 12, 19, 26, 29, 31, 36, 44, 54. (56?) Diese Ass. begreift die
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längsten und zahlreichsten Tiraden in sich, weisst aber auch
am ehesten die Tendenz zur Reimbildung auf. So die glatt-
gereimten Zeilen der Eingangsversion, die von besonderer
Wichtigkeit für die Kritik sind; einen durchgehenden Reim auf
68 hat 26 in v. 888 — 914, ferner 36 in v. 1183 — 1214 und
1219— 1231. In 56 dominirt der Reim. — IV. Geschlossenes
e -e: 32. — V. i: 19, 24, 33, 41. (51?) - VI. Männliche
te-Ass.: 6, 21, 34. (51?) — VE i— e: 53 (stark gereimt). —
VIII. oi: 14, 23, 29, 55. — 55 hat trotz der weit vorgeschobenen
Stellung unter den assonirenden Tiraden noch am treuesten ur-
sprünglichen Character bewahrt, obgleich die unmittelbar voran-
gehenden wie folgenden Tiraden schon stark die characteristische
Form des Reimmetrums tragen. — IX. o vor Nasalen: 5, 9,
13, 17, 28, 32. (49, 55?) 32 mischt jedoch o vor Nas. theüweise
mit o vor anderen Consonanten. — X. ü: 17, 24, 52. —
Zwischen diesen assonirenden Tiraden finden sich 3 selbstständige
Reimtiraden: 1) auf ais: 5. — 2) a: 11. — 3) ier: 30. —
Alle folgenden sind Reimtiraden, also beinahe fünf Sechstel des
Umfanges unserer Dichtung, eine einfache Aufzahlung der ver-
schiedenen Reimendungen möge genügen:
Reime:
I. a: (11) 71, 98, 120, 178, 233, 323. — II. ai; 242. - OL ai*e: 93. -
IV. aigne: 164. - V. aille: 183. - VI. ainae: 59. - VII. aint: 217.-
VIII. aire: 239. - IX. ais: (5), 133. — X. al: (46), 285, 306. -
XL ance: 272. — XII. ant: 58, 77, 136, 159, 251, 278, 310, 314, 323. -
XIII. art: 155. - XIV. ans: 261. - XV. ant: 173.
XVI. e: 57, 83, 99, 110. 121, 142, 174, 180, 186, 200, 230, 259, 267,
297, 300, 307, 316, 320, 322. - XVII. ee: 68, 90, 138, 208, 237, 244, 276,
280. - XVIII. el: 118, 135, 150, 202, 240, 280, 283. — XIX. ele (eile):
78, 269, 281. — XX. ent: 112, 132, 157, 175, 192, 201, 218, 229, 262,
278, 314. - XXL ente: 267. — XXII. ers (res): 216. - XXIII. er: 96,
118, 167, 215, 266, 319. - XXIV. ez: 59, 75, 82, 101, 128, 161, 194, 211,
225, 252, 308.
XXV. i: 50, 97, 104, 151, 177, 185, 198, 232. XXVI. ie: 66, 119,
144, 149, 203, 212, 235, 247, 257, 274, 282, 313, 320, 326. - XXVII. ie
51, 184, 204. -r XXVIII. ier: 81, 82, 91, 94,. 103, 107, 116, 125, H6 5
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57
164, 178, 180, 197, 222 , 249 , 264, 270, 282, 295, 302. — XXIX. iere:
285, 294. - XXX. iez: 171. - XXXI. in: 109. - XXXII. ir: 74, 153,
278. - XXXIII. is: 64, 80 , 95, 113, 130, 148, 155, 169, 191, 210 , 317,
321. - XXXIV. it: 133.
XXXV. oi: 158, 182, 260. - XXXVI. oir: 144. - XXXVII. ois: 62,
256. — XXXVIII. ea: 49, 54 , 63, 70, 88, 93, 193, 124, 139, 160, 172,
189, 207, 234, 242, 254, 262, 282, 284, 286, 291, 299, 301, 304, 311, 315. -
XXXIX. omt: 134. - XL. or: 152. - XLI. oe (ors): 276. - XLU. oute
(oute): 217.
XLHL u: 86, 115, 147, 206, 236, 290, 318. - XLIV. ne: 73, 273,
294. - XLV. iure: 79, 241. - XLVI. us: 189.
Aber einen nur bedingungsweisen Sieg errang das Reim-
metrum, in gar vielen Fällen schaut die alte assonirende Be-
arbeitung unter der späteren Hülle noch hervor (vgl. Tiraden
wie 155 (art), 135 (el), 167 (er), 144 (ie), 153 (ir), 64 (is) u.a.m.).
Auf ein gewichtiges Moment hat besonders P. Meyer aufmerk-
sam gemacht; er sagt in seiner obengenannten Abhandlung
»Gaydon präsente un phänomene singulier. Du vers 1 au v.
2585, et du v. 9242 jusqu'ä la fin du poeme, qui a 10887 vers,
on rencontre six laisses assez longues oü les rimes an et en
sont m6lang£es dans la proportion que comporte la langue,
mais la partie interm&liaire offre des tirades souvent fort longues
oü la finale ent domine presque exclusivement etc.c Mit Recht
hat er aus diesem Grunde auf ein Remaniement schliessen zu
müssen geglaubt; man könnte freilich leicht einwenden wollen,
die anscheinende Assonanz der späteren Reimbearbeitung sei
nur eine ungenaue Reimform, dass diese Annahme kaum stich-
haltig sein würde, lehrt ein inhaltlicher Vergleich zwischen der
Assonanzen- und Reimredaction der Chanson unter gleichzeitiger
Beachtung der Anwendung der verschiedenen Metra.
Es ist das Verdienst der Herausgeber der Ch. de Gaydon,
dass sie, trotzdem sie deren metrische Seite in keiner Weise
berücksichtigten, zuerst eingehender auf den Gontrast in Inhalt
und Darstellung der Dichtung eingingen. Sie suchen und finden
freilich eine etwas erzwungene Erklärung dieses Gegensatzes in
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der Annahme, dass der Autor der Gh., ein vermittelndes Talent,
die Bestrebungen der altepisch-nationalen mit der neuepischen
Kunstschule, die ihre Stoffe aus der bretonisch-keltischen Tradition
herholte, habe vereinigen wollen, aber auf diese Weise nur
einen unliebsamen Gontrast hervorgerufen habe, der zugleich
die Unpopularität des Gh. de Gaydon veranlasste. Ein Gegen-
satz zwischen episch -feudalem und episch -romantischem Ge-
schmacke liegt allerdings in Inhalt und Darstellung unserer
Dichtung vor, doch ist derselbe nicht mit bewusster Absicht
geschaffen worden, sondern nur ein aus verschiedener Bear-
beitung des Inhalts hervorgegangenes Product, die episch-roman-
tischen Partieen sind nur anorganisch mit den episch -feudalen
verbunden worden. Und was die Unpopularität der Chanson
betreffen sollte, so beruht sie wohl darauf, dass unser Gedicht
eine zu locale Färbung trägt, nicht allgemein nationalen Zwecken,
sondern nur angevinischen Parteiintel essen huldigt. Lassen
wir diese Fragen secundären Interesses jedoch aus dem Auge
und citiren wir die Worte der Herausgeber, soweit sie eben
den inhaltlichen Unterschied markiren. Mit Recht dürfen sie
bezüglich des älteren assonirenden Theiles behaupten: »La
premtere partie du räcit, jusqu'ä la mort de Thibaut d'Aspremont,
renferme les Clements d f un drame complet, avec unit6 d'aetion,
unitt de temps, unite de lieu. La mort de Thibaut en est le
denouement moral. Si Pauteur de Gaydon avait pu s'arrtler
lä, il nous eüt laisse un poeme trfes-simple, tres-court et trts-
bien con?u, sauf la donn£e un peu faible et un peu naive
des pommes empoisonnöes. Depuis ce tableau jusqu'ä la mort
de Thibaut, notre poete, selon nous, a fait preuve de beau-
coup d'art, et s'est montr6 tout au moins un habile dramaturge.«
Wir fanden aber schon, dass der Reim in den letzten 350
Versen dieses Abschnittes entschieden ein Uebergewicht über
die Assonanz zu gewinnen begann , und vergleichen wir diesen
Theil inhaltlich, so begreift es sich, wie grade dort ein Ueber-
arbeiter, ein späterer Umformer des assonirenden Metrums ein-
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setzen konnte und wollte, um eine Verbindung mit den nun
folgenden mehr oder weniger frei im Reimmetrum abgefassten
Abschnitten zu bewerkstelligen; denn was bot sich besser zur
Angleichung an das Reimmetrum dar als ein umständlicher
Bericht eines Zweikampfes, wo es so leicht war, stereotype
Formeln, die aus Schalt -Hemistichen, Parallelismen und ähn-
lichem Material bestehen, und stets sich für einen beliebigen
Versausgang gereimter Natur verwenden lassen, zur Benutzung
zu bringen. War dann die Brücke einmal geschlagen, so liess
sich der folgende Stoff in pleno bearbeiten. Dass der Ueber-
arbeiter sich schon an [passender Stelle in dem assonirenden
Theile versuchte, zeigen die eingeschobenen Reimtiraden,
besonders die unter Assonanz ID. mitgetheilten Stellen. Kein
Wunder aber, dass dann später mit der metrischen Ver-
flachung, mit der formalen Verschlimmerung, (dieselbe beginnt
sofort mit der allgemeinern Einführung des Reims, vergl. vv.
1498—1502 die lästige Wiederholung von »tort und »viennentc,
die ausserordentliche Häufung gleichartiger und gleichwertiger
Ausdrucke in derselben Tirade), dem Ueberhandnehmen der
Reflection 8 ], verfehlter Anwendung der Nomenclatur (so
bezeichnet Gautier d' Avalon, der in v.583 mit Recht ein Gane-
lonide genannt ist, v. 8096 einen der entschiedensten Gegner
derselben, Gautier le vavasor und v. 9715 auch einen Vasallen
der Claresme, ein Fall, der in der afrz. epischen Nomenclatur
ziemlich isolirt dasteht) die Abblassung des Inhaltes gleichen Schritt
halten muss, und so ist es nur zu richtig geurtheilt, wenn die
Herausgeber inbetreff des Schlusses unserer Gh. von dem ihrer-
seits angenommenen Autor aussagen: II pröcipite les tfvene-
ments, sans prendre la peine de les amener, brusque les situa-
tions, et ne semble avoir souci que de s' acquitter au plus vite
de la täche qu'il s'est donnäe.» Nicht zu häufig ist die spatere
Darstellung von einem wirklich poetischen Lichtstrahle erhellt,
nieist ist es nur eine frostige und einförmige Schilderung von un-
aufhörlichen Kämpfen, Hinterhalten und Abenteuern. Und trotz .
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dieses Contrastes oder sogar wegen dieser anscheinenden Un-
verbundenheit liegt ein episch-feudaler Hauch über dem Ganzen,
mag auch der Schluss der Dichtung sich durch eine unvermuthete,
eigentümliche Verknüpfung der Umstände zu einer Art Liebes-
roraan gestalten. Obgleich beide Redactionen sich in so
bedeutsamster Weise formell, metrisch und inhaltlich von
einander unterscheiden, wäre es daher wohl gewagt, die Reim-
redaction als eine blosse Nachdichtung zu erklären und sie als
innerlich abgeschlossene Handlung streng ton der älteren zu
sondern. Grade die Handlung dieser älteren, assonirenden
Redaction weist aus inhaltlichen und technischen Gründen
auf eine unmittelbare Fortsetzung hin, aller epischen Tradition
zuwider würde uns in dem Helden der Erzählung ein Schwächling
vor Augen gefuhrt worden sein, sollte er nicht gegen die Tyrannei
seines Oberherrn wirksame Reactiön ausüben dürfen, sollte er
nicht den ihm vom Kaiser aufgezwungenen Zweikampf gegen
Thibaut d'Aspremont den Krieg um Angers folgen lassen, der
im letzten Grunde nur die logisch -epische Consequenz jenes
dem Angevinerhelden zugefügten Unrechtes ist. Ausserdem
weist aber auch der assonirende Text von unzweifelhaft alter
Bearbeitung auf die nachfolgenden Ereignisse unmittelbar hin,
abgesehen davon, dass dieselben verschiedentlich auf histo-
rische Facta aus der älteren aagevinischen Geschichte Bezug
nehmen.
Und um ein Beispiel aus unmittelbarster Nähe anzuführen,
so bietet der Roman de Roncevaux ein Analogen für die Gh.
de Gaydon - aus unmittelbarster Nähe, da die von demselben
Schreiber wie Text A des Gaydon (A der Text der Druck-
ausgabe, B die andere Pergamenths., C die Papierhs.) geschriebene
Version P des Rolandsliedes im Schlusstheile, der Vengeance
Roland, nicht allein formell, sondern auch inhaltlich von den
übrigen Theilen, namentlich im Vergleiche mit 0, dem assonirenden
Texte der Gh. de Roland, abweicht. Das Pendant zur Gh. de
Roland, die Gh. d' Aleschans, trägt ein noch glatteres Reim-
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gewand als der R. de Roncfevaux und unsere Dichtung , und
doch weist sowohl Inhalt wie Darstellung auf eine sehr alte
Vorlage hin. Noch interessanter ist z. B. die Ch. des Saisnes
für unseren Fall; Jehan Bodel fasste diese seine Dichtung gegen
Ende des 12. Jahrhunderts ab. Vergleicht man nun seine Dar-
stellung mit der unserer Ch., so fallt auf, dass in ersterer eine
noch yiel ausgesprochenere Tendenz vorherrscht. Nicht allein
sind die Figuren Karls und seiner Barone von Jean Bodel viel
mehr verunehrt denn kl unserer Dichtung , sondern auch das
Wirrsal von Kämpfen und Hinterhalten ist ein viel grösseres und
verwickelteres. Sollte in dem Ueberarbeiter des Gaydon weniger
ein Umdichter einer älteren Chanson als ein reiner Nachdichter zu
suchen sein, so würde er sicherlich seinen Vorgänger J. Bodel noch
zu fiberbieten gesucht haben, denn nach dem von den Heraus-
gebern unserer Ch. auf Grund von v. 6466 festgesetzten Datum
der event. Entstehungszeit derselben fallt dieselbe hinter das
Jahr 1216, mithin eine ganze Generation nach Bodel's Abfassung
der Gh. des Saisnes. Letztere ist ausserdem in zwölfeilbigen
Versen abgefasst, gegen die Wende des 12. Jahrhunderts aber
treten die dodecasyllabischen Epen in solch' grosser Zahl auf,
dass eine Verdrängung der zehnsiibigen Ch. de geste nothwendig
angenommen werden muss, wenigstens muss es als sicheres
Factum gelten, dass das 13. Jahrhundert keine eigentlichen
Originaldichtungen in zehnsilbigem Metrum mehr hevorbrachte.
Ausser Gaydon gehört nur noch Ans&s de Carthage von zehn-
siibigen Chansons des 13. Jahrh. zum Cyclus der geste du roi;
Anseis aber weist durch seine assonirenden Tiraden inmitten
der Reimversion entschieden auf eine ältere Vorlage des 12. Jahr-
hunderts hin, somit bleiben nur noch die in zehnsilbigem
Metrum abgefassten Chansons der geste de Guillaume d'Orenge
übrig, für die eine gründliche Untersuchung sicher Analoges
bestätigen wird. Das zehnsilbige Versmaass wurde also im
13. Jahrh. wenigstens für den Karlssagencyclus nur noch für
Ueberarbeitongen älterer Vorlagen gebraucht, mithin bezieh
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sich die festgestellte Datirung des Gay. weniger auf das Original,
als vielmehr auf eine Ueberarbeitung der älteren Fassung, ist
also nur ein weiterer Beleg dafür, dass die überkommene
Version als Umdichtung aufzufassen ist
Es erübrigt nun beim Schlüsse dieses Abschnittes in einigen
Worten des Handschriftenverhältnisses der Gh. de Gaydon zu
gedenken. Schon oben wurde mitgetheilt, dass die Editoren, Luce
und Guessard, sich durch die äusseren Vorzüge des Ms. Fonds
fran$. 860 bewegen Hessen, dasselbe als Text A ihrer Ausgabe
zu Grunde zu legen ; sie wurden zu dieser Annahme wohl auch
durch P. Paris in »Hist litt. XXII. , 434« bestimmt, der mitge-
theilt hatte, dass A ziemlich genau C folge und B schätzbare
Varianten biete. So scheint auf den ersten Blick ihre Wahl
eine passende, ja für eine kritische Ausgabe nothwendige zu
sein. Doch P. Paris irrte, schätzbare Varianten zu AC bietet
B nur in den ersten 157 Eingangszeilen (von la— 2b 17, corre-
spondirend den ersten 130 Zeilen in AC), geht man über diese
ersten Verse hinaus, so gestaltet sich der Thatbestand wesent-
lich anders. Es folgt alsdann in gemeinsamen richtigen wie
fehlerhaften Lesarten Version B ziemlich genau C. Es bedarf
noch einer erweiterten Untersuchung, um die Gonfiguration
des Handschriftenverhältnisses abschliessend darzulegen, doch
kann ich, indem die nähere Ausführung und die Verantwortung
einer erscheinenden kritischen Ausgabe der Gh. de Gaydon vor-
behalten bleibt, schon jetzt mit Sicherheit feststellen, dass bei
Anlage einer solchen wesentlich BC unter Zugrundelegung
des Textes B zu Rathe gezogen werden müssen; weniger
wird die der ersten Ausgabe unterliegende Version in das Ge-
wicht fallen können. Da B der älteste Text ist, so wird auf
diese Weise die ältere Ueberlieferung der Chanson de Gaydon
wieder zu ihrem Rechte gelangen.
Die erwähnten Eingangstiraden, namentlich aber die ersten
Anfangszeilen derselben, verdienen eine ganz besondere Be-
achtung. Version B stellt nämlich in ihnen die Person Karls
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wesentlich in den Vordergrund der Handlung und geht erst,
nachdem sie kurz auf fol. 1 a einen zusammenfassenden Abriss
des Rolandsliedes gegeben, auf die neben Karl die Hauptrolle
spielenden Personen über. Ausdrücklich heisst es fol. la 6
Ainz est de Challe le roi de Saint Denise.
AC hingegen wissen von einer »bonne chansonc :
C* est de Gaydon qui tant fist a loer (monlt fut preux et bei)
Don dno Naymon (Et de N.) qni tant (monlt) fist a amer
Et don Danois qni fn nes ontremer
Aprex de Charle, nostre emperere ber.
Hier gilt Gaydon entschieden als Hauptperson, dann folgen
Naymes und Ogier, erst zuletzt Charles. Es ist dies charac-
teristisch für eine spätere Epoche, denn die ältesten Epen stellen
stets die Person Karls resp. Guillaume's an die Spitze ihrer
Einleitung. Dagegen enthalten AC v. 8 — 9 eine Anspielung
auf die spät abgefasste Ch. de Gui de Bourgogne und v. 46 — 49
bringen eine namhafte Abweichung von der Ueberlieferung des
Rolandsliedes; alles also trägt, abgesehen noch von den formalen
Verschlechterungen des Textes, dazu bei, der Eingangsversion AC
das Gepräge jüngerer Abfassung zu geben. Und doch bietet
ungeachtet 'der wesentlichen Unterschiede dieser Zeilen in AC
von denen in B im Uebrigen BC eine ziemlich genau überein-
stimmende Version. Wie ist dies zu erklären? Wohl durch
den schon oben hervorgehobenen Gegensatz in Assonanz und
Reim. Während nämlich B mit Ausnahme der ersten 3—4 Verse
assonirendes Metrum zeigt, ist A C in den ersten 14 resp.
19 Zeilen glattgereimt; der Ueberarbeiter, dem es darauf ankam,
die Persönlichkeit Gaydon's in den Vordergrund der Handlung
rücken zu lassen, hat dies auch äusserlich gleich in den einleitenden
Zeilen versucht; da im Uebrigen auch AC assonirende Vers-
ausgänge aufweist, so durfte man aus jener gereimten Stelle
die auf die Gh. de Gui de Bourg. gemachte Andeutung auszu-
scheiden und im Uebrigen den gereimten Text A C analog der
Lesart B herzustellen haben. Eine derartige Herstellung dürfte
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sich am so mehr empfehlen, als die spätere Situation, in welcher
Thibaut d'Aspremont von AC vorgeführt ist, inhaltlich ganz
besonders an das älteste Epos, an dieselbe Situation erinnert,
wie sie zu Beginn der Ch. de Roland geschildert wird. Darf
man daher aus den angeführten Gründen die Eingangsversion
AC als starke Ueberarbeitung eines älteren Originals betrachten,
so löst sich die oben erwähnte Schwierigkeit in einfachster und
befriedigenster Weise, wenn man annimmt, dass B hier nicht
die ursprünglichere Gestalt bewahrt, sondern vielmehr die
Fassung seines Originals (welches zugleich das von AG) selbst-
ständig oder unter Benutzung einer anderen Fassung abänderte.
IL
Die Quellen der Chanson de Gaydon.
Die Chanson de Gaydon gehört derjenigen Klasse altfranz.
Karlsepen an, welche die Kriege des Kaisers mit seinen Vasallen
zum Gegenstande der Darstellung machen. Indem sie so
wesentlich späte Traditionen in den Bereich derselben hineinzieht,
vollzieht sich in ihr' und zwar bei dem obwaltenden inhaltlichen
Contrast in um so fühlbarerer Weise die Tendenz, die Person
des im ältesten Epos als Krieger und Friedensfürst gleich
gewaltigen und erhabenen Frankenkaisers einem Vasallen gegen-
über in ein ungünstiges Licht zu stellen, einem Vasallen gegenüber,
der unschuldig verfolgt, aber endlich glänzend gerechtfertigt,
gestützt auf seine Waffenerfolge dem kaiserlichen Dränger den
Frieden und die damit verbundene Versöhnung abverlangen
darf. Diesen Grundtypus verschiedener epischer Berichte über
die Kriege Karls mit seinen Vasallen weist auch unsere
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Dichtung auf, ihr tendenziöser Bericht bezweckt nicht den Lehns-
herrn, sondern den rebellirenden Lehnsträger lieben, ehren und
bewundern zu lassen; vor Allem ist der jüngere reimende
Ueberarbeiter ganz von dieser Anschauung durchdrungen. Der
unschuldig verfolgte, siegreich gegen rohe Gewalt und heim-
tückische List kampfende, endlich aber glänzend gerechtfertigte
Held ist in unserer Gh., wie schon deren Titel besagt, Gaydon,
der tapfere einflussreiohe Angevinerfurst ; um ihn gruppiren
sich seine beiden Neffen, Ferrant und Amaufroi und in. weitem
Kreise die Fürsten und Herren der angrenzenden Landstriche,
alle im Vereine gegen den gewaltthätigen Oberlehnsherrn und
dessen verderbliche Rathgeber aus dem Stamme Ganelon's.
Nicht nur der Anlage nach , sondern auch mit Bezug auf
ihr Queltenverhältniss schliesst sich die Gh. de Gaydon
an jene Gruppe der Karlsepen an, welche die Kriege des
Kaisers gegen seine Vasallen zum Gegenstände besonderer
Darstellung machen; naturgemäss sind als ihre Vorbilder die
ältesten Berichte besonders zu berücksichtigen, und wir werden
sehen, wie sich der ursprüngliche Bearbeiter namentlich an diese
anlehnte, «90 dass die Anhäufung des epischen Materials auf
der Grundlage älterer historischer Facta in planmässigster Form
erfolgte. Freilich sind manchmal die Anklänge vagerer Natur,
aber eine vergleichende Untersuchung wird davor schützen,
das Unbedeutende zu überschätzen, oder das Bedeutende nicht in
gebührender Art zu berücksichtigen. Mit der Besprechung der
epischen Handlung , die sich an die Person des Haupthelden
anschliesst, sei zunächst unsere Untersuchung eingeleitet.
Aus der Gl. de Roland ist die . Person Gaydon V] wohlbe-
kannt; kein anderer und geringerer .als der jugendliche Held
Thierry, der aus innerstem Drange Roland's Tod an Pinabel,
Ganelons trotzigem Bürgen,, rächt und sich für diese That den
höchsten Dank Karls und seiner Barone erwirbt (s. Gautier, La
Ch. de Rol., öd. class. Tir. 314), ist in ihm zu suchen. An
diesen glänzenden Waffenerfolg knüpft die Ch. de Gaydon an
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und baut auf der Darstellung des Zwistes, der nun zwischen
dem jungen Krieger und den ihm zu Todfeinden gewordenen
Ganeloniden ausbrechen musste, ihre Erzählung auf. Ein histori-
sches Recht erfüllte 4 der Ehrenrächer Rolands, denn verschiedene
Traditionen in der Rolandslegende weisen auf Anjou, das zugleich
Gaydons Stammland ist 6 ], obgleich nicht die gesantmte Ueberliefe-
rung Gaydon als Fürsten von Anjou bezeichnet (ich fasse hier
die Identität Gaydon's mit Thierry als eine ausgemachte That-
sache) 6 ]. Die ältere Ueberlieferung, Version 0 der Ch. de Rol,
kennt ihn als Bruder des berühmten Gefrei d' Anjou (v. 2883 u.
gegen Schluss), ebenso die Karlamagnüs Saga (ed. Unger, pg. 48
in der nord. Uebertragung des »Charlemagnec), sie schliesst damit
die Herkunft Thierry's aus Anjou eigentlich aus; die jüngere
Ueberlieferung im Roman de Roncevauz und in unserer Gh.
bezeichnet ihn als Sohn des Joiffroy l'Angevin und als seinen
Nachfolger in der Fürstenwürde, stempelt ihn dadurch also zum
Angehörigen Anjou's']. Turpin lässt diese Beziehung fidlen, er
nennt ihn schlechthin Tedericus und mit ihm die Chroniken
von Tournay, Philippe Mousket, von St. Denis nur Henry (ebenso
der afr. Fierabras, v. 6212, mit Fi, dB und dS des Rolands-
liedes, während La Prise de Pampelune in v. 178, 872 a. a. 0.
der jüngeren Ueberlieferung folgt). Im Prosaromane »Charlemagne
und Ansäs« (s. Leon Gautier, Ep. franf. IL 1 407 flf. = UI 9 .
586 ff. Anm.) ist sogar eine Verwechselung mit Thierri d'Ardane
eingetreten, zweifellos kannte aber auch die UrÜberlieferung nur
einen Helden Thierry. dk nennt ihn abweichend einen Sohn Gerart's
van Anschauwen (s. Bartsch, »Ueber Karlmeinet«, pg. 175 iE).
Bestimmtere Nachrichten bringt jedoch die Tradition inbetreff
seines Verhältnisses zu Roland« Einstimmig gilt er als der
Knappe, der Schildträger (escuier) dieses Helden 8 ]. Im Auftrage
desselben überbringt er nach unserem Gedichte (Gay. v. 476—477)
dem Kaiser die Nachricht von der Niederlage bei RoncevaL Er
hatte das grosse Unglück, das mit jener Schlacht hereinbrach, mit-
erlebt und war bei den letzten Todesmomenten seines Herrn zugegen
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gewesen. Nach der Angabe unserer Chanson (s. Anm. 9 ) hatte
ihn Rioul du Mans — denn dieser war sein erster Erzieher
(Gay. y. 831 ff.) - Rolands Hut übergeben, als dieser, selbst
noch jung an Jahren, den Riesen Hyaumont in Aspremont
besiegte. 7 Jahre (6. v. 456—458) hütet er dessen »conroi«.
Wegen dieses engeren Verhältnisses zu Roland glauben dS
(v. 11819—11821) und dB (Bartsch, pg. 333) ihn auch in nahe
verwandtschaftliche Beziehungen zu demselben bringen zu müssen
und kennt dK (Keller, pg. 806) eine merkwürdige Glosse zur
Jugend Thierry's. Die spätere Tradition •] bietet wie natürlich
die meisten Mittheilungen über die Jugendgeschichte unseres
Helden. Ganz abweichend verhalten sich aber nur die Chroniken
von Tournay und Philippe Mousket, die vielleicht aus Missver-
ständniss Turpins, Thierry einen Schildträger Baudouins nennen.
Jedenfalls ist Turpin für das Quellenverhältniss aller dieser
Nachrichten höchst instructiv. Schon G. Paris hat darauf hin-
gewiesen, dass der Verfasser der Ch. de Gaydon und der Chronik
Turpins den Wunsch mit einander gemein hätten, die Authen-
ticität ihrer Berichte gegen allen Zweifel sichergestellt zu sehen.
In Turpin sind es Baldewinus und Tedericus, in der älteren
Eingangsversion unserer Dichtung neben letzterem Gondrebuef
(B lb5— 7), welche lebend dem Blutbade zu Roncevaux ent-
rinnen (eine ähnliche Tradition bringt ja auch »Aleschans« und
die Ch. d'Acquin) und dem Kaiser die Unglückspost überbringen.
Eine frappante Uebereinstimmung herrscht also zwischen beiden
Berichten. Baldewinus, der als eine Parallelfigur des Tedericus
in Turpin eine Hauptrolle spielt, ist natürlich in der Ch. de
Gaydon mit keiner Silbe erwähnt, war es doch zu anstössig,
neben der Hauptperson noch einen andern Berichterstatter als
Rivalen auftreten zu lassen. Gay., w. 459 — 478 fassen aber
wesentlich alles zusammen, was Turpin (ed. Ciampi) in Cap. 12,
22, 24 und 26 über Tedericus berichtet Es heisst dort an
einer Stelle in C. 23: »MoxRolandus Dei virtute fretus intravit
inter acies Saracenorum, illos ad dexteram et laevam praecipitando
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et consecutus est Marsirium fugientem et potenti
Dei virtute illam inter alios peremit Tunc in eodera
bello centum socii Rolandi quos secum duxerat interfecti sunt,
et idem Rolandus quatuor lanceis vulneratus est ete«,
übereinstimmend mit Gay., v. 465 ff M wo Rolands »escuierc,
in Erinnerung an den denkwürdigen Augenblick des Todes-
kampfes seines Herrn versunken, spricht:
Li du8 Rollans m'embrasa contre soi
Quant il sonna ton olyfant troit fois
La maistre nainne dou ouer Ii dearompoit
Parmi la bouche toos Ii sans Ii filoit
Tel qaatre rai en uolerent sor moi
De tout le menre, par la foi que voz doi
Poisse emplir an bacin demanois
Entsprechen diese »quatre rai« nicht den »quatuor lanceis«
der Vorlage, und weiter v. 474 ff.
II m'enuoia bot an delirier noroia
C'est Clinevent, ja meillor ne verreis
II m 1 enuoia bona rois desci a toi
Por raconter le voir com il estoit,
und von diesem Rosse wird v. 1205—6 behauptet:
Deaor celai fa Marsilies tue*
En Roncevauls si come ol auez
Nur Turpin und die Gh. de Gaydon lassen Marsilie in Ron-
ceval selbst sterben. Was aber interessanter ist, wir erhalten
hier einen unmittelbaren Einblick in das Combinationstalent
sei es des eigentlichen Dichters unseres Gaydon, sei es seines
späteren Ueberarbeiters. Marsilies ist in der Schlacht gefallen,
sein Pferd fiel also nach Gaydon Roland als Beute tu, auf
diesem nun schickt er Thierry alias Gaydon aus, die Unglücks-
botschaft von der grossen Niederlage an Karl zu überbringen —
nicht auf Veillantif, Rolands eigenem Rosse, auf dem nachTurpins
Darstellung schon Baldewinus (super equum Rolandi) in gleicher
Absicht sich von der Wahlstatt entfernt hatte — unser Autor
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lagst also die Mission des Baldewinus einfach Thierry auf des
getödteten Marsilies Rosse ausrichten. >Si come 01 auez« mag
hier geradezu als eine Art Berufung an die authentische lateini-
sche Vorlage gelten.
In gleicher Weise wie die Figur des Baldewinus, sollte Thierry-
Gaydon eine wirklich imposante Rolle spielen, aus der epischen
Handlung ausgemerzt werden rousste, ist es ftuch der Persön-
lichkeit Geoffroi's d'Anjou ergangen. Zu den Baronen, die nach
der Gh. de R, es sich besonders angelegen sein lassen, den jungen
Besieger Pinabels in herzlichster Weise zu beglückwünschen,
gehört neben Karl in erster Linie Geoffroi d'Anjou (L. Gautier,
Gh. de Rol., tir. 314). Die Gh. de Gaydon dagegen rechnet ihn
bereits zu den Todten, zu den bei Roncevaux gefallenen Streitern,
(v. 459-464):
En Roncevax ou nos fnmes destroit
En la bataille ou ne fumez que troi
Ce fu Rollans et rarceueague et moi
La vi mon pere detranchier deuant moi
Je ne Ii poi ne aidier ne ualoir
Gar de trois plaies oi le euer moult destroit.
Die genaue Darlegung der Beziehungen Gaydons zu Roland,
die, wenn auch spate und für die kritische Beurtheilung der
Berichte Turpins und der Ch. de Gaydon characteristische
Motivirung des Zusammenhangs der Thierry-Gaydon- zur Rolands-
legende lässt es aber erst begreifen, wie es möglich war, dass
Thierry so energisch für die Ehre seines Herrn eintrat, als man
im Heerlager Karls nahe daran war, die Sache des im Helden-
kampf gefallenen Paladinen der des Hochverräthers Ganelon
zu opfern; ganz unmotivirt lässt die älteste Ueberlieferung des
Rolandsliedes den jungen Helden Thierry auftreten und auf
energische und schnelle Bestrafung des Schuldigen drängen, ihr
Bericht erweckt daher gerechte Zweifel und drängt unwillkürlich
dazu, an dieser Stelle eine spätere, anorganisch mit den übrigen
Sagenbestandtheilen der Rolandslegende verbundene Tradition
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zu vermuthen. — Ein Neuling im Ritterhandwerke (nach seinem
Entkommen aus dem Treffen bei Roncevaux wird Gaydon vom
Kaiser zum Ritter geschlagen , B lb 5—9, s. Luce, prgf. Sl)
erlegt er seinen trotzigen, körperlich überlegenen Gegner 1 *],
den Ganeloniden Pinabel und entscheidet damit Ganelon's
Schuld. Diesen herben Verlust konnten die Ganeloniden nicht
verschmerzen; als naturliche Todfeinde Hessen sie nun nichts
unversucht, ihrem Widersacher, der ihr moralisches Ansehen,
ihre Stellung am Hofe Karls, ihre hochfliegenden Pläne zu
nichte gemacht, zu schaden. Thibaut und Alori, nach Ganelon's
Tode Häupter der zahlreichen Verwandtschaft des Hochver-
räthers ersinnen ein Mittel, den verhassten Angeviner und
seinen Schutzherrn aus dem Wege zu räumen. Im Einver-
ständniss mit ihren Verwandten schicken sie einen Boten mit
vergifteten Aepfeln im Auftrage Gaydon's an den Kaiser, doch
nicht dieser, sondern einer der Hofleute fallt als Opfer des
Verrathes. Dieses Motiv findet sich zwar verschiedentlich in
französischen Epen wieder, scheint aber in unserer Ch. zuerst
verwandt worden zu sein, wenigstens deuten deutlich auf Gaydon
als Vorbild hin die Versionen in »Charles le Chauvec (Hist. litt
26, 95), »Ciperis de Vignevaux« (Hist. litt. 26, 98) und in der
aus dem Französischen übertragenen Harleian Version des mittel-
englischen »Morte Arthur« (s. Ellis, Spec. of Early Engl. Mehr.
Rom. voll., 339) und schliesslich die wörtlich herübergenommene
in »Parise la Duchesse«, wie schon die Herausgeber dieses epi-
schen Romans nachgewiesen haben 11 ]. (Vergl. auch für »Les
Enfances Garin de Montglane« Gautier, Epop. fran^ni^Qö und
für den »Charlemagne« des »Girart d' Amiens« G. Paris in Hist
poet. 471 u. 477, sowie »Hugues Capet«.) Die Herausgeber des
»Gaydon« sahen in diesem Motive »wie donn£e un peu ßubfe
et un peu naive«, eine subjective Ansicht, gegen die die uralte
Tradition eines unserer reizendsten Volksmährchen »Schnee-
wittchen« entschieden spricht.
Naturgemäss richtet sich des Kaisers ungezügelter Zorn
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gegen den arglosen Angeviner, der kurz nach jenem Vorfalle die
Rathsversammlung Karls und seiner Barone mit allen Anzeichen
eines durchaus schuldlosen Gemüthes besucht. Laute Drohungen
und Schmähungen des Kaisers, wilde Herausforderungen Thibauts,
der nicht zufrieden damit, den Verrath eingefädelt zu haben,
sein Opfer auch durch die Gewalt seiner körperlichen Ueber-
legenheit zu Grunde richten will und durch eine erfundene
Lügengeschichte den Kaiser für sich gewinnt, die Verlegenheit
des unglücklichen Angeviners, der sich vergebens auf seine
langjährigen treuen Dienste beruft, die furchtsame Zurückhaltung
der Barone, die wohl den Verrath durchschauen, es aber nicht
wagen, offen Gaydons Partei zu ergreifen aus begründeter
Zaghaftigkeit vor der materiellen und physischen Macht der
Verräther, alles dies bildet einen wirkungsvollen und höchst
dramatischen Contrast. Nur ein wirklich begabtes Dichtertalent
war im Stande, eine solche grossartige, ergreifende Scene, wie
die reiche franz. Ritterepik deren nur wenige aufzuweisen hat,
zu schaffen, ich halte sie darum für eine wirkliche Originalarbeit;
wenn auch nicht zu verkennen ist, dass »Amis und Amile«,
eine nach meinem Dafürhalten später abgefasste Dichtung, eine
ähnliche Darstellung enthält und namentlich die Ch. de Roland
resp. der R. de Roncevaux constituirende Elemente abgegeben
haben könnte. Gegen diese mit feinem poetischem Tacte in den
Mittelpunkt einer echt epischen Handlung verlegte Scene sticht
die übrige Darstellung gegen Schluss des assonirenden Theiles
bedeutend ab; der Schwur der beiden Kämpen, die Wechselfalle
des Kampfes, der schliessliche harterkämpfte Sieg des Angeviners
über den körperlich weit überlegenen Gegner verräth sich als
eine mehr oder minder geschickte Nachahmung desselben Be-
richtes aus dem R. de Roncevaux, als eine Wiederholung des
dort erzählten Zweikampfes zwischen Thierry und Pinabel.
Ausserdem ist noch »Garin le Loherainc (ed. P. Paris; IL, 31 ff.)
benutzt; vielleicht mag auch der ältere Theil des »Huon de
Bordeaux« (Zweikampf zwischen Huon und Amaury) nebenbei
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eingewirkt haben, wie andrerseits >Aye d'Avignonc eine ziemlich
übereinstimmende Erzählung bringt Isolirt stehen jedoch die
Berichte in »Renaud de Montaubanc (ed. Michellant, 425 ff.) und
»Macaire«, und ganz ausser Betracht kommen die zwischen
Christen und Heiden geschilderten Zweikämpfe in »Fierabras«,
»OtineU, sowie in dem Sagenkreise von Gufllaume d'Orenge;
auch »Ogier Tardenois« (Ogier's Kampf mit Brunamont) und
»Gui de Bourgogne«, so werthyoll sie im Uebrigen für das
Quellenverhältniss der späteren Theile sein mögen, sind hier
auszuschliessen, am meisten Uebereinstimmung weist eben immer
noch der Rom. de Roncev. auf, der ohnedem bezüglich dieses
älteren Theiles der Ch. de Gaydon in v. 7633 — 7637 eine
deutliche Anspielung enthält. (Wie in P erschlägt Gaydon
seinen Gegner mit Hauteclere; unser Text erzählt freilich in
v. 1570 — 71 u. 7339—7341, Gaydon habe dasselbe auf der
Wahlstatt zu Roncevaux aus Oliviers eigenen Händen empfangen,
wovon P nichts weiss, F 4 , C, L, P 7 , P, dk lassen ihn Pinabel
mit Curteine erlegen, nur dS weist ihm Roland's Schwert
Durndarte zu.)
Ist noch unmittelbar nach der Erlegung seines mächtigen
Gegners Gaydons Auftreten ein eminent actives (er sendet den
ihn vom Kaiser zum Verbände der Wunden zugeschickten Arzt
zurück und verlässt nachher ohne Erlaubniss den kaiserlichen
Hof), so wird es, nachdem er im Val de Glaye seine Leute vor
der Gewalt der Ganeloniden mit Noth gerettet hat, ein ebenso
eminent passives, sein Handeln und Wollen bildet nur die
Grundlage der Handlungen anderer bevorzugterer Personen.
Momentan erweckt er noch bei der durch ihn bewirkten Er-
rettung Ferrant's aus dem Schlosse des Ganeloniden Hertaut
das alte Interesse und bei dem Kriege um Angers, seiner liebes-
affaire mit Claresme, seiner energischen Verfolgung der den
Kaiser entführenden Ganeloniden erringt er auch theilweise die
frühere Bedeutung wieder, allein das ganze ungetheilte Interesse
der Handlung concentrirt sich nicht mehr in dem Maasse auf
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seine Person, wie es bisher der Fall War; er ist im Allgemeinen
nur eine den nöthigsten Bedürfnissen der Handlung angepasste
Figur, nicht mehr er beherrscht die Situation, sondern diese ihn.
Die Schmälerung und Verringerung der epischen Rolle des
Angevinerhelden darf man wohl mit Recht dem späteren
Umdichter der Ch. zuschreiben, der eine Nebenfigur zum Träger
der Handlung machte, die ihm günstige Gelegenheit gab, in
freiester Bearbeitung der Vorlage eine Reihe abenteuerlicher Züge
dem Bedürfnisse der Zeit gemäss in die Darstellung einzuflechten.
Denn nur ein vaterlandsloser, von local-particularen Inter-
essen beseelter Abenteurer ist im Grunde genommen trotz aller
seiner Tapferkeit jener Ferrant , der Neffe Gaydons und Vetter
des Amaufroi's , obgleich er in der älteren Version , weil eben
dort noch Nebenfigur im vollsten Sinne, dieses für ihn später
eigentümliche Gepräge noch nicht trägt; nachdem Gaydon
durch seinen ohne lehnsherrliche Erlaubniss vollzogenen Auf-
bruch von Hofe den Zorn und die Kriegserklärung Karls ver-
anlasst hat 18 ), unternimmt er als Fehdebote eine Reihe abenteuer-
lichster Fahrten, in denen er die unbedingte Hauptrolle spielt,
aber sich auch durch einen wenig ritterlichen Uebermuth in
höchst ungünstiger Weise auszeichnet Die Schilderung dieser
Abenteuerfahrt, welche einen übergrossen Theil der Darstellung
einnimmt und für den gänzlich veränderten, romanhaften
Charakter derselben gegenüber der episch -feudalen Handlung
der assonirenden Version zeugt, ist aber darum interessant, weil
sie ein werthvolles Vergleichungsmaterial für Analoga aus
andern Chansons de geste abgiebt. Zunächt kommt hier die
in mehrfacher Beziehung höchst interessante Ch. d'Aiol in
Betracht; was an dieser Ch. nämlich ganz besonders anspricht,
ist die Einheit der Darstellung und die feine Zeichnung der
Charactere, die Ferrant -Episode macht ihr gegenüber den
Eindruck eines weniger zusammenhängenden Berichtes, doch
verräth sie unter ihrer romantisch -abenteuerlichen Hülle einen
episch-feudalen Grundcharacler und unterscheidet sich dadurch
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höchst gunstig von der Ch. d'Aiol, die losgerissen von den
Traditionen der Chansons de geste, mehr an die bretonisch-
keltische Sage erinnert, der sie auch wohl ihre eigentliche
Entstehung verdankt, denn Aiol ist kein Held einer altnationalen
Sage, sondern nur ein anderer PercevaL
Das Gesagte zu veranschaulichen, stelle ich die bezüglich«!
Stellen aus beiden Dichtungen einander gegenüber, bei einigen
Episoden kann die behauptete Uebereinstimmung zwischen Aiol
und Gaydon weniger einleuchten, bei anderen ergiebt sie sich
als selbstverständlich. 1) G: v. 3281-3346 u. A : v. 1530—1614 "J
2) G: v. 3360-3385 u.A: v. 1911—1975. Vgl. hier namentlich
G: v. 3375-3383 u.A: v. 1493 ff.; 3) G: v. 3386-3477 u.A:
v. 2779-2930. Ferrant's Abenteuer mit dem groben Thürhüter
in Orleans und Aiors ähnliches Rencontre mit dem Wächter
der porte Bern zu Orleans 14 ]. 4) G: v. 3743- 3824 u. A: v.
2356— 2375, 3087 ff. 5) G: v. 3911— 4014 u.A: v. 1720—1816»].
6) G: v. 4015-4092 u. A: v. 555— 885 ,e ], 7) G: v. 4086—1089
u. A: v. 3894. Besonders zu vergleichen ist. 8) G: v. 4155 — 4730
u.A: v.7057 — 7989. Diese Scene zeigt zugleich am treffendsten die
characteristischen Unterschiede im Berichte beider Dichtungen.
FerrantkommtgegenBescblussseinerFehdebotschaftaufdasSchloss
des Ganeloniden Hertaut, der mit einer Cousine unseres Helden
(ein bemerkenswerthes Zeichen einer Ch. de geste) vermählt ist.
Letzterer, ein arger Feind des Rechts, erfahrt bald den Namen
seines Gastes und beschliesst, ihn zu verderben. Nachdem er
Ferrants Waffen auf die Seite gebracht, rüstet er heimlich seine
Vasallen; seiner Gemahlin befiehlt er, den arglosen Ritter
mit Kurzweil zu unterhalten; auf ihre anfangliche, tadelnde
Weigerung misshandelt er sie (vgl. hier G. Paris, Hist. poöt. de
Charl. 371 für »Basin«). Doch die Dame und ihr Sohn Savari,
ergreifen Partei für die Sache des Rechts, stellen Ferrant die
Waffen zurück und helfen ihm nach heftigem Kampfe die über-
mächtigen Verräther aus der Burg zu vertreiben. Diese aber
rotten sämmtliche Hörige der Burg zum Widerstande zusammen
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und die Lage der Insassen wäre kritisch geworden, hätte nicht
Savari durch kühnen Ausfall aus der Burg die Hülfe Gaydon's
rechtzeitig aufgeboten, der dann die Verräther auseinandertreibt
und den Schuldigen bestraft. Ganz dieselbe Erzählung im All-
gemeinen, allerdings mit characteristischen Abweichungen, bringt
die Gh. d'Aiol. Der Schauplatz der Scene ist hier des Hunbaut
Scbloss zu Roimorentin. Esmeraude und Antiaumes vertreten
Ferrant's Verwandte und Savari, König Loeys den Hülfe sendenden
Gaydon. Aber abgesehen davon, dass hier trotz grösster Ueber-
einstimmung in der eigentlichen Erzählung die Einheit der Hand-
lung durch einen localen Scenenwechsel gestört ist, ist Hunbaut
der Gh. d'Aiol kein eigentlicher Ritter, sondern nur ein durch
Wucher reichgewordener Emporkömmling, der seine bevorzugte
Stellung (vgl. Beginn des »Hervis de Mes») nur der Vermählung
mit einer' Frau adeliger Herkunft verdankt Mehr Aehnlichkeit
bietet schon »Auberi le Bourg.« (vgl. Tobler, pg. 168—176;
Ansäs, Mahaut und Gautier vertreten die entsprechenden Per-
sonen des Gay.), obgleich wohl bei der späten Tradition, auf der
Auberi beruht, Entlehnung aus Gaydon möglich wäre. Der
fragliche Bericht ist im Auberi mit einer Imitation der Begon-
Jagd- Scene aus der Ch. des Loherains verbunden. Wie Aiol
sonst viele Züge mit Huon de Bord, gemein hat, so zeigt er
auch hier ziemliche Uebereinstimmung mit Huon's Erlebniss in
Tormont. Die älteste Vorlage indessen zu unserem Berichte
bietet die auf alter Grundlage aufgebaute Ch. d'Ogier, und die
mannichfacben Beziehungen, in denen »Gaydon« zu »Ogierc
steht, lassen mich schliessen, dass Ogier wohl auch hier seine
Vorlage war; so zeigt die Botenfahrt Bertrant's zu Desier eine
Reihe mit Gaydon gemeinsamer Episoden. Zunächst erinnert
Bertrant's Abenteuer in Djjon (Ogier, ed. Barrois, v. 3746—3995)
an Ferrant's Erlebniss im Schlosse Hertaut's. Das kecke, unge-
stüme Auftreten Bertrant's vor Desier in Pavia (Og., v. 4010
—4600, ein allerdings stereotyper Zug, der aber im Gaydon und
Ogier besondere Aehnlichkeit aufweist), die Ereiferung Ogier's,
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der den kühnen Boten mit einem Messer zu tödten versucht (s. Bues
d'Aigremont in »Renaud de Monte f Fromont in »Garin und
Girbert«, Girart de Fraite in »AspremonU, Marsilies in der Ch.
de Roland), die Verfolgung Bertrant's durch die Lombarden (Og.
v. 4667 ff.), der Uebermuth des letztern, der dem Knappen des
spanischen Königs das Desier zu übersendende Ross Pennevaire
raubt, die Misshandlung des Knappen und sein Bericht an Desier
über die ihm angethane Schmach (Og. v. 4610—64), alle diese
Einzelzüge erinnern frappirend an die Ferrant-Episode. Die Gh.
de Gaydon, so erledigt sich mithin dieser ganze Vergleich,
enthielt entweder einen älteren Grundstock (s. Anm. 16), aus
dessen Vorlage schon »Ogier« geschöpft hatte und lehnte ach
nochmals unmittelbar an letztere Dichtung an, oder aber
sie verdankt den ganzen Botenbericht über Ferrant »Ogier
Tardenoisc; dieser Bericht erhielt dann durch einen späteren
Ueberarbeiter, der aus anderen Gh., der Ch. d'Aiol vornehmlich,
ergänzende Elemente entlieh, die jetzige Form. Das ist das
einzige, was sich über Herkunft und Verbreitung dieses
Motives bisher sagen lässt. Sicherere, bestimmtere Angaben
lassen sich schon aus dem Grunde nicht wohl geben, weil weitere
nothwendig vorauszusetzende Zwischenglieder, welche allein
allein einen klaren Ueberblick gestatten würden, in der zwar
reichen aber immerhin nur fragmentarisch überkommenen fran-
zösischen Epik fehlen; der Gesammteindruck lässt jedoch ver-
muthen, dass der ursprünglichste Botenbericht des ältesten
Epos, der wie in der Ch. de Roland, alle Zwischenfälle als
missliebig ausschliesst , von geringen Anfangen (Fierabras,
Aleschans) sich immer breiter entfaltet (Gaydon, Ogier), bis er
sich schliesslich durch Aufnahme einer Reihe detaillirt ausge-
malter Episoden zu einem ganzen Botenromane (Huon, Aiol, zum
Theil auch »Jehan deLanson«, der in der Beschreibung der Aben-
teuerfahrt Basins sicher manches Vergleichungs-Material abgeben
würde, wenn wir für ihn nicht lediglich auf die bisher gemachten
spärlichen Mittheilungen bei Gautier und in der »HisL BtL«,
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Bd. 22 angewiesen wären) entwickelt — Die Schlussepisode in
Ferrant's Abenteuerfahrt ist von »Charles le Chauve« (Hist.
litt 22, 96), welche Dichtung ja auch den Vergiftungsversuch
Thiebaut's in etwas modificirter Form aus Gaydon entnommen,
getreu nachgeahmt worden. Grade diese Schlussepisode ist im
späteren altfranz. Epos typisch geworden: Immer gelingt es, dem
rechtliebenden jungen Helden der Erzählung mit Hülfe von
Verwandten oder Freunden, die zu dem arglistigen Verräther,
der den Anschlag macht, im Verhältniss von Gemahlin und
Sohn stehen, erstem aus Saal und Burg zu vertreiben und ihn
für den Venrath mit seinen Genossen energisch zu strafen.
Mit der Beendigung dieser bunten Abenteuerserie ist
Ferrant's Glanzrolle eigentlich abgeschlossen, einen so hervor-
ragenden Antheil er auch noch an den folgenden Ereignissen
nimmt. Gemeinsam mit seinem Vetter Amaufroi, dessen
Handlungen sich so ziemlich denen Ferrant's anpassen, zeichnet
er sich vor Angers gegen die Heeresübermacht des Kaisers und
der Ganeloniden aus, fällt aber in letzterer Hände und muss
erst einen von Gui de Hautefeuille heraufbeschworenen Zwei-
kampf übernehmen, bevor er gegen den von den Angevinern
gefangen genommenen Ogier ausgeliefert wird. Dieser Zwei-
kampf, im Wesentlichen eine Wiederholung desjenigen zwischen
Gaydon und Thibaut 17 ) ist in seinen Details unzweifelhaft einer
älteren Fassung des »Gui de NanteuiU entnommen, auch in
den Loherains begegnet dasselbe Motiv, dass sich auserlesene
Genossen der beiden Kämpfenden in den Hinterhalt legen, um
im kritischen Momente den ursprünglichen Zweikampf in eine
offene Feldschlacht zu verwandeln. Noch einmal spielt Ferrant
bei dem Auftreten der Glaresme eine namhaftere Rolle, bis
sich dann das Interesse der Handlung auf diese Figur überträgt.
Unter den Genossen Ferrant's, unter denen als meistcitirte
Namen nur Gui de Biaufort (v. 272 im älteren Theile noch
Baron Karls, aber nach v. 648, 2588 etc. Vasall Gaydons), Rispeus
de Nantes, Ii quens dou Perche, Ii cuens de Chartres, Amauris
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de Toartois hervorgehoben werden sollen, ist mit besonderem
Werthe die Gestalt des alten Riol du Maus 18 ] in den Vorder-
grund der Handlung gerückt, er ist unter der Pairschaft des
Angevinerfürsten dem alten Naymes an Klugheit und Energie
zu vergleichen. Merkwürdigerweise ist sein Name der altfranz.-
epischen Tradition wenig bekannt, nur im Fierabras (der wie
in einzelnen epischen Zügen , so auch in seiner Nomenklatur
werthvolle Anklänge an Gaydon bietet, vgl. nur Fierabr. v. 4701
a. a. 0.) spielt er als Raoul de Mans (v. 4717), verderbt Raoul
d'Amiens, eine hervorragendere Rolle. Hues du Mans ist der *
epischen Ueberlieferung bekannter.
Die entschieden interessanteste Figur auf Seiten der Angeviner
ist jedoch die des verbauerten Ritters Gautier (unter diesem
Namen wird er erst in v. 6342 ff. genannt, wo der Ueberarbeiter
ihn so bezeichnet; vorher hat er nur den Beinamen le vavasor).
Eine populäre Figur, zur Belustigung eines gewissen Theils der
Hörer unserer Dichtung geschaffen, kennzeichnet er auf das
Beste die Tendenz, die der zweite Theil der Gh. de Gaydon
verfolgt; derbster, volkstümlichster Witz, unerschrockenster,
oft starrsinniger Muth, aber auch goldene Treue der Gesinnung
vereinen sich in ihm in glücklicher Harmonie. Er entscheidet
die Treffen vor Angers und im Val de Glaye durch seine per-
sönliche Tapferkeit, ihn und seine Söhne hassen die Ganeloniden
am meisten und einmal wäre er sogar beinahe ihrer Arglist
erlegen. Woher hat der Umdichter oder auch der ursprüngliche
Bearbeiter (denn wenn G. auch erst spater in die Handlung
eintritt, so ist damit doch nicht gesagt, dass er nicht schon im
ursprünglichen Text figurirt haben könnte) diese in der Zeit
des Niederganges der altnationalen epischen Poesie mit Vorliebe
verwandte populäre Figur des gutmüthig derben Kriegers
entnommen. Schon die alte Ch. des Loherains weist (Garin le
Loher. II., 152 ff.) einen Hervis Ii vilain und dessen Sohn Rigaut,
sowie andererseits einen Menuel Galopin (Garin II, 94 ff., auch
im Elie de SL-Gilles auftretend) auf und Raynouard verrichtet
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in »Aleschans« mit seinem »tinel« ähnliche Heldenthaten wie
Gautier mit seiner »masue«. Am meisten Verwandtschaft mit
Gautier hat die interessante Figur des Geriaumes in »Huon de
Bordeaux« 19 ]; Gautier erscheint ganz als eine Nachbildung dessel-
ben, er ist Ritter wie dieser, durch widriges Schicksal seinem ur-
sprünglichen Berufe entfremdet, leistet er trotzdem nachmals
seinem Lehnsherrn wichtigste und treueste Dienste. Und dass
er Ritter ist, unterscheidet ihn auf das vorteilhafteste von den
darum schon jüngeren, ganz niedersten Kreisen entsprossenen
Gestalten eines Varocher (in »Macaire«), eines Simon le voyer
(in »Berte aus grans pies«) eines Helie le charbonier (»Cyperis
de Vignevaux«), namentlich aber eines Robastre, jenes Mittel wesens
von Kobold und Mensch, wie ihn verschiedene spätere epische
Erzeugnisse in Scene setzen. — Einen wirkungsvollen Contrast
zwischen derber, volkstümlicher Geradheit, barocker Alltags-
weisheit und verliebter Courtoisie hat die Ch. de Gaydon gegen
Schluss durch gegenseitige Einwirkung der beiden Figuren
Gautier's und der Claresme in die Handlung einzuführen gewusst,
eine poetische Lichtwirkung, die, 1 wenn auch künstlich und
jung, inmitten jener monotonen Schilderung des Schlachten-
gewirrs nicht hoch genug anzuschlagen ist.
Noch eine andere Gruppe von Bundesgenossen Gaydon's
führen neben dessen Verwandten und Vasallen vor Angers
Fehde gegen den gewaltthätigen Oberherrn, es sind dies die
Söhne der mit Karl verbündeten Barone, die sich (Gay. v. 4840 ff.
Berart de Mondidier, Estoult, Vivien, ceuls de Tremoigne, wohl
die Söhne desAymondeDordone, Milon, Renier, Girard deNevers
mit ihren Leuten, gefuhrt von den beiden Söhnen des Naymes,
Bertrant und Richier) auf die Gefahr hin, gegen ihre eigenen
Väter zu Felde ziehen zu müssen, nur aus Gerechtigkeitsliebe
ihrem Vetter Gaydon gegen Karl und die Ganeloniden an-
schliessen. Die Namen der Führer dieser jungen heroischen
Schaar kommen für das Quellenverhältniss dieses Berichtes in
besonderen Betracht, da ausser als in den hier unmittelbar zu
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80
besprechenden Epen nirgendwo sonst von einem Bertrand resp.
Bichier als Sohn des Baieroherzogs die Rede ist Bertrand,
den einsigen Sohn des Naymes nach »Ogier l'ardenois« (und nach
Philippe Mousket, v. 8429 ff. auch in »Doon de Nantueil«) lernten
wir schon oben als Boten Karls an Desier kennen, Bichier
fungirt nicht als Sohn, aber ab ecuyer Naymes in der Ch.
d' Aspremont 20 ), auf die unsere Dichtung in y. 831— 833a (s. AnmJ)
einen entschiedenen Hinweis enthält und die ausserdem noch von
besonderem Interesse ist, da in ihr das Motiv von einem Aas-
zuge junger Helden, Söhnen von auf das Schlachtfeld zu Aspremont
gezogenen Baronen Karls, ebenfalls berührt ist, welches Motiv
hinwiederum in »Gui de Bourgognec, der wie »Ogier l'ardenois«
Bertrand als Sohn Naymon's bezeichnet (Gui, v. 194, 206,
377, 822, 2105, 4250) den Ausgangspunkt einer ganzen epischen
Handlung bildet. Auf «Gui de Bourgogne« macht die jüngere
Version der Eingangszeilen in v. 9—10 eine Anspielung, aBein
diese rührt von dem Umdichter her, dem die Aehnlichkeit
der beiderseitigen Berichte auffiel (die Aehnlichkeit wohl be-
merkt, nicht die Gleichheit), keineswegs darf man annehmen,
dass die ältere Fassung unserer Gh. den Bericht des Gui benutzte,
da letztere Gh., im Wesentlichen ein klägliches plattes Machwerk
des Niederganges, in eine Zeit fällt, wo der hier besprochene
Theil der Gh. de Gaydon schon in den Grundzügen vollendet
vorliegen musste, jedoch soll damit nicht geleugnet werden, dass
die spätere Ueberarbeitung unserer Dichtung einzelne Details aus
Gui de Bourg. aufgenommen und in freier Weise in die Darstellung
eingeführt habe (vgl. nur Gay. v. 5487— 552i und Gui, v. 774 ff.)
Freilich könnte man entgegenhalten, »Gui« weist doch auf eineältere
Fassung der Sage hin, indem er nur einen Sohn des Naymes,
Bertrand, kennt, während in »Gaydon« neben Bertrant auch der
Richier der Chanson d' Aspremont zum Sohne Naymons gemacht
worden ist. Darauf lässt sich nur erwidern, dass uns nichts
berechtigt, den Ruckschluss zu machen, in der assonirenden Vor-
lage des Gaydon könne nicht im Einverständnis» mit der ältesten
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81
Tradition von nur einem Sohne Naymons die Rede gewesen
sein. Für unseren Zweck kommt an dieser Stelle eine andere
Dichtung in unmittelbarerem Betracht; erst durch das Medium
dieser ist »Gaydon« zu der Annahme von zwei Söhnen des
Naymes gekommen. Man halte uns nicht vor, dass wir das
Complicirte dem Einfacheren, Natürlicheren vorzögen; die Be-
hauptung, dass Gaydon dieses ganze Motiv unbedingt aus Gui
entnommen hätte, würde mit der von Anfang an verfochtenen
Annahme, die erhaltene Gh. de Gay. sei als Ueberarbeitung
einer älteren Fassung des Gaydon anzusehen, entschied in
Widerspruch gerathen. Den Beweis für unsere bis jetzt will-
kürlich aussehende Behauptung wird ein unmittelbarer Vergleich
mit dem Wortlaute der nur auszugsweise überkommenen Gh.
de Richer ergeben").
Die Ch. de Richer erinnert zu Beginn ihrer inhaltlichen
Darstellung an »Jehan de Lanson« (Gautier, Ep. fran?, II. 1 ,
252 und »Ogier« v. 8157 - 8203). Im Uebrigen deutet die ganze
Ent Wickelung der Handlung auf einen einheitlichen, zusammen-
hängenden Plan; der von Gui und Alori an Richer begangene
Hochverrath bildet den Kernpunkt der Darstellung. G. Paris
hat »Hist. pott. de Gh.« 323, Anm. 5 bereits auf die inhaltlichen
Anklänge in Gaydon und Richer aufmerksam gemacht : »Richer
et Bertrand«, fils de Nahne, figurent aussi dans »Gaydon« avec
lequel, en gönfral, notre po&ne semble avoir offert beaucoup
d'analogies.« (Der Ueberfall in der Kapelle hat ein Analogon
in »Gui de NanteuiU.) Bertrand und Richer, sowie Gui treten
erst spät in »Gaydon« auf, ihre Einführung leitet gewissermaassen
die zweite Hälfte der Ch. ein, für diese ist daher die Gh. de
Richer nicht nur die Vorlage , sondern auch ein willkommenes
Zwischenglied, indem durch sie erst der heroische Entschluss der
beiden jungen Krieger, für die Sache Gaydon's gegen die
Ganeloniden aufzutreten, verständlich gemacht wird. Auch be-
greifen wir, warum Bertrand und Richier nicht zögern, gegen
den eigenen Vater Fehde zu führen, denn dieser wollte sie starr-
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sinnig nicht mehr als eigene Kinder anerkennen und dies verlangte
Genugthuung. Welches ist nun aber das Original für den eigent-
lichen Bericht, dem diese Einzelepisode von der Fehde der Söhne
gegen ihre Väter 2 *], mit so vielem Geschicke eingefügt wurde, das
Original für den Krieg Gaydons gegen Karl und die Ganeloniden um
Angers. Ich glaube dasselbe mit Sicherheit in der von G. Paris
mit Recht als uralt bezeichneten (Hist. po£L de Gh. 328)
Tradition von den »barons Herupgs« zu erblicken (nebenbei
mögen auch andere epische Berichte, wie »Girars de Viane«,
Renaud de Montauban« eingewirkt haben), wenigstens nöthigen
zu dieser Annahme die historisdlhen Verhältnisse, die die Grund-
lage der Handlungen der Gh. de Gaydon bilden und bei der
Besprechung der Gaydon -Thierry Sage spater kurz erörtert
werden sollen.
Den einflussreichsten und hervorragendsten Antheil an
der Handlung in der durch diesen Umstand ein besonderes
characteristisches Gepräge erhaltenden Ch. de Gaydon haben nicht,
wie man doch vermuthen sollte, die Parteigenossen Gaydon's,
die Angeviner, sondern ihre zahlreichen, an materiellen und
physischen Hülfsmitteln fast überreich ausgestatteten Gegner,
die Ganeloniden. Das wechselseitige Siegen und Unterliegen
dieser beiden mächtigen Gegnerschaften erfällt das ganze inhalt-
liche Interesse unserer Dichtung. Und in der That hat die
Partei der Gerechten Mühe genug, sich der niedrigen Ver-
läumdung (Thibaut's Anklage gegen Gaydon. »Garin le Loh.«
IL, 21, wo die Bordelesen gegen die Loherains auftreten, und
>Aye d'Avignon«, pag. 8, wo Garnier von Amauguin, der auch
in »Parise la Duchesse« als niedriger Verläumder auftritt, an-
geklagt wird, könnten das Vorbild abgegeben haben) und der
offenen Gewalt der Ganeloniden zu erwehren 88 ]. Durch Vernichtung
ihrer Gegner die unbedingte Herrschaft über das Reich zu er-
langen, ist dieser einziges Streben. Dazu ist ihnen jedes Mittel
recht, (vgl. hier »Huon«, pag. 27 und »Aye d'Avignonc) und
niemand hindert sie, ihre Zwecke zu verfolgen, denn der
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kurzsichtige, habgierige, willenlose Kaiser ist nur ein Spielball
ihrer Wünsche. Göttliches und menschliches Recht 24 ] gilt in
ihren Augen nichts, ja die Dichtung bedient sich ihrer, um
einer ausgesprochen anticlericalen Tendenz freier huldigen
zu können. Thibaut 25 ], Alori und Gui de Hautefeuille sind als
Häupter der Ganeloniden auch die personificirten Vertreter
ihrer besonders characteristischen Laster; Rachsucht, boshafte
List und rohe Gewalt sind in ihnen mit Energie, Ausdauer und per-
sönlicher Tapferkeit vereint und macht sie darum ihren Gegnern
so gefürchtet und verhasst. Amauris, Beranger, Galerant, Gautier
d'Avalon, Guichard, Guirrö, Haguenon, Hardrä, Humbaut(cf. >Ch.
d'Aiol zu Gay^v. 6919— 22c), Macaire, Milon, Rahier, Rainfroi
(cf. »Charlemagnec) füllen die Nebenrollen aus. Diese Sonder-
stellung der Ganeloniden als einer für sich selbständig be-
stehenden geste theilUGaydont 86 ] miUParise laDuchesse«,»Aye
d'Avignon«, »Gui de NantueiU (s. G. Paris, Hist po£t. 77,
Anm. 2),. sowie mit »Gui de Bourgogne«, »Fierabrasc und
»Jehan de Lanson«.
Eine klägliche Rolle zwischen diesen beiden streitenden
Parteien spielt der Kaiser Karl 27 ], die Dichtung schildert seinen
Gharacter in den ungünstigsten Farben, streitsüchtig, ungerecht
habgierig 28 ], ist er zu kurzsichtig , die listigen Anschläge der
Verräther zu durchschauen. Zwar leitet er persönlich (wie in
»Renaud deMontauban« »Girars de Viane« und »Gui de NanteuiU)
die Belagerung Angers' , erntet aber nur Spott und Hohn (vgl.
hier Ren. de Mont. 241, 28—34 und Gaydon v. 9558 ff., Ver-
spottung der geringen Hülfemittel Karls), wie denn sein Heer
als aus dem Auswurfe aller mittelalterlichen Volkselemente
zusammengesetzt geschildert ist (Gay, v. 4805 ff.). Ganz seiner
Würde vergessen, besucht er in der Vermummung eines Bettlers
mit Naymes Angers, um dort die Streitkräfte des Gegners aus-
zuforschen , wird aber erkannt und nach einem schmählichen
Handgemenge mit Bertrand, dem Sohne des Naymes, zum
Frieden gezwungen. Kaum nun ist er mit Ehren dieser Situation
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entkommen, als ihn eine grössere Gefahr befallt Die Ganekmideo
bereden ihn, ihrem Standlager einen Beglich abzustatten, und
entführen den von Wein Trunkenen, doch schützt ihn die
Vorsehimg und lässt ihn auf wunderbare Weise durch Gaydon
erretten. »Girars de Vianec (Gautier, £p. fran?. III. 1 , 210),
wo Girart und Renier vor dem besiegten und gefangenen Kaiser
auf den Knieen liegend, ihr Land zu Lehen empfangen, vor
Allem aber »Renaud de Monte (Michell. pag. 256), wo er mü
dem gefangenen Richart, dem Bruder Renaut's ringt und später
(pag. 282 — 288) selbst in die Gefangenschaft seiner Gegner
ger&th, haben combinirt mit jener Scene, in der nach Turpin
(G. IX) Karl als Spion auftritt, zur Schaffung dieses Zuges bei-
getragen , der ähnlich auch in »Gui de Bourgogne«, v. 1284 ff. |
sich wiederholt**]. »Jehan de Lanson« (Hist litt, 22, 580)
lässt Karl wie in »Gaydonc in die Gewalt der Ganeloniden
fallen, vgl. auch »Charlemagne« (Gautier, Ep. franQ. II 1 , 34).
Unter den Baronen Karls 80 ] ragt neben dem traditionell
als kluger, weiser Rathgeber des Kaisers geschilderten Buer-
herzog Naymes in erster Linie Ogier hervor, namentlich in der
zweiten Hälfte der Chanson; während des Kampfes um Angere,
des Zweikampfes Ferrant's mit Gui ist ihm ein bedeutungsvoller
Antheil an der Entwickelung der Handlung zugetheilt Es ist
nicht schwer, auch hier die eminente Beeinflussung unserer
Dichtung durch »Ogier l'ardenois« zu constatiren. Wie in
»Ogier«, v. 438, so ist auch in »Gaydon«, v. 4899 und 4966 Auloris
Hüter der Orfflamme; Ogier wird in erstgenannter Dichtung,
v. 1538—2011 zum Gefangenen der Sarazenen, wie er in unserer
den Angevinern in die Hände feilt; Bertrand, der Ogier in
seiner Eigenschaft als Bote Karls so entschieden feindlich in
Pavia entgegentritt, fährt auch hier v. 5454—5480, eben»
v. 5537—5539) mit ihm einen erbitterten Kampf auf Leben und
Tod. Der edle Characterzug, welchen der Dichter Ferren! bei-
legt — er will nicht eher aus Karls Haft nach Angers zurück-
kehren, als bis alle Verpflichtungen Gaydon's hinsichtlieh des
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gefangenen Oper erfüllt sind 81 ] — erinnert ganz an den hoch-
herzigen C&raheut des »Ogier l'ardenoisc, wie denn andererseits
auch der zwischen Ogier und Garaheut geschilderte Zweikampf
im Allgemeinen viele identische Züge mit dem Zweikampf
Ferrant's und Gui's gemein hat. Und sollte nicht die ausgesucht
feindliche Haltung, welche unter den Verräthern namentlich Aloris
(Gaydon, v. 60 a. a. 0.) Ogier gegenüber einnimmt, auf die
garechte Strafe zurückzuführen zu sein, welche ihm (Ogier, v.
785 ff.) von letzterem für seine Feigheit zu Theil wird; Alori
wird von Ogier (v. 593) seines Pferdes beraubt, ebenso (Gaydon,
v. 5025) nimmt ihm Amaufroi das Streitross und überliefert es
Ferrant. — Eine hervorragende Rolle spielt unter KarPs Baronen
noch Renaut d'Aubespine, eine dem afrz. Ritterepos sonst
unbekannte Gestalt. G. Paris, »flist. po6U 297. Anm. 1 sagt
von ihm aus, dass er zu den von Turpin genannten Helden
(Qampi, XII., 26) gehöre, die ihre Berühmtheit den Kämpfen
mit Karl verdanken, und die feindliche Stellung, in die Renaut
Karl gegenüber als Geisel Ferrant's gerath, scheint für diese
Behauptung zu sprechen, im Uebrigen bleibt es unklar, auf
welche Weise er in die Gaydon-Legende eingeführt worden ist.
Kommen wir nun zu dem letzten Theile der Ch. de Gaydon,
zu deijenigen Episode, durch welche die Dichtung so unver-
muthet den Character eines offenbaren Liebesromans annimmt,
wahrend vorher die Frauen (Ferrant's Abenteuer mit dem
jungen Madchen auf seiner Fehdebotschaft; das Abenteuer im
Schlosse Hertau^s) einen so geringen Antheil an der Handlung
nahmen. Die Herausgeber des Gaydon (pref. xvg.) konnten
für diese Episode bereits eine Uebereinstimmung desselben mit
der Ch. de Gui de Nanteuil constatiren, auf alle Fälle ist
dieselbe eine frappante. Glaresme, des Gaydon Geliebte und
Eglantine, die Vertraute des Gui, stammen beide aus königlichem
Geschlechte, sind beide Fürstinnen von Gascogne, jede ist schon
lange in ihren Helden verliebt, bevor sie ihn personlich gesehen
hat; wie Glaresme lässt auch Eglantine ihrem Geliebten durch
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einen Boten heimlich zu einer Liebeszusammenkunft einladen
und erst nach langen Verwickelungen, die in »Gaydon« Gui de
Hautefeuille, in »Gui de Nanteuil« Hervieu de Lyon verursacht
(beide suchen Karl durch reiche Geschenke zu bestechen, um
so auch die schöne Vasallin durch seine Vermittlung für sich
zu gewinnen, und letztere geht nach anfanglicher Weigerung
mit Frauenlist auf den Zwang des Kaisers ein) wird Qaresme 81 ]
mit Gaydon, Eglentine mit Gui vermählt Nicht minder erinnert
die übrige Handlung, die Belagerung NanteuiPs durch Karl an
die analoge Episode in »Gaydon«. Aber wie sehr ist die Dar-
stellung der letzteren Dichtung der des »Gui vorzuziehen. Trete
aller äussern Uebereinstimmung ist viel mehr Aufwand bei der
Inscenirung der Eglentine verwandt worden. Die Namen der beiden
Begleiterinnen, Jeannette und Martine, klingen im Vergleich zu den
Namen Bele Eschevie und Esmeree, mit denen die Begleiterinnen
der Claresme bezeichnet werden, höchst modern. Auch giebt
es wohl ausser der Chanson de Gui keine andere, in der Kail
mit einer solchen Schadenfreude den Insulten seiner Gegner
preisgegeben ist. Sarazenen unterstützen Gui de Nantueil und
helfen ihm, den Kaiser leichten Kaufes zu überrumpeln, der
moralisch gezwungen, Eglentine ausliefert und noch froh ist,
dass er sich so kläglich auf der Affaire ziehen kann. Und welche
anderen Verstösse bietet »Guit (cf. Gui de N., öd. P. Meyer, notes.
pg. 99), abgesehen davon, dass er bei zwölfsilbigem Versmaasse
eine unbedingt glatte Reimform aufweist! Es ist danach klar,
dass »Gaydont die überkommene Version des »Gui de Nani«
nicht als Vorlage benutzt haben kann; die Herausgeber Luce-
Guessard, die schon inbetreff der Entlehnungen von »Parise b
Duchesse« aus Gaydon (pröf. xvij.) in eine begreifliche Ver-
legenheit geriethen, haben auch diese Schwierigkeit vorsichtig
umgangen. Wenn nun, trotzdem vorliegende Version des >Gui<
entschieden auf die zweite Hälfte des 13. Jahrh. als Entstehungs-
zeit hinweist, der Trobador Rambaut de Vaqueiras, der um
das Jahr 1207 starb, schon Gui de Nantueil kannte, so gebt
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daraus hervor, dass ehemals eine ältere Version als die auf
uns gekommene vorhanden war. Unbewusst hat der Heraus-
geber des »Gui de Nantueil« P. Meyer auch schon in der
präf. xvj seiner Ausgabe auf die ältere Fassung aufmerksam
gemacht. Er citirt an genannter Stelle zur Widerlegung der
Faurierschen Behauptung, dass »Gui« ursprünglich provenzalisch
abgefasst gewesen, den »Roman de Guilleaume de Dölec und
sagt, es seien hier die »amours de Gui et d'Eglantine mises en
chansons proprement dite, et non plus en chansons de geste«.
Eines Tages , heisst es nämlich in »Guilleaume de Dölec , habe
der Neffe des Bischofs von Lüttich folgendes Lied gesungen:
Or vienent Pasques les beles en avril
Florissent boia, eil pre sont raverdi
Oes douces eves revirent a lor fil
Cil oisel chantent au wir et an matin
Qui amors a nes doit metre en onbli
Sovent i doit et aler et venir
Ja s'entramoient Aigline et Ii quens Guis
Guis aime Aigline, Aigline aime Guion
Souz un chastel qu'en apele Biaucler
En inoufc poi deure i ot granz bauz levez
Cez damoiseles i vont por caroler
Cil eseuier i vont por bohorder
Cil Chevalier i vont por esgarder
Vont i ces dames por lor coro deporter
La bele Aigline si est fete mener
Si ot vestu an bliaut de cendel
Qui grant.ij .aunea tralnoit par les prez
Guis aime Aigline, Aigline aime Guion.
P. Meyer gesteht selbst ein, dass sich die Stelle nur durch
den Refrain in seiner Versification von der der Ch. de geste
unterscheide und weist auf den entsprechenden Text des »Gui
de Nantc in pg. 77 seiner Ausgabe hin. Die beiden mitgetheilten
Couplets sind aber in zehnsilbigen Zeilen mit assonirendem
Versausgange abgefasst, ganz wie dies für eine ältere Fassung
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des »Gui« wohl vorausgesetzt werden muss. — Ohne auf P. Meyer
zu verweisen , hat nachmals Bartsch in seinen » Altfranzosdscbe
Romanzen und Pastourellen« die betreffende Stelle aus Guilleaume
de D61e mitgetheilt und als Romanze aufgefassL Dem wider-
streitet jedoch , dass sie inhaltlich unvollständig und strophisch
unrichtig gebaut sein würde (Tirade 1 enthält nur 7, Tirade 2
dagegen 9 Zeilen); auch ist der Refrain, abgesehen davon, dass in
ihm eine Menge offenbarer Hiate enthalten sind, die ein höchst
unmusicalisches Gefühl erregen , aus Tir. 1 Zeile 7 hergestellt
Tir. 1 ist ein sogenanntes dich£ epique, wie sich deren in den
Epen 88 ] zahlreiche vorfinden (et Gautier, Ep. fran$. I 8 , 395).
Da der Roman de GuilL de Dole überdies ein allerdings gereimtes
Fragment der Ch. des Loherains enthält, so dürfen die erwähnten
Zeilen nur als Fragment einer älteren Fassung des »Gui de
Nanteuil angesehen werden. Ihr kann Gaydon seinen Stoff
entlehnt haben. Doch haben sich auch hier (vgl. Anmerk. 30)
andere Einflüsse geltend gemacht und Modificationen hervorge-
rufen. Die Annahme der Herausgeber bleibt somit bestehen,
nur ist es nicht die überkommene Version, sondern eine ältere
Fassung des Gui, die das Original für die betreffende Stelle
des Gaydon abgab.
Ueberschauen wir noch einmal das Gesagte, so sehen wir
es vollkommen bestätigt, dass die Gh. de Gaydon ihr. Material
wesentlich Dichtungen, die inhaltlich mit ihr eine besondere
Gruppe ausmachen, und besonders den ältesten bez. Berichten
entlehnt hat; eine weitere Untersuchung über die historischen
Verhältnisse, die die eigentliche Grundlage des Gedichtes bilden,
wird uns Gelegenheit geben, ein abschliessendes Urtheil sowohl
über die Entstehungszeit der älteren Fassung unseres Gedichtes,
als auch über die der uns überkommenen Version zu fidlen.
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89
III.
Die angevinische TMerry-Gaydon-Sage.
6. Paris nennt die Ch. de Gaydon eine' »poeme tout parti-
culferement angevint, eine Bezeichnung, die Alles deckt, was
den Inhalt derselben und die Herkunft ihrer Sagenbestandtheile
anbetrifft, denn angevimsches Parteiinteresse erfüllt die Handlung
dieses Epoe und die in unmittelbarer Nähe und auf dem Boden
Anjou'g sich abwickelnden Begebenheiten geben demselben ein
eminent angevinisches Gepräge. Der ältere Theil enthält freilich
noch einige allgemein-nationale Züge, im späteren Theile überwiegt
jedoch das heimathüche Interesse alle andern. Die mächtigen
Ganeloniden erscheinen nicht so verächtlich wegen der Schmach,
die ihrem Ahnherrn anhaftet, als vielmehr wegen ihrer ununter-
brochenen Bestrebungen, die Interessen des Angevinerfürsten
zu verletzen und zu schädigen. Ohne Zweifel verdiente auch
Anjou der Boden epischer Tradition zu werden, denn wenn
irgend eine Landschaft des weiten Galliens in der ersten Hälfte
des Mittelalters politisch einflussreich dastand, so war es in
erster Linie Anjou ; eine Reihe kräftiger, kluger Fürsten lenkten
die Geschicke des Angevinergaues, welcher an der Scheide
Nord- und Südfrankreichs gelegen, auf dieses nicht allein,
sondern auf den ganzen damaligen eivilisirten Occident seinen
Einfluss ausübte, sassen doch Angevinerfürsten auf den Thronen
von England, Frankreich, Ungarn t Neapel und Polen. Die
Interessen dieser Landschaft sind mithin auch wesentlich gemein-
französische gewesen, und die Ch. de Gaydon lässt das trotz
ihrer localen Färbung auch deutlich genug, schon durch die
Verbindung mit der nationalen Karlssage, erkennen.
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Die historische Tradition Anjou's hat sich, wenn auch
nur zum kleineren Theile auf die epische Fabel der Ch. de
Gaydon übertragen; zwar läugnet Gautier jeden Zusammen-
hang der Gaydon -Sage mit der historischen Ueberlieferung,
allein ein kurzer Ueberblick über die ältere angevinische Ge-
schichte beweist das Gegentheil. (Man findet das ganze Quellen-
material übersichtlich zusammengestellt in den »Chroniques
d'Anjou«, recueillies et publikes pour la soctete de Phistoire
de France par M. Paul Marchegay et Andr6 Salmon, Paris t I.,
1856 u. t. II. 1871, avec une introduction par M. E. Mabille): —
In graue Vorzeit verlieren sich die romantisch -legendenhaften
Ueberlieferungen , die 'sich an die bescheidenen Anfange des
weltbeherrschenden Geschlechtes der Angevinerfürsten knüpfen.
Fulco Rufus und Fulco Bonus sind die ersten hervorragenden
Erscheinungen. Der letztere war ausgezeichnet wegen seiner
tiefen Frömmigkeit, aber auch mit einer ungewöhnlichen Energie
begabt. Ihm folgt der gewaltige Geoffroi Grisegonelle, der von
König Robert mit der Stellung eines säntfchal de France be-
dacht wird, der hervorragenden Verdienste wegen, die er sich
in dem Kriege gegen die Deutschen erworben hatte. Er ver-
folgt einen der Streithaufen, welche Otto IL, der deutsche
Kaiser, nach Francien führte und schlägt ihn ins zur Ver-
nichtung, führt dann einen erfolgreichen Kampf gegen Herbert,
Grafen von Troyes, wobei er sich durch gewaltige Waffen-
thaten auszeichnet »Franci veroc, sagt die Chronik (Marchegay-
Salmon, I, 77), »huius gentis inauditam admirantis audaciam,
ubicumque locorum ipsos omni laude magnificabant. Videns
autem tanti principis stranitatem et ipsum praevalere in regno,
tarn armis quam consilio, et quae hie et alibi bene meruerat,
sibi et successoribus suis, jure hereditario, majoratum regni et
regiae domus dapiferatum, cunetis plaudentibus et laudantibus,
exinde donavit« Er besiegt einen gewaltigen Dänen, Hethelwulfus
Dan us, veluti alter Goliathe im Zweikampfe und empfingt
Maine vom König Robert zu Lehen. Ihm folgt Fulco Nera,
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der Erbauer der Feste Mirabel (March.- Salm. L, 377) und der
gewaltigste aller Angevinerfürsten Gottfried II., der mit dem ersten
Gottfried von Anjou wesentlich zur Schaffung jener typischen Figur
Geoffiroi's, des »gonfanonier le rei« der Ch. d. Roland, welche
so lebhaft den kriegerischen Geist der Angeviner 85 ] repräsentirt,
beigetragen hat. Das Leben dieses Gottfried II. Martellus ist
ein ununterbrochener Kampf gegen die unruhigen Nachbarn,
welche, mit Neid das Aufblühen des Angevinerstaates beobachten.
Der kriegerischste unter denselben ist Thiebaut L, Graf von
Bkris- Champagne; nach manchem harten Strausse wird er
1043 im Braium Nemus gefangen genommen und 1044 von
Gottfried so entscheidend auf das Haupt geschlagen, dass er
durch Vertrag die schloss- und forstreiche Touraine an Anjou
abtritt. Unter den späteren Fürsten ist noch Gottfried V.
Plantagenista für uns von Interesse. Er erobert die Normandie
im J. 1143, nimmt dann den Herzogstitel an und vermählt
sich mit der Tochter Heinrichs I. des englischen Königs. Seine
hierdurch erworbenen Ansprüche auf den englischen Thron
vererbt er nach seinem Tode auf seinen Sohn Heinrich, der
sie auch geltend macht, und als Heinrich II. 1154 König von
England wird. Als solcher heirathet er die wegen ihres zügel-
losen Lebens von Ludwig Vü. von Frankreich verstossene
Eleonore von Gascogne und ruft dadurch einen langjährigen, mit
leidenschaftlichem Partei- und Racenhass geführten Kampf des
nördlichen gallogermanischen Frankreichs gegen den galloro-
maniscben Westen und Süden hervor, ein Kampf, der erst nach
zwanzigjähriger Dauer, nach vielen Vertragsbrüchen und Ver-
tragsschlüssen durch das persönliche Erscheinen Heinrich's an
Philipps Hof ein Ende erhält. Auch in diesen Streitigkeiten
spielt ein Graf Thibault von Champagne eine höchst bedeutende
Roll«. Der klugen Politik Philipp August's gelingt es dann im
Jahre 1204 mit den übrigen Besitzungen der englischen Krone
in Frankreich auch Anjou, das Stammland der Plantagenets,
an sich zu reissen. Aber in den Wirren, die Thibault IV.,
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König von Navarra, aus dem Hause Champagne-Bio» , über
Frankreich bringt, tritt noch einmal Anjou in seiner alten
Selbstständigkeit hervor.
Sollen nun von diesen historischen Ereignissen keine
Reminiscenzen in der Gh. de Gaydon enthalten sein? Lfon
Gautier» der die grosse Bedeutung der Angeviner für die alt-
nationale Sage Frankreichs wohl kennt (La Gh. de RoL, Ed.
class. 15) und dessenthalben das älteste EpoB zu einem rein-
angevinischen machen möchte, laugnet freilich jede Beziehung
der Gaydon -Legende zur Geschichte. »Gaydon«, sagt er Ep.
fran<j. DI a , 605c »ne repose sur aucun fondement historique et
n'a möme pas de racines dans la tradition. iTout y est, non
pas legendaire, mais fabuleuse«. Was ihn zu diesem apodiktischen
Aasspruche veranlasst hat, weiss ich nicht, für mich ist es
gradezu schwer, in der Gh. de Gaydon eine reine Phantasie-
dichtung sehen zu sollen. Denn in dem Zweikampfe Gaydon's mit
Thibaut d' Aspremont glaube ich eine Erinnerung an die Kämpfe
der Angeviner fürsten mit den Fürsten von Champagne - Btois,
an die Kämpfe des Gottfried IL Martel von Anjou mit Thibaut L
erkennen zu müssen , in dem Ueberfall der Angeviner im Val
de Glaye durch die Ganeloniden einen Anklang an den
historischen Bericht von der Schlacht im Braium Nemus M ]
(Braium Nemus und Val de Glaye sind verwandte loeale Bezeich-
nungen, aus Braium konnte sich leicht ein Glaye bilden, oder
vielmehr ist Braium Nemus die latinisirte Form für Val de Glaye).
Der Kampf der Angeviner und Ganeloniden gibt zu denken an die
Streitigkeiten der gallo -romanischen Neustrier und der galto-
germanischen Austrasier aus dem Osten des Reiches**]. Die
Angeviner sind nur die alten »Barons herupgs« der Chanson
des Saisnes, die blonden, hochgewachsenen, kriegerischen Gane-
loniden hingegen gleichen an Abkunft und Gesinnung denFfasten
von Champagne, die im Besitze der Touraine die erbittertsten
Gegner der Angeviner waren und in stetem Gontact mit den
Oberrheinischen Germanen standen. Dieser Racengegensatx,
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der dem ältesten Epos aus begreiflichen Gründen unbekannt,
verkörpert sich höchst anschaulich grade in unserer Dichtung;
schon P. Paris hat diesen Gegensatz in seiner geistvollen Be-
sprechung der Gh. de Gaydan erkannt und die characteristischen
Merkmale, die sieh im »Gaydon« für ihn finden, angegeben.
Es ist zweifelhaft, ob man in Gui de Hautefeuille den
verschmitzten Rathgeber Philipps I., Gui de Montl'heri, aus
dem Hause der Montmorency 88 ] wiedererkennen soll, gewagt
wäre es auch, in Ferrant und Renaut d'Aubespine an Ferrant
von Flandern und Renaut de Boulogne, die grossen Ge-
fangenen von Bouvines, zu denken, allein das scheint mir
ebenfalls gewiss, dass in der Vermählung Heinrichs II. von Anjou
Plantagenet mit Eleonore von Gascogne ach in unserer Gh. das
Aequivalent in der Vermählung Gaydon's, des Fürsten von Anjou,
mit Claresme von Gascogne darbietet. Dann erklärt sich auch,
welche Grundtendenz sich in der Gh. de Gaydon ausgesprochen
findet; es ist der Geist des Widerspruches gegen die Angriffe
Ludwigs VII. auf das Stammland Anjou und die von demselben
abhängigen übrigen englischen Besitzungen auf dem Festlande.
Dieser Tendenz verfängt es nicht, sich in das Gewand einer
Chanson de geste zu kleiden, ebenso wie nach wohlbekannter
Art die epische Ueberlieferung der Ch. de geste de Gaydon bunt
durcheinander ältere und jüngei-e Sagenelemente, und historische
Ueberlieferungen mengt, sie neuen Verhältnissen anpasst und
ihnen unterordnet. In die Zeit der Reaction der Angeviner
gegen die Uebergriffe der capetingischen Herrscher, die in der
Unterjochung der französischen Nationalitäten mit so vielem
Geschick und Nachdruck vorgingen, in die Zeit des Kampfes
Heinrich's II. mit Ludwig VII. möchte ich daher die Entstehung
der assonirenden Fassung der Ch. de Gaydon versetzen, sie
wäre mithin in ihren wesentlichen Grundzügen in der zweiten
Hälfte des 12. Jahrhunderts abgefasst worden, vielleicht auf
Grund älterer Lieder, welche Heldenthaten der Gottfriede von
Anjou feierten; die politischen Verhältnisse zu Beginn des
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13. Jahrb., mehr aber noch das allgemeine Bedürfniss nach
längeren Berichten, nach breiter ausgeführten Erzählungen
haben dann in der ersten Hälfte des 13. Jahrb., (wie die
Herausgeber auf Grund der Z. 6466 des Gaydon : »Et Jacobms et
Cordeliers batez« freilich nur für die uns erhaltene Version, die sie
allerdings für die originelle ansahen, nachwiesen) einen Ueber-
arbeiter bewogen, die ältere Fassung in assonirender Form einer
erweiterten gereimten Bearbeitung zu unterwerfen. Wesentlich
durch Letztern, der sich an jüngere Dichtungen romanhafter Natur
anlehnte, sind jene Züge in die Erzählung hineingetragen worden,
die der Ch. de Gaydon ein so eigenthümliches Gepräge verleihen,
die episch-fendalen und episch-romantischen Geschmack neben
einander aufweisen. Der Wandel in formaler und metrischer Be-
ziehung erklärt sich auf diese Weise von selbst. Anfang und Schluss
markiren die ältere Bearbeitung am besten. Dafür dass in der
zwischenliegenden Partie der Ueberarbeiter am kräftigsten ein-
gegriffen, am meisten eigenes hinzugefügt hat, spricht . schon
der Umstand, dass diese Partie sich ganz im gewöhnlichen
Geleise romanhafter Darstellung hält, keinerlei Anklänge an
historische Facta bietet. Dieses Resultat, gezogen aus formalen,
literarhistorischen und geschichtlichen Schlüssen, deckt sich
ganz mit der Ansicht, welche P. Meyer aus metrischen Er-
wägungen aussprach (s. oben S. 55). Ob Alteric des Trois-
Fontaines, der im Jahre 1234 (s. G. Paris, Hist. po6t. de Charlem.
pag. 323, Anm. 4) eine anachronistische Notiz über den Helden
unserer Dichtung, über Gaydon machte, noch die assonirende
oder schon die gereimte Fassung der Chanson de Gaydon
kannte, lässt sich natürlich nicht bestimmen, ist aber auch
für unsere Zwecke ganz gleichgiltig.
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Anmerkungen.
t) Fauriel, »De l'origine de l'epopäe chevaleresque du
moyen äge.« Artikel in der Revue des Deux Mondes, Leqon II.
Auch in dem Separatwerke: »Histoire de la po6sie proven^alec,
tome IL, pg. 309—310. Paris 1846. Fauriel als Gewährsmann
folgt offenbar Emile de Laveleye in seiner Brüssel 1846
erschienenen Dissertation: »Phistoire de la langue et de la
littfratare proven^ales« , pg. 151, wenn er, ohne einen Text zu
citiren, von den verloren gegangenen provenzalisch abgefasst ge-
wesenen Romanen : Gaidon er Angers und Elie de Toulouse spricht.
2) Folgende Verse finden sich in der Druckausgabe nicht :
1) 261a: Qui se puet mais garder de traison.
2) 833a: Quant il ocist Hyaumont le deffae.
3) 833b: Par cel apostre c'om quiert en Noiron pre.
4) 833c: Se ne fussiez Chevaliers adoubez.
5) 1428a: Ou je perdi tant nobile vassal.
6} 1688a: l'amore i entre bien prez de demi pie.
7) 3228a: Devers senestre Pespee descendi.
8) 3228b: Le pan Ii cope dou hauberc qu'ot vesti.
9) 3228c: La chauce cope l'esperon Ii rompi.
10) 8993a: Un mauvais gars qui gardoit un somier.
3) Vgl. v. 1885 , 3063 — 64 , 3070 - 73 , 4223 , 5306 - 7,
5854-58, 6091-93 , 7469 , 7761, 8117 , 8278-79 , 8300-01,
8312, 8331-32, 8490—92, 8588, 8824-25, 9883-84.
4) Der Name Gaydon (in der Mehrzahl der Fälle Gaidon
geschrieben, ich wähle die Form Gaydon, weil sie im ältesten
Texte numerisch überwiegt und consequent in A gebraucht ist,
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G schreibt Gaides resp. Gaidon) als Kriegername findet sich in
Bovon de Commarchis (ed. Scheler) v. 370, Mort Garin le
Loherain (ed. du Möril), v. 2959. »Girbers de Mesc (Rom. Stud.
1. 544, 28) wo die Mss. CO MS die Form Gaidon, Q: Gaisdon,
S: Jaidon bieten, (denn mundartlich variirte diese Namensform);
der altengl. Prosaroman »Merline (Early Engl. Text Soc.) bringt
Part 11. (vol. 21) pg. 220 den Namen eines Sachsenführers als
Gaidon, 222 heisst er jedoch Jaisdon und 344 Gaisdon, ebenso
Gaisdon in »Foulque de Candiec , pg. 56 (Tarbö). Offenbare
Entstellung liegt vor in den Formen Gosson L 111c 35, Gosses
L llld 5 und 9, Gesdes L 111c 9 des Ansäis de Mes, wofür
L 111c 13 ff. Gaides L 111c 20 ff. Gaidon, in Variante Jaidon
bietet, (ich verdanke die Mittheilung dieser Varianten Herrn
Harff, der mit einer Arbeit über Ansels beschäftigt ist). Die
Diminutivform Gaidonnes begegnet in »Elie de St- Gilles c
(Förster) v. 350 und »Girbers de Mes (Rom. Stud. L, 484,21), »La
Prise de Panpelune« bietet v.4926 (ed. Mussafia) Gaidenel. Geddon
af Brettolia in der Karlamdgnüs Saga, Unger, pg. 8. Schliesslich
und damit sind alle Formen erschöpft, scheint derselbe Name
in Wedon (Raoul de Cambrai) vorzuliegen. — Gaidon und
Gaidonnet, der erste Lothringer der andere Bordelese, spielen eine
hervorragende Rolle in »Girbers de Mes« (das handschr. Material
lieh mir freundlichst Herr Prof. Stengel), welches Epos in
einzelnen Details unstreitig von hervorragendem Einflüsse auf
die Gh. de Gaydon war, ich theile hier das Nähere mit: Gaides,
ein Lothringer, Sohn des Tieri (wir finden Gaydon hier also als
Sohn des Tieri. Sollte vielleicht der ursprüngliche Bearbeiter
des Gaydon durch diesen Umstand veranlasst worden sein,
Gaydon mit Thierry zu identificiren? Zu dieser Annahme nöthigt
geradezu die t Chevalerie Ogier\ die wohl den meisten Einfluss
auf Gaydon ausübte. Es werden daselbst nach v. 7131 als Mannen
Ogiers genannt : »Jaides et Ponches et lor peres Tieris«.) Bruder
des Ponces, befindet sich (Ä 160 d. 1) mit Gerin und Girbert
in Gironville, welches von den Bordelesen belagert wird (die
Einleitung zur Belagerung von Gironville ist genau so geschildert
wie in der Chevalerie Ogier die Belagerung von Ghastelfort, ja
es lässt sich sogar wörtliche Uebereinstimmung constatiren;
cf. Ogier 6650 ff. Rom. Stud. I., 551 ff.) macht mit Hernaut 183a
einen Ausfall aus dieser Feste, bekämpft Huon le fll Gaifers
(derselbe wie Huon de Bordeaux) und hilft den Belagerern
Lebensmittel nehmen (183b), führt mit seinem Bruder Ponces
die Tochter Fromohd's Ludie aus der Gewalt der Bordelesen
nach Geronville (186a), kommt mit seinem Vater Tierris (A 907a
als Tieri d'Escane bezeichnet, der bekanntlich eine der Haupt-
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personen des »Gärart de Rossilho*) dem bedrängten Hernaut
nach dessen Flucht aus Bördele gegen Fromondin zu Hülfe
(206c), geht mit Ponoes (206b) Bote des Hernaut nach Bördele
zu Fromondin, fordert ihn auf, Mamroisin, dem Sohn des in
Bordelle heimtückisch getödeten Doon Ii venere Genugthuung
zu gewahren, bringt aber nur ungünstige Nachricht zurück,
begleitet dann (308b) Mauvoisin zu Pepin. — Gaidonnet, ein
Bordelese (165b 7 auch Gaides genannt) ftllt bei der Ueber-
rumpelung der Lothringer durch die Bordelesen auf der Rück«
kehr der letzteren von Pepin. — * Ich glaubte diese Einzelheiten
wegen der mannigfachen Beziehungen zwischen der Gh. de
Gaydon und Girbers de Mes mittheiien zu müssen, da in allen
anderen genannten Epen des Namens Gaidon nur vorübergehende
Erwähnung geschieht. Endlich wird auch der Lehrer der
Blanceflor (Floire et BL, ed. du Mfril, v. 199 u. 323) Gaidon genannt.
5) Ein Miles d'Angiers (auch d'Aiglant, d'Anglant ge-
nannt) gilt als Vater Rolands in der Legende (so Ren. de Mont
Michel pg. 119, wo er neben Gefrofe d'Angiers angeführt ist,
pg. 142; 265,9—12 ist auch von des letzteren Vater, von dem sonst
Kein epischer Bericht spricht, die Rede); nach dem »Charlemagne»
des Girart d' Amiens (G. Paris, »Hist. po6t« 472) flieht Miles
mit dem jungen Karl nach Anjou; Roland heisst nach Pseudo-
lurpin »comes cenomannieus ac blaviensis« ; v. 2322 der Ch.
de Roland nennt Roland Anjou als erstes der von ihm er*
oberten Lander. (Die Gh. d'Acquin bezeichnet als Vater Rolands
einen gewissen Tiori.)
6) Gaydon ist ohne Zweifel der Held einer angevinischen
Localsage , dessen Name durch eine guterfundene Anecdote
(nach v. 425 flog beim Kampfe mit Pinabel ein jay. v. 7344
gay auf den Helm Thienes, nach v. 7339—7349 geschieht dies
vor dem Zweikampfe während der Wappnung) auf den Thierry
der Ch. de Roland übertragen worden ist. Die einzige epische
Version, welche auf die Gh. de Gaydon eine directe Anspielung
macht, die Hs. P des Rom. de Rone, bekanntlich von dem-
selben Schreiber wie unser A abgefasst, motivirt den Namen-
wechsel nicht (v. 7633—7637, €d. Michel). Schon G. Paris hat
auf die analoge antike Sage über Valerius Corvus hingewiesen.
Der Name Gaydon selbst weist auf germanisches Etymon zurück,
wie dies bei einer Reihe Personennamen, die von Thiernamen
abgeleitet sind, der Fall ist. gay ist der Häher (s. Raoul de
Cambrai, pg- 234), ein dem Falken, diesem Lieblingsthiere der
Ritterwelt, nahe verwandter Vogel und daher wie dieser der
kriegliebenden Welt des Mittelalters wohlbekannt (s. Hist. litt.
19, 774, Analyse von »Le Jugement d'Amour«, wo der Haher t
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nm seine Meinung befragt, sich für den Ritterstand entscheidet).
Man weiss, welche bedeutende Rolle dem Raben in der ger-
manischen und keltischen (s. Dunlop-Liebrecht, Gesch. der Prosad.
93, 2) Tradition zugedacht ist, in der keltischen betone ich hier,
weil in der breton. Sage den Helden mit Vorliebe stehende
Attribute beigelegt werden und daher »le Chevalier au geay«
auch auf keltischen Einfluss schliessen lassen könnte.
7) Ein Geofrey of Mundegio — Geflroy de Monjoie oder
Mongeu ist der franz. Ritterepik unbekannt, daher ist der an der
betr. Stelle des nordischen »Charlemagne« genannte Teorfa Bruder
des Geofrey of Andegio, wie er an voraufgehenden Stellen
genannt ist. — Man kann in den spateren Rolandsversionen
deutlich eine Scheidung in jüngere und ältere Ueberlieferung
beobachten. Thierry ist im Rolandsliede nur in v. 2883 O, wo
er mit seinem Bruder Gottfried die Wahlstatt von Roncevaux
besucht, und gegen Schluss bei seinem Auftreten gegen Pinabel
genannt An erster Stelle gilt er allgemein als Bruder Gottfrieds:
2883, 0: Gefreiz d'Anjou e sis frere Tierris
Fi: £ufroi danfou e so frer tieri.
C: Gieffroy danjou et son frere tierris.
F: Joifiroi d'Anjou et son frere tierri.
F, Vi L bieten jenen Vers nicht. Spater bezeichnen ihn L,
G\P und Fr, gegen 0 v.3819: Frere Gefreid a un duc angevin,
nachdrücklich als Sohn Gottfrieds, besonders C in tir. 104:
Le bon Gieffroy daniou vint du moustier saint clair
Qui ne peut la bataille de son fils regarder.
Ein wichtiger Beleg für Herrn Prof. Stengel's Ansicht der in der
Vengeance Roland des Roman de Roncevaux eine jüngere,
wesentlich abgeänderte Fassung eines früheren der Fassung 0
bedeutend näher stehenden Schlusstheiles des Roman de Rone,
sieht (s. Jenaer Literaturzeitung, Artikel über Kölbing's Ausgabe
v. V 4 ).
8) Gaydon, v. 7343 0 spricht nicht ausdrücklich von diesem
ritterlichen Verhältnisse Thierry's zu Roland, allein man dürfte
dies wohl folgerichtig schliessen dürfen, Fi: v. 5673 — 5674,
ebenso X, C, Vi, F; dK (Do bedroeffte en vel sere Rolant syn
here) und »La Prise de Pampelune«. v. 5300—5314 und 5992 ff.
9) Spagna rimata (Ausgabe Venetia 1783) s. Canto IV,
22; C XIII, 18, 28, a. a. 0.: Teriei als seudieri seines Herrn
Orlando bezeichnet. Poetisch ausgeschmückt sind G. XX, 13—23.
wo T. seinen verlorengeglaubten Herrn gelegentlich einer Falken*
jagd wiederfindet, G. XXXV., 29—48, wo T. bei den letzten
Lebensmomenten des Orlando zugegen ist und schliesslich C
XXXIX., 26 ff., wo T. Orlando an Pinabello rächt
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10) ESn getreues Bild unseres Helden in physischer Be-
ziehung bietet der älteste Text der Ch. de Rol., es heisst dort
v. 3819-3821 :
Heingre out le cors e graisle e eschewit
Neirs les chevels e alques brun le vis
N'est gueres granz ne trop nen est petiz.
Eine höchst werthvolle Angabe, da sie ganz auf den Typus
eines Galloromanen passt, als solchen haben wir ihn uns auch
in Gaydon vorzustellen, wo nur seine Tapferkeit, Hochherzigkeit,
keineswegs besondere körperliche Vorzüge hervorgehoben werden.
Schon P. Paris sagt : »Comme dans le Roncevaux , c'est chez
ceux de la race felonne qu'on Signale les avantages du corps et
la superioritö de Tesprit, il sufftt aux autres d'etre bons et
braves«. Der von 0 in v. 3819 gehäufte Gebrauch synonymer
Ausdrücke findet ein Analogon in v. 3839 und 3885, wo Pinabel's
physische Qualitäten gerühmt werden; auch Thibaut d'Aspremont
(Gaydon, v. 597—613 u. 1100—1107) zeichnet sich durch ausser-
gewöhnliche Schönheit, Kraft und Schnelligkeit aus, in körperlicher
Gewandtheit ist er Meister (v. 1367 ff.), im Tode noch überragt
er mit abgeschlagenem Haupte seinen Gegner (v. 1840—1844,
der Gott dankt, einen solch 1 gewaltigen Gegner erschlagen
zu haben.) Den wilden Trotz seines Characters theilt er mit
allen seinen Genossen. — Uebereinstimmend mit 0 zeichnet
den Angevinerhelden die übrige Ueberlieferung. Höchst drastisch
drückt sich der deutsche »Stricker« aus: (ed. Bartsch, v.
11907— 11914) «Pinabel sin Kampfgenöz — der was starc
unde gröz — und was darzuo sö manlich — daz si alle
sprachen: Dietrich — der ist zu kleine und ze kranc —
sin wer diu wirt unlanc — im welle got vaste bi stän — er
muoz den stge verlorn han« und ebenso sagt Dietrich v. 11828 ff.
von sich selbst zu Binabel: »du verläst dich uf dine kraft —
Dävit was ouch ein kleine man — got geschuof jedoch, daz
er gewan — an Goliä die obern hant« etc. Vgl. dazu dB,
pg. 334 (Bartsch).
Mit Recht ist Gaydon von der Ueberlieferung des Rol. als kühn
und unerschrocken gepriesen, so namentlich L: Mais fier euer
ot et de mult .grant bonte«, ebenso dS: v. 11953 — 11960.
P weicht allerdings infolge eines offenbaren Lesefehlers ab
(s. Michel, tir. 225) : »Et Karlemaines a Thierri esgarde — Jone
le voit et de petit ae — Mais grant cors ot et proesce et
bonte — »cors« aus »euer« verlesen, (vgl. dS: er het aber
grözen gedanc, L, Vi bieten hier »fier cuel «, mithin wird auch
P »fier euer« zu lesen sein.
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11) vgl. »Parise«, v. 60 — 68 mit »Gaydon« 145 ff. Die
einleitenden Tiraden in »Parise« theilen Details aus den beiden
Redactionen der Eingangstiraden des Gaydon mit. Berengiers,
auf den sämmtliche Zuge Thibaut's übertragen sind, sagt v.
42— -46, dass er zu San Pol de Ravane seine Giftmischerkunst
erlernt habe, wörtlich nach B 2b 17 — 19, während AG als
Erziehungsort Thibaut's Saint Denis angeben; v. 56 nimmt
Berengiers 30 Aepfel, im Gaydon Thibaut 2 nach C, 20 nach B,
30 nach A. Berengiers besteigt eine Anhöhe (v. 21), wo der
Herzog Raymond von Vauvenisse Hof hält, ähnlich in AC.
Unter den 12 Verräthern, (G. nennnt deren nur 7) befinden
sich v. 17 auch Aloriz und Tiebauz d'Apremunt Berengiers,
der wie Thibaut in Gaydon nach der Krone Frankreichs, seiner-
seits nach der reichen Grafschaft St. Gilles strebt, hat es
vornehmlich auf die Gemahlin Raymonde abgesehen. Der
Schwager der Parise, Bueves, fällt hier als Opfer. Die Be-
lohnung des Burschen, der die Aepfel überbringt, ist dieselbe
wie an späterer Stelle in Gaydon , als Gui de Hautefeuille den
Elenden, welcher Gaydon und Claresme verräth, durch Sturz
in den Brunnen bestraft. Die Stelle des öffentlichen Anklägers
vertritt Amauguin; das Gebahren Raymonde der mit einem
Messer im Zorne den vermeintlichen Giftmischer strafen will,
ist ähnlich wie das Karls Gaydon gegenüber. Rioul du Maus
ist durch Clarembaus vertreten, der mit seinen 14 Söhnen wieder |
an Gautier le vavasor erinnert. Antoine und Hugues gleichen .
Bertrand und Richer. Dies sind die allgemeinsten Ueberein- 1
Stimmungen. Im Uebrigen lehnt sich Parise an Machario und Berte |
aus grans pies an, der Name Parise de Constantinople taucht i
als solcher in »Le Comte de Poitiers« (Hist. litt., 2z, 782 ff.) .
wieder auf. Genannte Berichte dürften auf ein gemeinsames I
griechisches Original zurückgehen. |
12) vgl. in Betreff eines ähnlichen Zuges Garin le Loh. L, ,
180 und Renaud de Montauban 3, 28 ff* , aus welchen beiden '
Dichtungen Entlehnung leicht annehmbar ist I
13) Reinier le fil Gerart de Gascogne ruht unter einem I
olivier, weil er Jerusalem fahrer ist
14) Ein grober Pforter an der Thorwacht des kaiserliche»
Palastes zu Orleans, Ganelonide, läset sich trotz aller Bitten
und Versprechungen Ferrant's nicht dazu herbei, ihn in dep
kaiserlichen Palast einzulassen und überhäuft ihn beredt mit
Schmähungen , dieser aber weiss beim Herausgehen des Abtes
von Gluigni geschickt in den Palast hineinzuschlüpfen and er-
schlägt den Vermessenen. Ebenso geschieht es im Aiol, der Pförtner
erleidet hier aber die Strafe durch Marchegay, das Streftios
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M
des jungen Helden. — Das Aufarten grober Pförtner (U>ce
hat in seiner Dissertation pg. 49, eine nicht uninteressante
Erklärung dahin gegeben, das? die Vprtrager resp. Vorleser
epispher Berichte auf diese Weise an den Thürhütern der
ScMfcger, von denen sie oft an die dufl gesetzt wurden« sich
hätten rächen wollen) und ihre Bestrafung ist überhaupt ein
beliebtes Thema nicht allein in den franz. Chans, de geste,
sondern auch in den spateren po&mes d'^tventu^e. Ich stelle
biejr sämmtliche Stellen aus meiner Lectfjre zusammen. Eben-
falls iq Orleans, erschlägt Guijlaume d'Oren^e einen Thorhüter,
der ihn (wie Gaydon und Aiol) wegen seines unscheinbaren
äussern verspottet, (Chans, d' Aliscans). Vgl. ferner »Girars
de Viane« (Gaut. £p. fr. JJI. 1 , 169); »Garin de Montglanec
(ebenda HL 1 , 134); »Doop de Äfcueneec (pg. 227 und 3*3 der
Ed.); Moniages Guillaume«; y. 720 ff,; »Fierabrasc, pg. 64;
»die de St. Gilles« (ed. Förster, v. gOQ ff.); »Ogier Pardenoisc,
v. 6036 ff. ; »Aspremont« ; »Gui de Bourgogqe« ; aber auch in
den poemes d'aventures: »Blancandin« (Hist. litt, 22, 769);
»Ysftie le Triste« (Dunlop-Liebrecfrt, Ge$$h, der Prqs^dicht. 87, 2)
mi Sir Bevis of Hampton« (Ellis, Early Engl Rom., 2, 99).
Ifj) Nach langer Irrfahrt und einem eben bestandenen
Abenteuer mit einem Toulousaner Kitter, den Ferrant seines
schonen Streitrosses und eines Sperbers beraubt, gelangt derselbe
zu einem Landsitze, wo ein junges Mädchen ihn empfangt und
zum Uebernachten nöthigt. Sie ergiesst sich in Klagen über
die Bedrückungen, die ihrem Vater durch Alori und dessen
Sippe auferlegt werden, ebenso Is^beau, Aiol's Tante zu Orleans.
Aus Qourtoisie schenkt Ferrant ihr den erbeuteten Sperber.
(Vgl. für diesen letzteren Punkt noch Elie de St. Gilles, v. 2323 ff.,
fernes, 1., 216 und Girbers de Mes A 169c 26, wo freilich
dieses Motiv in gerade entgegengesetzter Weise verwandt ist). —
So detpillirt grade diese Scene im Texte ausgemalt ist , enthält
sie doch keineswegs etwas Anstössiges, ist vielmehr ein reizendes
Genrebild, wje die altfranz. Epik deren nur wenige aufzuweisen
hat > immerhin weisst die Darstellung an dieser Stelle dem
Leser, der durch die Erzählung der voraufjjehepden Abenteuer
^npiädet sein mochte, ein Reizmittel auf, das, obgleich au-
sreißend gefährlicher Natur, doch zu keinem Conflicte führt.
IMe überaus reizende Scene zwischen Poon de Mayence und
Nipojetp in den »Enfances Doon« (ed. Pey pg. 110 ff.) findet hier
ein Pedant. Im Speciellen errinnert diese Episode schon ganz
an den Geist der Keltisch -bretonischen Sage (vgl. Holland,
»Chevalier au lyon«, v. 188 ff.). Eine Verwandtschaft dieser
kleinen Episode mit Aiql's Abenteuer mit der Jungfrau bei
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seinem Zusammentreffen mit dem forestier Tierri Hesse sich |
auch hier wohl annehmen. — Für Ferrants Abenteuer mit dem |
Ritter von Toulouse könnten »Garin le Loher« I., 41 und 173,
II, 153 mit Girbers de Mes« A 172b die Vorlage abgegeben j
haben, »Girbert de Mes um* so mehr, als dieser epische Bericht
für eine Reihe von Details mit Gaydon Uebereinstimmung
bietet. Vgl. auch Auberi le Bourguignon (Tobler, pag. 287)
»Bueves de Commarchis « , v. 2653 ff. und besonders »Les !
Enfances Guillaume« (Hist. litt. 22, 474), wo die Darstellung
sich noch mit einem andern Zuge berührt, den die Ch. de Gaydon
später nach Beendigung der Abenteuerfahrt Ferrants berührt
Ferrant schenkt das Pferd des Toulousaner Ritters seinem es
bewundernden Bruder Amaufroi unter der Bedingung, dass
jener ihm für dasselbe ein noch von Alori zu erbeutendes Streit-
ross überliefere. Unter den angeführten Stellen ist die Ueber-
einstimmung, die zwischen »Auberi« und »Girbert« herrscht,
eine bemerkenswerthe.
16) Ferrant überrumpelt die Boten des Ganelonidrn IsorS
de Mayence, der um Gaydon's Ansehen bei Hofe zu schaden,
auf Lastthieren reiche Geschenke zu Karl entsandte. Er er-
schlägt drei der Verräther, der vierte entflieht. Dieser Bericht
ist ganz analog dem Abenteuer, welches Aiol nach seinem
Auszuge von der Eltern Haus gegen die vier Saracenen des
Königs Mibrien von Pampelune besteht. Die kindlich unschul-
dige Gesinnung, die Aiol bei diesem Vorfalle bekundet, gemahnen
hier nicht allein, sondern auch in anderen Episoden an Perceval
(Die Fleischerfrau zu Orleans der Dame »Hässlich« zu vgl.
Troies«. Eine litter. Untersuch, pg. 201—205) wiederum ganz
an Aiol's und Ferrant's Abenteuer anklingen. Diese Ueber-
einstimmung der drei Berichte erscheint kaum merkwürdig,
wenn man annimmt, dass ein einheitlicher' Bericht zu Grunde
gelegen habe. Anjou ist in der Ch. de Gaydon der Schau-
platz der Handlung* die genannten Abenteuer im Aiol finden
zum grössten Theil in der unmittelbaren Nähe Anjou's statt,
in naher Verbindung zu Anjou steht endlich die Percevalsage ; sieber
boten auch die abenteuerlustigen, angevinischen Fürsten der
episch -romantischen Tradition Material in Fülle, sollte es
da nicht als wahrscheinlich gelten, dass ein gemeinsamer an-
gevinischer Bericht zu Grunde liegt. Eine genaue Einzelunter-
suchung würde ein wohl namentlich auch für die Percevalsage
nicht unwichtiges Resultat ergeben, freilich wären dann auch
andere Berichte späterer Abfassung, wie »Blancandin« und die
u. a. m.), dessen Abenteuer
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103
»Enfances Doon de Mayence« in den Kreis der Betrachtung mit
hineinzuziehen. Woher freilich »Ogier Tardenois« und auch
»Doon de Nantueilt nach Philippe Mousket (v. 8429 ff.) den Aben-
teuerbericht über Bertrand entnommen haben soll, bleibt frag-
lich (der gemeinsamen angevinischen Quelle?!). So lange man
eben über die Entstehungszeit aller dieser epischen Dichtungen
im Unklaren ist, wird sich das Einzelverhältniss schwer fest-
stellen lassen, will man nicht durch eine äusserst genaue Unter-
suchung motivirt durch Gründe innerster Natur die Beziehungen
klar zu legen suchen. Aber eine solche zeitraubende Arbeit
lag mir fern, giebt mein knapper Abriss die Anregung zu einer
solchen, so wäre viel erreicht. Ogier Pardenois ist übrigens die
einzige epische Dichtung, welche jenen Zug bringt, der für
Aiol in v. 911 ff. characterislisch ist, dasselbe Abenteuer be-
gegnet nämlich irn Ogier Bertrand bei seinem Einzüge in Dijon.
Endlich findet sich der höchst seltene Name Ferrant der Ch.
de Gaydon in Aiol v. 4617 etc.
Nur Gaydon's thätige Hülfeleistung bewahrt Ferrant vor
der schimpflichsten aller Todesarten, dem am Galgen ein Motiv,
das spater bei der Gefangennahme Gautier's durch die Gane-
loniden wiederkehrt. Im kritischen Momente wird Ferrant
vor dem Tode am Galgen gerettet (vgl. »Huon de Bordeaux«,
pg. 248 ff., »Renaud de Mont.« pg. 277. S. auch »Blancandin«
y. 5181 — 5300). — Savari muss wie Seguin, der Bote Ferrant's
im Val de Glaye mitten durch die Feinde seinen Weg zu bahnen
suchen, um die ersehnte Hülfeleistung Gaydon's erflehen zu können
(vgl. »Garin le Loherain I., 189 u. 222, »Fierabras«, »Bueves de
Commarchis«, »Jehan de Lanson«, »Covenans Vivien«, *Doon
de Maiencec, »La Prise de Pampelune«, »La Prise d'Orenge«,
»Henris de Mes*, »Elie de St. Gilles«, »Gaufrey«).
17) Luce, »De Gaidone«, 22 ff. zahlt die epischen Wieder-
holungen der Ch. de Gaydon auf: »Ter vis adnibita, sexcenties
ingesta probra, morum feritatem denuntiant. Credulitatem
rudium hominum ostendunt duo somnia cum angelorum visis.
Quo enim pertinuit ad quindecim justa praelia, totis viribus aut
parte copiarum commissa, effinxisse, sex campos, quinque in-
sidias, quatuor liberationes, quinque fraudes et vel interficiendi vel
veneno tollendi tentamenta, decem nuntios et magnam unam
legationem, decem auxiliorum adventus? Duo certamina autem
imprimis, unum Gaidonis et Theobaldi de Aspero Monte, alterum
Ferraldi et Guidonis de Alto Folio, poema habet absolute ab
initio perscripta, postulatas scilicet pugnas et acceptas, datos
obsides, missas celebratas, uota, vestes utriusque, equos etiam
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et equestria arm&, omges dehiqtie äd ünum ritus quicumque ante
pugnam celebrari solebant etc.
18) Durch Rioul du Mans, den ersten Erzieher, väterlichen
Freund und ftathgeber Gaydon's werden wir mit der Anspielung
auf eine verlorengegangene epische Legende bekannt Als
Gaydon nämlich, entrüstet über die ihm von Karl angethane
Schmach sich gegen ihn verschwört, erwidert ihm Riol: »Gaydon*
v. 802-5:
Weuls tu sambler un Girbert qui ja fu
Qui gu&roia cöntre le roi Jhesu
Et nostres Siröß par la soie vertu
Le fist mücier dedens le crues d'un fusL
P. Paris (Hist. litt. 22, 433) bferieht diese Anspielung auf
Gerbert, den berühmten Bischof von Rhefons, den die Zeitge-
nossen wegen steint ihnen imbonirönden Kenntnisse in den
exacten Wissenschaften in die Hölle fahren lassfen. Piö Rayna
weist jedoch aus den »Reali di Francia« (e. die Kritik G. Paris
zu P. Rayna's. »I reali di Fr.« in Komania IL, 335) nach, unter
diesem Girbert sei ein mächtiger frankischer König zu verstehen
Girbert au fier vieage, der ubermüthig sich gegen (Sott erhob,
zur Strafe mit Aussatz bedeckt, in die Wilder entfloh, wo er
zum Thier geworden, von Gras und Kräutern sein Leben
fristete, bis er endlich innerlich umgewandelt, Reue über seine
Lästerung empfand und wieder in Gnaden aufgenommen
wurde. Es wäre dies die Reproduction der alten biblischen
Legende vom Könige Nebucaanezar, aber es müsste alsdann
eine Variante der von Pio Rayna aufgefundenen Passage anzu-
setzen sein, denn nach unserem Text erleidet der Vermessene
auch die Strafe für sein Thun, Jesus blendet ihn (Gaydon,
v. 828—830). — Von Girart du Fraite wird berichtet, er habe
das Crucifix mit Füssen getreten; vgl. auch eine bezeichnende
Stelle in »Goronemens Loeys«, v. 496—543.
Uhland, der in seiner Ballade »König Karls Meerfabrt,
abgefasst 31. Januar 1812 (Uhl. Ged. 49. Aufl. Stuttg. 1866,
Sj. 346) Riol unter die 12 Pairs rechnet, schildert ihn so, wie
n Fierabras und Gaydon darstellt: »Da sprach dfer graue Herr
Riol, »Ich bin ein alter Degen Und möchte meinen Leichnam !
wohl Dereinst ins Trockne legen.« — »Gajdon« »enthält auch in
v. 46 — 49 der jüngeren Eingangsversion eine olfenbare Variante I
der Rolandslegende vgl. G. Paris, Hist. po6t. d. Ch. 276 Anm. 1),
denn für diese Annahme sprechen bez. Stellen der remaniements
der Ch. de Roland, vgl. P: w. 5890—91, 7414 und namentlich
V. 8032-8039.
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19) Wegen Todschlags eines freien Bürgers G. v. 2373 ff.)
Würde Gautier vom Vater Gaydon's verbannt (cf. »Huon de
Bord. ,^ pg. 79), er hat dann das Kriegshandwerk aufgegeben
und dem Landbau mit seinen 7 Söhnen im Val de Glaye
obgelegen* Die Insulten der Verräther bringen ihn auf Ferrant's
Seite. In der Hitze des Kampfes (Gaydon, v. 2822 ff.) gerathen
Fcrrant und Gautier zusammen; beide erkennen sich nicht,
und Ferrant wäre ohne Zweifel unterlegen, hätte nicht Gaydon,
der die Kämpfenden erkannte, beide getrennt. Ein äusserst
wirksames poet. Motiv, welches mit Erfolg noch in einer Reibe
anderer Epen verwandt worden. Entweder ist es der Vasall,
der wie in *Huon* Geriaumes (was mich besonders bestimmt,
Gautier als Imitation dieser Figur aufzufassen, »Huon« v. 8044 ff.)
und in den »Saisnes« IL, 33 Baudouin gegen seinen Lehns-
herrn kämpft, oder wie schon im JHildebrandslied , streiten
Vater und Sohn unwissentlich, so im »FloovanU, v. 2463 ff.
Clovis und Floovant; »Percheval« (Holland, »Ueber Chr. de
Troyes«, 203)Gauvain und Sohn; »Raoul deCambrai,« pg.302,
Julien und Bernier; oder es sind nahe Verwandte: »Aleschans«
v. 2419 ff., Guillaume d'Orenge und sein Bruder Hemaut;
»Foulque de Candie,« pg. 71 ff. Kampf der beiden Neffen
Foulques und LePovre Veu; oder endlich sind es Kampfgenossen,
wie im Gaydon,« im »Roland:« Rolant und Olivier, in dem
der älteste Bericht vorliegt. »Saisnes,« L, 245 Berart und
III. 1 404 ff.) in »L'Entrge en Espagne« (GauL Ep. fran$.
Baudouin und Hugues de Floriville und Anseis mit Rolant.
Im kritischen Momente erkennen die Helden den geschehenen
Missgriff und stürmische Freude lässt das Geschehene vergessen.
20) s. Bekker, »Agolant« v. 152—155. Karl will einen
seiner Edeln zu Agolant schicken und zwar einen solchen, der bei
jener gefahrlichen Mission möglichst wenig zu verlieren hat: »Lors
se dreca Le bons vassal Richier, Cil estoit fiz au conte
Berengier Cosins estoit au bon roi Desier Mais il n'ot mie
d'efcposee mollier« und v. 165 — 166: »Ot le duc Naymes
prent soi a airier Qui Tout norri, si Tot fet Chevalier.«
Eine spatere Tradition wie in Gaydon hat dann diesen Knappen
zum Sohne des Naymes gemacht, wie ebenfalls die deutschen
Bearbeitungen Thierry wegen seiner nahen Beziehungen zu
Roland zum Verwandten desselben umwandelten.
20) Auch dieser Zug, der Kampf der Sohne gegen ihre
\ Väter, ist höchst episch, ich brauche hier nur auf Gormons et
Isembars, v.560ff., auf Renaud de Montauban hinzuweisen,
wo der Kampf der 4Aymonskinder gegen ihren Vater Aymon eines
der ergreifendsten Gemälde der afrz. Epik abgiebt. Wesentlich
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aus Gaydon entlehnt, stellt Parise la Duchesse den Kampf des
Ugues gegen seinen von den Ganeloniden verblendeten Vater
Raymond dar. Auch die Ausfalle des Raoul de Cambrai
gegen seine Mutter gehören hierher (R. de C, ed. le Glay,
pg. 54). La Prise de Pampelune (Mussafia, v. 1111 ff.)
Kampf des Isortes gegen Mao^eris. Der aus dem Französ.
übertragene mittelengl. Prosaroman Merlin (Early Engl. Text
Soc. 10, 21, 36) lässt die jungen Söhne der gegen Artus
rebellirenden Britenkönige einen langen heftigen Kampf gegen
ihre Väter führen.
21) In dem aus dem 15. Jahrhundert stammenden ms. 5003
(Chronique de France) der Par. Nationalbibliothek heisst es
Fol 122, Zeile 9:
,En ce temps estoit le royaume de France et l'empire des Romains
moult paisiblement. Sy ot graut detiocion le bon duc d'aler ung voiage
3 oultre mer auant sa mort. Car le roy Yuon de Jherusalem et le roy
Aymon d' Kngremond qui fut filz Regnault de Montalban et cousins de
Naymon, auoient moult de guerres aux ennemie de la chreatiente. Sy
6 ala le bon duc Naymon ou aaiut voyage ou Service de Nostre Seignevr
et aourer le saint sepulcre a moult grant ost de nobles gens d'annes.
Deux fiU ot le duc de Ciarisse, sa femme, seur de Sanses de Monroyal,
9 vng duc des parties de Bourgongne; Painsne filz ot non Richar et l'antre
Rertran. Richer demoura auec Pempereur, a qui Pempereur monstroit
grant signe d'amour pour l'amour du bon duc Naymon et que Richer estoit
12 moult bei jouuencel et preux aux armes. A la requeste de Parceuetque
Turpin, de Oger et de pluseurs prince de la court Pempereur fut (sie!)
rendu aux enfans de Guennes leurs terres et a ses freres Guion et Alory
15 et a pluseurs a qui Pempereur auoit saisy leurs terres, pour ce qu'ilz
auoient porte et soustenu le fait de Guennes. Sy leur rendi Pempereur
a la requeste de ses princes, qui estoient leurs parans. Car Guennes
18 estoit de leur lignage, mais il fut moult enuieux et traictre, par quoy le
plus le hayoient; les freres Guennes furent rappeles a court et pluseurs
aultres; sy y recommansa Penvie plus grant que ileuant. Et orent enuie
21 sur Richer, le filz Naymon, que Pempereur amoit moult. Et estoit tout
maistre chambellan de la chambre Pempereur. Sy firent Guion et Alory,
freres Guennes, par leur jenglerie et par faulx tesmoings qu'ilz fireat
24 entendaut a Pempereur que Richer le voulloit trahir et occire, dont
Richer s'en volt deffendre par son corps, mais Pempereur fut sy yris
contre luy qu'il ne le vouloit oyr. Sy dist Pestoire que quant Guion et
27 Alorj furent rapeles a la court, ilz voldrent en traison murdrir Pempereur,
pour venger la mort Guennes, leur frere, en sa chambre ou il gisoit Ei
Richer dormoit en une couche pres de Pempereur. Mais quant üx
30 approcherent de Pempereur et ilz regarderent sa face qui estoit moult
grant et fiere et espouentable , ilz orent tel paour qu'ilz ne luy osereot
adeser. Et les cousteaulx dont ilz le vouloient occire, bouterent ou
33 feurre de la couche ou gisoit Richer, et s'en allerent Et la fürest
trouues les cousteaulx, et fut tesmoigne a Pempereur par faulx tesmoings
que Richer Pen voulloit murtrir: Pempereur fist prendre Richer et le
36 bailla en gar de au roy Phelipe de Hongrie, qui estoit lors a la court
et estoit ce roy parent Pempereur, lequel pria moult Pempereur que Richer
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fast receu en ses deffences et qu'il luy fist droit selon Pesgart de sa
court. Mais Pempereur qui estoit moult chault vouloit adioustefr] loy
3 du tout aux tesmorags, dont grant murmure en fut a la court. Car Oger
qui estoit parent Richer et Sanson de Mont Royal, qui estoit son oncle,
aasemblerent grant gent du parante de Richer de Bauiere, qui estoient
6 la venus a Aix veoir la court Pempereur, par quoi Pempereur le receut
et prist le gage Richer, et Guion de Haultefeueille )e receut non pas de
bon cueur, mais pour ce qu'il auoit se esmeu, dont il se repefnltoit;
9 la bataille fut ordonnee des deux cheualiers Richer de Bauiere et Guion
de Haultefeueille a lendemain.
Aincoy que la bataille des deux cheualiers ot este prise a lendemain,
12 Guion et Alory, les freres Guennes et leurs amis orent conseil d'aller
occire Richer, qui veilloit la nuit en une es^lif«Je f et firent grant assem-
blee. Mais ilz faillient a leur esnte! Car Richer auoit bonnes gar des, et
15 occirent moult des parens Guennes. Et y fut mort Segart, vng nepueu
de Guion. Hertault de Monpencier, vng parent de Guennes, Pala dire a
Pempereur, comme bien quatre vint cheualiers ont este occis de Richer
18 et ses gens, lesquelz sont en Pabbaye de saint Priue. 8y jura Pempereur
que jamais n'auroit joye tant qu'il les auroit tous fait pendre; Pabbaye
estoit forte; Pempereur la fist asseger; la ot grant guerre. Car tous les
21 Alleman8 de Bauiere s'esmurent contre Pempereur et oultre d'aultres
gens; et de ceste guerre fut tout le pays de Bauiere essillie et gaste, et
auxy maint Francois et Alemant en perdirent la vie par celle maulvaise
24 guerre. Mais en la fin avint que Pempereur sot de vray que les freres
Guennes le voldrent murtrir. Sy se repentj d'auoir fait guerre a Richer
et a Bertran, son frere. Et alla asseger Guion et Alory et leurs alies en
27 vng chastel qui fut aGuennon, appele Montaspre vers la riuiere du Rin.
Et y estoit le siege, quant Naymon vint d'oultre mer. Du temps que le
siege estoit deuant Montaspre arriua ou pays le duc Naymes de Bauiere,
30 qui venoit d'oultre mer. Sy ala tout droit au siege de Pempereur. L'empereur
luy fist moult grant joye et luy dist: ,Qa Naymes, biau doulz amis, j'ay
moult malfait contre vous, ay moult mal guerredonne les grans biens et
33 seruices que vous m'aues fais ou temps passe. Car j'ay essillee et
destrnicte vostre terre et guerroie vos enfans et vos homes par mauluais
conseil. 14 >Sire,' ce dist Nayme, le bon duc, »ce laisses estcr. Car par
36 la foy que je doy a dieu ne a vous qui estes mon souuerain seignetir.
Jamais anec ma femme ne gerray, ne Richer et Bertran n'auront part en
la terre de Bauiere, qui m'apartient, jusques ad ce qu'ilz se scront par
Ü9 armes de leurs corps deffendus de la traison qu'on leur a mise sus. Car
ilz sont proues traictres; ilz ne sont pas mes filz, et seront pendus et
leur mere arsseV Moult fut grant joye faicte au bon duc Naymon de
42 tous les bons preudommes de Post, car moult estoit vaillant et loyal prince.
Naymon manaa sa femme et ses deux filz au siege. Et fut traicte \sic\ a
ceulx du chastel quo Richer et Bertran, les fils Naymes, se denffendroient
45 la traison qui fut mise sus a Richer contre Guion et Alory.
La bataille fut deuant Montaspre des quatre cheualiers de deux
freres contre deux aultres freres, Richer contre Guion, et Bertran contre
48 Alory. Et tant se combatirent que merveilles seroit de raconter le fait;
les freres Guennes furent occis par les deux fils Naymon et la recongneurent
auant leur mort que eulx meismes auoient faicte la traison. Et recon-
51 gneurent moult d'aultres traisons et qu'ilz auoient este consentans de la
traison qui fut en Roncevaulx, pendus furent en vnes fourches; Pempereur
se departj du siege et donna a Richer a mariage vne belle pucelle, fille
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Ahstys, röy de Coulfllfctte, <Jui tfctdit tte*0»8*fc & tout grartt rtignötifte«
römperewr retourn* A Ab; NayxttOtt ala eö Batiifre 6t He vesqni gaires;
3 jtais Richer ö'en ala a Cduloigiie.
22) Jede passende Gelegenheit wird von den Gaheloniden
dfes Loherains bietet ähnliche Situationen, »Garin le Loh.«
L, 131 u. IL, \8. Für »Gaydon* sehr bezeichnend ist »Girbers
de Mes«, A 178d ff., ebenso »Raöul dö Gambrai«, pg-212 ä. a.O.
»Fierabras«, pg. 135 ff. Die von den Ganeloniden arglistig
heraufbeschworenen Zweikampfe mit ihren Gregnern laufen
wenn möglich in allgemeine Handgemenge aus; die Vorlage
Gaydons ist in der älteren Fassung des Gui de Nanteuil zu
sucHöh, vgl. äüch *Gärin 1* Lohe IL, 167 ff.
83) fein Bischof aus der Verwandtschaft der Ganeloniden,
Guirrt de Mayence, celebrirt die Messe, als Gui sich zum
Zweikampfe mit Ferraht anschickt utid räth letzterem (s. Gay.
v. 6439 ff.) alle mögliche Schandthaten zu verüben, und Gui
antwortet i »OH, encore pis ässez.« (vgl. ähnl. Passage in »Ataris,
und Amile«, v. 1625-1638, auch Huon v. 2461—68). Gui's
Weisungen handeln schnurstracks allen Regeln wahrer Ritter-
schaft entgegen, wie sie so beredt »Coronemens Looysc (Jonck-
btoet, v. 175- 187) und »Döon de Mayenöe« (pg. 74 — 77)
verkünden. Bezeichnend ist auch, toie in Gay. Und Parise die
Helfershelfer der Verräther nach gethanem Dienst aus dem
Wege geräumt werden (vgl. hierfür noch »La Prise de Pamp.
v. 2872 ff.).« — Der ältere Theil unserer Dichtung weist diese
änticlericale Tendenz nicht auf, obwohl schon die älteren Epen
dieselbe durchblicken lässen, so »Renaud de Mont« pg. 93,12
und 222, »Coronemens Looys» (Gautier, £p. fran?. IU. 1 , 335)
sowie Huon« pg. 278. Der Abbä vonCluigni, der in »Huon«, »Garin
le Loh.« I., 7) und in Gui de Nanteuil (v. 324 — 333) eine so
würdige Person darstellt, ist in Gaydon die Zeitscheibe beissenden
Spottes (»Gay.« v. 3439 ff.) Siehe auch hier pg. 151.
24) Tiebaut d'Aspremont war ursprünglich keine unehren-
hafte Erscheinung, in Gui de Nanteuil steht er entschieden auf
dem Boden dös guten Rechts Und tritt sogar in bewusstem Gegen-
satz zur geste der Ganeloniden (vgl. »Gui de N.,« v. 1331—32,
1349 — 52 u. 1364 — 65), ebenso in »Aye d'Avignbn.« (Die
Karlaraagnüs Saga, ed. Ünger, pg. 33 nennt ihn Thedbaidr
son Segrins af Aspremunt). Er ist ohne Zweifel derselbe wie
Tedbald de Reims v. 153 , 2433 u. 9058 der Gh. de Roland,
vgl. hiermit ntir Note 36. Nach der jüngeren Version der ESn-
ganeszeilen v. 81 wird er in Espolisce von Ganelon zum Ritter
geschlagen. (Espolisce ist das alte Spoletium, heute Spoleto,
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Auberi, 133, 7, äicht »Wöstphafiet tiädh *Hisl litt 4 22, 292). -
In Garte le Lob.c ist er Verwandter feegons (Garin, L, 247)
und Gefotesmänrt dör Lothringer (Garih, M, 163). »Girbert de
Mes* mächt ihn aber zum Bordelesen, als solchen gi-üsst ihn
Guillaume de Monclin, Fromond's Bote; er fällt von der Hand
des Loherafn GeHn, eine Variante zur Gh. de Gaydon.
GTrbeks de Mfcs A 198a. 27: Et Gerirl broche le cheual ou il siet
28: Et Bert Tiebaut d'Aöpremont le flori
29: Plaine äa lance i'abati niort souin.
Erst Gaydon tand PArtee machen ihn zum Ganeloniden, ebenso
die späten Chaiüsohs: >Gaufrey* (ptf. 121), »Döon de Mayetice*
(pg. 233 — 234, eihe Steife, die offenbar äh die Gh. de Gay.
anklingt) sowie »Güi de Boürgoghe« (v. 3609). — Ich nehme
hier zugleich Veranlassung, auf die interessante Stellung hinzu-
weisen, die Huon de Bordia* und Gerart im Gitters de Mes
einnehmen. Wie Iii diesem Epös als Gaydöh's Vater ein Thierry
genannt ist (s. Anm. 4), So ist abweichend Vom Berichte des
»Huon de Bordeaux« Getart äh Sohn des letztern angeführt
»Fix fu Huon de Bordiax lä dte« A 249 a 25, 26, ebenso
A 25Öa 29. Dieser Gerart zeichnet sich durch grosse Tapferkeit
stegän die Lothringer aus und thut sich als der mächtigste
Parteigänger Fromöndins hervor. Hernaut le poitevin verwundet
ihn ( A 252 G) tödtlich zum grossen Leidwesen Fromondins,
der ihn laüt bejammert und aus Rache (A 252 d) die beiden
Söhne Hernaut's von der Ludie tödtet. — Der gute Genius
Frbhiondins ist Huon de Bordiax {A 206 a), er ist der ehren-
hafteste der Bordelesen, mit Vorliebe »Ii preus de Bördele«
genannt; räth (A 207 b) zu versöhnlicher Stimmung gegen
Hernaut, schüttt ihh bei der durch Fromottdin erregten Feuers-
bruiist im moustier St. Martin zü Belin; als Fromondin ihm
wegen vermeintlicher Feigheit spottend Vorwürfe macht, tritt
Huon mannhaft gegen ihn auf und ersterer demäthigt sich vor ihm,
seinem cousin. Huon fällt vor Goloigne (A 224a) von der Hand
Gerin's im Handgemenge, er wird selbst von seinen Gegnern
seiner Tüchtigkeit und Rechtlichkeit wegen laut beklagt —
Ein Ferrant ist äls Lothringer (Ferrant l'engigneor), Thorhüter
Von Geronville {A 186c 1 und A 189a 15 a. a. 0.) genannt.
25) Verschiedene der in der Gh. de Gaydon ihrer Herkunft
nach aufgeführten epischen Personen stehen theils auf Seite
Gaydon's, theils auf der der Ganeloniden, theils auf der Kari's,
m ist Von DHon ein Ansei v. 7987 als Ganelonide, ein Gautier
V. 3488 als Baron Karls genannt; Gautier de Montagu, Vassal
Gaydon's nach V. 2878, Joibert de lt. v. 6857 Ganelonide; Guis de
Monbendel (Monb. An »Röhaüd de Mont.« erinnernd), Genosse
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110
Ferrants, v. 9425, Hermant de M. Ganelonide, v. 7986; Bernard
und Henri de Pierretee Ganeloniden, v. 8145 resp. 6915, Garin
de P. Vasall Gaydon's, v. 2972. Ein Beleg für die Spaltungen
unter den hohen Geschlechtern bezuglich ihrer politischen Partei-
stelhingen.
26) Nach Gaydon, v. 10252 — 10255 ist es 200 Jahre her,
dass Karl in den Ritterstand trat; er ist also noch älter als es
die »Ch. de Roland« v. 524 angiebt; »Jehan de Lanson« (Hist
litt 22,572) lässt ihn 100 Jahre Ritter sein. In »Ansäs de
Gartage« ist er über 200 Jahre alt, 100 Jahre alt erzeugt er
nach »Huon de Bordeaux« Charlot, vgl. auch »Gui de Bourgpgne«,
v. 36 ff. und den Eingang des »Macaire« (ed. Guessard).
27) Der Zug der Habgier im Character Karls ist sicher
aus den Loherains entnommen, wo Pepin von den Bordelesen
oft genug durch reiche Geschenke gewonnen wird (»Girbers de
Mes«, A 162 d a. a. O.). Vgl. auch Auberi (Tarb<§, pr6f. XIV.).
28) Vgl. über dieses Motiv bez. der Person Karls G. Paris
»Hist. po£t«, 364, wo alle Berichte zusammengestellt sind. Ver-
mummt als Kundschafter das Lager des Feindes zu erforschen oder
in Begleitung von Genossen zu überrumpeln, scheint ein beliebtes
Mittel mittelalterlicher Strategie gewesen zu sein, s. Garin le
Loh.« I., 269 a. a. 0., »Agolant« (Bekker) pg. 45; »Raoul de
Cambrai«, pg. 279; »Renaud deMontauban«, pg.250; »FloovanU,
pg. 38, »Jehan de Lanson«; »Auberi le Bourguignon«, pg. 57,
in welch 1 letzterer Dichtung sich noch andere Züge einmischen;
»les Saisnes«. Aus dem Cvclus des Guillaume d'Orenge vgl.
»La Prise d'Orenge«, v. 3/5 ff., vor Allem »Le Charroi de
Nismes«, »Foulque de Candie«, pg. 54 (ed. Tarbe). Auch
»L'Enträe en Espagne« (Gautier, ßpop. franf., HI., 2 439).
29) Unter den von Karl aufgebotenen Vassallen (Gayfer,
Othon de Pavie, Hoedon de Lengres, Huon de Valence, Thierri
d'Ardenne, Richart de Normendic, Guillemer d'Escoce, Buevon
sans barbe) befindet sich auch ein König Lotb d'Aingleterre
(v. 4791), eine sonst der afrz. Epik unbekannte Persönlichkeit;
für eine Abkürzung (jedoch ein Looth Ii Fris in Saisnes I., 155)
von Lothaire möchte ich Loth nicht gern halten. Sollte er
nicht vielmehr mit Loth, Vater des berühmten Gauvain, in der
anglo-bretonischen Sage identisch sein? Anspielungen auf keltische
Traditionen liefen in v. 1173 a. a. 0. unserer Dichtung vor
und Artus ist den spätereu Chansons de geste wohlbekannt
30) Vgl. über dieses Motiv, die gegenseitige Austauschung
von gefangenen Kriegern »Hervis de Mes« (Hub, »Ueber
H. d. M.«, pg. 35). Die »Loherains« bieten überhaupt ver-
schiedentlich diese Episode, z. B.: »Garin le Loh.« IL, 203 ff.). —
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ni
Gefangen wird Ogier auch nach der Chanson d'Otinel , welche
sich inhaltlich streng an »Ogiert anlehnt.
31) Wenn man auf den Namen der gascognischen Fürstin
Claresme (auch Ciarisse) zurückgeht, so bietet sich als Vorlage
(eine unmittelbare Vorlage liegt in »Girbert de Mes« vor, welches
Epos, wie wir schon a. a. O. bemerkten, eine Reihe Einzel-
momente an die Ch. de Gaydon abgab; es vermählt sich Girbert
de Mes mit einer gascognischen Königstochter, deren Name
freilich nicht genannt ist) Renaud de Montauban; Renaud wird
Lehnsmann Yon's von Gascogne und vermählt mit dessen
Tochter Ciarisse. »Clairette et Florent«, eine der späteren
Fortsetzungen des »Huon de Bordeaux«, nennt ebenfalls eine
junge Princessin zu Bordeaux Ciarisse. Vgl. auch »Gaufrey«,
pg. 141 , ein Roman, der mehrfach Gaydon als Vorlage benutzte, .
welch' letztere Dichtung selbst jene Liebesepisode unter Zugrunde-
legung des Berichtes in Gui de Nanteuii Girbert de Mes und
einer älteren Fassung des Renaud de Montauban entlehnt
haben wird. In den Details bieten verhältnissmässig wenige
Epen der franz. Rittersage, in deren späteren Phase die Liebe
des Helden zur Auserwählten seines Herzens den Kernpunkt
der Darstellung abgeben muss, mit der Ch. de Gaydon überein-
stimmende Züee. Girbert de Mes ( A 174a — 175 a), wo die
Gemahlin des Königs Ansäs durch Bernart le Braiben^on dem
Lothringer Gerbert ihre Gunst entbieten lässt, bringt die ersten
Anklänge, die in der »Ch. des Saisnes« in den Liebesabenteuern
des Baudouin und der Sebile eine nahezu der Ch. de Gaydon
analoge Ausschmückung erlangen. Auberi le Bourguignon, der
sich an Girbers de Mes anlehnt, verzerrt im Uebrigen die
Situation. (Die Liebesabenteuer zwischen Christen und Heidinnen
in Fierabras, Floovant, Elie de St.-Gilles, Gaufrey etc. kommen
hier weniger in Betracht. Ueberraschend erinnert an Gaydon
»Foulque de Candie«, »Le Stege de Barbastre« und »Ansös de
Cartage«. — Die Chansons de geste lassen deutlich erkennen,
in welcher Weise nordfranzösisebe Grosse in den Besitz süd-
französischer Lehn gelangten, durch Heirath (Gaydon, Renaud
de Montauban) durch einfache Lehnsübernahme (»Les Loherainsc.
Die Lothringer übernehmen das Land um Bordeaux von Pepin,
Begues de Belin), durch Adoption (Raoul de Cambrai, pg. 317,
wo der kinderlose cuens de St- Gilles den Sohn des Bernier
adoptirt).
32) Vgl. nur »Girars de Viane« (ed. Bekker) v. 3292 ff.
und v. 3916 ff., »Doon de Mayence«, v. 7333 ff., »Les Enfances
Ogier«, v. 6904 ff., »La Prise d'Orengec, v. 39 (Jonckbloet)
Beginn der venetianischen Fassung des Gui de Nantueil (s. P.Meyer,
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prtf. XXV.) wo die Version eine ütereinstimmende, Trotzen dm»
yon Gautier sogen, dichte tyiqnes einen lyrischen Grundtan Wr
schlagen , «nd sie doch der eigentlichen Lyrik sozusagen imbe-
kannt. Der mUtelenglische gereimte Roman ?Merlin« beginnt
in fast jedem Gesänge mit einem solchen entsprechenden
1), Bezeichq- Stelle
-. 18 der Bartsch'sqhen
Sammlung; mir scheinen einige der unmittelbar folgenden
Uederfragmente auch weniger Romanen als wirkljohe Stellen au*
Chansons zu sein , deren Inhalt dem Verfasser des Gui Daun*
de Döle gefiel und die er in seine eigene Dichtung herübernahm,
denn um eine wirkliche Romanze gu bilden, sind dieselben
doch etwas zu aphoristisch gehalten. — Aye d'A?i?pon, das
Vorgedicht zu Gm de Nanteuü enthalt in w. 181 — 18fc u,
$756 — 9761 ebenfalls solche QicMs äpiques, und dieser
an und für sich weniger wichtige Umstand veranlasst mich,
auf einen andern von bedeutenderem GewiQWe aufoertam
zu machen. Aye d'Avignon, qonstatirt p. Meyer durch unwjder*
legbare Argumente fpröf, % seiner Ausgabe) besiebt aus
% verschiedenen Theilen, von denen der eine bis v. #8?
reichend, die Person Garnier'g de Nantwei), der anders die des
Sarazenenkönigs der Des Maiprqnes, Ganor, in den Vordergrund
der Handlung ruckt, ein deshalb «cfoon interessantes» Factum,
als wir hier ein Analogon zur Ch. da Gaydpn haben- Per
erstere Theil ist |n Assonanzen abgefasst? 4er zweite Theil nur
zur Hälfte (yjjl. pg. 111. der Au££,)3 die SefriusshalRa desselben
zeigt die gereimte Form, wie sie im »Guy de JNantueiW durchweg
vorliegt- Gui ist aber eine unmittelbare Fortsetzung de? >Aye
d'Avignont, denn scbliessen wir die drei letzten Verse derselben
v. 4134—36: »Huhnes commencera estoire etc.* , die augensphein-
lieh von einem spateren Bearbeiter angefügt oder aber auch als
Uebergang zu Gui betrachtet werden können, aus, so können wir
unmittelbar an die beiden eigentlichen Spblussyersq des Textes;
f Ppis a dit a Guyqnc etc. den Text Yon Gui ; «Guion, che dfet Ganois*
etc. in v. 36 l£ anfügen. Also der Text, und mehr noch die
Versificaüon sprechen dafür, das? Aye (f Ayjmop qnd Gui de
Nantueil ursprunglich nnr ein Gedicht in ^ehnsilbiger assonirendflT
Form gebildet haben, die dann durch spätere Ueherarbetter
resp. Schreiber in zwei besondere Chansons auseinandergerissen
worden sind, ein Verfahren, das man Iwht auch hei der Ch.
de Gaydon hätte durchführen können. Zq beachten ist das
Zeugpiss des Philippe Mousfces welcher beide Thejle zusammen
anfuhrt, als wenn sie seJtöt verständlich w einem Qediebt rer-
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118
einigt wären. Auf diese Weise werden die Uebereinstimmungen,
die sowohl Aye d Avignon und Gui de Nantueil mit der Ch.
de Gaydon bietet, leichter verständlich. (Der Kampf Garniere
mit seinem Gegner bietet überraschende Anklänge an Gaydon,
der Ueberfall im bois de Lorion ist analog dem im Val de
Glaye).
33) Dass die Ch. de Gaydon einen eminent localen
Character trägt, bezeugt besonders eine Formel: v, 3929: »Plus
bele dame n'ot iusqu'a Mira bei und v. 7976 N'a si bon jmire,
desci a Mirabei. Mirabel o. Mirebeau war eine Grenzfeste von
Poitou, von Geoffroi Martel nach dem Roman de Ron Guillaume
de Poitou entrissen (s. R. d R. ed. Andresen, pg. 202: A
Guill. le Peiteuin, Qui fint Peitou e Limozin Toh par force
Mirabel«, s, auch die Karte von Frankreich von Lpngnop
zur Ausgabe von de Wailly's, »Jean Sire de Joinville«). — Das
Feldgeschrei der Angevins ist » Valye« v. 3939 *. a. 0. , ein
kleiner Laadstrich in der Nähe von Angers mit der Hauptstadt
Beaufort (Gui de Biaufort, einer der mächtigsten Parteigänger
Gaydon's). Valie ebenfalls Feldge6chrei der Angevins in anderen
Ch» de gaste. Vgl. »Roman de Rou«, v. 3986 # »Les Enfances
Ogierc (ed. Scheler, v. 1228, Angiers et Valäe). *Chronique des
ducs de Norm.« v. 21692; >Gir. de Rosßillon,* pg, 63, Valea; Gui*
de la Vatee in v. 4701 des «Fierabras' ist derselbe wie Guis de
Biaufort «der »Gh. de Gaydon.«
34?) Folgendes ist der Wortlaut Ober die Schlacht im Braibum
Nemus in der »Chronica de gestis Gonsulum Andegavorum«
verfasst von Jean, Mönch von Marmoutier, um 1109 oder 1170,
also in einer Zeit, in der wir die Abfassug der älteren »ssonirenden
Fassung ansetzen müssen. Jean hat einen sehr blühendep Stil, flicht
gerne Anecdoten in seinen Bericht ein, zuweilen erinnert seine Dar-
stellung an die der Gh. de geste. Sollte er solche, insbesondere
die Gh. de Gaydon gekannt haben? Er allein ßpricht von
der Schlacht im Braium Nemus (Marchegay-Salmon, »Les
Chrpniques d'Anjou, I., 190); »Nec more, ante burgupi Sancti
Martini Belli ad pugnam conveniunt, in loco qui publice Noit
yocatur. Roboant tubis et simul eia clamant; immergunt se
latissimis confertiesimisque bostium turmis; obvioe quosqut
stemmt, nec imbecilles mveniunt hostes, immo vero totis viribus
tibi ohsistentes; nam duas acies quae praecßsserant multiiudine
nimm pene funditus ponsupiunt Corruunt multj, yulnerantur
plures. Andegavi impetus sustinent improbormn* yicissimque
eoe ijmpetentes viriliter retro cedere compelüint. Martellus, qui
in po6trema parte cum acie sua substiterat, uhi depsipies vidit
bostium worum acenros apeumt, totumque de pomite transfcrens
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se in militem, alios lancea deturbat de caballis, alios ense dimküat
in sellis, convocat suos, instantes confortat et eis animatis in
adversarios excurrit. Lisoius domino suo auxilium praebiturus,
cum suis militibus et peditibus centum vexilla gerentibus, ab
Ambaziaco advolat citissimus; qui viso praelio, in dextro corna
habenas laxant et calcaribus cornipedes urgent et scutis pectoribus
oppositis turbas coraitis depjellunt et oppositos dissitiunt et unus-
quisque suum sternit humi.
Andegavi siquidem denuo eos invaserunt; quorum virtutem
Tbeobauldini satellites diutius non sustinentes, pavore subito
sibi immisso, in fugam versi, scapulas dederunt. Plures cuspidibus
insequentiuin confossi sunt. Insecuti sunt eos et retinuerunt equites
Qui cum Martello erant omnes in ferrum ruunt, ipso prae
omnibus fortissime et fugante fugientes et prosternente. Insequentes
Ambazienses fugientibus insistunt et quos consequi praevalent
omnes prosternunt; et in nemore 9, u °d Braium dicitur,
juxta aulam Hastuini, comitem Theobaldum consequentur
et capiunt cum quingentis et octoginta militibus, non enim in
Braio equi currere potuerunt; consulem ab Braio abstractum,
sie nempe nemus vocatur, Martello reddunt. Hostibus, Deo
favente, ita repulsis et repressis et diversis partibus turpiter
fugatis, cum laetitia maxima redierunt et a turbinibus bellorum
immunes eo anno quieverunt.« — Nicht besonders günstig spricht
sich, wie leicht begreiflich ist, der Roman du Rou (Andresen,
I., 200 über Giffrei Martels aus: v. 4243 -4250: «Giffrei Marteis,
uns quens d'Aniou Gels de Toroigne et de Poitou E ses veisins
de plusors parz Par ses engienz e par ses arz Out mult damagez
e destreiz Homes raenz, chastels toleiz AI conte Tiebaut toli
Tors E viles e chastels plusors. Aber gerade wegen dieser
Waffenthaten rechnet ihn »Simon de Pouille« (Gautier, fipop.
fran(. II. 1 , 174) unter die 12 pairs.
35) Das von Jean de Marmoutier in vorhergehender Note
Gesagte zu bekräftigen, weise ich auf Marchegay-Salmon, I. 78
hin, sowie für die ebenfalls von Jean um 1280 abgefesste
»Historia Gaufredi Comitis Andegavorum«, auf Marchegay-Salmon,
I. 235 (Gaydon, v. 1169 ff.) u. 239 ff., wo die Tödtung eines
Riesen oder eines gewaltigen Kriegers wie Thibaut d'Aspremont
in der Manier der Gh. des gestes erzahlt wird. Jean will freilich
nur rein historische Quellen nach seiner Angabe benutzt haben.
Dass auch in der historischen Tradition eine Belagerung von
Anjou durch Karl den Kahlen erwähnt ist, beweist das »über
de compositione castri Ambaziae« (enthalten nach Mabille,
»Introduction aux Ghroniques des Gomtes d' Anjou« t II., XX VL
et pedites et equos multos vi
rcendo paucos oocidunt.
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116
in fls. *üs der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts, tns. lat. 6006
der Nationalbibliothek au Paris) bfei Marchegay-Salmon I., 28:
»Post haec, Persae alilque Sarätehi multi Constantinopolim
obsederunt, Graeciarti Vastaverunt, ad cujus succursum Karolus
Calvus cum magno exercitu pergens Persas devicit, Satecenos
fligavit, urbem regiam cum regno Graeciae deliberavit Eo
tempore, Dani SueVi, quos Theotici lingua sua Normant, id est
Aquilonarcs homines, Yofcant, emerserunt; nunc in ripas Ligeris
fiulia Sequanae urbes vastantes invehebantur. Karolus a
Cöttstantinopolicum multisrelicjuiis redien s, quasdiversis
ecclesiis sui fegni posuit, Norrtiannos apud Andegavim
obsedlt, Salomohe Britonum rege cum exercitu sibi adjuvante.
Sed pecünia sibi a Normannis data cgressum praebuit eis, tali
siquidem pacto, ut non attiplius Gallias infestarent: quod
neqüaquam tenuerunt. Rex pi-udens Karolus timens infestationes
Normannorum, frequentes munitiones in Cenomanensi pago
fecit etc.* Ate Comes Andegavis bezeichnet die Sage auch den
berühmten Kai, den Helden Arturs. Als Arturus nach dem
»Liber de Gompositione Gastri Ambaziae *Fullonem Romanum
ducem« im Zweikampfe besiegt hat: »Oldino signifero suo
Flandriam dedit, Beauero pincernae Neustriam, Cheudoni
dapifero Andegaviam et Turoniam, Golfario ensifero
Pictaviam et Bituricam provinciam concessit. Gheudon, comes
Andegavis oppidum quod ex suo nomine Gheudonem dixit,
in Türonia construxit , quod nomen diu post lingua Francorum
praevaricaium Kainon nunc dicitur etc.« (s. Marchegay-Salmon,
Les Chroniques d' Anjou, I., 14, wo der Text der Chronik im
Anschluss daran auch einen kurzen Abriss des Lebens Arturs
nach der »Historia Brittonuin Galfredi« bietet). — Verschiedene
Personennamen und Ortsnamen der Ch. de Gaydon finden sich
auch in den historischen angevlnischen Berichten, so Aimeri,
vlcomte de Thouars (Amauris de Toartois, Gh. de Gay., v. 2591);
Amauri de Monfort (Anauetin de Monfort, v. 9181); Riol du
Mans (David, comte du Mans, wird von Gottfried Grisagonella
besiegt), Galerant, comte de Meulant (Galerant, Gatielonide, Gay.
V. 5073 , 6917 , 7074); Gautier de Mayenne, Bundesgenosse
Fulco's von Anjou (Ch. de Gaydon, Gautier le Vavassor); Hugue,
äbbg de Gluni; Odon de Cluni, mit Fulco Bonus von Anjou
ertögen (l'äbes de Cluigni, v. 3439 des Gay.); Nevelon (Gay.,
v. 2320 ü. 93G0); Raoul de Thouars, unterstützt Geoffroi Martel
gegen Guillaume de Poitiers (Raoul de Mans?!); Robert de
Rochecorbön, Sohn des Thibaut, Gegner Geoffroi MartePs (Robert
de Valbeton, wo der Ortsname zugleich eine Erinnerung an
8
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»Girard de Rossillon« bringt; Robert de SL-Florent, beide
Ganeloniden nach Gh. de Gay. v. 8061 und 7281), Rogon de
Couö, empört sich gegen Geoffroi V. le Bei von Anjou (5
Ganeloniden dieses Namens in »Gay.c: Roger, v. 7285; Rogier
v. 2689, Rogier de Cymais, v. 4436, Rogiers dou Gaut, v. 4399
und Rogon, v. 2685, 2901 ob derselbe wie Roger?). Für Brai,
den Wald, in dem Thibaut, Graf von Champagne -Blo's
gefangen genommen wird, existirt ein Brayes, heute Reignac,
Schloss und Stadt in Touraine, wo wohl der Schlachtort des
Braium Nemus (val de Glaye) zu suchen sein wird. Vgl. über
diese Notizen das Register zu den »Chroniques des Comtes
d'Anjou« von Mabille. IL, 395 flf. — Wie die Fulco unter den
Fürsten Anjou's, obwohl äusserst thatkräflig (Fulco Bonus von
Anjou erwiderte dem ihn wegen seines Wissensdranges und
seiner Frömmigkeit verspottenden Eönig Robert von Frankreich:
»Regi Francorum comes Andegavorum. Noveritis domine, quia
illiteratus rex est asinus coronatus«), in der Geschichte vor
den Gottfrieden zurücktreten, so auch in der Sage: Ich fand
nur einen Folcon d'Angeus ausdrücklich genannt in »Girard de
Rossillon« (ed. Michel , pg. 310). — Dass die Angevinerfürsten
unter Godefredus Grisagonelle das majoratum regni (s. hierseihst
pg. 90) erhielten, weil sie Frankreich vor räuberischen Barbaren
retteten, findet noch eine Reminiscenz in Gay. v. 10822—23,
wo Charles, als ihn Gaydon aus der Gewalt der Ganeloniden
befreit, letzterem sagt: »Et je voz doins, par fine drueri^, De
douce France la grant seneschaucie.« — (Für die freundliche
Ueberlassung eines Exemplars der hier oft citirten »Chroniques
d' Anjou« fühle ich mich der Verwaltung der Königl. Universitäts-
Bibliothek zu Göttingen zu besonderem Danke verpflichtet.)
36) DenRacenunterschied, der sich unter den kriegführenden
Parteien der Ch. de Gaydon so prägnant offenbart, hat schon
P. Paris hervorgehoben. Er sagt mit Recht: »Autour du brave
Gaydon, dont le cr6dule historien de 1' Anjou, Jean de Bourdigne,
n'a pas m£me connu le nom, se groupent les barons du Maine,
du Perche, de l'Orläanais, de la Touraine, de la Bretagne et
du Berri.« Es beweisen dies Namen wie Guis de Bi au fort
en Valie, v. 648, 2588 etc.; Rioul de Mans, 3 Herren von
Nantes: Guis, v. 4836; Poinsart de Nantes, v. 2329, Rispeus
de Nantes, v. 647 , 2589 etc., Ii cuens dou Perche, Huon de
Toart, v. 2329, Guillaume de Valye, v. 2197, Ii cuens de
Chartres v. 2590 u. a. m. Diese Barone vertreten die alten
H6rup6s der Ch. des Saisnes, die sich gegen die Uebergriffe des
germanischen Herrschers auflehnen, wesshalb diesem Bericht
vom Kriege Karls gegen Anjou sicher eine ältere Fassung der
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Episode von den barons Herupes untergelegt werden muss,
erinnert doch auch die verwandte Erzählung in »Gui deBourgogne«
in dem Begrüssungsempfange, den der Kaiser und seine Barone
den jungen Kriegern aus Francien zutheilwerden lassen, an die
Begrüssung, oder vielmehr Demüthigung, zu der sich Karl den
barons H6rup6s gegenüber in der Ch. de Saisnes versteht, indem
er bei ihrer Ankunft mit seinem ganzem Heere in jiemüthigster
Haltung entgegengeht. — In der Gh. des Saisnes ist le Mans
der Vorort dieser Barone (Saisnes I., 67, »Qar la corz fu
tenue a la eile do Mans, Icil de Maine i furent, Angevin
et Normans, Et Mansois et Bretons et Torois, baron frans«),
Joifrois d'Angiers ist Führer eines grossen Schlachthaufens der
Herupfe nach Saisnes 1, 186 (vgl. I, 45) und auch ein Ammaufroi, so
selten sonst dieser Name erwähnt ist, tritt unter diesen Baronen
auf: Saisnes, I., 189. Eine Variante zu dem von Michel heraus-
gegebenen Texte zu ?., 45 lässt unter den Herupes die Barone
Gaydons wiedererkennen. Diese Helden, die Elite der französischen
Ritterschaft, entscheiden nicht allein die Schlachten gegen die
Sachsen, sondern auch die gegen die Sarazenen (»Stege de Narbone« ,
dgl. Gautier, Ep. franc. III. 1 , 303) und die Feinde im Innern
ves Reiches (vgl. P. Meyer zu Girart de Roussillon, Jahrbuch
für rom. und engl. Litt. XL, 125)- Die Bildung der Legende
von den barons H6rup& hängt eben mit dem politischen Ueber-
gewichte der Angevinerfürsten zur Zeit des letzten Karolinger
und der ersten Capetinger eng zusammen. Die Kämpfe der
Angeviner mit den gallogermanischen Fürsten von Champagne-
Blois bewirkten dann unter dem Einflüsse anderer politischer
Ereignisse, dass sich allmählich ein Gegensatz der romanischen
zu den germanischen Bestandteilen der französischen Nation
und zu den Germanen überhaupt ausbildete. Im ältesten Epos
findet sich bekanntlich dieser Gegensatz nicht ausgeprägt, der
Schluss der Ch. de Roland, wo Tierry so bewusst als Gallo-
romane (s. Anm. 10) dem germanischen Gegner gegenüber-
gestellt wird, verräth sich schon darum, abgesehen von andern
wichtigen Punkten, als spätere Zuthat. Schon »Ogier« v. 1481—85
und 1498—1500 lässt diesen Gegensatz fühlen; ausgesprochener
findet er sich in »Girard de Rossillon« und besonders in »Saisnes«
L, 31, IL, 36, 38. »La Prise dePampelune v.219ff.«, »HuesChapeU
(pg. 35 a. a. 0.), Aimery de Narbonne« (Gautier, Ep. frang. III. \ 343) ;
vjjl auch die harmlosere Bemerkung in Aubry, pg. 23 (6d.
Tobler). Derselbe Gegensatz tritt schon in den Loherains ziemlich
deutlich hervor, obgleich grade in »Garin le Loherain« I., 188
die eigentlichen barons Hörupgs Freunde der Lothringer sind.
8*
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Im Allgemeinen gilt aber, was P. Paris (Hist litt., 22, 448
und 640) hervorhebt, und unbedingt, was er über die Herkunft
der Ganeloniden für den Roman du Roncevaux und unsere
Chanson angiebt: »Mais dans la chanson de Gaydon et meme
dans Roncevaux, Gane, Thibaut, Griffon, Hardrö, Pinabel ne
viennent pas de l'lle-de-France, mais des provinces de Bourgogne,
Champagne, Basse-Lorraine ou Alsace; ils stegent ä Mayence
(et sur ce point les poetes italiens ont conserve les meilleures
traditions) k Aspremont, ä Troyes, ou dans le diocese de Sens.
Hautefcuille est une terre voisine de Joigni et de ce chäteau venait
le cri de guerre de toute la race de Ganelon.« (Vgl. hierzu
Gaufrey v. 5030 ff.) Das zeigt auf das evidenteste die Herkunft
der Ganeloniden nach den Angaben unserer Chanson: Gautier
d'Avalon, Grifon d'Autefeuille, 923, 1057 elc. Guis d'A. 938
und Hardoyn d'A. 7009, Thiebaut d'Aspremont (nach »Garin
le Loher.«, L 247 ein Aspremont in Lothringen nahe Dun in
den Argonnen, Thiebaut d'Aspremont ist in Doon de Mayence
pg. 222 Thiebaut de Prouvins, in »Roman van Karel den
Grooten,« ed. Jonckbloet, IL, 2934 Tybaut van Baren genannt;
ohne Zweifel ist er identisch mit Tedbald de Reims der Gh. de
Roland; vgl. auch »Mort Garin le Loherain«, 194) Gautier de
Besenson, 2912, Ansei de Dijon, 7987, Bernart de Hui und
Aurri de Lambor 7355, Guirre de Mayence, 6434, Ysorö de
Mayence, 4020, Hermenfroi de Mes, 7013, Huon de Troies,
7987, Robert de Valbeton, 8061 u. a. m. Ein Vergleich dieser
Namen mit denen der Lothringer in Garin wo allerdings die
Herupes (I, 188) Anhänger Garin's sind, bestätigt das Gesagte«
Spater gingen die Namen der gehassten Austrasier auf die
Reichsfeinde (Lombarden in »Jehan de Lanson«, Alori ist
Lombarde nach »Ogier«, v. 300 —303 , 678—681; Provenzale,
historischer Adaloricus, nach »Mort Garin le Loh.« 244) über-
haupt über, ja oft sind ihnen auch Namen gegeben, durch die
sonst mit Vorliebe Heiden bezeichnet werden, so Butor, v,4297
des Gaydon (»Garin le Loh.« I., 40, Ogier, 3060 etc.), Ganor,
v. 5612 (an Ganor aus Gui de Nantueil anklingend), Flohart,
v. 4055, Salaris, v. 4298; umgekeht ist dies mit dem Namen
Thibaut geschehen, der wie schon P. Paris, Hist. litt 22, 429
zeigt, von dem Namen des berüchtigten historischen Thibaut de
Chartres (wie die Thibauts von Champagne-Blois und nachmals
noch Thibaut IV. de Navarre le tricneur genannt) ausgehend,
stets von Ungläubigen oder Verrathern getragen wird, so
Thibaut du Plessis in den Loherains', Dante's Divina Com media,
Inferno, C. 32, 122 Tibaldello, und Thibaut d'Arabe im Sagen-
cyclus des Guillaume au court nez (vgl. hierüber auch in Tarbg's
Einleitung pg. 56 ff. zu »Foulque de Candie«). Wie in Gaydon das
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Romanenthum über das Germanenthum den Sieg erringt, so
besiegt auch in »Huon de Bordeaux« der Bordelese Huon seinen
gewaltigen Gegner, den Germanen (?) Amaury. Die spatere
ital. Tradition , die Spagna ging noch weiter und unterschied
zwischen einer maison de Mayence und einer maison de Glermont,
wodurch die Ganeloniden zu überrheinischen Germanen wurden,
wie dies auch unsere Dichtung in v. 22 der jüngeren Version
der Eingangszeilen mit Thibaut versucht.
37) Das Stammschloss Thibaut d'Aspremont's und Gui's ist
Hautefoille in der Champagne. Hildegarde, die Tochter Thibaults,
des Grafen von Blois, heirathet Bouchard, den Stammherrn
des in der franz. Geschichte bekannten hochfahrenden Geschlechtes
der Montmorency; Letztere hatten nach P. Paris Angabe in
der Rue de Hautefueiile zu Paris ein Stammhaus, es liegt mithin
nahe, mit P. Paris zu vermuthen, dass auf Thibaut d'Aspremont
Zuge der stoben Montmorency ubertragen seien und dass
der Name Hautefeuille mit den Montmorency in Verbindung
zu bringen sei. In naher Beziehung zu den Montmorency stand
seinerseits das Gesohlecht der Montl'H&y«
38) Ich war überrascht, dieselbe Ansicht schon früher
durch Luce, »De Gaidone« pg. 81 ausgesprochen zu sehen:
»QuumGaidonem, duodeeimo saeculo ad finera vergente, scriptum
fuisse verisimile sit, fabulamque ad Gallos cjuidem, sed ad
occidentem habitantes, ad Andecavos imprimis, fictam fuisse
constet, probabilibus, ni fallor, de causis induetus fui ut, his
conglutinatis inter quemdam Andecavorum Ducem Godefridi
filium, Vasconumque reginam nuptiis, aliquid subodorarer in
notissimum illud matrimonium cadere, quo sese hinc Henricus,
Plantagenet cognomine, Andecavorum Dux, Eleonoraque illinc,
Aquitanorum vel Vasconum Ducissa, sponte obstrinxere. Non
3uod disparia multa attentius consideranti non deprehendantur,
ummodo magnis rebus parva liceat componere; nihil sane
habet similitudo quod definitum sit aut certum; at cognatione
tarnen, nescio qua, mens acriter percellltur. Quum Ogerius
Danas, in libertatem a Gaidone, Andecavorum Duce, vindicatus,
Caroli Magni eastra rursus ingreditur, confestim interrogatur quid
militum et opum habeant hostes (Gh. de Gaydon, v. 8523—27):
»O^ier, dist Karies, tont ce ne vault un poia,
Mais or ine dites, foi que yot me devoia,
Quez ffens veistez ou palais Anginoia
Avec U duc tont Angtois ou Irois?
Bonne gent tont, moult a en euls defoit?€
Nonne commemorati ibidem Angli atque Hiberniae incolae
documento sunt conjectura nos supra assumpta non omnino
aberravisse?«
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190
Luce hat diese seine wohlbegründete Ansicht in der Text-
ausgabe der Ch. de Gaydon keineswegs verwerthet, offenbar
weil er dieses historische Factum nicht recht mit der von ihm
auf Grund von Gray. v. 6456 festgesetzten Datirung, wonach die uns
überkommene Ueberarbeitung des Gaydon in die erste Hälfte
des 13. Jahrhunderts fällt, zu verbinden wusste. Auch ihm
musste es wohl erscheinen, dass die Gaydonlegende älter sei
als der überkommenen Fassung gemäss anzunehmen wäre. So
sagt er pg. 10 seiner Dissert. : »Atgue eadem illa diversitas ad
id, quoque valere videtur, ut Gaido noster, quanquam et ipse
insKivus adventiciusque t antiqutor esse appareat quam manu-
scriptus ille codex, tertio decimo saeculo confectus, quo quidem
optima scriptura ejus continetur. — Aeusserlich mechanisch
zerlegt er die Ch. de Gaydon in 7 Theile (pg. 12):
I. Pars. De Theobaldi proditione et poena (v. 1 — 1968).
II. P. De insidiis quibusdam et pugna in valle dicta Glaie
(v. 1969 -2999). III. P. De Ferraldo Aurelianum ad Carolum
legato (v. 3000—4712). IV. P. De Ferraldo capto et in libertatem
vindicato (v. 4713—6919). V. P. De Valterio caplo et liberato
(v. 6920—8327). VI. P. De Gaidonis amoribus et Clarissimae,
Vasconiae reginae (v. 8328 — 9645). VII. P. De Carolo et
Naimone Andecavam ingrcssis; de Gaidonis et Clarissimae
nuptiis (v. 9646—10840).
Nachtrag.
Anm. zu pg. 85. Renaut d'Aubepine, der in den holländischen
Redactionen der Lothringer (»Roman van Jtarel den Grooten
en zyne XII. pairs, uitgegeven door Dr. I. A. Jonckbloet, fragm.
II., 292, 923, IIL, 67 u. IV., 39, 100, wo Reinaud van den witten
dorne Bote Karel's an Robbrecht van Meilaen ist; als Bote Karls
tritt er auch in Gaydon, v. 3139 ff. auf) und nach Micbeilants
Behauptung (s. Einleitung zum »Renaud de Montauban, pg.
508«) auch in den italienischen Bearbeitungen eine namhaften*
Rolle spielt, verdankt hier wie dort (cf. fragm. II., w. 576 ff.,
970 ff. mit bez. Stellen bei Turpin) und auch in Gaydon seine
Einführung in die epische Handlung wahrscheinlich dem Bn-
flusse der Chronik Turpins.
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Die Beziehungen
zwischen den Chansons de geste
Hervis de Mes und Garin le Loherain.
Von
August Rhode.
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Die Geste des Loberains, ein grosser Gedicht-Cyclus von
über 50,000 Versen, setzt sich mindestens aus vier, in ver-
schiedenen Zeitabschnitten verfassten Gedichten zusammen, die
nach ihrem jedesmaligen Haupthelden benannt sind. Danach
zerfällt dieselbe in : 1) Chanson de Hervis de Mes. 2) Chanson
de Garin le Loherain« 3) Chanson de Girbert de Mes.
4) Chanson d'Anseis de Mes. Die gesamte Geste, welche uns
in circa 36, teils vollständigen, teils unvollständigen Hand-
schriften und Überarbeitungen überliefert ist, liegt bisher noch
nicht vollständig gedruckt vor. Schon Du Gange hat aber in
seinem »Glossarium mediae et infimae lat/ Stellen der Hand-
schrift C mitgeteilt. Längere Auszüge gab später Dom Calmet
aus dem Vorgedicht auf Hervis de Mes nach Hs. E. Den ersten
Teil des eigentlichen Gedichtes veröffentlichte zum ersten Male
P. Paris und zwar im wesentlichen, wenigstens für den Anfang
nach der Hs. F (Li Romans de Garin le Loherain. 2 Bde.
Paris 1833—35)*). Die sich daran zunächst anschliessenden
Teile gaben danach Dumeril (La mort de Garin le Loherain)
unter Zugrundlegung von D und Stengel (Anfang von Girbert
de Mes, romanische Studien von Böhmer, Heft IV) nach E
heraus. Ausserdem liegt eine ausführliche Analyse des Hervis
von Hub (Hervis de Mes, Inhaltsangabe und Classification der
*) Von einem Bruchstflck t Begons Tod' hat N. Delius in Gerlingers
Alemannia Bd. I. eine wohlgelungene deutsche Ueberseiznng in fUnffüssigen
Jamben veröffentlicht
9
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Handschriften , Marburg 1879) und eine solche des Garin und
Girbert nach Q vor, welche Mone in seinen Untersuchungen
zur Geschichte der deutschen Heldensage herausgab, sowie eine
neufranzösische Bearbeitung des Garin le Loherain von P. Paris
unter dem Titel: , Garin le Loherain, Chanson de geste com-
pos6e au Xü. sifccle par Jean de Flagy, mise en nouveau
langage*. Dazu kommen noch Publikationen einer Anzahl
Fragmente und Proben aus neu aufgefundenen Hss., von denen
ich nur die letzten, von Vietor (Die Handschriften der Geste des
Loherains, Halle 1876) noch nicht erwähnten hier anführe. So die
Sammlung holländischer Fragmente, welche Matthe«, zur Er-
gänzung der ältern von Jonckbloet veröffentlichten, veranstaltet«
(vgl. St enge Ts Anzeige, Zeitschrift für romanische Philologie
I, 137 ff,) und ein weiteres holländisches Fragment, welches
Fischer veröffentlichte (vgl. ebendaselbst HI, 143), ferner ein
französisches Fragment in Alexandrinern von P. Meyer in der
Romania VI, 481 herausgegeben (vgl. Zeitschrift II, 347 iE)
und endlich die in Godefroy's Dictionnaire de la langue franpuae
(Heft I) ausgehobenen Stellen einer bisher unbekannten vati-
kanischen Hs. Urb. 375, die aber nach Herrn Prof. Stengel's
Angabe nur Anseis de Mes, also den letzten Teil unserer
Geste, Ober welchen Herr Gand. Harff in Harburg eine
Untersuchung vorbereitet, enthält*).
An diese Veröffentlichungen schlössen sich die Unter*
suchungen von Prost (Etudes sur l'histoire de Metz, Metz et
Paris 1865), Stengel(s.o.), Bonnardot (Essai de classement
des manuscrits des Loherams. Romania m, 196—262), Vietor
(s. o.), Fleck (Der betonte Vokalismus einiger altostfranzSsiseher
Sprachdenkmäler und die Assonanzen der Chanson des Loherains,
Marburg 1877) und Hub (s. o.) an. Gautier (Les Epop^es
fran^aises, 2. Ausg. I, 246 ff.) kommt mehrfach auf die Loth-
*) Ein weiteres Bruchstück ton 3 Blättern , weiche dem Anfang des
Garin le Loh. und dem Schlüte des Girbert angehören , wird demaAcJtft
Ton Prof. Bartsch in der Zeitschrift f. rom. Phil, veröffentlicht werte.
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m
ringe? m sprechen, nimmt aber dabei von Vietors Arbeit
durchaus keine Notiz und lehnt sich nur an die durch Victor
wesentlich berichtigten Untersuchungen Prosts und Bon«
nardota an» Nachstehende Untersuchung bezweckt, die Art
und Weise, wie die Chanson de Henris de Mes mit der Chanson
de Garin le Loherain verknüpft ist, darzutbun.
Das dazu erforderliche Material wurde mir, abgesehen von
des Handschrift N des Garin und Girbert, die ich während
meines Aufenthalts in Paria von Herbst 1877—78 selbst copiert
habe, von Herrn Prof. Stengel gutigst zur Verfügung gestellt
Hierfür, sowie für die mannigfachen Winke und Ratschläge,
die er mir bei Ausarbeitung meiner Untersuchung jederzeit
bereitwilligst hat zu Teil werden lassen, spreche ich ihm hier-
mit meinen herzlichsten Dank aus. Die Mitbenutzung der
H andschrift JS wurde mir noch in letzter Stunde durch die
Freundlichkeit des Herrn Dr. A. Rambeau ermöglicht, der
während eines Aufenthalts in Paris den Eingang von Herrn
Ptat Stengers Copie von M mit £ kollationierte, wofür ich
ihm ebenfalls zu Danke verpflichtet bin.
Während die grosse Mehrzahl der Handschriften überHervis,
den Vater der Lothringer Garin und Begon nur kurz im En-
gang der Chanson von Garin le Loherain berichten , schicken
E NT und v*) noch eine ausführliche Erzählung über seine
Jugendgeschichte, die eigentliche Chanson de Henris, voraus.
E v trennen dieselbe aber deutlich von Garin le Loherain, während
N T beide Gedichte gänzlich verschmelzen.
*) Da mir aus v zur Zeit nur wenige Auszüge vorliegen, kann ich
es im folgenden nur wenig berücksichtigen, doch wird das der Unter-
suchung nicht wesentlich schaden, da v eine späte Prosabearbeitung ist
und sich eng an E anlehnt.
9»
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is*
Wir untersuchen zuerst das Verhältnis der eigentlchen
Chanson de Henris, nach Hub's Analyse zum Eingang des
Garin , wie ihn die meisten und besten Handschriften bieten,
speziell ABCE FMO Q S ab v. Derselbe wird, nach dem
von Vietor aufgestellten Handschriften-Stammbaum zu schliessen,
auch den der andern, mir unzugänglichen Handschriften, welche
diesen Teil der Chanson bieten (d:h. GJPBY) entsprechen*).
Die Vergleichung dieser Stücke zeigt, dass die Zahl der
gemeinsamen Zöge eine verschwindend kleine* ist. Schon der
Gesamteindruck des Henris mit seinen vielfachen Schilderungen
von Messen, Handelsgeschäften**), Räubereien und Turnieren
ist ein ganz anderer, als der des Garin, welcher uns eine Reihe
von gewaltigen heroischen Kämpfen Karl Harteis und seines
hervorragendsten Vasallen Henris gegen die Heiden schildert.
Noch greller aber tritt die Verschiedenheit bei Vergleichung
von Einzelheiten hervor. Gemeinsam sind eigentlich nur die
sechs Personen: Thierry, Henris, Aelis, Garm, Begon undAnsek
Doch sind die Situationen, in welchen sie beide Gedichte auf-
treten lassen, so total verschieden, dass man nur nötig hätte,
andere Namen zu setzen, um fast jeden Berührungspunkt des
Hervis mit dem Garin verschwinden zu machen. So ist Thierry
nach Chanson de Hervis Profos von Mes und bürgerlicher
Abkunft. In Anbetracht seiner Reichtümer macht ihn Herzog
*) Unter dem Eingange ist der Teil zu begreifen , welchen Paris in
seiner Ausgabe ,1a premiere chanson' nennt Derselbe reicht bis zu
Hervis Tode und dessen unmittelbaren Folgen. Der übrige Teil der
Chanson de Garin hat für vorstehende UnterBuchung keine Bedeutung, wes-
halb der Kürze halber, wenn von dem Eingange des Gedichts die Bede
ist, nur Chanson de Garin oder nur tiarin gesagt wird.
**) In ähnlicher Weise wie Hervis wachst Vivien, der Held der
Enfances Vivien (vgl. Gautiers Analyse, Ep. fr. III 1 .) im Hause
eines Kaufmanns auf und bekundet schon in früher Jugend Hang so
ritterlichem Treiben. Reichlich mit Geld versehen auf den Markt ge-
schickt, um Handelsgeschäfte abzuschließen , verschleudert auch er das-
selbe durch unverhaltnismassig hohen Ankauf von Gegenständen, die
zum ritterlichen Sport gehören.
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Pieres von Meß zum Gemahl seiner einzigen Tochter, die ihm
den Hervia schenkt. Nach Chanson de Garin ist Thierry König
von Moriane und tritt erst nach Hervis Tode auf. Von vier
heidnischen Königen angegriffen, bittet er Pipin um Hülfe und
erhält dieselbe auf Fürsprache Garins. Zum Dank dafür
verlobt er diesem auf seinem Sterbebette seine einzige Tochter
Blanchefleur und übergiebt ihm seine gesamten Besitzungen.
Was sodann die Hauptfigur, welche der Chanson de Hervis
ihren Namen gegeben hat, anlangt, so weiss uns Chanson de Garin
von Hervis Herkunft wenig zu berichten. Wir sehen ihn bei
seinem ersten Auftreten bereits auf dem Concil zu Lion als
mächtigen Vasallen an der Seite Karl Märtels, dem Roland
Karls des Grossen vergleichbar, wo es nur seinem energischen
Eingreifen zu danken ist, dass Karl die von den Geistlichen
zur Bekämpfung der Heiden erforderliche Unterstützung erhält.
Seine Eltern werden gar nicht erwähnt, ebensowenig wird über
seine Jugendgeschichte etwas berichtet, noch werden die
Namen seiner Ritter und Vasallen namhaft gemacht. Wenn
von ihm die Rede ist, heisst er in der Regel ,li dux Hervis',
zuweilen ,le loherenc Hervis 4 *). Einmal S. 25 heisst es: ,Hervis
chevauche, Ii gentis et Ii ber* ABCEFM. Selten dagegen
sind die Stellen, wo ihn die Überlieferung ,vilaiii* nennt, d. h.
ihm bürgerliche Herkunft zuschreibt. So lesen wir bei Paris
I. p. 190 U 121 : Que ici vient Ii Loherans Garins
Li dux de Mes, fils an villain Hern.
Schon Prost p. 380 weist jedoch darauf hin, dass dies nur
Lesart von EM P sei, während ADFGN lesen: ,Li fils au
duc Hervi 4 , und C: filz le vasal Hervi 4 .
Die Lesart von EMP, von Paris merkwürdigerweise adoptiert,
dürfte demnach auf eine Verwechslung zurückzuführen sein* 41 ).
*) Vgl. P. Paris, Li romans de Oarin le Loh. I, 6, 9, 13, 14, 24 etc.
**) Bei dieser Gelegenheit sei gleich angeführt, was die Ueber-
lieferung in dem von mir untersuchten Teil der Chanson über die
Persönlichkeit des ,Vilain Hervis', eine neben dem Herzog auftretende
Figur, bietet.
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Ausser Hervis Frau und Kindern erwähnt die Ueberlfeferung
des Garin le Loherain von seinen Verwandten nur einen
Paris tagt in der Table de noms, de lieux, et de personnes im An-
hang seiner neufraiisoeischen Bearbeitung des Gedichts: »Herrn) (le
rilain) frere oonsangnin d'fiems de Mets (p. 12)> Garde de F e— e i g n e
le preux, le batard Henris (p. 40). Aach p, 13 wird Je TÜain Herris*
erwähnt, doch haben die angeführten Stellen keine i echte Beweiskraft»
denn
1) Die Stelle auf p. 12. basiert allerdings auf
A Bl. 4c: A .L dansei fist sensaigne porter
Herniz ot non sert (si ert) pceous bacheler
Vilain lapellent que de hast estoit ne
Mais tant preous nns ni sot que blasmer
Li dos Herrn le pot meruelle amer
De son linaie estoit estraii et ne.
BCEFMO und die Aasgabe haben aber nichts Entsprechendes.
2) die p. 18 entsprechende Stelle lautet nach Paris, Ausg. L p. 32:
Si la bailla Gnillaome Jocelin.
Nach ABCEFM: Si le bailla Guilliaume et Joscelin (Gouoelin).
Auch b hat, nach Angabe von Herrn Dr. Fleck, Guillaume Gosselin.
3) Die p. 40 entsprechende Stelle lautet nach dem Druck I. p. 109 :
Si les commandent Doon le Poiterin.
Nach AC: Si les commandent et Doon et Herris.
B: Si les bailla et Droon et Henri.
EM: Si les commandent Droon le poitevin.
Sonst wird ein , vilain Herris' noch sporadisch erwähnt:
4) Paris, Garin le Loherain 1. p. 41, r. 21 n. 22 lauten überein-
stimmend mit BCEFMx
Dejoste lui (d. h. Hersog Herris) fu ses filleus Herris
Ce fu Ii peres Hervi del Plesseis.
A dagegen liest: Ce fu ü peres al rassal Rigaudin.
5) Nach den Worten Paris, Garin le Loherain I. p. 99:
Le reneor et son frere lhieri
folgen in AB: Et auvec aus Ii bons rilains Herris
Qui en estor a roort maint Sarrasin.
C liest dafür: Et mon ohier oncle del Mont d'Aucai TnwL
EMO fehlen.
6) Nach den Worten Paris, Garin le Loh. I. p. 100:
Je, endroit moi en ociroie mü.
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Bruder, nach QB Henri, ittfch b Auquentiit genannt, der
Bischof von Ghakms ist Auch dies spricht für Hervis hohe
Abstammung, da bedeutende geistliche Würden damals in der
Regel nur an hochstehende Familien verliehen wurden. Im
N&men der Gattin des Hervis stimmt fast die gesamte Ueber-
lieferung des Garin le Loheräia überein, nur nach QS ist Aelis
Tochter des Königs Henry von Terascone, nach den übrigen
Handschriften Schwester Gaudins von Cöln. Während indes
die Mehrzahl der Handschriften den Abt von Gordes um Aelis
für Hervis freien lassen, thutdiesin b Auquentin, der Bruder des
Henris. Der Zeitpunkt von Hervis Vermahlung fällt nach dem
Kriege mit den heidnischen Wandres, auf den Rückmarsch
von Paris, wo er die Krönung des jungen Pipin geleitet hat,
nach Mes*). Hier angekommen, verlebt er eine Reihe von fried-
liest A 15 b: Ii vilains loit sen a iete .1. ris
Puis Ii a dit den« te puist maleir.
Für die erste Zeile fehlen BÖJSM 9 dagegen lautet die zweite nach
Bi Et dist Henris dex, vos puist beneir
Gi Ce dit Heruiz deus de puist sostenir.
7) Paris, Garin le Loherain I. p. 101 bietet übereinstimmend mit:
ABCEMÖ: 8e nel creea demandez le Hervi
und mit BCEAtO: Le veneor et mon oncle ThierL
A liest tot den «weiten Vors: Le bon vilain et Doon et Tierri,
worauf folgt: Dist Ii vilains ne tesmaier Garin»
ebenso 0; BEMO fehlen.
8) Mit Paris, Garin le Loherain L p.106 lesen BCEMO:
Hervi commande lensangne Saint-Denis
A : Je yos commant lensaigne Saint Denis,
wobei mit tos ,K borgoins Aubris' gemeint ist. Vgl. noch oben S. 78,
und Gar. le Loh. I. 190, 290: 1) und 4) sind die einzigen Stellen, welche
fflr einen alteren »vilain Hervis' sprechen.
*) Philippe de Vign. (v Blatt 67 a) ändert hier aus Bücksicht auf
die abweichende Darstellung im Hervis de Mes die Erzählung. Nach
Pipins Krönung besucht bei ihm Hervis auf der Rückreise nach Mete in
Chaillon den Bischof Hanry, seinen Onkel, schlaft dann die nächste
Nacht in Verdun bei dem Bischof »lequel estoit bien son asay', logiert
danach in Gouase bei dem ,abbe qui estoit son parrans. Et heurent
plussienrs deuise ensamble quo je laisse pour abregier et apres plussieurs
langaige cest le duc partis de Gouse bien acompaigniez et oen est venua
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liehen Jahren, lediglich mit dem Wohl seines Landes und seiner
zahlreichen , aus 2 Söhnen und 7 Töchtern bestehenden Familie
beschäftigt. Am Schluas dieses Zeitraumes greifen ihn heidnische
Stämme, Hongres genannt, mit grosser Uebermachi in lies
an, er sieht sich bald in grosse Bedrängnis versetzt und geht
Hülfe suchend an den Hof König Pipins*), der ihm die-
selbe, durch falsche Ratgeber irre geleitet, trotz seiner frühem
Verdienste schnöde verweigert und nun bleibt ihm nichts
anderes übrig, als sein Heil bei König Anseis von Gologne zn
versuchen. Derselbe willigt auch ein, ihn zu unterstützen,
jedoch erst nachdem der Herzog sich bereit erklärt hat, als
Gegenleistung für die zu gewährende Hülfe Mes von ihm als
Lehen zu nehmen. In dem darauf folgenden Kampfe fittt
Hervis von Sarazenenhand und Anseis beeilt sich, Mes für sich
in Besitz zu nehmen.
Stellen wir dieser kurzen Skizze von Hervis Lebenslauf
nach Garin le Loherain die Mitteilungen gegenüber, die die
Chanson de Hervis über ihn macht, so begegnen wir überall
den schroffsten Widersprüchen. Die ausführliche Jugend-
geschichte, die wir hier antreffen, fehlt in Chanson de Garin
gänzlich. Ausdrücklich finden wir betont, dass Hervis väter-
licherseits bürgerlicher Abkunft gewesen sei. Sträubt sich doch
sein Vater Thieris anfangs gegen die hohe Ehre, Gemahl der
einzigen Tochter des Herzogs Pieres, Ayelis genannt, zu
en sa noble cite de Mets auquel lieu fat haultement resaus de toattes I»
seigneurie et des bouriois dioelle et lui fat feictes rag biaulx recneüle
et fat demenes grant joie pur la cite pour la reuenue du noble duc
mais par sus tous ceulx et celles qui demenoie grant feste et joie oe fat
Beaaltris la janül dame et Guerinet et Begönnet ces deux biaulx filz*.
Kurz darauf werden auch Hervis 7 Töchter und deren Nachkommen
aufgezahlt.
*) Nach Q S ist der Hergang insofern anders, als Hervis nicht in
Person an den Hof geht, sondern durch eine Botschaft zweimal am Hälfe
bitten läset und ohne Pipins Einwilligung sein Land von Anseis zum
Lehen nimmt.
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131
werden. Erst nachdem Henris sich mehrfach ausgezeichnet,
wird er am Schluss des ersten Teiles der Chanson Ritter und
bei Beginn des zweiten Teiles Herzog Ton Lothringen (cf. Hubs
Analyse p. 23—28). Während hier seine Mutter den Namen
Ayelis führt , heisst seine Frau Biautrix*). Dieselbe hat er
•) Ganz ähnlich, bemerkt hierzu Herr Prof. Stengel, heisst in
Chanson de Garin Blanchefleur die Frau Pipins, wahrend sie in Berthe
at grans pies zur Mutter der unglücklichen Berthe wird. Zwischen
diesem letzten Gedicht in der Fassung Adenet*s und den Lothringern,
namentlich der Chanson de Hervis und der Chanson d*Anseis existieren
mancherlei Berührungspunkte. Wahrscheinlich bildete sogar Adenet*s
Vorlage, deren Versform er wie in seinen andern Gedichten beibehalten
haben wird — welche also 12 Silbler aufgewiesen haben muss — in
der 12 Silblerrersion der Lothringer (cf. Romania VI, 481) die Fortsetzung
des Anseis. Wenigstens bezieht sich Adenet auf die Lothringer und der
10 Silbler- Anseis erwähnt am Schluss kurz Pipins Heirat mit Berte. Das
yon der 12 Silblerrersion der Lothringer erhaltene Fragment (t) stimmt
auch gerade mit der Handsohriftengruppe, welche Anseis aufweist (cf.
Zeitschrift f. r. Ph. II, 347) und auch N fo. 50 b (gegen T) hat hier
zum Teil aus gleicher Quelle wie t Q 8a geschöpft Die betreffende
Stelle in N = S fo. 4a lautet :
Premiers parla Hardrez au poil flori
8ire dist il entendez envers mi
3 Ici menvoie Ii riches rois Pepin
Qui a graut tort a son fie envai
Fetes Ii droit si len lessiez joir
6 Jen parlerai sire dist Anseys
Vous feres bien sire Hardrez a dit
Car sachies bien eil pooit estre ainsi
9 Maus en poroit mult tres granz auenir
Anseys fit sa gent a Ii venir
Concilliez moi signor baron dist il
12 Bien sai ie taing a tort le fiez Pepin
Kt sei porai contre lui detenir
Que loes vous franc chevalier gentil
15 Bendez Ii sire pour amor dieu font il
Si iert an pais la terre et Ii pais
A ces paroles ont fet Garin venir
18 Si Ii rendi et Ii quita iqui
Quant orent fet si se sont departi.
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188;
durch Kauf aus Rfinberhänden befreit und sieh tnit ihr ohne
Wissen und Willeü seiner Eltern in jugendlichem Alter ver-
mählt. Seine Heirat stellt sich als» als unbesonnener Jugend-
streich dar, und nicht wie in Chanson de Garin als wohlüber-
legter Schritt eines gereiften Mannte. Sodann kennt Chanson
de Henris nur eine Tochter, die Hervis im dritten Jahre seiner
Ehe geboren wird (cf. Hub p.17)*), während Chanson de Garin
deren sieben nennt Als natürliche Schwester von Hervis wird
die Frau Baudris namhaft gemacht (Hub p. 16), wahrend ein
Bruder nicht erwähnt wird. Auch die Gegenüberstellung des
mutmasslichen Alters unseres Helden in beiden Gedichten er-
giebt grosse Verschiedenheit. Berücksichtigen wir die mannich-
fachen Abenteuer und Kriege, die Hervis nach seiner Vermählung
mit Biautrix zu bestehen hat und rechnen dazu die sich daran
anschliessende 15jährige friedliche Regierungsperiöde, so werden
wir annehmen dürfen, dass er am »Ende der Chanson de Hervis
das 5(X Lebensjahr erreicht habe« Dieser Hervia aber kann
unmöglich identisch mit dem jugendlich ungestümen Paladin
Karl Martels sein, der in einer langen Reihe von Kämpefh die
Heiden niederwirft, König Karl bis zum Tode treu dient, so-
dann dessen Sohn krönen lässt und nun in lies eine lange
Reihe von Jahren in Frieden und in glücklicher Ehe verlebt,
bis ihn am Schluss derselben das abermalige Eindringen der
Heiden wieder aufs Schlachtfeld ruft Gänzlich verschieden ist
schliesslich die Stellung, welche Hervis zum Könige Anseis von
Cologne einnimmt. In der Chanson de Hervis stehen sich die
beiden Fürsten feindlich gegenüber, da Aftsefc als Gemahl einer
Nichte Pieres, die ihm von diesem selbst zur Ehe gegeben ist,
Hervis die Erbschaft des Herzogs von Brabant, eines Bruders
seines Grossvaters, streitig macht Erst nach erbittertem
Kampfe wird Anseis unterworfen und geht ein Bündniss mit
*) Nach der Prosaerz&hlnng des Hugues de Toul hatte Herne
2 TOchter, deren eine Walter, ttraferi von flainaut , die andere de—
Bruder Hugues, Grafen von Cambrai heiratete. Öfc Profit p. 394.
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183
seinem Gegner ein. Wüstend wir also oben Andels als Sieger
sahen, ist er hier der unterliegende Teil.
lhdirect ergiebt sieh auch aus der Betrachtung des Lebens-
ganges von Garin und Begon, der Söhne des Hefvis, dasB ein
Zusammenhang zwischen Garin le Loherain und Henris ursprüglich
nicht bestanden haben kann. Sehen wir doch am Schluss der
Einleitung des Öarin diese beiden, noch in sehr jugendlichem Alter
stehend, uftter Obhut ihres Erziehers Berengiers zu ihrem
Oheim, dem Bischof von Chalons fluchten. Im Henris aber,
dessen Ereignisse chronologisch vor den Garin gehören , treten
sie bereits tapfer kämpf ehd auf. Sie müssten somit Helden*
thaten vollfthrt haben,- noch ehe sie der Chanson de Garin
zufolge das Licht der Welt erblickt haben können. Nach
7Vi jährigem Aufenthalt im Hause ihres Oheims gelangen sie
dann Chanson de Garin zufolge an den Hof König Pipins, wissen
sich dessen Zuneigung zu erwerben und werden von ihm durch
mancherlei Ehrenstetten ausgezeichnet und mit Gütern belehnt.
Begon wird Graf von Gfcsoogne, Garin Graf von Moriane, und
nun erst schicket) sie sich an, Anseis zur Herausgabe ihres ge-
raubten Eirbes zu nötigen. Da die Burger von Mes in Garin
einstimmig ihren rechtmässigen Herrn erkennen, kehrt Anseis
nach Cöln zurück und die Besitzergreifung der Stadt geht ohne
Schwertstreich vor sich. Ganz im Dunkeln lässt uns seltsamer-
weise die Chanson über das Schicksal der später als Garin und
Begon gebotenen Töchter des Henris, die sioh doch in noch
weit hülfloserem Zustande befunden haben müssen.
Zu den wenigen Punkten , die auf einen Zusammenhang
beider Gedichte deuten, gehört z. B. eine von Hub p. 17 er-
wähnte Stelle, wo der Dichter, spätem Ereignissen voraus-
greifend, erzählt, Garin sei Vater von Gibert lou palesin ge-
wordeh, Biautrix habe ihrem Gemahl im nächsten Jahre den
Begues de Belin und im dritten eine Tochter geboren , die Dos
Ii veneires zur Gemahlin nahm, welcher Ehe Ii valles Malvoisins
entspross, vgl. Paris, Garin le Loheram L S. 391 Z. 2. Ebenso wird
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Fromonts und seines Sohnes FromoncBn* sowie ihrer Kriege
mit Garin und Begon an verschiedenen Stetten gedacht
Weitere Berührungspunkte fehlen aber gänzlich und Prost
hat daher Unrecht, wenn er im 6. Gapitel seiner Histoire
de Mes (s. o. p. 2) behauptet, Chanson de Henris sei
eine jüngere Umarbeitung und Erweiterung der in Chanson
de Garin enthaltenen Oberlieferung des Henris, die ihrer-
seits bruchstückweise aus einer noch altern Quelle auf
uns gekommen sei*). Gautier (les Epop&s franfaises 1. c)
acceptiert diese verfehlte Ausfährung Prosts auf Treu und Glauben
hin**), und auch Bonnardot schliesst sich in seinem Versuch
einer Classification der Lothringerhandschriften Prosts An-
sicht an***).
Bei dieser rein äusseriichen Verknüpfung beider Gedichte
und den vielen zwischen denselben bestehenden Widersprächen
begreift es sich, dass ein Überarbeiter auf den Gedanken
verfiel, die Widerspräche zu beseitigen und die Gedichte enger
zu verschmelzen. Ein derartiger Versuch liegt in den Hand*
Schriften NT vor. Ihr Verfasser beruft sich einmal sogar
ausdrücklich auf ein Buch , aus dem er geschöpft habe.
II se deffent com Chevalier hardis
V. en a raort a son espiel fourbi
AI retourner et al aouvent gencir
Si com Ii liures le noe tesmongne et dist.
T Blatt 183 a 17-20.
Handschrift N erwähnt schon im Eingang des Hervis Fromonts
*) Die p. 347 von Prost gegebene Zählung der Venzahl der ge-
samten Lothringergeste, sowie ihrer Unterabteilungen ist ziemlich aus
der Luft gegriffen. Nach ihr soll z. B. der Hervis 15000 Verse umfassen^
wahrend er deren nur 10580 (E) resp. 13144 (N) und 12928 (T) hat
(cf. Hub p. 9). Ganz unverstandlich, wohl auch in Folge falscher
Zählung, ist eine p. 374 gegebene Anmerkung.
**) Beiläufig gesagt, läuft ihm an dieser Stelle ein Flüchtigkeita-
fehler unter, indem es statt ,deux cents' ,douze cents' heizsen musz, wie
auch p. 251 Anm. richtig gesagt ist
••*) Cf. Eomania IH, 234.
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135
und der Tfttung Begues' im Walde nnd erweitert damit, wie
Hub p. 11 ganz richtig bemerkt, die Einleitung zum Henris zu
einer solchen zur Lothringergeste überhaupt
Zur Verknüpfung beider Gedichte schieben dann aber
NT am Schluss des Henris einen gemeinschaftlichen Zusatz
von 21 Tiraden mit 1451 (jP), resp. 1497 ( 2V) Versen ein*).
Die Abweichung dieser Handschriften von E und v beginnt
bereits gegen Schluss der 82. Tirade, nach Hubs Zahlung. Der
letzte sich deckende Vers findet sich E fo. 88 b 9, N fo. 39
b 14, T fo. 169 a 37 und lautet:
He (Frans) rois Eustaice (Wistasse) dist il or (Ii rois) mentendes.
Der Schluss lautet dann nach E Blatt 88 6 10:
Mon nevout faites en mon tref raraener 10
Puiß man irai ariere en mon regne
Mais B. la bele o le Tis cler
Mult uolentiers vorroie regarder 18
La pais fu faite %nsi lont oraente
Et Ii dui rois a ehenal sont monte*
Tresque a Mes ne se sont arrestes 16
Et le preuost ont auec eus mene
Et Begönnet sor .1. ehenal monte
Treske a Mes ne se sont arrestes 19
Quant B. ait son fil esgarde
Ne fast si liee por lor de jcr. eites
Ancontre vient Garines Ii menbres 22
Lon preuost vait et son freire acoler
Et B. a gent cors honore
Li rois ces peires la corrut acoller 25
Et ele lni per grant hnmUite
Son frere baise per mult grant amiste
Lora ont la pais et dit et oreante 28
Et B. fist son cors asener
0 Ii menait tot son riche barne
88 c B. monte sor .L mul effautre 1
De Mes issit et il et ces barnes
Ii rois dEspaigne Ii rint a lanoontre
*) Prost hat laut einer Notis p. 866 Anm. nur die Handschriften NT
benutzt, kennt also den Hervis nach E nicht. Für ihn gehört deshalb
der Zusatz selbstverständlich mit sum Hervis.
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m
DeR, ait ts* ]» tiani» 4
Et ces JI. fis qui taut fönt a loer
A haute uois commencent a crier
Dame fait il Tostre grande biante 7
Et tos ▼alor xnait durement coste
Or man im andere en mon regne
Mais tant tous di en bone laialte 10
Kauerai ferne iamais ior espouae
Moümes serai car tez est mes panser
A oes paroles alt congie demaiide IS
Lora se deoeurent si sont achaajao
Et son nevout auec lui ait mene
Et Flores rest entreis en la citet 16
Hui maifi deuommes don duc H. parier
Qui cheuaehoit et oes rieh« barnes
ün inesaigier Ii ait dit et oonte 19
Li roia dEspaigne sau va en son regne
H. lantant graut ioie en ait mene
Thieri apele hiau amis sai yeues 22
Ales a Mes le roi me salues *
Lui et son fil roi Flore le menbre
Et E et trestot mon bame 25
Dist Thieri aire si oon tos oomandes
Lou cheual broehe a Mes en est ales
Vint a palais si montait les degres 28
A haute uois oommensait a erier
B. dame par noi tos ait
Li dus H. canoontz» lui
Et vostre peire salns et anuste
Et a yos freire, roi Flore le menbre
B. lot graut ioie ait demene
Issi de Mes la mirable cito
Et Ii dui rois et Ii riohe bame
A lassambler grant ioie ont dement
Lun baise lautre per muH grant
A ioie entrerent dedans Mes la oite
A la grant glise Tont la messe escouter 10
Apres seruise ou palais sont montex
Mettent les tables sasieent a disner
Mais de lor mes ne tos wel aoonter 13
Grans JV. iors ilueques sont seiornes
Lors se departent U prinoe et Ii ehape
An Honguerie an est Flores ales IG
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137
Departis sont Ii prinoe et Ii per
Geste chanson vos l&irommes ester
Haimais des Wandres vos vorommes parier 19
Comment destrnsent sainte crestiente
Et de proesce H. le duc men[bre] [J Rasur
Con ü vangait a braue dacier letre 22
Voir .S. Nicaise B. Remey autretel
Et .8. Quentin que firent decoller
Ii fellons Wandres ou tant ait cruate 25 '
Dex gart de mal seus qui mont esconte
Et qui leseriat dex le puisse sauer.
In knapper und doch klarer Darstellung schliesst somit die
Handschrift E das Gedicht durch Schilderung der sich jetzt
rasch aufeinander drängenden Ereignisse, des Abmarsches des
Königs von Spanien , der Botschaft an Henris, dessen Ruckkehr
nach Mes und die darauf folgenden Festlichkeiten, sowie des
Abzuges der verbündeten Fürsten in ihre Lander und erzielt
damit im ganzen einen gefälligen Abschluss*).
*) In * lautet der Schluss des Henris, soweit derselbe mir vorliegt,
folgendermaßen:
(BL 59a) sont issus de la scite et au deuant du duc Heruy eu sont alleis (vgl
obeu E 88 d 7:) Et de cj loing quils se sont veus et cognus si corrurent
3 les bras tendut et ouuerts et se yiendrent embrasser et tendrement
baisier et de la graut joie quils eurent leur en sont venues les larmes
aux yeulx. Ceste joie tut ey grande a lasemblee quile nest a dire Et
6 apres plussit*» parolles quils eurent ensemble que pour abregier je
laisse (9:) sont en la eite venu« (10:) et en la grande eglise alleis La ou
la messe tut dietes sollennellement et en grant triusiphe (11 :) puis apres
9 le semiee diuin mit et aeomplis au pallais sen sont venus (12:) la ou le
dianer fut prest* et aprelliex comme a Boy appartenoit (13:) de leurs
mes vine et viandes ne vous veulx conte tenir maix de la joie qui estoit
12 kans seroit long a raeonter des Instrumens cumballes et tambors
■empnaine trompeties et violettes tous le pallais en estoit piain et tout
en rotendissoit, (14:) Quatre jours durant [refistj la feste. Apres lesquelles
15 le roy Eustaiche ait congie demandeis et en Thier est retournes. (16:) Et
le Boy Flour en Hongrie. Au despartir out Beautris et ses enffans
tendrement baiaez et aoolleis E apres plusieures parolles les ait le duc
18 Heruy cofiuoies et de hiy ont congie prins Puis en Mets est retomeis la
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Der aus nur 16 Versen bestehende Schluss der 81 Tirade
nach NT lautet:
Puisquengi est, que je neu puis faire el (que faire nen puis el)
Pour uostre fiUe sui iou ensi penes
Si Bunt mi homme mort et desbarete
Pour sa biaute ou ai mon euer donne
Me sui .xx. ans tenus (tenus .xx. ans) de marier
Et si me fis baptisier et leuer
ou ü fut par plusieurs jours menant grant feste et joie auec sa femme
et ses enfians jusques s vng jour comme cy apres vons serait dit.
21 Icy denent est finee la rie et Istoire du ducPier deLouraine et de
Aelis sa fille paireülement de la belle ßeautris fiUe a Eustaiche le roy
de Thir et euer a roy Fleur de Honguerie Et du noble duc Heruey de
24 Mets son bon mary laquelle Istoire je Phelippe de Vignuelle le marchampa
demeurant au dit Mets derrier Saint Salueur sus la rue des Bons- Animos
ait escript et translateis de chanson de gestes etc.
Auf Bl. 60a beginnt dann Garin le Loh. folgendermassen:
27 Et premierement est a nocter que du tampts Chairles Mairtiaulx roy
de France vinrent vne nacion de gens tant en France come en plusiem-
aultres pais destruisant crestiente Et ce nommöie Celle gent Wandre et
30 Hongre lesquelles pour ycelluy meisme tampe mirent a mort st Kicaise
de Barns et sainet Manmiits et plussieur aultre sainet et aneo enlx fürest
tuesetmartirisesplusde VII M cheualters qui pour soubuenirla foy delhesu
33 Crist souffrirent mort douloureuse de quoy le dit roy Chairle Mairtiaulx
fut forment apowris et ne le powoit plus souffrir. Or en ycelluy temps
florissoit lorde des noir moine de seigneur Benoy Et les preudon qui
36 pour ce tampt adoncqties ce gissoient an lit malaide En fiusant leor
testament sen regairder a frere ny a Buer a femme ne enfians donnoient
a yceulx moine de lorde seigneur Benoy four et moulin pres ligM et
39 champts cens et rente et hmtaiges de quoy leur powre anffans Tenaiit
aprez eulx en estoient granment apowris et adomaigies et ne powoient
la plus part souffrir le fais diceUe guere car il nauoie cheuanlx ny arme
42 qui tout ne fut vandus et engaigies Et au contraire yceulx moine et
abbe en estoient grais et enriohis et nen estoient les crestiens de rien
aydies Or en ycelluy tampts yceulx Wandre et Hongre mirent le siege
45 deuant Paris Rains Troye et Soixon et en plussiears aultres lisn en
destruisant yille et ohaistaulx Et firent moult de maulx par le leanfanc
et en plusieur pais que pour abregier je laisse Et pour ce vng jour le
4g dit roy Chairle Mairtiaulx mandait tout le feit de oelle piteose gnere
a nosfre seigneur pere le pape luy priant ou non de Dien et en pitaet
que vng jour prins ce trowait a Lion sus le fiosne«
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Et tous me8 honmes et mes riches barnes (mon riche barne)
öentiB rois rire par toutea amistes
Proies uo fille Beatris au uis cler
Que mon neueu ine ueille deliurer
Et que la belle nie ueille regarder
Plus nen uoroie uiure ne jour passer
Et si uous jur desour ma loiaute
Jaiuais pour moi guerre ne mal (nul ior par moi guerre) nares
Se mestiers est que me uoeillies mander
Aiderai uous en boine loiaute.
Hieran reiht sich der gemeinschaftliche Zusatz, den Hub
bei seiner Untersuchung, insbesondere auch bei der Analyse
des Gedichts, unberücksichtigt gelassen hat. Derselbe zerfallt
inhaltlich in zwei scharf gesonderte Teile. In dem ersten wird
der Schluss des Gedichts noch durch eine Reihe von Tiraden
weiter ausgesponnen , in dem zweiten dagegen wird eine neue
Begebenheit eingeflochten, die den Kampf Karl Martels mit
einem aufständischen Vasallen Namens Girart von Rossillon
zum Gegenstande hat. Der Inhalt dieses Zusatzes ist in aller
Kürze etwa folgender:
I. Teil. (Tirade 83- 87).
Schluss des Krieges mit dem Könige von Spanien.
a) Abzug des Königs von Spanien (Tirade 83) (i^fo^b,
T fo. 169b ff.). Auf Anordnung des Königs von Spanien
begeben sich Wistasse und Flores in Begleitung der Gefangenen
Thieri und Begon nach Mes, um gegen Freilassung derselben
die Herausgabe des Neffen des Königs zu erwirken (Tir. 84).
Nach einem rührenden Empfange teilt Wistasse den Bürgern,
seiner Tochter Biautrix, sowie Garin und Begon die mit dem
Feinde vereinbarten Friedensbedingungen mit. Der Neffe des
Königs soll freigegeben, und ihm selbst der einmalige Anblick
jener Biautrix, um deren Schönheit willen er so viele Opfer
gebracht hat, zugestanden werden. Hierauf hat er sich, wenn
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ihm sein Leben lieb ist, sofort mit den Seinigen in sein Laad
zurückzuziehen. Wistasse verspricht seinen Verwandten* ihnen
von jetzt an mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln bei-
zustehen undHervis, den er hier zum ersten Male seinen Sohn
nennt, für die angerichteten Zerstörungen Schadenersatz zu
leisten. Hierauf findet die verabredete Begegnung zwischen
dem Könige von Spanien und Biautra statt, zu der letztere
prächtige Schmucksachen angelegt hat, so dass sie in unver-
gleichlicher Schönheit strahlt. Der König erzahlt ihr, dass er
nunmehr seit 20 Jahren um ihretwillen Krieg führe, jetzt ab»,
vollständig erschöpft, auf eine Fortfuhrung desselben verzichte
und entschlossen sei, gar keine Frau zu nehmen. Er bittet,
gleichviel unter welchen Bedingungen wegen seines frühem
Verhaltens um Verzeihung, ja, erklärt sich sogar bereit, im
Fall eines Krieges Biautrix Beistand zu leisten. GrossmüÜg
gewährt sie die nachgesuchte Verzeihung, ebenso wie die weitere
Gunst einer einmaligen Umarmung, obgleich nur mit Wider-
streben, worauf der Zug in Begleitung des Königs von Spanien
den Rückweg in den Palast antritt Das endliche Zustande-
kommen des Friedens ruft allgemeinen Jubel unter den Bürgern
hervor, insbesondere, als sie aus des Königs eigenem Munde
hören, dass er ihnen im Falle eines Krieges ein treuer Bundes-
genosse sein werde. Sodann tritt derselbe, von Wistasse eine
geraume Strecke Weges begleitet, den Rückweg in sein Reich
an. Der Dichter fügt hinzu, dass er dort nach seiner Ankunft
nur noch 8 Tage gelebt habe und am 9. begraben sei.
b) Hervis Rückkehr. (JVfo.39e, T fo. 170a ff.). Während
dieser Vorgänge weilte Hervis mit seinem Heere fern von Mes.
Er war nach Brabant gezogen, wo König Anseis von Cologne
in Begleitung der Könige von Escoche, Frise und G alles und
seiner Truppen zu ihm gestossen war. Der anfangliche Schrecken
der Bürger Brabants beim Anblick solcher Heeresmassen wird
von Hervis bald beschwichtigt, indem er sie von der Belagerung
von Mes in Kenntnis setzt und zum Entsatz der Stadt beim-
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tragen auffordert Darauf hin versammeln sich alsbald
60000 kampffähige Leute, die sich dem Heere anschliessen,
worauf der Herzog sich eines Tages zum Aufbruch von Brabant
nach Mes anschickt, nicht ohne zuvor seinen Soldaten unter
Androhung der schwersten Strafen die strengste Mannszucht
eingeschärft zu haben. Ober Landres, wo gerastet wird, geht
der Marsch ohne Aufenthalt bis nach Buillon. Hier, wo aber-
mals Ruhetag ist, uberbringt ein Bote die freudige Nachricht
von den jüngst m Mes stattgefundenen Ereignissen. Auf Anraten
Anseis' beschliesst Hervis sofort einen Boten nach Mes zu
senden um seine bevorstehende Ankunft zu melden. Anseis
selbst aber tritt mit den 3 übrigen Königen den Rückmarsch
in die Heimat an, nachdem vorher alle das gegenseitige
Schutz» und Trutzbündnis auch für künftige FftHe beschworen
haben.
c) Her?is in Mes. (N fo. 40 a, T fo. 170 c ff.). Mit der
Botschaft nach Mes wird der bereits mehrfach erprobte Thieri,
derselbe, der später Hervis* Schwiegersohn wird*) betraut
Sobald Biautrix seine Meldung vernommen, lässt sie die
Glocken läuten und die Bürgerschaft zusammenkommen.
Nachdem man eiligst die Stadt aufs prächtigste geschmückt hat,
zieht alles in langem Zuge dem geliebten Herzog entgegen:
Die schon eine halbe Meile vor der Stadt erfolgende Begegnung
ist eine überaus herzliche. Zum ersten Male umarmt und
küsst Wisiasse seinen bisher stets befehdeten Schwiegersohn.
Alsdann erfolgt auf Hervis' Wunsch eine Erneuerung seiner
Vermählung mit Biautrix in Gegenwart ihrer Verwandten, die
bei der ersten Hochzeitsfeier abwesend waren. Ein grosses
Mahl v verbunden mit einem allgemeinen .Vofksfest bildet den
SchkEs dieser Versöhnungsfeierlichkeiten.
Nach Schluss derselben thut der alte Herzog Pieres, der
bereits im 140. Lebensjahr steht, den Entschluss kund, sich
•) Qni estoit leres dedens le boa rame.
T 170, 3. Vergl. p. 144. Anm. 2.
10*
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von der Welt zurückzuziehen und den Rest seiner Tage ab Mönch
im Kloster zu verbringen. Derselbe ist bekanntlich Schwieger-
vater des Profosen Thieris, dem er seine Tochter Ayelis, nach-
malige Mutter des Hervis, zur Frau gegeben hat; kurz nach
Beendigung der Hochzeitsfeierlichkeiten und nach Belehnung
seines Eidams mit der Herzogswürde hatte Pieres in Begleitung
von 300 Baronen einen längst gelobten Zug zum heiligen Grabe
unternommen, von dem er dann glücklich zurückgekommen ist,
weshalb das Gedicht, um ihn näher zu bezeichnen, von
ihm sagt:
Che est (Che fu T) Ii dus qui reuient douiremer.
Weitere Angaben über ihn und seine Rückkehr fehlen. Zum
Erben seiner Güter setzt er Hervis ein und übergiebt ihm so-
gleich dieselben, insbesondere auch das Herzogtum BrabanL
Ausserdem händigt er ihm 2 Kleinodien von unschätzbarem
Werte ein, nämlich einen wunderbaren Helm, den er auf seinem
Zuge ins heilige Land dem Sarazenenkönig Satatre abgenommen
hat und ein Schwert mit dem Longis Jesu Seite bei der
Kreuzigung geöffnet haben soll*). Hierauf lässt er sich durch
Mönche aus der von ihm gestifteten Abtei St. Hernoul feierlichst
ordinieren und ins Kloster führen, wo er jedoch nur noch
5 Tage lebt und am 9. begraben wird.
d) Wistasses Abschied. (N fo. 40f , T fo. 171 d ff.).
Inzwischen' schickt Wistasse in Mes sich zum Abschied an. Er
hat sich nunmehr überzeugt, dass Biautrix auf rechtmässige
Weise in Hervis' Besitz gekommen ist, indem dieser sie zu
Lagni von Räubern kaufte und zu seiner Gemahlin erhob.
Auch ist ihm die Treue und Ergebenheit nicht verschwiegen
geblieben, die er ihr stets entgegengebracht hat. Zur Sühne
für sein früheres Unreeht setzt er deshalb Hervis zum Erben
seines ganzen Königreichs ein (Tir. 85). Der folgende Tag wird
für die Abreise festgesetzt. Hervis' Bemühungen, seine Gäste
•) Cf. Roland. 2508 ff. und G. Paris Rom. IX, 8.
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143
zu längerm Bleiben zu nötigen, werden von Wistasse unter
Hinweis auf seine Gemahlin, von der er bereits seit 2 1 /* Jahren
entfernt sei und deren Kummer um den Verlust ihrer Tochter
noch fortdauere, abgelehnt Dagegen bittet Wistasse Hervis,
ihn nach Ordnung der innern Angelegenheiten seines Landes
an seinem Hofe zu besuchen. Alsdann will er die Regierung
zu Gunsten seines Schwiegersohnes niederlegen und sich in die
Klostereinsamkeit zurückziehen. Nachdem Hervis versprochen,
diesen Wunsch Wistasses', wenn es Gott gefalle, zu erfüllen,
lässt man sich zu einem zur Feier des Abschieds hergerichteten
Male nieder (Tir. 86). NachSchluss desselben lassen Wistasse
und Flores auch die übrigen Barone, z. B. Thieri den Profosen,
Sanson von Monroial und den Grafen von Bar kommen, um
ihnen Lebewohl zu sagen und verlassen alsdann , von Hervis
und seinem Gefolge 4 Meilen weit begleitet , die Stadt.
6) Hervis' friedliche Regierung. {N fo. 41 b, T fo. 172 e ff.).
Während der nun folgenden Jahre schweigen Waffenlärm und
Kriegsgetümmel. Hervis widmet sich einzig den innern An-
gelegenheiten seines zerrütteten Landes, die er aufs beste zu
ordnen versteht, so dass bald Friede und Wohlstand in das-
selbe zurückkehren. Marken, Städte und Schlösser werden
geschützt, die Armut der Bürger durch reiche Spenden ge-
mildert, kurz nichts unterbleibt, was zur Milderung des durch
den langen Krieg hervorgerufenen Elendes beitragen kann.
In diesem 15 Jahre andauernden Zeitraum werden Hervis
noch 7 Töchter geboren, die er an die mächtigsten Barone
seines Landes verheiratet. Hieraus ergiebt sich unter Hinzu-
nahme der früher erwähnten Familiennachrichtcn der folgende
Stammbaum:
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144
Pier es y. Me&
Ayelis, Gemahlin des 'Aiieris, Profosen v. Mes.
Hervis, Gemahl der Biautrix. Frau Baudris natürl. Tochter,
Garin. Bogues. 7 Töchter t nämlich:
I ( I
Girbert. Gerin. Hemant
1. Biautrix, Gemahl Dos 1! veneres, Sohn : Ii varles Mauuoisins.
2. Gemahlin von Basins quens de Guenes, Sohn: Auberis
Ii Borguins.
3. Heluis, Mutter von a) Hemaiz d^rleans. b) Oedes,
esvesques d'Orleans.
4. Mutter von a) Alemans Ouris. b) Gerins d'Anjou.
c) Hues de Gambresis. d) Gautier d'Hainaut. e)Joffrois
Ii Angeuins.
5. Fehlt in der Aufzahlung.
6. Gemahlin des Vilain Helms*), Söhne: a) Rigaus du
Placheis. b) Morans. c) Rouselins.
7. Gemahlin des Vilain Thieris**), Söhne: a) Flores.
b) Anseis***).
•) Sohn des Profosen Thieris, mithin Oheim seiner Fma.
*+) Cis que Heruis tronua el bos faellis
Qui estoit leres et ge*s auoit mourdris
Mais tant fu puis eheualiers de grant pris.
***) Der Stammbaum des Hervis, wie ihn die Überlieferung des
Garin bietet, ist im allgemeinen folgender:
N Hervis. Ayelis.
Garin. Begon. 7 Töchter, nämlich:
1. Helois, Söhne: a) Hernois. b) Huedes, eveque d'Orleans.
2. Gemahlin Basins de Gene ve , Sohn : Auberis Ii Borgoins.
3. Mutter von Alemans Ouri.
4. Mutter von Girars de Liege.
5. Mutter von a) Huedes de Cambresis. b) Guutier de Hainaut.
6. Mutter von Jofrois Ii Angeuins, quens d'Anjou.
7. Mutter von a) Hues delMans. b) Garniere de Dreues (BrainesfJT.)
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145
Der erste Teil scbliesst mit den Warten:
Signour baron pour dien qui ne raenti
Dedeni eel terme que je vous ai chi <üt
Fu en grant pais Ii Loherains Harris
Dusqua un jour (terme) que vous mores jehir.
Hierzu stimmt v Bl. 67b, wo der Stammbaum lautet: Apres eust
le noble duc Heruy de celle noble duchesse VII fille lesquelle furent
tontte mariee a grant prince et ueigmur de diaer ce contree et pais et
desquelles sorürent plusieur Tai) laut hemme eorame cy aprea aerait dit.
La premiere olt a non Heluis laquelle olt en mariaige vng vaillant
prince de France nomme dOrlenois Herneis duquelle eile olt deux biaulx
film le premier eust a nom Hairaais qui puis fut duc dOrleans et tut
bomme vaiHons ans airme Gar ee fut celluy qui tuait Herdr le perre le
conte Fromon come cy apres cerait dit lautre eust a nom Eudes le
quelle fut bome waillant et bt>n lestre et fut euesque dOrlians. La
seconde fille fut mariee en Bourgongne de la quelle sortist Aubris
le Bourguignon qui fut honte tresvaillant aus airme et eust encor vng
filz Gui. Et la tierce ille fut mariee en Allemaigne et dicelle sortist
vng vaillant home nomin es Orris lAUcraans le quell« fut tue en une
bataille deuent Verdun comme cy apres oyrea. La quairte fille fut
mariee en liege et eust vng filz nomraes Gerard qui depuis fut seigneut
de Liege. La quinte fut mariee deuers Cambray et eust deuz filz dont
le premier eust a non Hues de Carabresis qui fut parreil lernen t moult
yaülant homme et int tue* denen Cambray en trayson de Bemaird de
Naisil aprez ce quil ce fut randus et son frere eust a non Gauthier
lorfellin le quelle fut seigneuv de Henault Et serait beaueopt parles
de ces deux ycy aprez La VI* fille fut mariee a Anioys et eust vng filz
nommet Joffroy ly Engeuins le quelle en son tampts fut conte d'Atrio
Et la VIP et dernier fille du duc Heruy fut mariee en France et dicelle
saillirewf deux filz le premier fut apelles Hue du Maus et fut conte du
Maine Et laultre fut nowmes Guemier seipmenr de Droies.
So ziemlich stimmt auch b, wo folgende Angaben über die Töchter
gemacht werden: 1. Gemahlin des Hernais, dessen Bruder Eudes. —
2* Gemahlin Thierrys le Bourgoing, Sohn Aubris. Neffe Gasselin. —
3. Mutter Olrys. — 4. Mutter von: a) Gerard de Commercy. b)Gauttaer
de Hainau t, Namur et Liege. — &. kinderlos. (De la chmquiesme fille
ne yssy point de lignie. — 6. Mutter Geufroi d'Angiers. — 7. Mutter
von : a) Huon du Man*, b) Guarnier de Dreuez.
Q8 unterdrücken Oedes Bischof von Orleans und geben die andern
Enkel des Hervis in bedeutend abweichender Reihenfolge, ohne sich
jedoch dadurch den Abweichungen von AT zu nähern. 8 bietet:
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146
IL Teil. (Tirade 87-103).
Kampf Karl Mörtels mit CHrart van MonstUotu
Der Inhalt des zweiten noch breiter ausgesponnenen Teiles
ist kurz folgender:
a) Kirchenversammlung zu Lion. (NtoAlb, Tfo.l73aff.).
König Karl Martel, in einen unglücklichen Krieg mit einem
widerspenstigen Vasallen Namens Girart de Rossilion verwickelt,
gerät in die grösste Bedrängnis. Daher richtet er an den Pabst
die Bitte, die Geistlichkeit zur Beschaffung von Mitteln für die
Fortsetzung des Krieges anzuhalten. Zu diesem Zweck wird
eine Kirchenversammlung nach Lion an der Rosne berufen, an
der etwa 4000 Geistliche und 20,000 Ritter Teil nehmen, welchen
letzteren es zumeist an Ausrüstungsgegenständen gebricht. Hier
vor versammeltem Volke schildert Karl dem Pabste mit beredten
Worten sein Unglück und seine Mittellosigkeit , als deren
Ursache er die Schenkungen bezeichnet, welche er einst, tot-
krank darniederliegend, den schwarzen Mönchen vom Orden
des heiligen Benedict gemacht habe. Hierdurch seien viele
seiner Untergebenen in Armut geraten und ausser Stande sich
Rüstungen und Waffen anzuschaffen. Er verlangt darum, dass
De oele dame dont vous aues 07 i Issiren t puis.VII. pucielles de prie | De
Helui laisne issi Aubris | De la seconde Ii Alemans Auris | Et de la
tierche Gerars ki Liege tint | Et de la quarte Hues de Canibresb |
Gautiers ses freres de Hayn. Ii roarcie | De la .V. Hernaas ki Orliens tint |
De la .VI. Hues de Rains issi | II et Garniere ychis ki Branie tint | De
la .VII. Joffrois Ii Angeuins. Wegen Q vgl. Mone 8. 199 f.
Es fehlen also von Enkeln des Henris , welche Chanson de Her vis
(NT) kennt, in Chanson de Garin: Mauuoisin, der Sohn von Dos Ii
▼eueres, Gerin von Anjou, Rigaut, Moräne, Rouselins, Floresund Anseii,
d. h. abgesehen von Gerin von Anjou , welcher wohl nur aus Girart de
Liege oder aus Garnier de Droe entstellt ist, lauter ,vilain' mannlicber-
seits. Der drei letzten geschieht übrigens meines Wissens nirgends im
Garin Erwähnung. Von Enkeln des Hervis, welche Chanson de Garia
erwähnt, fehlen dagegen in Chanson de Hervis: Girars de Liege, Hues
del Mans, Garniers de Droe.
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147
der Pabst Anordnungen zu seiner Hülfe treffe, widrigenfalls er
droht, zu entfliehen und das Land seinem Schicksal preiszu-
geben. (Tir. 88). Der Pabst, welcher Karls Forderungen für
gerecht erachtet, fordert die anwesenden Geistlichen auf, von
ihrem Vermögen soviel, als zur Ausrüstung genügender Streit-
kräfte erforderlich, zu opfern. Diesem Verlangen wird jedoch
seitens des anwesenden Erzbischofs aufs entschiedenste wider-
sprochen; er fürchtet, es könne zur Gewohnheit werden, bei
allen derartigen Anlässen die Geistlichen in dieser Weise her-
anzuziehen. (Tir. 89). Schon droht Zwiespalt unter der Ver-
sammlung auszubrechen, als der Abt von Cluigni das Wort
ergreift. Er macht dem Erzbischof bittere Vorwürfe , dass er
ihnen die Gelegenheit zu einer guten That abzuschneiden im
Begriff sei, und erklärt es schliesslich für besser, wenig zu
opfern, als durch Hartnäckigkeit alles aufs Spiel zu setzen. So
kommt trotz der Einsprache des Erzbischofs eine Einigung zu
Stande. Karl erhält nicht nur Rosse, Rüstungen und Gold,
sondern auch auf 7 1 /* Jahre die Zehnten und Zölle, gegen das
Versprechen, dieselben nach Ablauf dieser Zeit zurückzugeben.
So war es möglich binnen kurzem 9000 kampffähige Ritter
auszurüsten.
b) Fortschritte Girart'ß von Eossillon. (N fo.41f, Tfo.
173c ff.). Unterdessen hat Girart den schönsten Teil Frank-
reichs bis Bar sur Aube eingenommen und dort sein Stand-
quartier aufgeschlagen. In Soissons, das gleichfalls erobert
ist, hat er eine Besatzung von circa 30,000 Mann zurück-
gelassen. Sodann kündigt er Karl durch einen Brief an, er
werde demnächst mit seinem Heere vor Paris erscheinen und
die Stadt erobern*). Bestürzt über diese Nachricht, beruft Karl
*) Wir kennen seit kurzem auch eine lateinische Legende von Girart
de Rosrillon, welche durch P. Meyer in der Bomania VII, 161 ff. ver-
öffentlicht ist. In derselben wird p. 189. erwähnt, dass Girart den König
bis nach Paris hineingetrieben habe, worauf dieser sich durch die Er-
scheinung eines Engels zur Abschliessung eines Friedens mit Girart
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148
rasch einen Kriegsrat, welchem ausser 9eimn 19 Pers auch
seine Ratgeber Hardres, Vater des in der Folge so geflüchteten
Fromont , Aloris d'Aspremont, dessen Bruder Thierry, Amangis
und viele andere beiwohnen. (Tir. 90t) Karl teilt der Veiwnrnrinng
die Drohungen Girarts mit, unter Hinweis darauf, dass den
ihm zu Gebote stehenden Streitkräften gegenüber seihst die
9000 Mann des letzten Aufgebots kaum genügten« Dennoch
erklärt er sich bereit, den Kampf aufzunehmen, wenn man
ihm einmütig mit Rat und That Beistand leisten wolle. Unter
diesen Verhältnissen schlägt Hardres vor, den in vielen Kriegen
rühmlichst erprobten Henris von Mes um Hülfe anzugehen.
Nach umständlicher Erzählung der Geschichte seiner Herkunft,
wobei nicht unerwähnt bleibt, dass Henris? Vater von gemeiner
Abkunft*) gewesen sei, rühmt er Henris* Kriegsthaten, sowie
seine segensreiche friedliche Regierung und schliesst mit der
Versicherung, dass im Falle seines Beistandes Girart bald
niedergeworfen und ganz Frankreich beruhigt werden wurde.
Karl, dem besonders die nicht adelige Herkunft Hervisf an-
stössig ist, zögert anfimgs, auf Hardres' Vorsehlag einzugeben.
,Wohl habe ich Ursache, traurig zu sein', ruft er aus, ,da ich
um eines einzigen Mannes willen in solcher Verlegenheit bin*.
Erst nach abermaliger weitläufiger Auseinandersetzung der
verwandtschaftlichen Verhältnisse des Henris stimmt Karl zu.
(Tir. 91.) Darauf befiehlt er, dass zu den Bischöfen von St Denis,
Orliens und St. Germain , die man auf Hardres 9 Vorschlag mit
der Botschaft an Hervis beauftragen will, geschickt werde.
c) Botschaft an Hervis. (Tir. 92) (JVfo.42b, Tfo.l74a ff.).
Die drei Prälaten erscheinen alsbald mit grossem Gefolge am
verstanden habe. Etwas ahnliches ist der uns erhaltenen provensaltschen
Chanson von G. de B. nicht bekannt.
*) Nes est de Ifies, Hetuis avoit a nos
Rices dauoir sa dam» a foison *
De par sa mece Aetts a chief bleut
Mes Ii sieas peres fa vikuns ce dist on.
T. 173, 4.
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149
Hofe und treten vor den König, der sie in feierlicher Audienz
empfangt (Tir. 93.) Kaum haben die Verhandlungen begonnen,
als abermals ein Bote von Girart eintrifft, um mitzuteilen,
sein Herr werde in aller Kürze vor Paris erseheinen und die
Stadt erobern. Zugleich fordert er Karl in drohendem Tone
zu einer Schlacht heraus« die im Thale von Sousloon geschlagen
werden soll. Die Botschaft stimmt den König nachdenklich,
weshalb er sich zu ihrer Beantwortung eine kurze Bedenkzeit
vorbehält. Auf Ersuchen Karls, ihre Meinung zu äussern,
ergreift nach Abtreten des Boten Mites — seither noch keinmal
erwähnt — das Wort. In Anbetracht der Aussicht auf Hervis 1
Unterstätzung geht sein Rat kurz dahin, die Herausforderung
Girarts anzunehmen und am festgesetzten Tage auf dem Kampf-
platze zu erscheinen. (Tir. 94.) In diesem Sinne bescheidet
dann auch Karl den inzwischen wieder hereingeführten Boten,
indem er ihn beauftragt, seinem Herrn mitzuteilen, dass er
zwar die Schlacht annehme, ihm jedoch, wenn ihm sein Leben
lieb sei, rate, statt dessen lieber nach Paris zu kommen und
ihn fussfällig um Gnade zu bitten. Im Abgehen meint der
Bote sein Herr werde lieber die grössten Qualen erdulden, als
sich zu einer solchen Demütigung verstehen. Es wird nunmehr
von Hardres auf schleunige Absendung der Botschaft nach Mes
gedrungen. (Tir. 96). Der Bischof von Orleans ist sehr erfreut,
als er hört, dass es Hervis ist, zu dem er sich begeben soll.
Derselbe gehört nämlich zu seiner Verwandtschaft, da Herzog
Pieres von Mes ein Sohn seines Oheims ist. Auch rühmt der
Bischof bei dieser Gelegenheit Hervis' Tapferkeit durch Erzählung
einer uns bekannten Episode aus des Herzogs Jugendzeit. Es
handelt sich nämlich um die bei Hub p. 32 erzählte kühne
Befreiung der in Räuberhände gefallenen Geistlichen, deren
einer der Bischof selbst gewesen ist. (Tir. 96.) Nachdem Karl
sie mit dem Zweck ihrer Sendung bekannt gemacht und rasch
die zur Reise erforderlichen Vorkehrungen getroffen sind, er-
halten die Gesandten Abschied von ihm und begeben sich auf
den Weg. (Tir. 97). Ihre durch keine weiteren Abenteuer unter*
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brochene Reise führt sie auch über Verdun, wo sie an einem
Samstag ankommen und anhalten, um dort den ihnen bekannten
Erzbischof Lancelins zu besuchen. Eingehend von ihm über
den Zweck ihrer Sendung befragt, tragen sie kein Bedenken,
ihm die ganze Wahrheit unverholen mitzuteilen. Am andern
Morgen, als sie sich zur Weiterreise anschicken wollen, werden
sie von Lancelins mit Rücksicht auf den Sonntag, an dem zu
reisen ihnen nicht gezieme, bewogen, ihren Aufenthalt um
einen Tag zu verlängern. Den so gewonnenen Zeitraum be-
nutzt der Erzbischof zur geheimen Absendung eines Boten nach
Mes, welcher Hervis von der bevorstehenden Ankunft der
Prälaten, sowie dem Zweck ihrer Reise in Kenntnis setzt Bei
den Mitteilungen desselben bricht der Herzog in ein lautes
Gelächter aus , trifft aber doch Vorkehrungen zum würdigen
Empfang der Gesandtschaft. Auf die inzwischen eingetroffene
Kunde von ihrem Anzüge eilt er ihr entgegen und führt sie,
nachdem auch für das Unterkommen des Gefolges gesorgt ist,
in seinen Palast. Hier harrt der Bischöfe freundlicher Empfang
und gastliche Bewirtung von Biautrix, ebenso bemüht sich
die Bärgerschaft, ihnen ehrfurchtsvolle Huldigungen entgegen-
zubringen.
Nach Besuch der Messe geleitet Hervis am folgenden
Morgen die Gesandten in den Palast zurück, wo er sie abseits
führt und nach dem Zweck ihrer Sendung befragt Nachdem
sich ihm der Bischof von Orleans zuvor als seinen Verwandten
und ehemaligen Schützling zu erkennen gegeben, offenbart er
ihm Karl Martels kritische Lage und bittet vereint mit seinen
Genossen um Hülfe. (Tir. 98.) Hervis jedoch, wenn auch längst
entschlossen, eine so günstige Gelegenheit, sich Ehre und
mächtige Freunde zu erwerben, nicht unbenutzt vorübergehen
zu lassen, gefallt sich längere Zeit darin, die behäbigen Prälaten
durch ausweichende Antworten auf die Folter zu spannen.
(Tir. 99.) Insbesondere setzt er sie durch die Frage in Verlegen-
heit, weshalb sie nicht längst schon selbst zum Schwerte ge-
griffen und das ihrige dazu beigetragen hätten , den Feind
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niederzuwerfen und verspottet sie wegen ihres müssigen Lebens-
wandels. Zugleich deutet er an, dass er auf Abstellung dieses
Übelstandes dringen würde, wenn sie seine Unterthanen wären.
Endlich aber trägt er ihnen doch auf, Karl Martel seine Bereit-
willigkeit zur Hilfe, zu melden. Bei dem nun folgenden
Mahle, fügt der Dichter ironisch hinzu, hätten Bischof und
Äbte wenig gesprochen und noch weniger genossen in Anbe-
tracht dessen« was Henris über sie geäussert hat. Auch auf
dem nun folgenden Rückwege denken sie, da einer noch feiger
ist, als der andere, an nichts anderes, als an die Möglichkeit, mit
in den Kampf ziehen zu müssen und kommen schliesslich
überein, lieber aus dem Lande zu flüchten, als in eine der-
artige Zumutung zu willigen.
d) Hervis' Kriegarfistuagen. (N fo.43c, T 176a ff.). Auf
Hervis' Aufgebot sammeln sich rasch zahlreiche Krieger unter
erprobten Führern, wie dem Grafen von Bar, dem Herzog
Sanson von Monmiral (Monroial N), dem Grafen von Montbliaut
(Montbeliart N) u. a. in Mes. Nachdem dieselben rasch ge-
ordnet und verproviantiert worden sind, setzt Hervis den Tag
für den Abmarsch fest. Seinem Schwiegervater, dem Profosen
Thieris überträgt er zuvor während seiner Abwesenheit die
Führung der Regierungsgeschäfte und weist ihm für den Fall
eines Krieges Gelder zum Anwerben von Söldnern an.
In der Frühe des darauf folgenden Morgens findet der
Abmarsch statt. Hervis ordnet seine gesamte Streitmacht in
4 Abteilungen, deren eine der Graf von Bar, die andere der
Herzog Sanson von Monmiral , die dritte der Graf von Montbliaut
und die vierte der Graf von Aspremont anführt. Sein
gonfanon trägt Thieris, sein zukünftiger Schwiegersohn.
(Tir. 100.) Unterwegs befragt der Graf von Bar den Herzog n
dem Zweck der Unternehmung, den ihm derselbe jedoch vor-
läufig verheimlicht Dagegen ermahnt er alle, wenn es zur
Schlacht komme, tüchtig mit dem Schwerte dreinzuschlagen.
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e) Tod Girarts m Rossilloa. (Tin 101.) N fo. 43d,
T 176 c ff.). Inzwischen sind die Gesandten von lies nach einer
möglichst beschleunigten Reise in Paris eingetroffen und werden
von Hardres und Aloris vor den König geführt. Kaum haben
sie dort den gunstigen Erfolg ihrer Sendung geoffenbart, als
ein unvorhergesehenes Ereignis die Lage der Dinge mit einem
Schlage total verwandelt Dasselbe besteht in dem plötzliehen
Dahinsclieiden Girarts. Die unerwartete, vom König anfangs
angezweifelte Kunde bekräftigt ihr Überbringer mit den Worten:
,So wahr ich auf Gottes Schutz rechne, Girart ist tot, es ist
reine Wahrheit*, und fugt, um sich eine gute Belohnung zu
sichern, hinzu: ,Um Euch die Botschaft zu hinterbringen, habe
ich 2 Pferde abgetrieben und getötet, denn ich wollte nicht,
dass Ihr länger in Besorgnis wäret 1 . (Tir. 102.) Bezuglich der
Einzelheiten von Girarts Tode erfahren wir noch, dass derselbe
auf seinem Sterbebette gebeten habe, jemanden an Karl zu
senden, um von ihm Verzeihung und Gnade zu erflehen, mit*
hin im Tode sein schweres Unrecht gesühnt habe. Drei Tage
nach seinem Ende sei er sodann in Bar sur Aube, wo er eine
Abtei gegründet hatte, begraben. Nachdem dem Boten für
seine Meldung t prächtige Rosse nebst 600 Mark Goldes auf
Befehl des Königs behändigt worden sind, verlässt derselbe
hocherfreut den Hof.
f) Harris' Ankunft bei Hofe. (N fo. 43f, T fo. 177 äff.)
Zur selbigen Zeit stellt sich ein Bote von Henris ein, mit der
Meldung, dass der Herzog mit seinem Heere in Lagni stehe.
Deshalb schickt ihm Karl am andern Morgen einen Boten
entgegen, der Henris bereits vor den Thoren der Stadt Paris
stehend antrifft. (Tir. 103.) Sehl trefflich ausgerüstetes und woW
digeipliniertes Heer erregt bei seinem Einzüge allgemeines Auf-
sehen. Selbst Karl ruft bei seinem Anblicke aus: ,Wehe mir,
wenn solch ein Fürst gekommen wäre, mich zu bekriegen*.
Darauf geht er dem Herzog entgegen, umarmt ihn und führt
ihn in den Palast, wo er sich auch die obersten Heerführer
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168
des Hervis vorstellen lässt Nachdem der KAnig noch einmal
ausführlich das Ende Girarts erzählt, vereinigt ein festliches
Mahl sämtliche Anwesende.
Die nun noch folgenden Schlussworte der Handschrift greifen
eigentlich schon in die ChansoD de Garin le Loherain über,
insofern sie uns bevorstehende Ereignisse in derselben kn voraus
andeuten. Dieselben lauten folgender massen:
Kartei Martinas * graat joie ineae
II cuide bien auotr tont eonqnestet
Mes en poi deure aura son euer iret
Naura repos sert (ci ert) en terre boutes
Paiea ei Wandos qae Diex pulst mal donaer (vergonder)
Roys Bucifana, Buiemons et Tangret
St lamnatan* de Corde la cite
Et .XV. roi saracin et esolcr
Orent dettruite sainte crestiente
Tonte la terre ou Jehsus fu poses
Et le sepoere ou fu enuolepes (ses eort fn poses)
Et sät lor Diez mult dnremeni jares
Que il venront en France le regne*
Ne (Si) ni lairont ne mouatier ne autel
Li rois sera fors de Paris getes
Ne Ii lairont castel ne fremete
Et sil est pris i! ne pnet esenaper
Que ü (il fMt N) ne aoit ocis et (ou) aiölee.
Die Absicht des Überarbeiters bei Einschietrang des vorstehend
analysierten Zusatzes ging, wie bereits oben angedeutet, darauf
hinaus, die Widerspräche zu beseitigen, welche sich einer Ver-
einigung der Chanson de Hervis de Mes und der Chanson de
Garin le Loherain entgegen stellten, und zu deren Beseitigung
Andeningen in letzterer sich nicht anbringen Hessen« Hierbei
handelte es sich hauptsächlich um zwei Punkte, denen je ein
Teil des Zusatzes gewidmet ist , nämlich erstens um Vervoll-
ständigung der Nachrichten Aber Hervis' Nachkommenschaft
und zweitens um das Hereinziehen des fränkischen Königshofes
in den Rahmen des Gedichts. Wegen des ersten Punktes hält
der Obefrarbeiter am Schlüsse des ersten Teiles des Zusatzes
an, um zu erzählen, dass in diesem 18 Jahre andauernden
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154
Zeiträume dem Henris noch 7 Töchter geboren 9eien, die er in
der oben (p. 26) angegebenen Weise verheiratet habe. Abge-
sehen davon, dass es an sich schon auffallig, wenn auch nicht
unmöglich sein würde, dass dem Hervis nach so langer Unter-
brechung — Garin und ßegon sind ja bereits erwachsen — ,
noch 7 Töchter der Reihe nach geboren werden, widerspricht
diese Angabe auch sonst der Oberlieferung. Denn unter Hinzu-
rechnung der bereits früher erwähnten Tochter des Hervis
(Hub p. 17), die ihm schon im 3. Jahre seiner Ehe geboren
wurde, würde sich die Zahl seiner Töchter auf 8 belaufen.
Das aber kümmert den oberflächlichen Überarbeiter wenig.
Nachdem er gesagt hat:
Deelens cel terrae aigneur (baron) que je von« di
Ot il .VII. fillee de sa ferne genial,
rechnet er bei Aufzählung der Töchter derBiautrix, die früher
geborene mit zu den 7 in diesem Zeiträume geborenen und
gleicht die dadurch ^erwachsende Schwierigkeit durch still-
schweigende Auslassung der 5. Tochter aus. Nach Aufzählung
der 4 ersten fährt er nämlich fort:
Et la sisime ot Ii vilains Heriiis (Heluia)
Qui fillieua fa le bon prouuos Thieri.
In diesen Zeilen liegt wiederum ein Widerspruch zu Garin
le Loherain vor, denn zufolge der Überlieferung vonÄBCEFM
ist der , Vilains Heruis* filluse des Herzogs Hervis. Im
übrigen sind die Nachrichten über Hervis' Nachkommenschaft
im einzelnen noch mehrfach verschieden von der ursprünglichen
Überlieferung, wie aus einer Vergleichung der p. 26 aufge-
stellten beiderseitigen Stammbäume, leicht ersichtlich ist Ich
bemerke dazu nur noch, dass sich die dort vorhandenen
Varianten an keine der mir zugänglichen Handschriften an-
lehnen und demnach der eigenen Erfindung des Überarbeiters
zuzuschreiben sein dürften*).
*) Dasa übrigens der erste Theil des Zusatzes einige Zage d»
ursprünglichen Hervis bewahrt, welche die am Schluss gewaltsam ge-
kürzte Hs. E unterdrückt hat, zeigt v.
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165
Um den zweiten Widersprach zu beseitigen und den
fränkischen Kdnigshof mit in den Rahmen des Gedichts hin-
einzuziehen, schien dem Oberarbeiter die mehrfache Erwähnung
Girarts von Rossillon im Eingang des Garin le Loherain geeignet.
Dieser hatte mit Karl Martel langwierige Fehden geführt *). In
*) Die Stellen, wo die Überlieferung der Gar. le Loh. Gifart von
ftossillan erwähnt , sind folgende:
1. Bereits im Eingänge des Gedichtes berichten 0 Q (letzteres nach
Mone, Unters, zur Gesch. d. teutschen Heldensage) S (nach einer Notiz von
Herrn Naumann) 5 (nach einer Notiz von Herrn Dr. Fleck), dass Karl
Martel durch den langen Krieg gegen öirart von Rossillon in die grfieste
Ohnmacht versetzt worden sei. ABCEFN erwähnen ihn anfangs
nicht , ebensowenig Paris' Druck. Wehl aber dessen neufs. Bearbeitung
des Gedichts. (Dieselbe scheint, soweit es sich aus dem Eingange be-
urteilen lässt, zum gröbsten Teil auf Q S zu beruhen. Jedoch finden sich
auch Stellen, wo sie mit der Gesamtüberlieferung gegen Q S geht, z. B.
gelegentlich des Angriffs von Mes durch die Sarazenen, wo Herrin an den
Hof Pipins geht, und dort vergeblich um Hülfe fleht. Nach Q S wurde
diese Mission durch eine Botschaft ohne Hervia ausgeführt.
2. A fo. 3a = BCEFQN hat
Apres la mort Girart du Boussillon
Vindrent en France (Vindrent ensamble E) paien et esclauon.
Paris hat die Stelle weder in seinen Druck, noch in seine neufranzösische
Bearbeitung aufgenommen.
5. Die entsprechende Stelle zum Druck p. 53, 19 ,Tant a Gerars
qui le Rossillon tint' lautet:
A: Ce fist Gerars qui tot mist a essil
BCEFM: Ca (Sai2S SiJIf) fet Gerars qui uostre regne (terreE) tint
(qui le regne maintint F)
4. Die zum Druck p. 76, 17: ,Envers le duc Gerart guerroia il':
AB OEM 0: Ehuers le duc Gerart guerroia il (guerre acoilli ,4)
De Rossillon qui tant f« poeteis (qui graut painnesoufri4)
der zweite Vers fehlt EM
6. Entsprechend dem Druck p. 81, 5 ,Par Dant-Gerard qu'est de
Roacillon neV lesen:
AM: Ce fist (Sa fa) Gerars de BonsiTlon fu nez
BC: Ca, fait (Ce fet) Gerars qui (quest) de Roeellon ert (nez)
MO: Se fa (Qua fei) Giravs de Reaeilkm h beira
11
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156
der, p. 147. Anm., erwähnten lateinischen Legende ist zwar
nicht Karl Martel sondern Karl der Kahle Girarts Gegner.
Indessen klingt die Erwähnung der Verfolgung Karls bis nach
Paris hinein (p. 189), sowie die Stiftung des Klosters Verzelai
durch Girart, Züge, die der uns erhaltenen provenzalischen
Chanson unbekannt sind, zu sehr an unsern Zusatz p. 147 und
p. 152 an , um nicht annehmen zu dürfen, dass dem Verfasser
unseres Zusatzes eine auf einer älteren Fassung der provenz.
Chanson beruhende Version des Girart vorgelegen habe, wodurch
P. Meyers a. a. O. S. 177 ausgesprochene Vefmuthung: JHais
il est possible, cela est meme probable, que dans la redaction
plus ancienne se soit trouvä le recit que l'auteur de la Vie
latine a räsumö 4 nur an Wahrscheinlichkeit gewinnt Was
nun die Hereinziehung der Episode ,Girart ( in das Gedicht
selbst betrifft, so erweist sie sich auf den ersten Blick als eine
gewaltsame und ungeschickte. Unwahrscheinlich klingt es an
sich schon, dass Karl, nachdem er auf dem Goncil zu Lion
reichliche Unterstützung von seiten der Geistlichkeit, wenn auch
widerstrebend, gefunden hat, sich durch eine blosse Drohung
Girarts so einschüchtern lässt, dass er sich abermals nach
weiterer Hülfe ängstlich umsieht. Dann aber, nachdem er sich
zu diesem, in gewisser Hinsicht demütigenden Schritte ver-
standen, erweist sich derselbe durch Girarts Tod vollständig
überflüssig und Hervis Zug nach Paris bleibt eigentlich unmo-
tiviert. Gewaltsam aber verfuhr der Überarbeiter auch insofern,
als er dem alten Eingang des Garin eine Anzahl Stellen fast wörtlich
entlehnte, um sie in gänzlich verschiedenem Zusammenhange
anzubringen. Der Wortlaut dieser Stellen steht unter den
mir zu Gebote stehenden Handschriften im ganzen dem der
Handschrift E am nächsten (d. h. also der Handschrift , in
welcher zwar der Hervis dem Garin le Loherain voraufgeschickt
ist, aber ohne dass darum beide Gedichte innerlich verknüpft
wären, ja ohne dass der Theil der Handschrift, welcher den
Hervis enthält, eigentlich mit dem Haupttheil enger verknüpft
wäre, als durch äusseres Zusammenbinden. Schriftzüge und
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157
Dialekt beider Theile sind aber identisch). Der Oberarbeiter
von NT hat aber, wie mancherlei Übereinstimmungen mit
andern Hss. zeigen, die Hs. E selbst offenbar nicht benutzt , wohl
wird ihm jedoch eine E sehr nahe stehende Redaction bei Abfassung
seines Werkes vorgelegen haben. Ich teile dieselben im folgenden
unter Gegenüberstellung des Textes von J5, dem ich die
Varianten von ABCFMOQ> anfangs auch von JS, zuletzt
von Cr, beigebe, mit, da sie uns den sichersten Beweis liefern,
dass die den Hervis und Garin verbindende Girart-Episode keinen
Anspruch auf Selbstständigkeit und Ursprünglichkeit hat
Nach den Eingangsworten liest E fo. 89 a, 21:
21 Et il auoit graut paor de morir
Ne regardoit son peire ne son fil
Ne Bon parent ne son germain cousin
24 As moines noirs que sains Beneois fit
Donnoit sa terre et rantes et moulins
Nen auoit terre la fille ne Ii fiz
27 Et partant fu Ii raondes apouris.
que sans Bernars assist F qui erent
(furent) a cel di ist umgestellt mit
25 QS
2b=F Et de C Donna M la
et trestot son pais B Anscois donoit
son for et son molin QS
26 = J M Nen auoit rien ABFO
Ne lauroit rien C fehlt QS
21 = CFJMO Et par ce fu Ii
mons sia.il Et por itant fu Ii
mons a. B Li oir (Si home) en
furent dolent et apourit QS
Varianten : 21 = A B F J Ou il C
Et il sentoit ne il deuoit morir 0
Quant estouoit le preudome morir 0
fehlt 8
22 regarda J le gardoit C son
frere ne son fil ABCJMOQ ne
son p. ne son f. S Nel regarda ses
freres ne ses filz F
2Z=BCJMOQS Farne nenfenz
ne oir de lui isist A Ne ses parenz
ne ses germains cousins F
2A = BMO Trestout laissoit pour
amour Ihesucrist A Par les pooirs C
Fast die gleichen Zeilen finden sich T 173 a 40; #41 a 45 ff. •
40 Que je (bien) cuidai tout a estrous morir
Ne regardai mon frere ne mon fil
Ne mon parent ne mon germain cousin
43 Ab moines noirs que S. Beneois fist
Donnai (Laissai) ma terre et rentes (rente et terres) et moulins
Que nenot terre Ii grans ne Ii petis
bl Ne Ii cousins la fille ne Ii fis
Et partant sui duremeot apouris. (Die Forteeteung 8. S. 162).
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138
Der Unterschied tet nur der, dafes wir sie hier in ditecter
Rede aus Karls eigenem Munde hören, während im Chanson
de Garifa der Dichter orientierefad über die vorangegangenen
Ereignis welche Karte UnglGok herbeigeführt haben, referiert«
Im ersten Falle ist daß Concil zu Lion berufen, um Mittel zur
Abwehr der Wändres zu beschaffen, im zweiten Falle aber,
üm Hilfe gegen Gifart von Rossillon zu erlangen.
Dte nächsten Zeilen in E 89b:
1 Ei Ii olergie farent si enrichi
Quelle en dut estfd toraeie a debclin
Se danieder concel nen i meist
Varianten: \=BVJMO Que
Ii clergiez si en fu e. F clergiez
en fu si e. A E Ii clerc (Li cferc
dut wtre a eeail wl ttyrt.*jrö4tr: Lea
abeyes tornerent a declin ÖS
3 = JWf ni eust e. mis B c ni
eust mis ACFJO In QS durch
14 abweichende Zeilen ersetzt.
sunt) riche et Ii moine autreti QS
2 Gaule CFG MO Tornee ea dut
estre France a d. B K. Martiax en
fehlen in -NT, die dattn in E 89b folgenden:
4 K. Martiaus fu fortnttnt apoaris
A lapostoile en auoit .1. ior prins
Droit a Lions qui sor le Rosne eist
7 Vint lapostoile contre Cbarlon son fil
La veissies de clers bien .1111. mil
Tant en i a ia consaus nen iert prins
10 Et lautre peule qui assambla enqui
De cbeualier» i ot plus de .XX. mil
Mais il nauoient palefroi ne roncin
13 Ne arateure fois les bran acerins
Des anciens horomes i auoit moult petit
Et les paroles eomtueaoent a uenir
16 Sire apostoiles, K. Martiat» a dit
Por cel signor qui en la crois fu mis
Aies pitie et Ae möi et de ti
19 En tel maniere qttfe ne soiens honni etc.
G = ABCFOQ$ fehlt M
l^zABCFMÖ fShtt QS
% plus de .1IL mil ABCFMO
La soat ensamble Ii grast et Ii
petit (La s. Francois et rem« et
gärni) Et un etautrequi diudoinent
sernir (orent serui) yS
9 ot ABO ja txmtes «es B i a
Varianten: 4 = BCJMO fehlt
A entrepris F Charles Mattetet*
en fu moult effreis (forment pensis) ]
II a mande lapostoile Thierri | Quil
(Que) le secore por dieu e por
merci QS
5 BCMO A lapostoille .1. par-
lement en prist A E mpostoües en
a parlement pris Q S fehlt F
c. n. iert por pris C. Tant i ot
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159
meines F neu sei faire deuas um-
gestellt mit 10 O fehlt QS
10 Edaatre (vgl, 9)0 iqui GFltfÜ,
fehlt AB Chart Mart i ot de «es
amis die folgenden Zeilen fehlen
oder wekhen ganzlieh tib 08
\\=BFMO Et dautre Murt
bien cheualiert M. mil A . Vit
mil C
\2 = ABCM Mesnena. 0 Mes
nanoient ne destriers ne rottcitm
Ne palefroiz ne mals arrab» Esen
ne heaume ne bon haubero tatslii F
Ne arme utile ABO
fors le brant acerin A
UäM Des h. uiex ABCFO
Des viellars k i ot il aiolt petit
ABCFO
Ibz^ABCFMO
16=*ABCFM0
V7=CFM0 Por icel de A Por
amor den ki onques ne menti B
18 = FAT Aies merci AB CO
et de vou8 et de mi C et de toi
H de mi 0
19 = 4*CFAf0
10
13
16
finden sich in T 173a 10; JV41d 10ff., also an ßrfiherer Stelle*),
wieder:
KL Mart fa forment (A grant meruelle fu Kl.) apouris**).
A lapostolle en auoit .1. jour prie
Droit a Lions qui sous (6or) le Rosne eist
Vint lapoetole contre Karion son fil
La ueissies de den bien .Uli. mil
fit moult grant peak qui asambla ichi
Taut en i a (vint) ia consaus nen ert (nen iert eonsax) pris
De cheualiers i ot bien (plus de) .xx. mil
Mais fl nauoient pallefroi ne ronchi
19 Ne armeure (arme nulle) fors les braus acerias
Des anchiens houmee i auoit moult petit
Et les paroles eommenosnt a uenir
22 Quant a lions sont asamble ensi
f Sire apostolles', Kl. Mart. a dit
Por le aignour qui en la crois fu miß
25 Aies pite et de moi et de ti
Et tel maniere que me sokms aomni.
•) Voraufgehen in N T folgende Zeilen: Icil Ger. baron dont ie
voug di | Fu si de guerre dootrinez et apris | Quem grant pouerte Kl-
(roi Kl.) Mart mißt | De tonte hounour ne Ii laissa tenir | Fors que Paris
et Orliens ce mest vis.
••) In N folgen hier noch: Et aen porqvant Kl. en eaaoa il | XVI anz
itant le fist languir | Et pus rout il sa terra os mest uis I ÖL rafrema la
guerre et Ii estris | Dont il morareat maint okeualier gentiL Man vgl,
hierzu QS Z. 7 ff. : Li dus Gerars ot gaste le pais | Por roi(dant) Martel
dont vos aues oft \ Pkis de XV ans se guerressrent si | Que maint preu-
dome en conuint a morir. Auch hier scheint aieo wie an anderen Stellen
N einer weiten, QS nahestehenden Vorlage gefolgt eu est*; xgl & 131.
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160
Es folgen nun einige Zeilen , die mehr von einander ab-
weichen« in denen Karl über seine Feinde spricht, die nach E
die Wand res, nach NT Girart von Rossillon sind. Auch sie
zeigen aber, wie sehr der Überarbeiter bestrebt ist, dem Text
seiner Vorlage möglichst treu zu bleiben. E 89 b fahrt fort:
20 Ne sai quel gent sont vers moi enuai
An ont ma terre et destruit mon pais
Par deuant moi fönt mes chastiaus croimr
23 Que ie nel pais endurer ne souffrir
Et ains mostiere font les cheuaus gesir
Ou diex de gloire deust estre seruis
26 Et les prouoires escorchent il tos vis
S ont archeuesqae8 et eaesques ocis
De cheaaliers autresi tel .xx. mil
29 Nauoient armes palefrois ne roncins.
Varianten: 20 sont ca uenu sor
mi AB CO si sunt venu sor mi F
sunt sor moi enuai M
21 Arse ABCFMO
22 = AT Et d. ABCF ont mes
chastiax croissis AB sunt mi
chastel croissi F Tres deuant moi vi 0
2b = BCFMO Ou dame dex A
26= ABCMO trestox vis F
21—BCFMO fehUA
28 Des MO aiicbi(ie ci il) tels
ABO a il ci tex F Encor a ci che-
ualiers .xxx. mil Q
29= Af Nont palefroi ne chensl
ne roncin AC Nont palefrois w
chevaus (destriers F) ne BFO Qw
nont cheual palefroi ne ronci folgt*
Ne armeure por lor oors garaptar
Por aus detfendre por autrui asalir ^
23 = Af Que ie nes (ne les 0)
tenser ne garantir AB CO
Jue ie ne puis amender ce mest
vis F
24 Ens es m. ABCMO Car es
m. F font lor ch. BF
Dtfür bieten T 173a 27; N 41 d 32 ff.:
27 Durement sui en ma terre amatis (apouris)
Pour .1. seul horame qui destruit mon pais
Mais il est si (sire il est) de guerre tant (si) apris
80 Par deuant moi fait mes chastiaus croisir
Et es moustiers fait ses cheuaus gesir
V diex de gloire deust estre seruis
33 Dont est chis hons lapostoles a dit
Qui en tel guerre a si uo terre mis
(Qui si destruit vo terre et vo pais)
De Rouselon sire si com ma (KL a) dit
36 8a neu Gerart cheualier est hardis
Di us (Dieux) est de guerre cheualier est de pris (diable lont si spri»)
Veschi mes houmes qni mouit sont apouri
39 la fu .1. jouro maladie me prisl
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161
Hierauf folgen in NT die S. 157 abgedruckten Zeilen,
in E 89b obiger Stelle folgenden Zeilen:
30 Prenes conseil bon et leaul et fin
cl Par eoi se puissent saueir et garantir
Ou se se non je tob raus le pais
Si men ira com uns autres chetis
4 Cil saut dolant cont la parolle oi
Ni a oelui qui ne fait esbahis
Ou ne plora8t des biaux iei de son uis
7 Li apostoiles seil est exi pies leaeis
Tenrement plore sa sa gent apellei
Signor clergie quel conseil me donnes
10 11 est bien drois que del vostre i tnetes
Et faites taut que il soient arme
Des biaux cheuaus corans et alarmeis
13 Vos estes riebe bien soffrir le poes
Li archeuesques de Haina cen est leues
Sire apostoiles quest ce que dit auea
16 Se ne denries por mil mars dor penseir
Qui meissiens .11. deniers menoeis
Car a toujors seroit acostemes
19 Toit se descordent dou consel sont tornei
Den
Varianten : 30 = ABCFMO
le sachies se consaus nen est
pri8 Crestientes en ira a declin
die folgende Tir. und die 15 ersten
Zeilen der nächsten fehlen Q
c 1 = CM Fehlt A Par quil se
puissent saluer et garantir FO
folgt: De cele gent qui nos ont
enuaiz O
2 = ABCFMO folgt: Car je
nel puis tenser ne garantir M
3 Si men fuirai ABCFO Ains
men irai M
4= ABFMO Dolent sont tuit
quant ice ont oi C
b=zBCFM NiotO nen soit A
ß = ACMO Et nen BF
l = ACFMO Adont sen est
lapoatoles leues B
8= CMO ses clers a apellez^l
sa ses genz apellez B F
9=.M Seenot dist il BC donrez
AFO
\0 = ABCFMO
AB ke
Et feisone
11 Gar faisonB tant
cascuns soit armes B
tant CFMO
12 De (SorO b. CFM De bons
destriers 0 Etcneuaz aient^l corans
et abriuez ACFMO De beles armes
de cbeuaus abrieuez B
13 = 421 CFMO
Hz=zBCMO Lareeueques de
Rainz A sen est en piez leuez A F
folgt: En hant parla com ia oir
porrrei A Quant il parole si fu
bien escotez 0
\h = ABCFMO
16 Ce com ne doit M II ne
seroit A Ne convenroit BCFO
peses ABCFO
\l = ABCO Que meissies M
.III. d. F
18 —F Qa A toz iorsmais^B
seront A MO
19 = AB D se F Tuit sen M
Tuit se drecerent C d. sen uoloient
torner 0
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16t
Quant lapoetoiks les a tos apefes
K. martiaus biaus filz auant venea
22 Se mait dex ie ni puia riens trouer
Qe il i metent .1. denier menoie
Que ne serai donques per den de maiste
25 Don« est perdue sainte crestientes.
20 = CFMO Et lapostoilles en
fu forment irez A Li apostoiles a
)e roi apele B
21 = CFMO biaz sire A diit
il a. u. B
23 = CFM Ni uoellent meto AO
.IL deniers monaez 2?
24 = M Qea sera doot ABCF
Sj maist dex ee dit K. Ii ber 0
25= Af Dont ACMO DoncF
= -4 FM 0 je nen C p. fin t.B iert perdue est destruite 0 Siert
dont perdue B
entsprechend lesen T 173 b 5 ; N 41 e 5*):
5 Prendes conaeil bon et Ioial et fin
Que il (comment) se puissent sauuer (tenser) et garantir
V se ce non je uos rent uo pais
8 Si raen fuirai conme .1. antres cnetis
Chil sont dolant con le parole oi
Ni a chelui qui nen fast esbahis
11 V ne plorast des bianx jex do son uis
Li apostoles en est em pies leues
Tenrement pleure sa sa gent apelle (sa gent a apele)
14 Signour clergie (dist il) quel conseil me donres
(folgt: Qui lof grans rentes et lor teures tenez)
II est bien drois que du uesire i metez
Et faites tant que il soient arme
17 De biaux (bons) cheuaus courans et abriues
Vos estes rices bien sofrir le poea
Li archeuesques sen est tautest (de Rains an est) leues
20 Sire apostoles dist il trop mal parle«
Ce ne (Ne le) feries (feriens) pour mil mars dor pese
Qui mesisiena .II. d. monnaes (vaillant .II, aus pelez)
23 Oar a toua jours seroit acoustume
Tout se descordent den oonseil sont tourne
Quant lapostolles les (r)a tout (r)apelles
2d KL biaus fis dist (Vos filz dist il) auant neues
Si mait diex je ni puis riens trouuer
Que il i mstent .1. d. monnae
29 Quen sera donc pour dien de maieste
Dont iert perdue sainte crestientes.
*) Diese Stelle wird von der S.157 mitgetheüten nur dmrch foljeadt
Zeilen getrennt: Nont armeure dont se puissent garir Mi bom&
sont deschaus et mal uesti N) | Ne sainte eglise deffendre ce med vn.
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163
In der nun folgenden Tirade tritt in E Hervis auf. Die Über-
einstimmung mit TN wird dadurch selbstredend unterbrochen,
da nach ihrer Darstellung Hervis dem Concil zu Lion gar nicht
beiwohnt. Der Überarbeiter hilft sich hier auf einfache Weise,
indem er die nächsten 15 Verse kurzerhand auslässt*).
Die Übereinstimmung setzt sich dann aber wieder fort:
£89d 11:
11 Adons parla Ii abes de Clini
Droit en aues archeuesques Hanris
Que le« bien fais voles oster de ci
14 Nos somraes riebe la damedeu merci
De bonnes terres que lor ancestres tint
Moult est or miete si con moi est auis
17 Cbascuns mete dou sien .1. sol petit
Que nos perdons se dont sommes saisi
Et larebeuesques par ire respondi
20 Miels se laroit traineir aroncins
Que ia i niete vaillant .1. angeuin
Varianten : 1 1 Apres Q Glugni
ABFMOQ Cligni C
,12 = M Tort eri a. ÄBCFO
Sire arceuesques uos naues pas bien
dit Q
13 = B CFM Qui le bien fait Ä
Qui bien a faire uolez destorner
ci O f fehlt Q
14 =ABCFMOQ
15 = CO Des b. AF bonne
terre M Des riches terres B
fehlt Q
16 = ABC MO si com il m'est
auis F, fehlt Q
17 C. i mete ABCFMOQ du
sien aueun p. AB CO cequilporra
soufrir Q, folgt: Tan t que Ii regnes
soit salues et garis Q
18 = CM Que perdissom F
Que perdons ce dont noz s. s. AB
Se nos perdons ce quauomes conquis
Q folgt: Dont puet on dire que
nos somes chaitif Q fehlt 0
19 =ACFMO Li a. B Dist
larceuesques par le cors s. Denis Q
20 = F Ainz AC Miex me
laroie trainer a ronci B graiilier
etrostir^l trainer et (ou O) rostir
CMO fehlt Q
21 =CO Que jo i BM v. .11.
angeuins F .1. paresi B du sien
grant ne petit A Ja ni metrai
vaillant .1. parisis Q folgt: Et
lapostoiles durement se gramist (ses
*) Dieselben lauten E 89 d 26 ff. : Adont parla Ii Loherens Heruix 27 Sire
apoetoiles que est ce quaueis dit 28 Si ai .XX. mil de cheualiers gentis 29
Dont Ii clerc ont les fors et les molins 30 Si est bien drois autres consaus
soit prins (dl) Ou sese non bien puet a pis venir 2 Dist larceuesques
ie uos ai bien oi 3 Nos souimes clerc si deuons deu seruir 4 Proierons deu
por trestos uos amins 5 Quil les deffande de honte et de peril 6 Che-
ualiers estes notres sire vos fit 7 Toutes droitures commanda a tenir
8 Et sainte eglise sauuer et retenir 9 Quel seleroie foi que doi saint
Martin 10 Je ni metroie vaillant un angeuin.
11*
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164
29
fo 90a 1
mari 0
sen
Par maul taillant a lapoustoiles dit
Par le sepulcre il nira mi ensi
Venes auant E. martiaus biax fis
Je uos otroi et le uair et le gris
Lor et largent dont clergie est saisis
Lea palefrois les murs et les roncins
Et les destriers corans et arabis
Tos les prenes jel vos otroi et quit
Dont vos puissies les sodoiers tenir
Que vos desfendent et le uostre pais
Et si vos pres les dimes sire fis
Tresqua .VII. ans lait il et .1. demi
Quant vos ares vaineu les Sarrasins
Bendes les dimes ne les deues tenir
K. martiaus a dit voetre merci
Or est asses je lotroi bien ensi
La veissies tant panre var et gris
mari CF) ACFO
Li apostoiles forment sen engrami B
nach 7 weiteren Zeilen: Et la-
postoilles molt forment sesmari Q
22 P. m. a son clergie a d.
AB MO fehlt CQ
23 Par cel s. M Par S. Sepucre
ABCFO folgt: En autre point
couient lafere lssir F mie ensi Af
U=ABCFM K. M. fet il 0
Charlon apele ca uenes sire fis Q
folgen: De par Jesu qui onqes ne
menti | Et de seint Pere en qui
leu ge suis mis | Ai ge la force de
faire mon plaisir | Et de Dar deu
preing hui ce fais sor mi 0
25 = ABCFMO Jo te com-
mant et de bouche le di Q
26 = M dunt Ii clerc sont saisi
ABCFO statt 26—28 bietet Q:
Sor les autex va loffrande coilfir
Prenes les dimes et les bles autresi
Et sor les peroes et le uair et le gris
Et ens es creutes autex et crucefix
27 = ABCFMO
28 =M fehlen ABCFO
29 = M Si 1. p. A Sen prendes
tant B C Si prenez tot F Si aiez
tot 0 Et vendes tot je uos com-
mant amis Q folgt :Ne lor lessiez
fors tant ge uos en pri 0
30 = CF Tant que puissiez A
Dont nos puissions M p. tos s. B
Et dones tot as cheualiers gentis Q
Dont il sc puissent et uiure et
sostenir 0
1 = M Qui defendront AB uoz et
u. p. ACF et vos et vo p. B Bien en
porroiz uoz soldier tenir 0 fehlt Q
2 = FMO E tos otroi B Et
sil uoz plest C fehlt AQ
3 = CM Jusqua VII ans
ABFG Dusqua VII a. 0 le
uoz doing et otri A biaus fils tos
acomplis G fehlt Q
4 = ABCFGMO Quant nos
aures aquite le pais Et les tirans
detrenchies et ocis Q
5 = ABCGM nes poes pas
tenir F Bendes arier ce que uos
aues pri8 Q
6=6? Ii dist CFO dist il Jlf
respont B Li rois respont sire cum. A
EtdistMart. le uostre grant merci Q
7 =M Co est aBsez B ce dist
Ii dus Hernis AB CO sire oe dist
Heruis G Ii dux Heruins a dit F
Jel ferai bien se diu piaist et ie
uif Q folgen: Adont sescrie com
cheualiers de pris A Or as eglises
as cheuau8 (hernois B) as roncins
ABCFGMO
8 Ja prenez tot G La p. JP
Dono v. la p. 0 tos p. B etpuC
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165
Or et argent et ces coupes dor fin
10 Et armeures dont Ii olerc sont saisi
La ueissies Chevaliers reuestir
En pou de tertue ai com la chansons dit
13 En ueissies plus de .LX. mil.
et u. et g. CFG MO le uair
prendre et le gris A fehlt Q
9 =AfLor etlargentetlesBFÖOO
vait maintenant saisir Q fehlen AC
10 = BFMO Les a G um-
gestellt mit 9 M Muls et somiers
palefrois et roncis | Or as cras
prestres ce dist Ii dus Hernins Ö
fehlt AC?
11 z=BFMO Lors G Tex fu
montes qui en piet en reuint Q
fehlt AC
12 —ABCMO com (si com)
lestoire dit FG fehlt Q
13 =ABG XLCFMO De che-
ualiers yeissies XXX mil O Bien
conrees la dame diu inerci Q
T173b 31; N 41e 32 (= Tir. 89):
31 Apres parla Ii abbes de Cluigni
Droit (Tort) en auea archeuesques dist il gentilz
Que les bienfais uoles oster de chi
34 Nous soumes riche le dameldieu merchi
Des bonnes terres que nos (lor) ancestres tint
Moult uenroit (vauroit) miex certes ce (si comme il) niest auis
37 Chascuns de nous i mesist .L petit
Que nous perdons cou de coi sons (dont somes) saisi
Et larcheuesques per ire respondi
40 Quil ni metroit uaillant .1. paresis
Dist lapostolles il ni(r)a mie ensi
Venes auant Kl. mart. biaus fis
43 Je vous otroi et le uair et le gris
Et les cheuaus palefrois et ronchis
Lor et largent dout clergies est (Ii clerc sont) saisi
c, a 1 Et les destriers courans et arabis
(Et les cheuaus et les destriers de pris)
Toua les prendes je vos otroi et quit
Dont uou8 puissies les soudoyers tenir
4 Qui uous deffendent vous et uostre pais
Et si uous doins (prest) les dimes biaus dous fis (sires filz)
Dusqua .VII. ans dist il et J. demi
7 Quant uous ares uaincus^ uos anemis
Rendea les dimes ne les deues tenir
(Dont les rendes plus nee deuez tenir)
Sire dist il (El.) de die .V 6 . mercis
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166
10 II est asees eüsi le Höfel tenir (ei joo ainsi loiri)
La (Dont) ueiasiea tan prendre uair et gris
{folgt: Et murs et mules palefrois et roncios)
Or et argen t et ooüpes et ör (copes hennas dor) fin
13 Tante armeure dont clergie (Ii clerc) sont saifii
Ohes cheualiers ueissies reuestir
En peu de terme si com la chancons dist
16 En ueissies plus de .LX. mil.
Die Übereinstimmung hört hiermit auf, da das noch folgende
sich auf die Kriege mit den Wandres bezieht und deshalb mit
den durch den Zusatz geschilderten Ereignissen , Giqirt von
Rossillon betreffend , nicht mehr in Einklang zu bringen war.
Es erübrigt nofch, einen kurzen Blick auf das Verhältnis
der Chanson de Garin nach NT zur Chanson de Hervis und
der allgemeinen Überlieferung zu werfen. Natürlich mussten
bei ihrer Abfassung die der Chanson de Garin entnommenen
und bereits früher geschilderten Züge in Wegfall kommen.
Dahin gehört in erster Linie das Concil zu Lyon (Paris, nfz. Bbtg.
Chap. 1). Wir sehen daher in NT zu Anfang der Chans. Garin
Hervis in Paris, in Begriff stehend sich von Karl Martel zu ver-
abschieden, als die Kunde von dem Einfall der Wandres und der
Bedrängnis der Ortschaften Rains, Söisons und Sens eintrifft
Die Belagerung von Paris, sowie Karls Zug von Lion aüs zur Be-
freiung seiner Hauptstadt bleiben naturgemäss auch unerwähnt
(Paris, nfz. Bbtg. Chap. II). Von Paris begiebt sich Karl,
nachdem er auf Hervis' Rat das Heer in zwei Theile geteilt hat,
mit der einen Hälfte nach Soisons und befreit die Stadt,
während Hervis mit der andern nach Sens eilt. Ebenso wird
noch der Reihe nach die Belagerung der Städte Rains und
Troyes aufgehoben. Wie gewöhnlich bei Überarbeitungen,
werden auch hier diese Ereignisse mit grösserer Breite und
Umständlichkeit wiedergegeben. Beispielsweise wird von einem
zweimaligen Kampfe vor Soisons gesprochen (cf. NT, Tir. 5, 6, 7
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16?
und 11, 12, IS), desgl. vor Rains (iL Tit. 8, 9 und Tir. 13, 14).
Ferner wird der endliche Sieg Karls über die Sarazenen bereits
im voraus durch eine Traumerscheinung*) verkündigt. Während
der Kämpfe um Troyes tritt nämlich in. einer Nacht ein Engel
an des Königs Lager und fordert ihn auf, nicht zu verzagen,
sondern im Vertrauen auf seine gute Sache, den Kampf von
neuem aufzunehmen. Noch in demselben Jahre, weissagt er,
soll Karl sein gesamtes Erbe wiedererlangen , dabei aber wird
ihm zugleich kundgethan , dass es ihm alsdann nicht vergönnt
sein werde, weiter zu leben, indem das letzte seiner Lebens-
jahre herangekommen sei. Deshalb soll er auch nicht ver-
säumen, die Zehnten zurückzugeben, die ihm früher zeit-
weise abgetreten waren. Zum Schluss prophezeiht ihm der
Engel die baldige Geburt eines Thronerben, der, wenn er
vollständig ausgewachsen sei, zwar nicht mehr als 3 Fuss
messen, trotzdem aber sein grosses Erbe mit mächtiger Hand
zu beherrschen wissen werde.
Die Verwundung des Königs, sein Tod, sowie die Krönung
Pipins stimmen im wesentlichen mit der ursprünglichen Ober-
lieferung überein, wohingegen selbstverständlich Hervis' Ver-
mählung auf der Rückreise von Paris, einschliesslich der
Nachrichten über seine Nachkommenschaft, ausfallen. Statt
dessen wird nur erzählt, dass Hervis in Verdun vom Bischof
Lanselins und in Gorse (Gore N) von dem Abte aufs freund-
schaftlichste empfangen sei und von letzterm Orte aus Thieri
*) Ein beliebter technischer Kunstgriff der altfr. Epiker, der keines-
wegs für hohes Alter der betreffenden Gedichte sprechen kann, wie
Koschwitz, Rom. Stud. 11,42 und mit ihm G.Paris meint, söimRol., in
Karls Reise, im Türpin, im Fierabr. fr. 6137 Gaydon S. 321 ff. etc. und auch
sonst ist er zur Geltendmachung clerikaler Wünsche angewandt. Doch recht-
fertigt dies noch nicht, die Annahme DuMerila Mort Garin LXXII:
,I/auteur (sc. de N) est e'videmnient un ecclesiastique qui saisit toutes
les occasions de montrer sa robe et de faire de la propagande 1 . Dagegen
spricht namentlich die despectirliche Behandlung, welche der Verfasser
im ersten Theil seines Zusatzes, den hohen Würdenträgern der Kirche
seitens des Hervis widerfahren lässt (vgl. S. 150).
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168
nach Mds gesandt habe , um den Seinigen seine bevorstehende
Rückkehr zu melden. Die Erzählung wendet sich dann, nach
Schilderung seines Einzuges, sofort zu der Belagerung von Mes
durch die Sarazenen, . ein Übergang, den T 182c auch
durch eine besondere Überschrift hervorhebt. Dieselbe lautet:
,Ensi qui Ii •ITH. roy reuinrent aseir Mes et comment Hervis
issi contre yaus a bataille 4 .
Der Zeitraum zwischen Hervis' Rückkehr und dem Angriff
der Heiden wird auf 9 Monate angegeben T 182 c N 47 b:
Bon tans i a et de pain et de uin
IX mois tous plains demoura bien ensi
Que nule guerre noient (ne riens) ne Ii nuiei,
womit die nun folgende Nachricht in seltsamem Widerspruch
steht, dass Pipin, als Hervis ihn in Montloon, wo sich der
Hof gerade aufhält, um Hülfe angeht, seine Ratgeber um sich
versammelt, um mit ihnen Hervis' Anliegen zu erwägen. Er
müsste dies dann, wie sich aus dem Vorhergehenden ergiebt,
im Alter von etwa einem Jahre gethan haben. Richtiger giebt
die ursprüngliche Überlieferung das Alter Pipins, als Hervis
ihn um Hülfe bittet, auf 12 V« Jahr an, was für den zwischen
dem ersten und zweiten Einfall der Wandres liegenden Zeit-
raum die Summe von nahezu 13 Jahren ergiebt.
Der nun folgende Teil, die abschlägige Antwort Pipins,
die darauf erfolgende Reise des Herzogs zum Könige Anseis
von Cologne und dessen Beistand lehnt sich im wesentlichen
an die ursprüngliche Überlieferung an. Dann aber weichen die
Berichte von NT sowohl untereinander (vgl. p. 13), als auch
von der ursprünglichen Überlieferung bedeutend ab, indem
Hervis in den Kämpfen von Mes nicht seinen Tod findet, sondern
nur schwer verwundet wird und nach seiner Genesung noch
einen Zug gegen die Sarazenen in das heilige Land unternimmt
Eine eingehende Darlegung desselben, sowie der Stellung
von N und T unter einander und zu der übrigen Überlieferung
gehört nicht in den Bereich der vorliegenden Arbeit und behalte
ch mir dieselbe für eine -spätere Untersuchung vor.
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169
Schlussbemerkung.
Das Resultat vorstehender Darlegung lässt sich dahin
zusammenfassen , dass der Zusatz , welchen die Hss. NT zur
Chanson de Hervis , wie sie die Hs. E und Philippe de Vigneules
bieten und die Aenderungen derselben Hss. im Eingang des
Garin , lediglich bezwecken diese ursprünglich getrennten oder
wenigstens nur rein äusserlich in Beziehung gebrachten
Gedichte innerlich zu verknüpfen und ihre zu augenfälligen
Widersprücke zu verwischen. Wie wenig das dem Verfasser
der Redaction NT gelungen , in wie viele neue Widersprüche
er sich verwickelt, wie armselich seine Erfindungsgabe war,
ist dabei nur zu deutlich zu Tage getreten.
Dass wir es wirklich mit einem Zusatz zu thun haben,
geht auch noch daraus hervor, dass die 21 Plus-Tiraden
von TN mit 1451 resp. 1499 Zeilen den Wechsel von männ-
licher e und männlicher i Assonanz , auf welche Künstelei der
Verfasser des Hervis grossen Werth gelegt hat (vgl. Hub 1. c.
S. 9. Anm. 3. und Stengel in Zeitschr. IV, 101), an 2 Stellen
durch je eine männliche a-Assonanz (von 16 und 18 Zeilen), an
einer dritten durch eine männliche nasale o- Assonanz (von
65 Zeilen) und an einer vierten durch 2 männl. nasale o Ass.
(von 30 u. 36 resp. 37 Zeilen) und eine männliche ie Assonanz
(von 22 Zeilen), im ganzen also durch 187 resp. 188 Zeilen
durchbrechen, während ihn der eigentliche Hervis, d. h. die
ersten 82 Tir. der Hs. E mit 10530 Zeilen nur an 5 Stellen
(und zwar sämmtlich nach T. 45) durch 9 andere Assonanzen
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(2 raännl. und 2 weibl. a, 2 weibl. e, 1 mann]. 1 weibl. u
und 1 männl. ie) mit im ganzen 73 Zeilen unterbricht
Eine auch nur theilweise Beeinflussung des Verfassers der
Redaction TN seitens der lebendigen Tradition anzunehmen,
sind wir durch nichts berechtigt und das lässt denn auch die
Ansicht DuMeril's (1. c LXXVI): ,La comparaison des deux
textes (d. h. die Red. N und die, welche unter Jehan de Flagis
Namen geht) fournit un moyen de remonter aux traditions
primitives et de les debarasser des additions qui les ont cor-
rompues 4 keineswegs als begründet erscheinen.
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Index.
Die in Klammern stehenden Zahlen besseichnen die Anmerkungen.
Ch. = Chanson, R. = Roman, Chr. = Chronik.
Acojun, Ch. 67, 97 (5).
Aeks 129, 131.
Aimery de Narbonne, Ch. 117.
^Ifc^^Wü 1 * ' Gftyd ° n 74 ' : n™**» 102 < 16 >-
Aleechans Ch. 60 67, 76, 79, 101 (14), 105 (19).
castn Anibaoae, Liber de Comp. 114 (35), 115.
Amis et Amile, Ch. 71, 108 (23).
Andegavorum, Chronica de gestis Cons. 118 (34)
«" Boljndssage. 97 (5) ; Geschichte 90, 91 ; Chron. d\ 90, 91.
Anrede, an Forsten: 7; mit tu: 22
Anseis de Carthage, Ch. 61.
Ansew de Mes, Ch. 96(4), 124, 131.
Ansäs, roi de Cologne 108, 1; 180, 132 etc.
^^^f^ 108 (23), 147, 150, 167. vgl. noch Doon de Mayence
A ß premo^t(Ag^ Ch. 76, 80, 101(14), 105(20), 1 10 (28). - s. Thibaut,
Assonanzkünste'lei 169. Tgl. zu dem Zeitschr. IV, 101 besprochenen Fall
einer tfinnenassonanz noch Floovant. zu v 1214 121^ 191« n 199«
Auberi Ch. 13, 40, 75, 102 (15), 109 (24) HO (27) l'll 81) 117 (36)
Aye d'Ayignon : Gui de Nantneil 112 (32). - 72, 82, 83, 108(24), 112, 113(32).
Bachelor: Chevalier 13.
Baldewin (Baudouin) 67, 68.
Baligantepisode 42, 46, s. Dönges.
EaX^eid^ Södfr " Uh * n - 111 (31) * - ***** der8elbeD 103 (16 >'
Basin, Sage 74/
Berte as gr. pies. 79, 100 (11), 131.
Bertrant, Sohn des Naimes 75, 79, 81, 84. — Fehdebote. 75—76.
sir Bevis of Hampton, R. 101 (14).
Blanoandin, R. 101 (14), 102 (16). 103 (16).
Blanchefleur, 127, 131.
Bordelesen 82. 96 (4).
Boten -berichte 76. — B. - rencontres 102 (15).
Boron de Commarchis, R. 96(4), 102 (15), 103 (16).
12
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Braium Nemus, Schlacht 92, 116 (35). — Wortlaut des Berichtes 113(34).
Butentrot 44.
Charlemagne et Anseu, Prosar. 66.
Charlemagne, B. 70, 83, 84, 97 (5). — nord. üebertr. 98.
Charles le Chauve, R. 70, 77.
Charroi de Nimes 110 (28).
Chevalier : Bacheler. 13.
Chevalier an lyon, R. 101 (15).
Ciperis de Vignevaux, B. 70, 79.
Clairette et Florent, B. 111 (31).
Clich&i epiques 88, 112.
Cluigni, Abt von 108 (23), 147,
Comte de Poitiers, R. 100 (11).
Coronemens Loeys 104 (18), 108 (23).
Covenans Vivien, Ch. 103 (16).
Curteine 72.
Dante, Divina Commedia 118.
St. Denis, Chr. de 66.
Dooh de Maience, R. 101 (15), 103 (16), 108 (23), 109 (24), 111 (32).
Doon de Nantueil, Ch. 80, 103 (16).
Dönges, die Baligantepisode. Algatif und Baligant 17.
Durndarte 72.
Elie de St. Gilles, Ch. 78» 96, 101 (14), 103 (16), 111 (31).
finfanoes Garin de Monglane, Ch. 70. — E. GuiUaume, Ch. 108 (151 -
E.Ogier Ch. 111(32), 113(33). - E. Vivien, Ch.: Henris de Mee 1Ä
l'Entree en Espagne, Ch. 105 (19), 110 (28).
Espoiisce 108 (24).
Fierabras, Ch. 40, 66, 72, 76, 78 , 83, 101 (14), 103 (16), 104 (18), 108
(22), 111 (31), 113 (33), 167. : Ogier s. Vorwort
Floire et Blanoeflor, R. 97 (4).
Floovant, Ch. 40, 105 (19), 110 (28), Iii (31).
Foulque de Candie, Ch. 96, 105 (19), 110 (28), 111 (31), 118.
Frauen, in Gaydon 85.
Fulco von Anjou 90, 116 (35).
©alfredi, Historia Brittonum 115 (35).
Ganeloniden 12 , 66 , 79 , 82, 83 , 89, 92, 108. - Ihre Führer 70, 83. -
Partei-Spaltungen 109-110 (25).
Garin le Loherain, Ch. 71, 75 , 76, 78 , 82, 100 (12), 102 (15), 103 (16),
108 (22 u. 28), 109 0H), 110 (28), 117, 118. - La Moxt O. Ck ,96,
118, 167.
Garin de Monglane, R. 101 (14).
Gaufrey, R. 103 (16), 109 (24), 111 (81), 118.
Gaufredi Comitis Historia 114 (35).
Gefangene, Austauschung von 110 (30).
Geoffrei d'Anjou, 66, 69, 91, 98. (7).
Gerart, Sohn, nicht Bruder des Huon 109 (24).
Geschenke 5.
Girard du Fraite 104 (18).
Girart de Rossilho 155. — latein. Legend« von: 147. — Ch. 97 (4).
113 (33), 116 (35), 117.
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Ginn da Viane, Oh. 82, 88» 84, 101 (14), III (32).
Girbers, Legende von 104 (18). — G. de Mes, Ch. 76, 96, 97. 101 (15),
102 (15), 108 (22), 109 (24), 110 (27), 111 (31).
Godefroi n. Martel 91, 92, 113, 114 (34).
Gormund et Isembard, Ob. 105 (20).
Gni de Bourgogne, Ch.: Gaydon 72, 80, 83, 84. — 101 (14), 109 (24),
110 (26), 117.
Gm' de Nantueil: Ave d'Avignon 112 (32). — G. d. N.: Gaydon 77, 83,
85-88. - 108?22— 4), 111 (31), 112, 118 (32), 118.
Guilleaurae de Döle, R. 87, 88.
GuilL d'Orenge, Sagenkr. v. 72, 118(36).
■auteclere 72.
Hervia de Mes, Gh. 75, 103 (16), 110 (30), 169. - Stammbaum des
Geschlechtes v. H. 144-146.— Textproben aus Phil, de Vign. 137,
Stellung von v zu E 154 Collation von D* XX.
Herupee, Tradition v. d. baronen: 82, 92, 116—117.
Hertaut, GaneL 72, 74. - H. de Monpencier 107. 16.
Hildebrandslied 105 (9).
Hugues Chapet, R. 70, 117 (36).
Huon de Bordeaux nach Girbers de Mes. 109 (24). — H. Ch. 71, 75, 76,
79, 82, 103 (16), 105 (19), 108 (23), 109 (24), 110 (26).
11 neutrales Pronomen im Roland XV.
Jean de Marmoutier, Chronist 113 (34), 114 (35).
Jehan de Lanson, Ch. 76, 81, 83, 84, 103 (16), 110 (26 u. 28), 118.
le Jugement d'Amour, R. 97.
Kai, Fürst von Anjou 115.
Karel den Grooten, Roman van 118, 120.
Karl d. Grosse 83, 84. Alter 110 (26). - Seine Habgier 110 (27).
Karla Magnus Saga. 66, 96, 108 (24).
Kaiser Karls Meerfahrt, Unlands Ballade. 104 (18).
Kriegslist 110 (28).
liehen, Südfr.: nordfranz. Barone 111 (31).
Liebesabenteuer IM (31). - L. galante 101 (15).
Loherains, Ch. des 15, 40, 77, 88. — Werth von JV 170, Stellung zu QS
181, 159 — Textproben aus v XIX. 129, 138, 145.
Loth, roi d'Aingleterre 110 (29).
Macaire, Ch. 72, 79.
Merlin, engL Prosar. 96, 106 (20). - gereimt, engl. R. 112 (32).
Moniages Guillaume, R. 101 (14).
Montaspre (s. Aspremont zu Thibaut) 107, 27.
Moral, mittelalterliche nach Rol., Ch. 13-14.
Morte Arthur, Harleian Version 70.
Ph. Mousket, Chr. de 66, 67, 80, 103 (16), 112.
Mormandie, Chr. des ducs de N. 113 (33).
•gier rardenois (Cheval. Ogier): Gaydon 75, 76, 84, 85. - 72, 80, 81,
96, 101 (14), 103 (16), 111 (30), 117, 118. : Fierabras.XVU.
Otbel, Ch. 72, 111 (30).
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Parise la Duch. Ch. Gaydon: 70, 100(11), 106 (20), 108(23), 109 (24). -
82, 88.
Pelze 18.
Perceval 105 (19). — -sage 102 (16).
Pförtner, grobe 100-101 (14).
Prise d'Orenge, Ch. 103 (16), 110 (28), 111 (32). - P. de Pampelune, Gh.
66, 96, 98 (8), 103 (16), 106 (20), 108 (23), 117 (36).
Kacenunterschiede 92, 116(36).
Raoul de Gambrai, Gh. 96, 97 (6), 105 (19), 106 (20), 106 (22), 110 (28)
Iii (31).
Beali di Francia 104 (18).
Renant d'Aubespine 85, 93, 120. - K de Montauban, Gh. 72, 76, 82,
83, 84, 97 (5), 100 (12), 103 (16), 105 (20), 108 (23), 109 (25), 110
(28). III (31).
Richer, Gh.: Gaydon 81. — Text des Prosaauszuges 106—108.
Rioul dn Maas 78, 97 (5), 104 (18).
Roland, Ch.: Gaydon 71. - 66, 67. 69, 72, 98 (7), 99, 104(18), 105(191
108 (24), 110 (26), 117, 118, 142, 167. - Vengeance R. 98 (7).
Roncevaux, R. 60, 66, 71, 72, 97 (6), 98(7).
Roi, Geste du 61.
Ron, R. du 113 (33), 114 (34).
ftaisnes, Gh. 101 (15), 105 (19), 110 (28), III (31), 117.
Sanson de Monroial 106, 8; 107, 4; 143; 151.
Schlachtruf 44.
Schneewittchen, March, v. 70.
Schulbildung 15.
Siege de Barbastre, Gh. III (31). — S. de Narbone, Gh. 117.
Simon de Pouille, Ch. 114 (34).
Söhne: Väter. 79, 105(20). Tgl. noch Aye d'Avignon, pg. 82 ff.
Spagna, ital. R. 98 (9), 119 (&).
SpnchwOrter in Gaydon 95 (3).
Staffage: Ohve 5, 100 (13); Pm 5.
Stricker 99.
Thibaut d'Aspreinont 64, 71. 83, 108-109, 118, 119 (36, 37).
Thierry-Gaydon: Geoffiroi d'Anjou 98 (7).
Tournay, Chr. 66, 67.
Traume 24, 42, 167. vgl. auch 147 Anm.
Turpin, Chr.: Gaydon 67-69, 85. — 97 (5), 120, 167.
Väter: Söhne 79, 105 (20).
Vergiftungsversuche 70.
Vilains 79, 127-129, 154.
Voyage de Charlemagne, Gh. 115, 167.
Ysafe le Triste, R. 101 (14).
Zweikämpfe 71—72. — Z. Nahestehender 105 (19).
■•rbnrf. l'«ivtr»itiU Bochdr«ekrr«i. (R. Friedrich).
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Verbesserungen und Nachträge.
S. 3. Z. 21. I 'gegenübersteht' st 'gegenüber zurücksteht 1 . - S. 5
m 0 11 letzte Zeile füge hinter 383 noch 407 ein und vgl. wegen <pin'
und 'olive': Graevel Charakteristik etc. 3. 21; ferner Renaut de Mont.
8. 388, 26 (aber auch 98, 19)1 Reise Karl's 780 ff. {aber auch 1); Floov.
366 und 2418; Auberi ed. Tobler 195, 31 und 250, 23; Fierabr. pr. 1756,
fr. 1683; rw <en an yergier suz Tumbre'; Maller, in Zeitschr. III 445;
Reise KarPs 795; Aiol 5267. 6348: Rom. de Rone. Ha. P Z. 1438 (= V 1
26a F1674); Paris la Duchesse 142 (vgl Anm. Martonne's S. 16 und
Gautier Epop. fr. III 1 13 h); Brun de Montaigne 1236; Tristan B. Chr.
fr. 106, "6; Venns la Deesse Str. 5: 'En un bei prej entra desous un pint
flori Dessous (en) l'ombre est assis'; Guillem Anelier, Guerre de Navarre
4462: *Az us shrrent qu'estaya dejus ro[l]m en l'onbrer'; Alba in B. Chr.
pr. 4 101,6; Pam. Ooc. 8. 45; Pierabraccia 11,27, 2 * B. Chr. pr. 4 Gloss.
unter 'ombra', 'pis'; Petrarca: Gloriosa Colonna (Carducci Saggio 8. 6.
Anm.). - z. Z. 24. 25 O vgl Vorfrort 8. IX. - z. Z. 128 l in Z. 6 : 3808 st
3908 — 280 l Ähnlich st «sowie auch' — 288 1. 'les doujons' «f. 'Ii
donjon'. — 8. 9 Z. 2 1. 241 st 251 — 278 1 in Z. 3 laissies st laisses -349 ff.
vgl Pierabr. fr. 5451 ff. pr. 4503 ff. — 495 vgl Vorwort S. XII. - 8. 16 Z. 13
l Jurfaleus st Jurfalens — 511 vgl zu entrois F v V entreiz Höh. Lied 20. —
S. 22 Arm. UtzU Z. I : 'OF 4 F' st 'OFV — 866 vgl Reimann's Anm. 10
auf 8. 99 — 834 1 l 884* — 1024 l Concordans st Rection und in Z. 5
v. u. 'F'FPZ' st F 4 VPL, in Z. 4 'ad il' st *il a* - 1372 l trenche'
st 'trenchet' — 8. 35 Z. 5 o. ist hinter sein: sinnstörend ausgefallen:
'Dist Oliviers' und nach 1752 der Text etwa fortfahren — 1894 l escun«
disun st escundi8cun — 2282 a vgl noch 1843 und Pierabr. fr. 5677
S. 74 Z. 5 v. u. I 317 st 371. — S. 76 Z. 5 v. o. fuge hinzu:
'Huon de Bordeaux 1 pg. 40. — S. 76 Z. 13 v. o. I nachmals st
nochmals. — ib. Z. 13 v. u. tilge: allein. — 8. 77 Z. 5 v. u.
füge nach 'ist 4 ein 'also*. — S. 79 Z. 7 bis 14 v. o. vgl auch:
'Darmesteter, De Floovante* pg. 86. — S. 84 Z. 16 v. o. füge hinzu:
'Guy de Warwyke' (Hist litt. 22, 842). - S. 85 Z. 9 v. o. I 587 st
785. - S. 88 Z. 16 v. o. I 31 st 80. — S. 90 Z. 7 v. u. I tanti st
tati. — 8. 92 Z. 13 v. o. I fabuleux st fabuleuse. — 8. 98 Z. 14 v. u.
füge hinzu: Jahrg. 1877, Art. 175. — S. 98 Z. 12 v. n. setze einen Punkt
nach v. 7343. — S. 101 Z. 14 v. o. füge hinzu: 'Doon de Mayence', pag.
81—84. Bestrafung eines groben Fährmanns. — S. 102 Z. 7 v. o. I pg.
287 unter Art. Blanchart. — 8. 104 Z. 13 v. u. schalU ein nach 'getreten':
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(Gantier, Ep. franc. II 1 , 152). — S. 105 Z. 24 und 25 o. sind die Worte
▼erstellt Aendere: 'Baudouin, in l'Entree en Espagne' fingnes de Flori-
ville und Anaeis mit Roland (Gant.. Ep. franc,. III - , 447). — & 110,
Z. 16 o. füge Hwmu: 'Aye d'Avignon' pg. 23. — & 111 Z. 13 ▼. o.
füge hinzu za Foulqoe de Gsmdie; Tarbe, 2e und 5e chans. — 8. III
Z. 18 ▼. u. schalte ein nach 'erlangen 1 : 'Vgl. auch noch besonders Haoul
de Cambrai', pg. 241-7 ff.' — 8. 113 Z. 17 o« l Landstrich st laad-
strich. — ib. Z. 24 o. I Braium et. Braibum. — & 117 Z. 5 y. n.
I 248 st 343.
8. 127, Anm. 1 n. I. bietet: <- 8. 126, Ans«. 9 ▼> e. I. sert penres
b. — 11 v. o.I. prent [fht] — 9 n. füge hinter 'liest' ein : in Z. 2 -
6 ▼. n. I anoec — 4v. u. 1 für die 3 Zeilen: 'Le ▼eneor e son frerc Herni'
et dafür und tTierri st Tieri. — 8. 129 Anm. & 2 o. I Pns .... prist
sostenir — 4 ▼. o. BEM: — 5 ▼. o. dem ros p. beneir — 11 ©. L BCEMO
st ebenso C; BEMO — 8» 181 Anm. vgl. 8. 1S9 Anm. einen weiteren
Fall dafür, dass N auch ans der Torlage von geschöpft hat. —
N 50b Z. 14 l Quen st Qne. - 8. 135 17 88b 14 t f nt — 29 «seiner
— o 14 1. detreuent st deceurent — 22 J. bin — 26 und d 22 com —
d 12 Hs. I nach Oopie: sasisetent — 26 sotia - 27 Die Bs. «est: St qni
macrist dex la p. s. — 8. 188: N hat nach Z. 2 folgende Phtsneüe:
'Ma loi gnerpie si sui crestianne**. — 8. 144 & 4 ▼* e. t Begnes st Bogues.
— 8. 168 Z. 1 t. U. I ich st ch. — 8. 169 Z. 9 I Widersprüche —
Z. 11 o. t armselig - Z. 15 v. c l 1497 st 1499. - 8. 170 & 2
h. t debarrasser st debarasser.
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Inhalt.
Btftt
Vorwort von E. Stengel
H. Perschmann, Die Stellung von O in der Ueberlieferung
de« altfr. Rolandsliedee 1-48
W. Reimann, Die Chanson de Garden, ihre Quellen und die
angevinische Thierry-Gaydon-Sage 49—120
A. Rhode, Die Beaiehungen zwischen den Chansons de geste
Hervia de Met und Garin le Loherain .... 121—170
Index 171—174
Nachtrage und Verbesserungen 175-176
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